Temris fasste sich ein Herz und machte sich auf den Weg durch den Wald, um Holz aus halbwegs geschützten Stellen zu sammeln, das leicht zu entzünden wäre, was aber bei diesem Wetter halb so leicht war, wie es sich anhörte. So kam es, dass er einige Zeit durch das verschneite Wäldchen schritt sich abwechselnd nach links und rechts wendend um einzelne Äste, manchmal auch nur ein wenig Reisig aufzulesen und mit sich zu tragen. Bei diesem Unterfangen machte Temris die Erste einer Reihe von Beobachtungen, die sein Leben und seinen Geist aufs Tiefste prägen sollten. Als er gerade in eine Kuhle zwischen den Bäumen herabstieg und ganz in Gedanken versunken den Blick auf den Boden geheftet hatte, streifte sein Blick etwas unerwartet farbenfrohes, er begriff aber nicht gleich und hielt erst nach einigen Schritten kurz inne, schaute auf und drehte sich schließlich um. Dort, zwischen verschneiten Wurzeln und vor einem querliegenden, dicken Ast, der mit kleinen Eiszapfen behangen war, in denen sich in glitzernder Klarheit das Sonnenlicht spiegelte - Der Himmel hatte scheinbar aufgeklart - stand munter und fröhlich eine rote Blume. Sicher, er hatte dergleichen schon oft gesehen, doch inmitten dieser kalten, unbarmherzigen Landschaft wirkte die Blume umso strahlender und kräftiger. Er ließ das Holz sinken und trat ein wenig näher an das zärtliche kleine Ding vor ihm heran, ließ sich schließlich auf die Knie fallen und beugte den Kopf so sehr, dass er sich nun auf einer Ebene mit ihr befand. Sie war einfach, aber schön. Die Blüten glockenförmig, der Stiel dünn und galant, die wenigen Blätter sacht gebogen. Temris Blick wanderte zu der Stelle, an der der grüne Stiel in das raue Weiß des Schnees eintauchte. Er schob den Schnee mit den Händen beiseite und war verblüfft, als er darunter weitere Knospen fand, ausserdem Gräser und andere Pflanzen. Es war als würde der Schnee die Pflanzen absichtlich schonen. Er wandte sich wieder der Blume zu. Lebhaft streckte sie sich von Erde zum Himmel dem Feuer der Sonne entgegen ,und scheinbar ließ das Eis sie gewähren. Kossuths Lehre des Feuers kam Temris von dort an vor wie eine billige Farce. Lag die Wahrheit nicht direkt vor seiner Nase? Leicht zerüttet über seine eigene Einfalt, griff nach dem Bündel Holz, was letzendlich nun auch feucht war und erhob sich. Dann, die Augen gen Himmel gerichtet, den Blick aber so tief nach innen gekehrt , formten die Lippen des Feuermagiers Worte, die alsbald wie ein tänzelndes Blatt im Wind wieder entschwanden, aber einen tiefen Eindruck im Herzen des jungen Mannes hinterließen:
"Alle Elemente greifen unabdinglich ineinander. Sie alle gleichwohl, und nicht etwa eines vor den anderen, bilden das Gefüge dieser Welt."
Er stand noch lange da und lauschte der Stille, bis er sich wiederfand. "Verdammt..." fluchte Temris und sah auf den durchnässten Holzstoß, "Jetzt kann ich das alles nochmal sammeln!"
Als es schon halbwegs dunkel war, kam der Lehrling zurück zu Meister und Vertrauter. Die Feuersteine funkten und nach weiteren Augenblicken des Zetern brachten die drei schließlich ein Feuer zu stande. Temris ließ sich ein einem halbwegs trockenen Plätzchen nieder und sprach: "Gut die Sprache des Gebirges...Ich will lernen...."