Das Kontor- nach der Eröffnung der Akademie

[Jelena]

Jelena ließ sich die Treppen rauf und in ihr Bett helfen, bevor sie die drei freundlich aber bestimmt aus dem Zimmer scheuchte.
"Anica wird mir helfen mich umzuziehen..."
Das Atmen war deutlich leichter und auch das Sprechen bei weitem nicht so abgehackt.
Sie fixierte Wydh und Alvias mit einem harten Blick:
"Ich meinte, was ich sagte! Bleibt... voneinander weg! Wir sprechen... morgen!"

Nachdem die Lehrlinge die Tür hinter sich geschlossen hatten, ließ Jelena sich von Anica auskleiden und beim waschen helfen. Das Gesicht ihrer treuen Magd zeigte Sorgenfalten und die drei auf dem Flur konnten medvjedstanisches Stimmengemurmel hören, dass jedoch bald darauf verstummte.
Die Tür öffnete sich und Anica erschien mit der Waschschüssel. Sie sah die drei strafend an.
"Abendessen ist in einer Stunde fertig."
Aus ihrer Stimme war klar zu hören, dass sie nicht der Meinung war, dass die drei so etwas verdient hätten.

[Wydh]

Als die Magd gegangen war, entwickelte sich eine unangenehmes Schweigen auf dem Flur.
Die Drei standen einfach nur da und schauten zu Boden.
Nach einer kurzen Zeit entschloss sich Wydh neben die Tür auf den Boden zu setzen, um in der Nähe zu sein, falls noch irgendwas passieren sollte.

[Luthor Kaaen]

Luthor begegnete Anicas Blick, schwieg und wartete bis sie verschwunden war. Dann verhakte er die Daumen an dem Gürtel, starrte auf die geschlossene Tür und stieß die Luft zwischen den Zähnen hindurch. Ohne den Blick von dem massiven Holz der Tür zu nehmen, begann er zu sprechen:

"Was ist passiert?"

[Wydh]

Wydh schloß die Augen und holte Luft. Sie wartete vergebens darauf das Alvias antworten würden. Nach einer kurzen Stille begann sie dann zu reden:"
Ich bin heute zu Jelena gegangen um ihre Schülerin zu werden. Wir redeten ein wenig und kamen dann auf meine Vergangenheit zu sprechen.
Ich wollte erlich zu ihr sein und habe ihr deshalb alles erzählt. Einen großteil der Geschichte kennst du ja selbst, Luthor.
Naja dann wurde sie würtend und hat Alvias zu sich gerufen, der seine Seite dieser Ereignisse schildern sollte.
Als er dann darüber redete fing sie an, so kurz zu Atmen und hielt sich die Hand an die Brust.
Dann meinte sie nur wir sollen und aus dem Weg gehen, bis wir mit ihr nocheinmal darüber reden werden und dann hat sie auch schon das Bewusstsein verloren."
Sie schaute kurz zu Alvias herüber, um zu schauen ob er etwas zu ergänzen hatte aber er nickte nur kurz.

[Luthor Kaaen]

Luthor atmete durch.
"Temris hat mir damals an einem Abend erzählt, dass Ihr entführt worden seid und dass der Verbrecher unter seinem Schwert der gerechten Strafe zugeführt worden sei" erinnerte er sich dunkel. Was Alvias nun damit zu tun haben könnte, konnte er sich im Moment nicht vorstellen, aber er machte sich im Moment auch mehr sorgen um Jelena als sich darauf zu konzentrieren. Er beschloss, seine Rolle in dieser Geschichte später zu erfragen.
"Ihr habt ihr also etwas erzählt, was sie aufgeregt hat. Dass das einen Herzanfall herbeiführt, ist wohl mehr als besorgnisserregend, auch wenn in letzter Zeit viel schief gelaufen ist..."

Im Grunde war er sauer auf sich selbst. Dieser Vorfall zeigte einmal mehr, wie unerfahren er im Grunde noch war. Schnelles Handeln war eine Sache, umfangreiches Wissen eine ganz andere. Vorallem, was die Alchemie betraf...

[Wydh]

"Mhm.." Sie zog ihre Beine an und legte ihren Kopf auf die Knie.
Am besten hole ich nach dem Essen sofort meine Sachen. Wenn ich Glück habe ist es dann noch nicht alzu Finster. Alleine sollte ich im Finsteren nicht alleine durch diese Stadt laufen... und Alvias wird mich sicher nicht mehr begleiten. Einen kurzen Augenblick wollte sie Luthor fragen, ob er ihr helfe, doch dann kam sich sich furchtbar Egoistisch vor.
Nein,nein. Es ist viel besser wenn er hier im Kontor bleibt und auf Jelena aufpasst... Das ist auch viel Wichtiger.

[Alvias]

Alvias steht im Flur an die Wand gelehnt. Er wirkt nachdenklich und mit der Situation nicht zufrieden.

"Luthor ich zieh mich in unser Zimmer zurück, ruft mich sofern es etwas gibt, ich muss etwas nachdenken."

Tief in Gedanken versunken verschwindet er.

[Jelena]

Der abendliche Ruf für das gemeinsame Essen scholl durch das Haus und das gesamte Kontor versammelte sich wie jeden Abend am großen Tisch in der Küche. Nur eines war nicht wie jeden Abend: Jelenas Stuhl am Kopfende des Tisches blieb leer.
Es herrschte eine merkwürdige Stimmung, als ob jeden Augenblick der Blitz einschlagen würde, während jeder leise vor sich hinaß und den Tisch schnell mit einer halbherzig gemurmelten Erklärung wieder verließ.
War es den Lehrlingen bis jetzt nicht bewusst gewesen, so lernten sie jetzt sehr schnell wie sehr all diese Menschen aich auf Jelena als Dienstherrin und Arbeitgeberin verließen. Sie bedeutete Sicherheit und Essen, nicht nur für die Knechte, Mägde und Angestellten, sondern auch für ihre Familien. Wenn ihr etwas geschah, dann hätte dies unmittelbare Auswirkungen auf sie.
Anica räumte das Geschirr schweigend ab und rief dann einen der Stallburschen zu sich.
"Joschko, das ist die Schülerin Wydh. Nimm eines der Packpferde und geh mit ihr zur Akademie. Hilf ihr dabei ihre Sachen zu verladen. Beeile dich, damit ihr es vor dem Tore schließen schafft!"
Der Junge nickte kurz, deutete vor Wydh eine Verbeugung an und verließ die Küche Richtung Stall. Nur wenige Augenblicke später stand er mit einem stämmigen, eisgrauen Lastpferd am Tor bereit. Das Tier hatte auf beiden Seiten große, geflochtene Körbe anstelle eines Sattels aufgeschnallt und wurde vom Jungen am kurzen Halfter geführt.

[Wydh]

Wydh zog ihren Umhang an und ging dann zu Joschko, der draußen schon auf sie wartete.
Sie gingen zusammen in Richtung Akademie und da Wydh die Stille nicht mehr ertragen konnte, fing sie ein Gespräch mit Joschko an.
" Das ist wirklich ein sehr schönes Pferd. Ich hatte früher auch ein eigenes, aber das ist mittlerweile ziemlich alt. Kannst du reiten?"
So redeten sie bis sie bei der Akademie ankamen und Wydh zügig ihre Sachen packte und sich von Temris verabschiedete, der gerade an einem Tisch saß und irgendwas in sein Buch kritzelte.
Voller Eile packten sie dann ihre Habseligkeiten auf das Pferd und machten sich dann schnell wieder auf den Weg zum Kontor, da Joschko befürchtete, dass sie nicht mehr rechtzeitig durch die Tore kamen, wenn sie weiter so trödelten.

[Luthor Kaaen]

Luthor saß noch einige Zeit am Tisch, verabschiedete sich von Wydh und sah Anica bei der Küchenarbeit zu, dann glitt sein Blick langsam ab und verlor sich in der Maserung der Tischplatte und so hing er seinen eigenen, düsteren Gedanken nach, bis er es nicht mehr mit seinem Gewissen vereinbaren konnte, Jelena alleine zu lassen. Mit einem Seufzen erhob er sich, nahm sich noch etwas Brot und einen Krug Wasser für die Nacht und ging dann wieder in Jelenas Zimmer. Vor der Tür blieb er noch einmal kurz stehen, dann klopfte er so leise, dass sie es nur hören würde wenn sie wach ist, und trat ein.

[Jelena]

Leises Atmen empfing ihn und im Schein des Kaminfeuers sah Luthor wie Jelena ruhig im Bett lag. Als er auf dem Fell Platz nahm, öffnete sie langsam die Augen und sah ihn müde lächelnd an:
"Da bist du ja..."
Sie klang müde und merkwürdig entspannt. Luthor versuchte sich daran zu erinnern wann er sie das letzte Mal so gesehen hatte und bemerkte bestürzt, dass es lange vor dem Fall Caer Conways gewesen sein musste.

[Luthor Kaaen]

Er erwiederte das Lächeln kurz, eher flüchtig, aber ehrlich gemeint. Irgendwie war er erleichtert, dass sie noch wach wahr. Um ehrlich zu sein, hätte er in allen anderen Fällen als erstes ihre Atmung überprüft.
So nahm er neben ihrem Bett auf dem Fell platz, lehnte sich an die Wand und platzierte das Essen und trinken zwischen ihr und sich. Seine Augen überflogen kurz alles was er brauchen würde und hakte es innerlich der Reihe nach ab.

"Solltet Ihr nicht schlafen?" meint er ruhig.

[Jelena]

"Ich sollte so viele Dinge..." lautete ihre Antwort, während ein seltsames Lächeln um ihren Mund spielte.
"Hast du vor hier die Nacht zu verbringen?"

[Luthor Kaaen]

Luthor hob die Augenbrauen, das 'Was meinst du denn?' konnte man aus seinem Gesicht förmlich ablesen.
"Ihr solltet erstmal gar nichts" ging er stattdessen auf ihren ersten Satz ein. "und euch erstmal ausruhen. Seit den Lazaretten wirkt Ihr kraftlos und durchgehend erschöpft, Meisterin. Daran hat sich seitdem nichts mehr geändert."

[Jelena]

"Und trotzdem denkst du nicht nach, bevor du handelst und schaffst damit zusätzliche Sorge."
Es klang nicht anklagend oder gar wütend. Jelenas stellt einfach nur fest.
"Bin ich zu streng? Erwarte ich zuviel von dir?"