Autor Thema: Tiors Tempel  (Gelesen 45528 mal)

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Offline Dominic

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Re: Tiors Tempel
« Antwort #225 am: 20. Aug 12, 00:06 »
Nebel lag über dem Kampfplatz des Tempels, als Kassos das Rund betrat und in der Mitte auf beide Knie nieder ging. Die Nacht hatte er damit verbracht zu beten und seine innere Kraft zu suchen. Jetzt kniete er, mit geschlossenen Augen da und konzentrierte sich auf die Stille. Die Visionen der letzten Nächte verfolgten ihn noch immer. Immer wieder sah er dieses Gesicht vor sich, vom Wetter gegerbt und hart von Hass. Doch er musste es als das akzeptieren was es war: Eine Prüfung. Er würde ihn finden und fordern müssen, nur so konnte er Tiors Willen folgen. Er blickte hinauf zum sich erhellenden Himmel, dachte an den einzigen Mann, der ihm Respekt einflößte und den er immer töten und retten wollte. Kassos würde sich ihm stellen und diesen letzten Markel von sich waschen! Damit würde seine Prüfung beginnen und der Schatten der über ihm lag, würde endlich vergehen.

"Wir werden uns zur rechten Zeit begegnen, wenn Tior die Zeit für gekommen hält, Grender!", murmelte der Priester vor sich hin.

Hinter ihm erklangen Schritte im Gang der zum Kampfplatz führte. Er erhob sich und sah Egeas, den Tempelvorsteher, auf sich zu kommen. Der Priester blieb einige Schritte vor Kassos stehen und verneigte sich leicht.

"Ich grüße dich, Kassos", sagte Egeas und reichte seinem Freund und Waffenbruder die Hand zum Kriegergruß.

Kassos erwiederte den Gruß. "Ich sehe, du hast in meiner Abwesenheit ganze Arbeit geleistet Egeas. Der Tempel sieht prachtvoll aus." Er drehte sich wieder herum und sank zurück auf die Knie. "Lass die Novizen antreten, die neuen in den Kreis. Es wird Zeit, dass ich mir ansehe was der Nachwuchs so drauf hat." 
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Offline Jeremias

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Re: Tiors Tempel
« Antwort #226 am: 21. Aug 12, 10:58 »
Zähneknirschend erhob sich Arius von seiner unbequemen Haltung vor dem Altar. Sein ganzer Körper tat noch weh von dem Zusammenstoß mit Kassos. Wer konnte auch wissen, dass dieser so stark war? Arius erinnerte sich wieder, wie Kassos ihn einfach hochgehoben und umhergeworfen hatte. Ein kurzer Griff an seine Seite und ein sanfter Druck, der von einem ungesunden Knirschen beantwortet wurde, bestätigte ihm wieder: Mit blossen Händen hatte dieser Tiorspriester ihm zwei Rippen gebrochen. Traurig schaute er kurz auf die Panzerhandschuhe, die ebenfalls beschädigt waren, nur von den Schlägen auf Kassos' Körper. "Bei Tior, das ist jemand, den ich masslos unterschätzt habe..." murmelte er halblaut vor sich hin.

Langsam und bedächtig folgte er den Novizen. Er war schon schlimmer verprügelt worden und hatte trotzdem am nächsten Tag wieder gekämpft. Das würde er wieder schaffen. Kurz schnaubte er. Das letzte Mal war allerdings auch schon ein paar Jahre hergewesen, er war nicht jünger geworden. Egal, die paar Novizen würde er noch schaffen. Vor allem, wenn sie so kämpften wie Kassos, alleine, ohne Rudel. Man kämpft nicht anderthalb Jahrzehnte, ohne ein paar gemeine Tricks zu lernen.

Fast fühlte er sich nackt ohne Helm, Handschuhe und Mordaxt. Ein freudloses Lächeln tanzte über sein Gesicht. 'Fast wie als Grünschnabel, nur mit Kettenhemd und Schwert.' dachte er bei sich. Er ließ die Fingerknöchel und das Genick knacken und sein Blick huschte über die, die im Kreis um sich herumstanden. 'Erst einmal abwarten, ob ich töten darf oder ihnen nur etwas brechen muss. Ah, der Grosse da. Der muss schnell weg sein.' Sein Stiefel strich über den sandigen Boden...

Offline Dominic

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Re: Tiors Tempel
« Antwort #227 am: 21. Aug 12, 15:11 »
"Recht beachtlich, mein Freund", sagte Kassos zu seinem Tempelvorsteher. Egeas sah sich um und lächelte zufrieden, bevor er in die Mitte des Platzes trat und Befehle bellte. "Jeder Novize und jeder Krieger der weniger als zwei Monde hier ist in die Mitte, immer zwei zusammen und nehmt euch Waffen von den Ständern! Übungskämpfe bis zum dritten Blut. Der Rest Aufstellung um den Platz! Ihr beginnt, wenn das Gebet beendet ist und Kassos den Befehl erteilt!

Nachdem die Novizen und Krieger des Tempels ihre Positionen eingenommen hatten, trat Kassos in die Mitte und hob seinen Speer. Ruhe kehrte ein und ein jeder sank auf ein Knie. Ruhig, fast leise begann er zu sprechen.

"Heute wird es ein Fest geben, zu Ehren unserer gefallen Brüder und Schwestern. Wir werden Trinken und Geschichten erzählen, von den Helden und den Feinden die es wert waren.", langsam hob er die Stimme. "Doch zuerst werden wir Kämpfen und bluten, zu Ehren Tiors. Zuerst die Welpen, dann die Älteren und dann werde ich gegen den Kämpfen, der sich am Ende hervor hebt!"

Langsam drehte er sich und betrachtete die Krieger, Novizen und Priester. Als er weiter sprach hallte seine Stimme laut und klar über den Platz, voller Eifer und Ehrfurcht.

"Tior, Gott des Feuers, des Krieges und der Ehre! Richte dein Flammendes Schwert auf deine Feinde und bestimme die Richtung unseres Sturms! Dein Zorn soll unsere Kraft sein, unser Glaube an dich der Schild, mit dem wir das Rudel schützen! Zeigt keine Furcht meine Brüder und Schwestern, seit stark und tapfer! Ehrt Tior, mit einem ehrenvollen Kampf! Und nun beginnt!"

Die Novizen und Krieger im Kreis erhoben sich und verbeugten sich vor einander, dann begann der Klingentanz.
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Re: Tiors Tempel
« Antwort #228 am: 21. Aug 12, 15:52 »
'Waffen von den Ständern, das ist ja ungünstig', dachte Arius bei sich. Schicksalsergeben marschierte er zu den Ständern und griff nach einer Keule, nicht ganz unähnlich der Waffe, mit der sich den Söldnernamen Rippenbrecher verdient hatte. Dann marschierte er schnurstracks auf den grössten Novizen zu und brüllte: "Komm her, du Sohn eines Elfen und ich zeige dir, wie man für Tior blutet!"

Wutschnaubend stürzte der Mann auf Arius zu. Arius erwartete ihn und bot ihm seine Schulter dar, scheinbar im Versuch, ihn aufzuhalten. Doch kurz bevor der Novize ihn erreichte, sprang Arius zur Seite und ließ seinen Knüppel kreisen. Nur Glück und die Verletzungen Arius verhinderten, dass der Schlag hart genug war um das Bein seines Angreifers zu brechen, der Novize flog nur der Länge nach hin. Noch während er sich versuchte aufzurappeln, stürzte ein schweres Gewicht auf ihn und Arius umfasste mit der Keule den Hals seines Gegners. "Gib auf", zischte der Söldner und drückte ihm die Kehle langsam ein. Schwer keuchend klatschte der Novize auf den Boden und Arius richtete sich auf. 'Verflucht, das tat weh', dachte sich Arius, aber suchte sich bereits den nächsten Gegner.

Sein nächster Gegner war ohne Partner geblieben bisher und hatte sehr genau darauf geachtet, was er getan hatte. Mit Schwert und Buckler bewaffnet ging er vorsichtig auf Arius zu und umrundete den schwereren Kämpfer. Arius wusste, was kommen würde, zu oft hatte ihm sein schwerer Körperbau schon flinke, junge Gegner eingebracht, die ihn umrunden wollte. Mit beiden Händen packte er die Keule fester und wartete auf den unvermeidlichen Angriff. Und tatsächlich, mangels der Geduld und Ruhe, die älteren Kämpfern zu eigen ist, sprang der Novize ihn an, den Buckler in eine verteidigende Position gebracht. Arius scherte sich gar nicht um das Schwert, sondern schlug einfach mit all seinem Körpergewicht und seiner Kraft auf den Buckler ein. Das Schwert traf ihn schwer, aber dank Kettenhemd und Gambeson blieb es ein einfacher blauer Fleck, einer von vielen. Der Buckler, aus Metall gefertigt, bekam nur eine kleine Delle. Übler erging es der Hand dahinter. Arius Schlag wurde, kaum gedämpft durch den Schild, in die Knochen der Hand geleitet und diese knirschten übelkeitserregend, als sie zersplitterten. Keuchend ging der Novize in die Knie und Arius liess seine Keule einmal kreisen und auf den Schwertarm seines Gegners herniedersausen. Noch ein Knacken und sein Gegner ließ Buckler wie Schwert fallen und hob die waffenlosen Hände.

Schnaubend hob Arius den Buckler auf und richtete sich auf. Ein kurzer Blick verriet ihm, dass schon einige andere Kämpfer am Boden lagen oder sich am Rand versorgen ließen. Also wartete er geduldig, bis ein sehniger, älterer Krieger auf ihn zutrat. "Tiorssöldner, eh?" Sein Gegner zeigte auf das rotschwarze Band. "Tja, dann Söldner, zeige ich dir mal, was ich in Brega gelernt habe."
Vorsichtig umkreisten sich beide Kämpfer, auch Arius spürte, hier musste er vorsichtig sein. Sein Gegner ließ seinen Speer immer wieder von einer Hand in die andere wandern und schien äusserlich ganz ruhig. Einen Sekundenbruchteil bevor es passierte sah Arius die Bewegung, aber es war zu spät, der vorschießende Speer traf ihn in die bis dahin unverletzte Seite. Arius stolperte zurück und keuchte, der Speer hatte ihn durch das Kettenhemd hindurch verletzt und Blut war an der Spitze. Wieder ein schneller Stoß, wieder ein kleiner Schnitt, diesmal am Unterschenkel. Diesmal hatte Arius gesehen, dass sein Gegner sich unauffällig verlagerte vor einem Angriff und als dieser wieder zustieß, war er gerade weit genug weg, damit der Speer ihn verfehlt. Doch damit nicht genug, mit einer fließenden Bewegung klemmte Arius den Speer mit seinem linken Arm ein, schlug mit der Keule den Schaft entzwei und machte eine Drehung, die mit dem Buckler im Gesicht seines Gegners endete. Dieser stolperte zurück, schüttelte kurz benommen den Kopf und schlug sofort mit dem Speerrest zu. Arius fing den Hieb mit dem Buckler auf und stieß seine Keule seinem Gegner so in die Brust, daß dieser zurücktaumelte und sofort anfing, sich zu übergeben.

Keuchend schaute sich Arius wieder um. Es standen immer noch einige Novizen, nur noch die besten Kämpfer hatten bis jetzt überstanden. Arius fühlte, wie er langsam schwächer wurde, kein Schlaf, der Blutverlust und die Wunden von gestern abend machten ihm zu schaffen. 'So nicht... Ich werde kämpfend untergehen!' Noch während er schaute, waren wieder drei Kämpfe vorbei und nur noch drei Novizen standen dort. Alle drei muskulös, schnell und jung. Und keiner sah unerfahren oder dumm aus. Arius seufzte und nachdem einer der drei ihn mit einem Blick herausgefordert hatte, griff er sofort an. Keine Zeit gab es zu verlieren und mit einem gebrüllten "Tior!" drang er auf ihn ein. Sein Gegner wich aus oder parierte seine Schläge, aber es kostete auch ihn Kraft. Ein Tritt des Novizen, den Arius zu spät gesehen hatte, traf ihn am Bein, an die vom Speer verletzte Stelle und er knickte kurz weg. Leider war es lang genug, dass sein Gegner mit der linken Faust genau die Stelle traf, die er die ganze Zeit geschont hatte und Arius spürte die Welle von Schmerz, die ihn, ausgehend von seiner gebrochenen Rippe, durchzog. Kurz schien es dunkel zu werden, dann brüllte er auf und mit einem erneuten "Tior!" schlug er wild nach seinem Gegner. Dieser wich schnell zurück, konnte aber einen leichten Streifer nicht vermeiden. Seine Antwort war so klug wie grausam, erneut trat er nach Arius verletzter Rippe und als dieser sich drehte, um sich mit dem Buckler zu schützen, nutzte dieser die Öffnung und schlug ihm mit dem Schwert in der rechten Hand auf den angespannten Muskel des Unterschenkels. Das Blut spritzte aus der Wunde und Arius ging mit einem lauten Schmerzensschrei in die Knie. Die Keule fühlte sich plötzlich bleischwer in seiner Hand an und als sein Gegner ihm das Schwert an die Kehle setzte, musste er sich geschlagen geben. Keule und Buckler ließ er in den feuchten Sand des Rings fallen und sich selber hinterher.

Offline Dominic

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Re: Tiors Tempel
« Antwort #229 am: 21. Aug 12, 20:12 »
Kassos streifte zwischen den Kämpfern umher und beobachtete sie sehr genau. Es waren viele diesmal. Mit Glück entging er einem Hieb und schüttelte leicht den Kopf und damit seine Gedanken bei Seite. Es waren einige dabei, die er kannte. Soldaten des Lupus Umbra, die die so genannten Werwolfs Truppen verlassen und mit ihm nach Brega gekommen waren. Auch Arius viel ihm zwischen den Kriegern auf. Er hielt sich trotz seiner Verletzungen tapfer und unwillkürlich, fuhr seine Linke über die Finger seiner Rechten und dann über seinen Kiefer. Er war froh darüber, ihn nicht getötet zu haben. Er hätte, wenn Arius ihn gezwungen hätte, aber dieser hatte verstanden und sich dem Stärkeren gebeugt. Der Priester beobachtete wie einer nach dem Anderen zu Boden ging und als nur noch einer schwankend auf dem Platz stand, hieß er die Welpen den Platz zu verlassen.

"Ich bin stolz auf so viel Tapferkeit und Kraft.", begann Kassos zu sprechen, "Jeder von euch, wird in Tiors Hallen sitzen und den Geschichten aller Helden, aller Zeiten lauschen! Jetzt werden die Übrigen ihre Kämpfe bestreiten und der Sieger, durch Tiors Gnade geheilt und mit neuer Kraft erfüllt, wird gegen mich bestehen müssen."

Die Männer und Frauen stellten sich auf und das Hauen und Stechen begann. Bald war der Sand rot von Blut. Hier und dort klafften Wunden und brachen Knochen, doch das war nicht ungewöhnlich bei den Übungskämpfen im Tempel. Die Älteren und vor allem die Veteranen lieferten sich verbissene Kämpfe. Für Tior, für ihre Ehre und den Respekt. Es dauerte eine geraume Weile, bis nur noch einer Stand. Elias, einer der wenigen Überlebenden, aus der Schlacht um Brega. Er hatte Kassos oft gefordert, mit Worten und mit dem Schwert, nun war er einer seiner Vertrauten. Die Priester nickten einander zu und ein Grinsen flog über ihre Gesichter. Elias war ein Heißsporn und ebenso ein Berserker wie Kassos. Während Kassos sich auf den Kampf vorbereitete und seinen Speer kreisen ließ, wurde sein Gegner geheilt. Drei Priester standen um ihn herrum und beteten inbrünstig zu Tior, Er möge seine Wunden heilen und ihm Kraft geben, damit der Kampf ausgeglichen war.
Als die Männer, sich gegenüber stehend, auf dem Platz ihre Kampfhaltung einnahmen, schien die Luft zu knistern.

"Auf einen guten Kampf, zu Ehren Tiors!", sagte Kassos fast feierlich. "Zu Ehren Tiors!", erwiederte sein Freund und Gegner. Sie verbeugten sich vor einander und begannen sich mit Blicken zu fixieren. Elias führte einen Schild und ein kurzes Schwert. Kassos seinen langen, parierlosen Speer. Jeder versuchte den anderen zu durchschauen und eine Schwäche im Stand, oder der Deckung zu finden. Elias schien zuerst etwas auf zufallen, denn er schnellte vor und stach nach Kassos´ Arm. Als dieser zurück wich, setzte Elias unbarmherzig nach und stieß mit dem Schild zu. Er erwischte den Nordcaldrier am Kinn und brachte ihn dazu, noch einen Schritt nach hinten zu taumeln. Doch Kassos erholte sich schneller als sein Gegenüber erwartet hätte und machte aus dem Schritt zurück, eine Kreisbewegung. Er ließ den Speer herumwirbeln und dieser krachte auf Elias´ Schild, was ihn wieder etwas auf Abstand brachte. Kassos fand ein Lücke in der Deckung seines Gegners und Täuschte einen Schlag von Oben an. Sein Waffenbruder viel darauf herrein und hob den Schild, was ihm einen schmerzhaften Tritt in den Magen einbrachte. Elias torkelte zurück, atmete tief ein und fing sich schnell wieder. Zu schnell. Kaum versah Kassos sich, da stürmte sein Gegner wieder vor und wollte ihn mit dem Schild rammen. Als Elias schon fast heran war, fiel ihm etwas ein; Simon hatte es ihm beigebracht. Das Manöver war riskant, nahm seinem Gegner aber, im Falle des Erfolgs, seinen größten Vorteil. Statt auszuweichen, stürzte Kassos sich in den Hieb. Er hielt den Speer wagerecht vor sich und rammte ihn gegen den Schild. Das nahm dem Aufprall etwas an Wucht, gerade genug, um den Speer mit der Spitze hinter den Schild zu drehen und den wertvollen Schutz aus der Hand des Mannes zu hebeln. Dies kostete Elias nicht nur den Schild, sondern brachte ihm auch noch die erste Wunde ein. Einen Schnitt am Arm, kurz unter dem Gelenk.
Er nickte Kassos anerkennend zu, bevor er erneut vorstieß. Es war offensichtlich: Er wollte Kassos zeigen, dass ihn der Verlust seines Schildes nicht weniger tapfer Kämpfen ließ! Kassos führte einen Gegenschlag, indem er den Speer tief fasste und ihn weit schwang. Nun war es Elias, der in den Schlag hinein lief. Er legte die flache Seite seines Schwertes an sine Seite, schützte so seine Rippen und nahm den Schlag hin. Er umfasste den Schaft und wollte ihn Kassos entreißen. Ein kurzes Gerangel um die Waffen begann. Die beiden Männer mobilisierten mit einem lauten Schrei, all ihre körperlichen Kräfte und rissen mit Gewalt an der Waffe des Gegners. Beide Waffen flogen davon. Kassos, der nach dem Streit den schlechteren Stand hatte, fing einen herten Fausthieb mit seinem Gesicht ab und ging mit blutiger Nase einen Schritt zurück. Waffenlos und getroffen, spührte der Priester das bekannte Gefühl der Bestie in sich aufsteigen. Elias schien es nicht anders zu ergehen. In den Augen der beiden Männer funkelte es irre und sie begannen zu schreien und sich zu krümmen. Immer weiter stachelten sie sich selbst auf, bis zu einem Punkt, an dem die Energie ihres Zorns und das Feuer ihres Glaubens sich in ihren Fäusten ballte. Sowohl Elias´ , als auch Kassos´ Fäuste schienen zu brennen, als sie begannen auf sich ein zu schlagen. Nun ging alles ziemlich schnell. Sie gingen in atemberaubendem Tempo auf einander los, staub wurde aufgewirbelt und nur noch schreie waren zu hören. Dann herrschte Stille.

Als der Staub des Kampfes sich legte, zeigte sich langsam die Silhouette des Siegers. Immer deutlicher wurden die Umrisse des Ersten des Weges. Kassos.
Er stand schwer atment über seinem Gegner und beruhigte sich nur langsam wieder. Der Priester sah aus, als hätte er einen Drachen bekämpft. Brandwunden, Prellungen, eine ausgerenkte Schulter und eine gebrochene Nase, waren zu erkennen. Doch er war nicht umsonst der Oberste Priester und es war Zeit gewesen, dies einmal mehr zu beweisen. Nicht zu letzt sich selbst.

Langsam atmete er ruhiger und erkannte wieder wo er war. "Unser Blut und Ehre, für Tior!", donnerte er und sein Schlachtruf hallte aus allen Mündern zurück. "Dies war ein guter Kampf, denn auch wenn uns Freunschaft verbindet, haben wir uns nichts geschenkt. Jeder von uns, hätte Schonung als Beleidigung empfunden und wir hätten den Respekt vor einander verloren. Ihr könnt euren Gegner hassen und verfluchen, aber respektiert ihn! Sonst wird euer Hochmut euch das Leben vor der Zeit kosten!"
Er sah sich um und blickte in die Gesichter der Anhänger Tiors, dann reichte er seinem Gegner und jetzt wieder Freund, die Hand und half ihm auf die Beine. Sie verneigten sich vor einander und umfassten ihre Handgelenke zum Kriegergruß. Ein Grinsen blitzte in Kassos Gesicht auf und wieder donnerte seine Stimme ber den Platz. "Und jetzt bringt die Fässer raus, ich brauche was gegen die Schmerzen!"

Der gern gehörte Befehl, wurde unter lautem Jubel befolgt und Kassos nahm den Jungen Novizen, der zuerst gefallen war zur Seite. "Du wirst zu den Quartieren der Askarier und der Valkensteiner gehen und ihnen meine Einladung überbringen. Sag Sasha, ich brauche Askars Atem als Heilung für meinen Körper und das Rudel als stärkung für meinen Geist. Und Maugrim soll etwas feines aus Falkenstein bringen, dann garantiere ich ihm, dass er morgen nicht mehr weiß wie er heißt. Jetzt geh und das ganze im Laufschritt, das wird deine Ausdauer verbessern!"
Kassos war zufrieden und das steigerte sich, als ihm ein großer Krug gebracht wurde.

"Und könnte bitte irgendwer meinen Arm wieder richten!?", brüllte er nach einem tiefen Schluck.


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Offline Jeremias

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Re: Tiors Tempel
« Antwort #230 am: 22. Aug 12, 00:50 »
Arius wachte wieder aus der Dunkelheit auf, als irgend jemand ihm straff das Tuch über den Unterschenkel zog. Der stechende Schmerz zog ihn aus der Ohnmacht hervor. Sofort fehlte ihm etwas, das Gewicht seines Kettenhemdes! Doch da lag es, neben ihm. Jemand hatte es ihm ausgezogen und seine Schnitte verbunden und sie genäht. Um ihn herum war es bereits laut geworden in der Feier und mit grossen Schritten kam sein erster Gegner auf ihn zu. Sofort fuhr Arius' Hand zur Waffe, kampflos würde er ihn nicht töten!
Wie groß war seine Überraschung, als der ihm einen Krug Bier unter die Nase hielt. Wie in Trance ließ sich Arius aufhelfen und sah, wie die Leute um ihn herum miteinander feierten. Ja, das Banner hatte gefeiert, aber es gab immer die latente Gefahr eines Angriffs. Hier gar nicht, man war fröhlich und ausgelassen.

Auch Kassos stand dort, mit einigen neuen Verletzungen. Arius bewegte sich, immer noch vorsichtig vor einem Angriff, auf ihn zu. "Herr Blutklinge!" Die Ansprache war merkwürdig in seinen Ohren, gestern hatte er sich noch als stärker gewähnt. Nunja, Tior hatte ihm eine Lektion erteilt. "Könnt ihr das hier erklären?" Arius' Hand beschrieb die Feiernden. "Warum geben sie sich so schutzlos? Man sollte einem potentiellen Gegner nie den Rücken zudrehen!" Arius stand vor Kassos, in seinen Augen erkannte man das Unverständnis. Seine Kehle hatte er vorgereckt und den Kopf leicht in den Nacken gelegt, er wollte den Stärkeren jetzt nicht fordern.

Offline Dominic

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Re: Tiors Tempel
« Antwort #231 am: 22. Aug 12, 06:54 »
Der Priester starrte Arius völlig umunwandt an, ließ sich Zeit mit der Antwort. Doch gab er sich nicht unfreundlich, er schien seine Antwort nur gut zu überdenken. "Hab ein wenig Vertrauen, Arius, du bist hier nicht unter Feinden. Immer wieder versuchen meine Feinde sich hier einzuschleichen, aber doch lebe ich noch. Das liegt daran, dass das Rudel meinen Rücken stärkt und deckt. Und dies werden sie auch für deinen Rücken tun, wenn du dein Vertrauen findest. Niemand wird hier zulassen, dass jemand dich von hinten erdolcht und machst du dir Feinde im Tempel, wirst du gefordert." Kassos war mit seinen Worten sehr ernst geworden. "Du wirst hier viele neue Dinge lernen und einige alte vergessen müssen. Wenn du dies getan hast, bist du im Besitz einer Waffe die Furcht in die Herzen deiner Feinde tragen wird: Bruderschaft. Du wirst einen Schild tragen, der schier unüberwindlch ist: Zusammenhalt im Rudel." Er blickte sich um und begann zu lächeln. "Du wirst es noch verstehen, da bin ich sicher! Und jetzt komm, wir wollen feiern."
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Re: Tiors Tempel
« Antwort #232 am: 22. Aug 12, 10:44 »
Es war klar, dass Arius nicht verstand, was Kassos ihm da erklären wollte. Anderthalb Jahrzehnte hatte er auf einem anderen Weg überlebt und jetzt würde es nicht so leicht sein für ihn, diesen Weg zu verlassen. Aber er wollte es probieren, denn die Stärke, die Kassos demonstriert hatte, war inspirierend. Also nahm er sich den nächsten Krug Bier und versuchte zu feiern. Alkohol und vielleicht ein wenig weibliche Gesellschaft konnte er jetzt gut brauchen um die Gedanken ihn seinem Kopf zu beruhigen.