Autor Thema: Unter dem Kirschbaum - Nach der Auflösung des Pilgerzuges Frühjahr 261 n.J.  (Gelesen 11881 mal)

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Offline Jelena

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Langsam spazierten Gerhardt und Jelena vom Lager weg und die Heilerin lenkte ihre Schritte zu der Stelle wo sie mit ihren Lehrlingen morgens meditiert hatten.
Seltsam ruhig und durch einige Bäume abgeschirmt fanden die beiden sich unter einem Kirschbaum wieder, dessen Blütenblätter bei jedem Windhauch wie Schneeflocken in das Gras sanken.
Jelena setzte sich darunter und streckte seufzend das verletzte Bein aus um es mit beiden Händen vorsichtig zu massieren.
"Schmuggeln? Ich bin reich genug um zu bestechen, ich muss nicht Schmuggeln!"

Offline gerhardt

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Gerhardt nahm neben ihr Platz, wie immer war sein Schwert im Weg und er legte es umständlich ab, dann betrachtete er Jelena, registrierte daß ihr Knie kaum fortschritte machte und ein tiefer Seufzer entwich seiner Kehle.
"Du wirst Schwierigkeiten haben dich auf dem Pferd zu halten auf deiner Heimreise."
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Warum passieren mir eigentlich immer Dinge die sonst nur Vollidioten passieren?

Offline Jelena

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"Das Reiten wird kein großes Problem sein. Wir haben es ja zur Abwechslung einmal nicht eilig. Außerdem würde Sudbina mich auch über seinen Hals gelegt treu nach Hause tragen."
Jelena knüllte ihre Schürze zusammen und legte sie als Polster unter das Knie während sie darauf wartete das Gerhardt das sagte was ihm auf dem Herzen lag.
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Offline gerhardt

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Gerhardt wischte sich die Handflächen an seinem Wams ab.
"Es wird ein weiter Weg für uns beide.... in zwei gänzlich verschiedene Richtungen..... Du hast Robert gehört, heute Abend brechen wir auf.
Du wirst viele geschäftliche Ding zu tun haben, viel Geld machen und ich..... ich bin Regimentsfeldwebel in Port Valkenstein, Rekruten müssen ausgeblidet werden und......und ich werde vielleicht meinen Sohn wiedertreffen....was ich sagen möchte: Was wird aus uns wenn ein ganzes Land uns trennt?"
Er nahm ihre Hand und schaute ihr unverwandt in die Augen und hoffte....Hoffte sie wüsste eine Antwort oder zumindest..... er wusste nicht was er hoffte.
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Offline Jelena

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Jelena sah ihm in die Augen und versuchte zu ergründen was für Gedanken ihn plagten. Sie widerstand der Versuchung in seine Gedanken zu blicken. So etwas zu tun nur um die eigene Neugier zu befriedigen wäre unverzeilich und ein großer Vertrauensbruch.
"Wir werden das tun was wir bis jetzt auch getan haben, Gerhardt. Uns Briefe schreiben und uns in einigen Wochen wiedersehen. Ich werde eine der Kaffeekarawanen in den Norden begleiten und dabei Port Valkenstein besuchen. Ich habe Maugrimm versprochen ihn nicht auf dem Trockenen sitzen zu lassen."
Jelena lächelte aufmunternd, aber etwas in Gerhardts Gesicht ließ das Lächeln schwinden:
"Gerhardt? Was ist los?"
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Offline gerhardt

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Er zwang sich sie weiter anzusehen und war ihr dankbar daß sie keine ihrer Geistestricks an ihm versuchte.
Jelenas Augen, ihre Zuversicht liessen ihn schwanken doch er mußte es jetzt klären.
"Ist dir das genug? Ist das unsere Zukunft? Wir sehen uns wenn du Ware lieferst oder Aufträge mich in deine Gegend senden?
Den rest der Zeit verbringst du mit dem lesen meiner zusammen gestammelten Briefe?
Die zwei Tage mit dir habe ich genossen und werde sie immer in meinem Herzen tragen aber sie haben mir auch gezeigt welchen Platz ich habe, welchen Platz du hast.
Bei Unterredungen sitzt du mit am Tisch während ich mir von einem Lupus Umbra schmähungen anhören muß, Piraten suchen Dich auf wenn sie Hilfe brauchen während sie versuchen MIR die Kehle zu durchschneiden, bei Zeremonien singt deine Familie mit dir Lieder die ich noch nichteinmal VERSTEHE!"
Gerhardt musste schlucken bevor er weitersprach.
"Jelena.... sieh es ein! UNS hat es niemals gegeben, du bist Jelena die Heilerin, die wohlhabende Händlerin und ich werde immer DER Valkensteiner sein.
Die Leute werden immer sagen: Was die an DEM findet? Sie könnte einen Ritter haben oder wenigstens jemand mit Vermögen, aber einen VALKENSTEINER?!"
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Offline Jelena

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Jelena sah aus als ob sie geohrfeigt worden wäre.
Sie machte den Mund einige Male auf und zu, war aber offenbar zu überrumpelt um sofort darauf zu antworten. Schließlich sammelte sie sich genug um zu sprechen:
"Aber was sagst du denn da? Gerhardt! Ich bin nichts besseres als du! Du bist der Krieger von uns beiden, ich der Heiler. Zusammen sind wir... komplett! Du wirst nicht ewig Teil der Armee Valkensteins sein. Und was Fanada betrifft... meine Wurzeln sind im Wind, Gerhardt. Was würde mich daran hindern in den Norden zu ziehen?"
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Offline gerhardt

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Es schmerzte ihn sie so zu sehen, ihr das antun zu müssen aber er der Weg erschien ihm, jetzt da er ihn einmal beschritten hatte, immer klarer.
behutsam nahm er ihr Gesicht in die Hände.
"Du in den Norden? Das kann und das will ich von dir nicht verlangen, du hast dir  in Fanada ein Leben aufgebaut und sehr viele Menschen zählen auf dich, sind von dir abhängig.
Und Jelena, du BIST besser als ich, du ahnst nicht wie sehr.
Es gibt Dinge die Du nicht weisst über mich.....glaub mir! Ich bin nicht gut für dich, das wirst du mir jetzt nicht glauben aber bald schon würdest du deinen Entschluss bereuen und dann für den Rest deines Lebens denn ich werde IMMER ein Valkensteiner sein."
Gerhardt strich ihr über die Stirn, seine Augen waren rot und wässrig.
"Wirf dein Leben nicht für mich über den Haufen, bürde mir dafür nicht auch noch die Schuld auf. Du bist das beste das mir seit Jahrzehnten wiederfahren ist und deshalb vergiss mich denn ich habe dich nicht verdient."
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Offline Jelena

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Jelena legte ihre Hände über Gerhardts und hielt sie fest:
"Ich bin das Beste was dir widerfahren ist und deswegen willst du mich fort schicken? Gerhardt, hör dir doch mal selber zu! Ich weigere mich diesem Blödsinn länger zu zuhören! Ist es Robert? Tust du das hier um es ihm recht zu machen?"
Es war ziemlich offensichtlich das Jelena nicht wirklich daran glaubte, vielmehr schien sie Möglichkeiten zu eliminieren um sich zum Kern des Problem vorzukämpfen:
"Wofür willst du dich denn bestrafen, Gerhardt? Wir haben den Krieg überlebt! Nicht nur das, wir haben jetzt die Möglichkeit unsere gemeinsame Zeit zu genießen ohne das einer von uns ständig fortgerufen wird! Wieso willst du das wegwerfen?"
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Offline gerhardt

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Tief atmete Gerhardt durch die Nase aus, er focht hier einen Kampf den er nicht wollte mit Waffen die er nicht erklären konnte.
Tief liess er die Schultern hängen, er war ein Bild des Jammers.
"Ich möchte doch nichts wegwerfen und Robert ist bestimmt nicht der Grund aber es gibt einiges in meiner Vergangenheit und wahrscheinlich in meiner Zukunft
daß du nicht über mich weisst.
Wenn du sagst daß das für dich ohne Belang ist.... nun gut. Vielleicht hast du recht, vielleicht stehen wir das gemeinsam durch auch wenn wir uns jetzt einige Zeit nicht sehen werden und bestimmt sollte ich das nicht über deinen Kopf hinweg entscheiden.
Doch meine Bedenken bleiben....ich kann es dir nicht besser erklären... du schaust in einen Abgrund dessen Boden dich entstzen wird.
Du willst diesen Weg mit mir gehen? Dann danke ich dir,das bedeutet mir sehr viel."
Er küsste sie auf die Stirn, stand dann auf und reichte ihr seine Hand.
"Wir müssen los."
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Jelena sah etwas überrumpelt aus. diese abrupten Stimmungswechsel war sie von dem sonst bedächtigen Gerhardt nicht gewohnt. Sie ließ sich auf die Beine helfen und suchte noch einmal seinen Blick:
"Ich verstehe das hier nicht, Gerhardt. Aber... Du bedeutest mir zu viel als das ich dich unglücklich sehen will. Wenn du den Gedanken an mich gebunden zu sein nicht ertragen kannst, dann gebe ich dich frei."
Man sah ihr an das sie ziemlich mit ihrer Fassung kämpfte. Jelena war eine stolze, resolute und manchmal auch arrogante Frau, aber sie hatte Gerhardt eine ziemlich verspielte, großherzige und auch verletzliche Seite gezeigt die sonst nur diejenigen kannten die mit ihr unter einem Dach lebten.
Sie versuchte das alles nun hinter ihrer gewohnt stoischen Maske zu verbergen, aber ihre Augen verrieten sie.
Sie ließ Gerhardt los, trat einen Schritt zurück und griff nach dem silbernen Löffel der an einem blauen Seidenband von ihrem Gürtel hing. Sie begann den Knoten zu lösen um ihn Gerhardt zurückzugeben.
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Offline gerhardt

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Gerhardt lächelte müde und legte seine Hände um Jelenas die an der Schnur nestelten.
"Du hast mich vollkommen falsch verstanden, was hinsichtlich meines vagen gestammels durchaus verständlich ist.
Ich werde immer mit dir verbunden sein und der Gedanke daran gibt mir Kraft.
Es ist nur daß wir uns sehr lang nicht sehen werden und ich noch Dinge zu erledigen habe die auf dein unverständnis stossen werden und ich den Gedanken nicht ertragen kann in deinen Augen nicht zu bestehen.
Bitte behalte den Löffel, denn wofür er steht hat immer noch bestand und wird sich nicht ändern."
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Offline Jelena

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Jelena erstarrte als Gerhardt sie berührte. Sie beließ den Löffel am Gürtel und sah auf.
"Was auch immer du glaubst tun zu müssen, Gerhardt, es wird nichts daran ändern das ich dich kenne. Ich kenne deine Seele und ich weiß das sie nicht so schwarz ist wie du sie siehst. Also geh nach Andarra und stell dich deinen Dämonen. Ich werde da sein wenn du bereit bist zurück zu kehren. Wenn du mich brauchst, dann sende nach mir. Ich werde kommen. Ob nun nach Port Valkenstein oder in die düsteren Wälder des Lorinan."
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Offline gerhardt

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Gerhardt umarmte jelena und drückte sie an sich, ein letztes mal, wie er dachte.
"Danke."
Dann küsste er sie auf die Stirn, wendete sich abrupt ab und eilte davon.
Jelena blieb zurück, ihr Knie schmerzte aufgrund der ungestümen Umarmung.
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Offline Jelena

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Sie rieb sich müde über das Gesicht und zuckte zusammen als sie den Sonnenbrand bemerkte.

Ich werde nicht heulen, ich werde nicht heulen, ich werde nicht heulen...

Sie atmete einmal tief ein und aus und straffte die Schultern. Es gab noch genug zu tun wenn sie tatsächlich heute abend die Straße nach Fanada nehmen wollten und seitdem Anica nicht mit ihnen reiste musste sie ein Auge darauf haben, dass die zerbrechlichen Teeschalen nicht mit dem Messerblock in die Küchenkiste geworfen wurden...
Jelena seufzte, wem log sie eigentlich was vor?
Sie warf einen letzten Blick auf den Kirschbaum und wandte sich ab um ins Lager zurückzukehren, das Humpeln deutlicher als zuvor.
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