Autor Thema: Ein Dorf.  (Gelesen 20095 mal)

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Offline Vanion

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Re: Ein Dorf.
« Antwort #150 am: 04. Feb 13, 21:54 »
"Verflucht!", zischte Vanion, als der Ritter mit dem Gesicht zuerst nach Vorne in den Matsch fiel. Der Knappe eilte zu dem Ritter, drehte ihn um und drückte eine Hand auf die Wunde. Das Blut quoll gradezu hervor, Vanion hatte genug gesehen, um zu wissen, dass nur noch sehr viel Glück den raschen Tod aufhalten konnte. Er winkte Jacques herbei. "Er hat keinen Knappen bei sich! Kümmere dich um ihn, versorge ihn!" Vanion fürchtete nicht Konrads Tod, er hatte ihn schließlich gefordert. Doch war dieses Duell von Anfang an unsinnig gewesen, aus den falschen Gründen geführt worden. Gemeinsam mit Jacques schaffte er den erstaunlich leichten Körper in die trockene Scheune neben der Taverne.

Jacques wusste einiges um die Kunst der Feldscherei, doch war Vanion sich nicht sicher, ob diese Kunst überhaupt noch anwendbar war in diesem Fall. Als Jacques ihn mit einem Grummeln wegscheuchte, stand er auf und wischte die blutigen Hände kurzerhand an einer alten Satteldecke ab.

Erst jetzt fühlte er, wie das Adrenalin nachließ. Er zitterte ein wenig. Diesen Kampf hab ich nicht gewonnen. Diesen Kampf hat er vielmehr verloren. Dieser sture Idiot! Der Knappe drehte sich wieder um und sah mit unergründlichem Gesichtsausdruck auf den Ritter nieder.
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Offline Tobi

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Re: Ein Dorf.
« Antwort #151 am: 04. Feb 13, 23:45 »
Jeder Herzschlag drückte mehr Blut aus der Ader und damit mehr Leben aus dem Ritter heraus. Jaques arbeitete stumm und verbissen und kurz regte sich der Jeldrike wieder, versuchte wohl irgendwie nach Vanion zu greifen, schaffte es aber nicht seinen Arm zu heben.

Er versuchte irgendwas zu sagen, war aber schwach und Jaques drückte an seinem Hals herum, so dass seine Worte nicht unbedingt so heroisch klangen, wie es vielleicht beabsichtigt gewesen war.

Wan immer Vanion nachdachte, was das wohl für Worte gewesen waren glaubte es etwas wie "Szivar hat nur so viel Macht über dich, wie du ihm gibst." gehört zu haben.
Jaques zuckte nur mit den Schultern. Er hatte wohl nichts gehört.

Kurze Zeit später gaben der barsche "Feldscher" und der Verwundete auf. Der eine starb und der andere zuckte mit den Schultern, setzte sich etwas abseits hin und blickte den Knappen seiner Herrin fragend an, was nun geschehen sollte.
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Offline Vanion

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Re: Ein Dorf.
« Antwort #152 am: 05. Feb 13, 00:29 »
Vanion stand nach wie vor und blickte mit leerem Blick Jacques an.

Dann kniete er sich neben den Toten und schloss ihm die nun blinden Augen.
Ohne ein weiteres Wort wandte der Knappe sich an Jacques.
"Ich werde dir morgen alles erklären. Lass uns zunächst den Leichnam begraben."

Mitsamt den wenigen Habseligkeiten, die Konrad von Hirschsprung bei sich gehabt hatte, und mit seinem Schwert auf der Brust wurde Konrad auf dem Friedhof des Dorfes Schlagbaums noch in derselben Nacht begraben. Vanion sprach ein kurzes Gebet für den Toten, im Namen von fünf Göttern Engoniens. "Möge auch Jeldrik nun auf dich herablächeln", sprach er am Schluss.

Einzig den schmutzigen und verblichenen Wappenrock der Jeldriken nahm Vanion an sich. Auf Jacques fragenden Blick erklärte er: "Sein Orden hat es verdient, von seinem Tod zu erfahren. Auch von der Art seines Todes. Ich bin sicher, Lorainne würde nicht anders handeln."

___

Das erste, was am nächsten Morgen erwachte, waren die Gerüchte. Schnell war die Rede von dem nächtlichen Kampf, das frische Grab blieb nicht unentdeckt. Ein schon früh betrunkener Tunichgut sprach gar von einem Mord, was Jacques ihm prompt mit einer gebrochenen Nase dankte.

Am Vormittag erzählte Vanion Jacques von dem Gespräch, von den seinen Äußerungen und denen des Ritters. Für Jacques war die Sache klar: "Er 'at mademoiselle chevalière und die Imperatorin geschmäht. Dü 'ast rischtig ge'andelt. Lorainne wird das nischt anders sehen."

Noch am selben Tag beschlossen die beiden aufgrund der Ereignisse, abzureisen. Mit dem ersten Licht am darauffolgenden Tage ritten die beiden los, in Richtung Norden, Richtung Caldrien.

Vanion warf einen letzten Blick zurück in die kleine Mulde, in der das Dorf lag. Fast das ganze letzte Jahr hatte er hier verbracht. Zeit, in die Welt zurückzukehren. Zeit, Knappe zu sein.

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Mel

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Re: Ein Dorf.
« Antwort #153 am: 05. Feb 13, 09:53 »
Sie hatten gerade die Droor überquert, als sie endlich den Reiter hörten und die große Staubwolke sahen, die ihn einhüllte. Der Mamm musste schnell wie der Wind geritten sein, denn nur wenige Augenblicke später sprang er behände vom Pferd und wischte sich den Staub aus dem Gesicht.
Er verbeugte sich vor Vanion und holte noch einmal tief Atem, bevor er sprach:" Junger Herr, die verehrte Mutter Oberin schickt mich. Eure Herrin sitzt den ganzen Tag in der Schreibstube, anstatt am Brautunterricht teilzunehmen. Die hohe Mutter ist in Sorge, dass Eure Herrin nicht rechtzeitig für die rituellen Waschungen bereit ist."

Offline Vanion

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Re: Ein Dorf.
« Antwort #154 am: 05. Feb 13, 12:15 »
Vanion tauschte einen kurzen Blick mit Jacques aus. Der Kerl war von der 'Mutter Oberin' geschickt worden, nicht von Lorainne, und er hatte die beiden sofort erkannt, obwohl Vanion nur den Wimpel mit Lorainnes Wappen am Gürtel trug - und keinen Wappenrock. Beim Reiten konnte dieser Wimpel nicht gerade gut sichtbar gewesen sein.

Mit der Hand am Messer fragte der Knappe: "Von wo schickt sie Euch denn? Und warum äußert die Mutter Oberin Ihre Sorgen mir gegenüber, und nicht meiner Herrin?"
Er ging einen Schritt auf den Mann zu und wechselte ganz bewusst die Anrede.
"Hast du nur diese Nachricht für mich? Wer bist du überhaupt?"
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Mel

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Re: Ein Dorf.
« Antwort #155 am: 05. Feb 13, 12:33 »
"Jungchen, ihr wollt nicht wirklich nur mit einem Messer gegen mich kämpfen? Selbstverständlich schickt mich die Mutter Oberin. Ich habe Euch ausgerichtet, was ich ausrichten sollte. Sie hat ihre Sorge der Herrin gegenüber geäußert, ihre Schwester, Maguerite, hat ebenfalls versucht, bei ihr Gehör zu finden, vergebens. Man erzählt sich, dass sie sich durch die Chroniken wühlt, stapelweise Schriftstücke sammelt, Dinge notiert..."
Heinrich zuckte mit den Schultern.
"begleitet mich zurück ins Kloster oder lasst es bleiben,mich schert nicht, welche Launen der Adel hat, ich diene nur Lavinia und dem Kloster. Aber dann gebt mir eine Antwort für die ehrenwerte Mutter."

Offline Vanion

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Re: Ein Dorf.
« Antwort #156 am: 05. Feb 13, 14:10 »
Wieder tauschte Vanion einen Blick mit Jacques, der zustimmend nickte.
"Na dann." Die drei stiegen wieder auf die Pferde. "Ihr kennt den Weg besser, also los!"
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Mel

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Re: Ein Dorf.
« Antwort #157 am: 05. Feb 13, 14:55 »
Nachdem sie sich dann einander vorgestellt hatten, ritten sie stumm nebeneinander her, bis es von Heinrich gebrochen wurde: " Eure Eltern müssen den La Follyes nahe gestanden haben, es ist ja hier oben äußerst ungewöhnlich, dass eine Frau Ritter wird. Und ich glaube, kaum eine Familie würde ihren Sohn dann von ihr ausbilden lassen. Was wird nach der Heirat eigentlich aus Euch? Ich meine, Eure Herrin wird ja wohl kaum noch in den Kampf ziehen, wenn sie erst Kinder hat. Und La Follye soll gross sein und die Aufgaben dort werden sie einnehmen, sie wird also kaum noch einen Knappen brauchen."

Offline Vanion

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Re: Ein Dorf.
« Antwort #158 am: 05. Feb 13, 16:34 »
Vanion hielt nur mit Mühe ein lautes Lachen zurück. "Ich kenne die La Follyes nicht im Geringsten." Es schien so, als ob Vanion es dabei belassen wollte, doch als Heinrich sich schon wegdrehen wollte, fuhr er fort: "Tja, was wird aus mir, nach der Heirat.. Ihr fragt gute Fragen! Ich habe keine Ahnung."
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Mel

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Re: Ein Dorf.
« Antwort #159 am: 05. Feb 13, 20:10 »
Stirnrunzelnd musterte er den jungen knappen.
"ihr wisst es nicht? Vielleicht hat eure Familie ja auch andere Beziehungen , die sie und ihr nutzen könnt. Dann führt eure Ausbildung ein anderer fort. An eurer Sprache höre ich, dass ihr nicht aus dem norden seid. Kommt ihr aus ahrnburg?"

Offline Vanion

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Re: Ein Dorf.
« Antwort #160 am: 05. Feb 13, 22:43 »
Mit gespieltem caldrischem Akzent antwortete Vanion: "So besser?" Wieder grinste er.

"Meine Familie hat so einiges an Beziehungen, allerdings! Meine Ausbildung könnten so einige Herren fortführen, mein Vater wüsste bestimmt jemanden. Oh, und nein, ich komme nicht aus Ahrnburg."

Jacques' Gesicht hatte sich zunehmend aufgrund Vanions Possen verfinstert, doch am Ende musste er auch grinsen. Er beschloss sogar, in den Scherz mit einzusteigen:

"Mensch, 'einrisch, 'ört zü. Das 'ier ist Vanion aus dem Geschlecht der Bachlaufs, eine güte ünd aufreschte Familie von tapferen Männern ünd Frauen. Kein caldrisches Geschlecht ist es, doch wohl keins von falschem Blüt." Er zwinkerte Vanion zu, der nun laut und schallend lachte.
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Mel

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Re: Ein Dorf.
« Antwort #161 am: 06. Feb 13, 13:20 »
"bachlaufs? nie gehört. kein caldrisches geschlecht. woher kommt ihr dann?" Heinrich schien ehrlich interessiert.

Offline Vanion

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Re: Ein Dorf.
« Antwort #162 am: 06. Feb 13, 13:27 »
"Ich bin in Norodar geboren, vielleicht sagt Euch das ja etwas. Meine Eltern leben in Fanada, dort bin auch ich aufgewachsen. Mein Vater ist allerdings gebürtiger Caldrier."

Vanion musterte verstohlen Heinrichs Gesicht, er schien noch nichts zu ahnen.

"Wir sind keine kleine Familie, ich habe drei Schwestern - allerdings keinen Bruder. Mein Vater wollte, dass ich sein Erbe antrete, doch kam alles anders - ich verließ den elterlichen Hof" - Vanion genoss die Doppeldeutigkeit dieses Wortes - "und versuchte, mein Glück in der Welt zu machen. Durch den Bürgerkrieg und meine Taten darin wurde ich zu Lorainnes Knappen."
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Mel

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Re: Ein Dorf.
« Antwort #163 am: 06. Feb 13, 13:30 »
Heinrich nickte einige Male zustimmend.
"Ah, ein gebürtiger Caldrier? aus welchem Teil?"

Offline Vanion

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Re: Ein Dorf.
« Antwort #164 am: 06. Feb 13, 13:37 »
"Ihr fragt mich Sachen.." Vanion wusste es gar nicht so genau, sein Vater hatte nie wirklich darüber geredet. "Irgendwo im Norden Caldriens ist er geboren, da hat er auch lange gelebt. Irgendwann jedoch hat er Caldrien verlassen, warum, weiß ich auch nicht. Jedenfalls lebt er seit mehr als 20 Jahren in Tangara."
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