Ma chere madame,
endlich habe ich die zeit, euch zu schreiben und von der schlacht um brega zu berichten.
Wir sind alle wohlauf, obwohl wir viele freunde und wegbegleiter verloren haben.
Simon und ich wurden wie viele andere schwer verletzt, doch erholen wir und langsam wieder um an einem neuen unternehmen teilhaben zu können.
Aber ich berichte euch der Reihe nach:
Wie ihr wisst, reisten wir in geheimer mission gen brega, um die stadt von den feindlichen schergen des hundekaisers zu befreien, doch stand dies unter einem schlechten stern.
So bekriegten sich andarraner und valkensteiner gegenseitig, die anhänger des neuen weges tiors widersetzten sich befehlen und handelten eigenständig, alles in allem ein heiloses durcheinander.
Dennoch konnten wir teile bregas einnehmen, wenn auch unter schweren verlusten, die wir dem bregafeuer zu verdanken haben. Es war fast wie regen, nur dass dieser regen nicht aus wasser bestand, sondern aus feuer und sich seinen flammenden weg auf die erde bahnte.
Der alamartempel, in welchem das lazarett eingerichtet war, wurde schwer getroffen und viele verletze dort erlagen nicht ihrer eigenen verwundung, sondern starben durch rauch und feuer.
Ich hörte den göttern sei dank nur von diesem unglück, finde ich doch so schon kaum schlaf, weil ich die erlebten schrecken nur schwer vergessen kann.
Manchmal wünsche ich mir in diesen tagen bei euch zu sein, wo es in Goldbach doch so wunderbar friedlich ist und die ahron bäume beginnen zu grünen. Heir ist alles nur Grau und schwarz von rauch, noch immer gibt es kleinere brandherde, besonders im alchimistenviertel.
Der Rauch und der gestank nach verwesung verpestet die ganze luft und man hat das gefühl, asche einzuatmen, ist man doch mittlerweile dazu übergegangen, auch die toten zu verbrennen, damit keine krankheiten ausbrechen und die stadt noch mehr verseuchen.
Tod und Schande über Barad Konar und seinen Anhängern!
Zeil der ganzen Kämpfe in Brega war es, das Westtor für die Ahrnburger zu öffnen, kam Monsier Hegenbrecht mit der Nachricht, dass Verstärkung nachkommen würde, sobald die ahrnburgische Kriegsschau beendet sei.
Doch schien es unmöglich, das Westtor zu nehmen, schafften wir es kaum, in die Nähe zu gelangen und wurden immer wieder ein Stück zurückgeschlagen. Und immer wieder regnete Bregafeuer auf die Truppen hernieder.
Die Askarier verloren fast jeden Mann, selbst der Paladin, Sasha Timberlore Schattenwolf, wurde schwer verletzt, als sie das Südwesttor durchbrachen. Dort wurde vermutlich am härtesten gekämpft und gemetzelt.
Allein die Berichte über jene Kämpfe jagten mir kalte Schauer des Grauens über den Rücken, doch dann beschloss Simon, selbst in die Stadt zu reiten und zum ersten Mal fragte ich mich, ob Euer Cousin noch seinen verstand beisammen hat, solche Angst hatte ich.
Es war nicht mehr nur ein Schauer, es war die Angst, die sich in der Brust festsetzt und einen am atmen hindert.
Simon hingegen war voller Zuversicht, ich weiss bis heute nicht warum. War es die Sicherheit, im Falle des Todes wohlwollend von den Göttern ins Totenreich begleitet zu werden, oder die Gewissheit, dass wir überleben würden. Gleichgültig was es war, ich teilte seine gute Laune nicht und versuchte so gut es ging, die Angst zu bezwingen.
Dann Ritten wir unter Pierres Kommando in die Stadt und galoppierten geradewegs auf die Barroikade zu, die uns den Zugang zum Westtor versperrte.
Natürlich wussten wir, dass Schnelligkeit entscheidend war, also spornten wir unsere Pferde zu mehr Tempo an.
Vielleicht war es Glück, dass ich direkt hinter Simon ritt, der hinter Pierre war, vielleicht auch nur eine Laune der Götter, doch weil wir so weit vorne waren, trafen uns die brennenden Krüge und Fässer nicht.
Doch diejenigen, die weiter hinten waren, starben alle in den Flammen. Schreie, Husten, noch mehr Schreie.
Wie oft hat Simon mir gesagt, ich solle mich niemals umdrehen, doch als ich die Schreie hörte, konnte ich nicht anders. Szivar, dieser Verführer flüsterte immer wieder in mein Ohr, dass ich doch wissen müsse, was in meinem Rücken geschehe.
Und dann sah ich sie: brennende Pferde und Menschen, die Haut schwarz verkohlt, die leeren Augen aus den Hölen treten. Ich roch Schwefel, verbranntes Fleisch und Blut.
Die streckten die Arme zu uns aus, doch wir ritten einfach weiter und überließen sie ihren Qualen.
Dann gab es einen lauten Knall, und das Badehaus brannte plötzlich ebenfalls und Steintrümmer flogen umher und trafen Reiter, Pferde und die Häuser, die die Strasse säumten.
Mit kaum mehr als zwei Händen voll kamen wir am Torhaus an, ritten die Barrikade nieder, die ebenfalls brannte und kämpften uns den Weg frei.
Unter sehr hohen Verlusten.
Entweder waren sie in den Flammen gestorben oder Trümmer hatten sie vom Pferd gefegt. Und die, die noch übrig waren, mussten sich nun der Militz und einzelnen Lupus Umbra stellen.
Der Rauch zog durch das Torhaus und noch heute rieche ich ihn. So sehr ich auch meine Sachen wasche, mit Seife einschäume, dieser Geruch bleibt hartnäckig dort, tief in den Fasern.
Wir schlossen die Tür und stapelten alles, was wir finden konnten, Stühle, ein Tisch allerlei Kleinkram, vor sie, damit der Feind nicht zu schnell zu uns vordringen konnte. Pierre stieg unterdessen auf die Zinnen um das Banner seines Vaters zu hissen, unser Verabredetes Zeichen, dass wir nun auf die Verstärkung warten würden, um sie in die Stadt zu lassen.
Fast war uns nach Jubel, wir hatten es tatsächlich geschafft und waren im Torhaus. Nie hätte ich geglaubt, das dieser waghalsige Plan eures Cousins und Pierres aufgehen würde, aber das tat er.
Fast schon euphorisch liefen wir die Treppen hinauf, nur um einen neue schrecklich Szene mitanzusehen!
Pierre war getroffen worden. Ein grosser Bolzen steckte in seinem Bauch, er hsutete und spuckte Blut. Simon eilte zu ihm. Schreien, weinen, die Götter verfluchend. Mögen sie ihm dies verzeihen, doch zu gross war sein Schmerz.
Beruhigend flüsterte er auf den Sterbenden ein, der ihm Blut ins Gesicht hustete, unfähig, auch nur ein Wort zu sprechen. Simon wiegte ihn in seinen Armen, wie ein Kind und flüsterte beruhigende Worte. Pierre starrte ihn mit grossen leeren Augen an und auf einmal schloss er sie, sein Kopf fiel zu Seite und sein Körper wurde schlaff.
Ich trat hinter Simon, um ihn von Pierre los zu reißen, doch er stiess mich weg und schrie mich an.
Non, eigentlich schrie er mich gar nicht an, er schrie alle an, den Widerstand, den Fein, die Götter. Ich war bur zu diesem Zeitpunkt da, so dass er mich anschreien konnte.
Schliesslich fasste er sich wieder und sein Toben ging in leises Weinen über. Er nestelte Pierres Münze aus seinem Wams, legt sie ihm auf die Stirn und sprach ein kurzes Gebet an Tior, denn immerhin war er im Kampf gestorben.
Wir sassen dort oben,an die Mauer gelehnt zu erschöpft, uns zu bewegen, zu verzweifelt, einfach nur zu Warten. Doch uns blieb nichts anderes übrig. Wir hörten Kampfeslärm von unten, doch waren wir nicht einmal in der Lage, dorthin zu blicken um zu sehen, was sich tat.
Und immer wieder dieses Pochen, wie ein Herzschlag, nur viel lauter. Der Feind versuchte ins Torhaus zu gelangen und stiess mit einem wohl improvisierten Rammbock immer wieder gegen die Tür.
Bald würden sie es schaffen und uns überrennen, waren wir doch nur noch 5 und hätten nicht im Kampf bestehen können. Also kritzelte ich eine Nachricht auf irgendein Stückchen Papier und schoss es an einem Pfeil befestigt in die Richtung, wo ich das Kommandolager vermutete. Dann begann ich zu den Göttern zu beten, dass diese Nachricht schnell gefunden wurde. Sehr bald schon stimmten die anderen mit ein und so beteten wir dort oben, während unter weiter Kämpfe tobten und all diese Geräusche wurden von dem dumpfen Schlagen auf das Holz untermahlt. Ich glaubte schon vor Angst und Hoffnungslosigkeit zu sterben, als unsere Gebete erhört wurden.
Gorix Feuerklinge schritt voran und führte ein Schar Krieger mit sich, die sich einen Weg zu uns bahnen wollten. Gleichzeitig hörten wir Hufgetrappel aus der Ferne und als ich nach Westen blickte, sah ich eine grosse Staubwolke auf uns zukommen. Simon war überzeugt, dass dies die Ahrnburger waren, zumindest der teil, der zu uns vordringen konnte, also gab er Befehl, das Tor zu öffnen.
Unterdessen schaute ich noch einmal in die brennende Stadt uns sah, wie der grosse Magier getroffen wurde.
Den Schrei konnte ich nicht unterdrücken und plötzlich empfand ich denselben Schmerz, den Simon nur Momente zuvor bei Pierres Sterben empfunden haben muss. Gorix war auf mein Bitten hin gekommen, um uns zu retten und nun sollte er darum sterben.
Er bäumte sich unter Schmerzen auf, dann fiel er in sich zusammen und lag leblos am Boden, während Pferde über ihn hinwegtrampelten.
Was dan noch geschehen ist, weiss ich nicht mehr, vermutlich habe ich mich feige aus der Wirklichkeit zurückgezogen und bin in Ohnmacht gefallen.
Ich kann mich nur schemanhaft erinnern, wie ich durch die brennenden Stadt geschleift oder getragen wurde, zurück zum Kommandolager.
Als sich die Lage beruhigt hatte und wir die ersten Berichte erhielten, wurde mir das Ausmaß dieser Schlacht bewusst. Wir haben zuviele Männer verloren, um eine Stadt zu befreien, der Bewohner und als Feinde und Besatzer hassen.
Doch dies dient einer viel grösseren Sache, der endgültigen Befreiung Ahrnburgs.
Schon morgen werden wir erneut in die Schlacht ziehen, im Rahmen der von den Priestern ausgerufenen Pilgerfahrt, ich bin sicher, Ihr habt davon schon Kunde erhalten.
Nun hoffe ich, dass Euch meine Botschaft erreicht, damit Ihr wisst, dass wir wohlauf sind.
Da wir sogar aus York Verstärkung bekommen haben, bin ich frohen Mutes, obwohl ich nachts immer noch kaum Schlaf finde, da mich die Schreie der Verbrennenden, Gorix dahinsiechen und der Geruch nach Rauch wachhalten.
Dank Jelena ist Gorix soweit genesen, dass er uns auch morgen begleiten wird.
Ich hoffe, dass ich Euch bald wiedersehen werde, um Euch den Rest zu berichten, denn jetzt habe ich keine Zeit mehr, da Simon mich drängt, endlich die Kerze zu löschen. Ausserdem muss ich noch eine weitere Nachricht verfassen und hoffentlich doch noch genug schlafen, um morgen....
Nein, ich möchte den Brief nicht beenden, indem ich Euch davon erzähle, was uns morgen bevorstehen könnte.
Vielmehr will ich, dass Ihr wisst, dass ich jetzt viel lieber in Goldbach eine Tanzstunde nehmen oder mich mit Handarbeiten beschäftigen würde.
Vermutlich lässt Euch das aber meine ganze Angst erkennen, darum klammere ich mich einfach an die Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen, sofern ich nach dem Krieg und all dem, was über meinen Vater bekannt ist in Goldbach noch ein Zuhause finde.
Doch in dieser Beziehung vertraue ich ganz auf Euch, ma mère de remplacement aimée.
Dans une affection profonde
Lorainne