Die Ruinen von Tailon Orikos - nach der Vernichtung Erzlichts

[Jelena]

Panisch fuhr Jelena hoch und erinnerte sich im letzten Augenblick daran den Schrei aus reinem Terror herunter zu schlucken.
Sie schlug die Hände vor den Mund und blickte hastig hin und her, aber alles war ruhig.
Pfeifender Wind fuhr durch die Zeltplane und ließ sie erschaudern. Ihr Blick blieb an Luthor hängen. Sie hatte ihm einen Trank einflössen können und er schlief tief und traumlos. Sie vermied den Blick auf Wydhs leere Bettstatt, die Elfe hatte entschieden in Sashas Zelt schlafen zu wollen. Langsam glitt sie unter den Deckern hervor und stieg in ihre Stiefel. Der kalte Schweiß stand ihr auf der Stirn und das Herz schien ihr aus der Brust springen zu wollen. Sie verließ das Zelt und versuchte draußen durchzuatmen, aber je mehr sie es versuchte, desto enger wurde es in ihrer Brust und Übelkeit stieg unabwendbar hoch.
Sie sprintete hinter das Zelt und erbach das wenige, das sie in den letzten Tagen zu sich genommen hatte. Sie bemühte sich weiterhin ruhig zu sein und warf einen Blick über die rechte Schulter, in voller Erwartung ihren Schatten zu sehen.

Stechender Schmerz durchfuhr ihre Brust und sie zitternd ließ den Kopf hängen. Tränen tropften auf ihre Hände als die bittere Erkenntnis sich in ihrem Herzen einnistete.
Er war nicht da.

Ihr Schatten hatte sie verlassen.

[Jelena]

Am nächsten Tag war die Heilerin ruhig und in sich gekehrt. Sie packte die Truhen und Bündel um alles für die Heimfahrt vorzubereiten, wobei sie sich nicht einmal sicher war wer alles mit ihr nach Fanada zurück kehren würde.
Um sie herum diskutierten alle darüber wie sie Wassilji schnellstmöglich "zurück holen" wollten, welches Ritual geeignet wäre und welches nicht, was sie unternehmen müssten...
Jelena erstickte fast an dem Wunsch sie alle zum Schweigen zu bringen. Begriff denn Niemand was es für einen Medvjedstani bedeutete so eine Erfahrung zu machen? Sie wussten nicht einmal ob er den Sprung überlebt hatte, geschweige denn wo genau er war!
Sie faltete seine Tuniken mit überaus präzisen Bewegungen zusammen und legte sie zu den Waffen, die sie sorgsam gesäubert und verschnürt hatte.
Galoria Lydia hatte sich nicht verabschiedet oder den Wunsch geäußert sie zu verwahren. Sie schien verbissen damit beschäftigt zu sein einen Segen für Wassilji aufrecht zu erhalten. Jelena schüttelte bekümmert den Kopf, als ob das helfen könnte.
Sie seufzte. Sie war unfair und das wusste sie auch. Jeder Segen half, jedes Gebet schützte, in welch geringem Maße auch immer. Sie musste nun herausfinden was sie tun konnte. Sollte sie den Freunden helfen dieses Ritual zu planen? Oder sollte sie ein Begräbnis ausrichten welches eines Kriegers wie Wassilji würdig war?
Sie legte Wassiljis Bündel zu den übrigen, die auf den Wagen verladen werden sollten und machte sich auf die Suche nach Sasha.
"Wir müssen reden."

[Akela]

*Sasha saß gerade auf einem umgestürzten Baumstamm am Feuer und hielt einen Becher Kaffee in den Händen.
Sie sah erschöpft aus, und die Ringe unter ihren Augen zeugten von einer mehr als schlaflosen Nacht.
Sie bemerkte nicht einmal, dass der Kaffee schon längst eiskalt war...

Als Jelena sie ansprach, brauchte sie einige Augenblicke, um die Heilerin mit den Augen zu fixieren, dann blinzelte sie kurz und legte fragend den Kopf schief.*

[Jelena]

"Ich brauche dich. Ich muss die Runen werfen und ich.... ich..."
Jelena rang die Hände und verschränkte sie schließlich vor der Brust.
"Ich habe Angst zu meditieren." flüsterte sie so leise, das nur Sasha sie hören konnte.

[Akela]

*Sasha nickte nur kurz, nahm einen großen Schluck Kaffee, den sie daraufhin mit ziemlich angewiedertem Gesichtsausdruck wieder ausspuckte, stellte die Tasse mit einem Seufzen weg und stand auf.
Kord blickte sie fragend an und nach einer kurzen Erklärung bedeutete er 2 Nordhunden, sich Jelena und Sasha anzuschließen.*

[Jelena]

Jelena sah die beiden Nordhunde etwas missmutig an. Aber sie vertraute darauf, dass Sasha dafür sorgen würde, dass sie ruhig blieben. Sie schnappte sich zwei Pferdedecken und einen kleinen Beutel und machte sich auf den Weg in den Wald.
Sie mied die Stelle wo sich der Ritualkreis befunden hatte und ging statt dessen tiefer in das Unterholz. Nach kurzer Zeit kamen sie zu einer Lichtung die von einer alten Eiche begrenzt wurde. Der Baum war alt und knorrig, seine Äste zu einem Dach verwoben, welches sogar den prasselnden Regen der letzten Tage abgehalten hatte.
Jelena breitete die Decke auf einem trockenen Stück Erde aus und wartete bis Sasha sich hingesetzt hatte. Sie schlang die zweite Decke um die müde Wolfselfe und lächelte dankbar:
"Ohne dich wüsste ich nicht was ich machen sollte."
Sie setzte sich ihr gegenüber und griff nach dem Beutel. Sie schloß die Augen und begann das Atemmuster welches sie in Trance bringen sollte. Es dauerte lange. Länger als es bei Jelena der Fall sein sollte.
Schließlich griff sie den Beutel und leerte ihn zwischen sich und Sasha aus.

[Akela]

*Sasha wickelte sich in die Decke ein und bedeutete den Nordhunden, in der Nähe zu bleiben, was sie auch erstaunlich unauffällig taten.
Dann beobachtete sie Jelena aufmerksam, bereit jederzeit einzugreifen....auch wenn sie noch keine Ahnung hatte wie.*

[Jelena]

Jelena öffnete die Augen und musterte sorgfältig die 3 zu oberst liegenden Runen: Is, Gebo, Hagalaz
Sie ließ den Blick über ihre Lage schweifen und ließ ihre Bedeutung in ihrem Inneren entfalten.
Schließlich suchte sie den Blick ihrer Schwester:
"Wir haben nicht viel Zeit."

[Akela]

*Abermals legte Sasha den Kopf schief.*

"Ähm...Zeit? Wofür?"

*Dann schien in ihrem Kopf etwas zu dämmern.*

"Ach, du meinst für Wassilij? Na, da wären wir aber auch ohne die Runen drauf gekommen oder?"

[Jelena]

Jelena sah Sasha etwas irritiert an. Sarkasmus war sie von ihr nicht gewohnt.
"Das war auch nicht meine Frage an die Runen gewesen. Meine Frage an dich lautet allerdings: Was genau ist mit dir los?"

[Akela]

"Was genau war denn dann deine Fragen an die Runen?"

*Nun war es an Sasha, irritiert drein zu schauen, die Frage allerdings schien sie überhört zu haben...*

[Jelena]

"Meine Frage war ob Wassilji diese Prüfung überstehen kann. Du kennst die Runenkunde besser als ich, Sasha. Du weißt welche Fragen die Runen nicht beantworten können. Du jedoch kannst mir sehr wohl eine Antwort geben: Also was ist mit dir los?"

[Akela]

*Für einen Augenblick schaute die Wolfselfe Jelena nur an, dann seufzte sie fast unmerklich.
Sie hatte keine Lust, darüber zu reden....aber genausogut wusste sie, dass die Heilerin keine Ruhe geben würde.*

"Ich habe dir doch schon einmal erzählt, dass wir Spitzohren nicht das Glück haben wie ihr Menschen, Sachen einfach recht schnell vergessen und verdrängen zu können.
Ich...."

*Kurz stockt sie, um dann einmal tief Luft zu holen, ihre Stimme ist seltsam emotionslos, als sie eine Falte ihres weißen Gewandes zwischen zwei Finger nimmt und daran zupft.*

"Vielleicht hätte ich ihnen helfen können. Das Geschehene verhindern....wenn das hier nicht wäre...."

[Jelena]

"Ah."
Jelena nahm Sashas Hand in ihre und hielt sie fest. Ihr Gesichtsausdruck war belustigt, auch wenn in ihren Augen tiefe Trauer und der Schatten des Horrors stand.
"Wir zwei beide sind schon ein Paar. Immer suchen wir die Schuld zuerst bei uns. Hätten wir... wären wir... Ich war nicht da, Sasha. Ich habe gewusst das es Luthor nicht gut ging und trotzdem habe ich mich dazu überreden lassen ihn und Wydh ohne mich losziehen zu lassen. Ich habe euch alle losgeschickt obwohl ich wusste das ich nicht dasein würde um euch zu helfen."
Jelena streichelte sanft Sashas Hand bis sie sich zu entspannen begann.
"Fakt ist: du warst hier und hast dafür gesorgt das sie es überleben. Und die Tatsache, dass du deine Eide gegenüber Askar hälst, egal was geschieht, ist das Zeichen, dass du seines Segens würdig bist. Lass das was geschehen ist deinen Weg nicht verdunkeln. Bitte..."
In Jelenas Augen glänzten Tränen.
"Bitte, du musst stark sein. Ich brauche dich..."

[Akela]

Ach verdammt nochmal, reiß dich gefälligst zusammen.... Jelena hat wirklich andere Probleme und dein Rumgejammere macht es sicherlich nicht besser....
Also lächle gefälligst!

*Sasha brachte tatsächlich so etwas wie ein schiefes Grinsen zustande.*

"Ein paar schlaflose Nächte werden mich nicht gleich umbringen, mach dir keine Sorgen, mir gehts gut.
Immerhin sind die beiden noch unter uns.

Jetzt ist es nur an der Zeit, dass wir ihn auch zurückholen..."