Autor Thema: Die Löwenburg- Der Orden Tiors-In der Nähe Engonias  (Gelesen 14428 mal)

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Offline Dominic

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Kassos stand auf dem Turm der Löwenburg und blickte hinab auf das Treiben. Überall wurde gearbeitet, Güter wurden verladen und eingelagert. Hier und da arbeiteten Zimmerleute und Steinmetze, um den Einfluss des Lupus auf die Burg zu tilgen. Er sah wie sich im Westen gerade die Sonne hinter die Mauern Engonias senkte, als er hinter sich Schritte vernahm. Als er sich umsah, erkannte er Argos, einen jungen Priester, die Treppe hinauf kommen. Aros sollte hier auf der Burg seine rechte Hand sein und ihn beraten, er hatte einen wachen verstand und handelte stets besonnen.  Kassos wandte sich wieder gen Westen und sah Argos im Augenwinkel neben sich treten. „Ob Simon meinen Traum kannte? Das frage ich mich jeden Tag“, sagte Kassos gedankenverloren. Der junge Mann neben ihn sah ihn von de Seite an, dachte nach und antwortete schließlich lächelnd: „Egal ob der Herr de Bourvis es ahnte, oder nicht, er hat den Anstoß gegeben und ich denke Tior hat ihn geleitet!“ Der Mann der einst Albert war, erinnerte sich nicht mehr an alles, spührte aber eine tiefe Bindung zu Simon. „Es ist auch nicht von Belang. Mein Wunsch hat sich erfüllt und ich danke Tior für sein Geschenk! Alles andere ist sentimentaler Blödsinn. Was sollte Simon dazu bewegen....? Ach was soll´s?! Sind alle Unterkünfte zugeteilt, die Lebensmittel verstaut und die Wachen eingeteilt?“ Argos nahm eine Schrifftrolle aus seiner Tasche und enrollte sie. „Die Novizen sind alle eingetroffen und ihnen wurden Unterkünfte zugeteilt, ebenso den neu eingetroffenen Kriegern. Uns fehlen noch wenige Bedienstete, um die Alltagsarbeit zu bewältigen und ich wieß einigen jungen Novizen und Kriegern Aufgaben.“, er grinste verschmitzt. „Ich sagte ihnen, es sei eine Lehre in Demut und Gehorsam. Es gab ein wenig Gemurre und einige Tritte, aber ich denke wir werden keine Probleme haben. Morgen werde ich in Engonia eine Köchin und eine Küchenmagd, sowie einen Stallknecht und zwei Fleischer einstellen lassen. Aber unsere Mittel reichen nicht ewig, wir können nur auf Zulauf hoffen. Uns fehlen ein paar reiche Herrn.“ Der neue Herr der Burg besah sich die Liste und nickte abwesend, dann schien er sich zu sammeln. „Gute Arbeit Argos, suche bitte noch einen Schmied, Bruder Tulfdar wird nicht mehr die Zeit haben und ich ebenso wenig. Such am besten einen Meister, mit einem Lehrling. Ansonsten sehen deine Vorbereitungen sehr gut aus. Ich wusste ich kann mich auf dich verlassen.“ Er sah seinem Priester Bruder an, dass ihn noch etwas beschäftigte. „Was gibt es noch, dass dich mein Lob vergessen lässt?“, fragte Kassos grüblerisch. „Nun, es gab leider einen unerfreulichen Zwischenfall, der einen Schatten auf unsere Ankunft hier wirft. Wie es aussieht, hat ein Fanatiker sich unter die Krieger gemischt und schien auf eine Gelegenheit zu warten dich zu töten. Er tötete einen  Steinmetz, der in deiner Kammer eine Arbeit tat und den er wohl für dich hielt. Er meuchelte ihn nieder und wollte fliehen, als er von den Wachen gestellt und getötet wurde.“ Kassos hörte aufmerksam zu und sein Blick schweifte über die nahe Stadt. Als Argos seinen Bericht beendet hatte, seufzte er tief. „Sorge dafür, dass die neuen Anwärter durchsucht werden, meist tragen die Fanatiker das Wappen Konars an sich. Und halte alle zur Vorsicht an. Die Wachen sollen in dreier Gruppen Dienst tun. Dies soll verhindern, dass eine Meuchler zu leichtes Spiel hat. Doch behalte das für dich, wir wollen kein Misstrauen unter den Brüdern und Schwestern sähen. Lasse immer einen Novizen, einen Knecht und einen Knappen Dienst tun! Das soll die Einigkeit fördern. Wenn es sonst nichts mehr zu berichten gibt, lass mich bitte allein.“ Argos verneigte sich und verließ den Turm. Der Nord-Caldrier sah den letzten Strahlen der Sonne hinterher und hing seinen Gedanken nach. Es sollte mich nicht zu sehr beunruhigen, ich wusste es würde nicht ohne Schwierigkeiten gehen. Alles in Allem kann ich sehr zufrieden sein! Er sah wieder hinunter in den Hof, Fackeln wurden gerade entzündet und der Kampfplatz für die abendlichen Kämpfe vorbereitet. Die Novizen betraten den Platz und beteten zu Tior. Ich werde mich ablenken und ein paar Novizen verprügeln, dachte Kassos grinsend.
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Re: Die Löwenburg- Der Orden Tiors-In der Nähe Engonias
« Antwort #1 am: 19. Mai 13, 02:47 »
Am frühen Abend, kurz bevor die Novizen sich auf dem Kampfplatz versammelten, schlenderte Kassos durch die Gänge der Löwenburg. Die Umbauten waren vollendet, alle Bediensteten eingestellt und die Vorratslager aufgefüllt. Das war gut, aber teuer. Nie hätte er sich träumen lassen, dass so etwas mal seine Sorgen sein sollte. Es kam ihm wie gestern vor, als Simon ihn in seinen Dienst genommen hatte und er von einer Stunde zur anderen, sein Kartoffelfeld gegen ein Schlachtfeld tauschen musste. Jetzt saß er regelmäßig mit den anderen beiden Meistern zusammen und redete über Dinge wie die Anzahl der Kornsäcke in den Kammern und die Bezahlung der Kaufläute. Eine ehrliche Schlacht war ihm lieber.
Er dachte an das Rudel und versank in Gedanken. Immer seltener hatte er sie in letzter Zeit gesehen und an ihrer Seite gekämpft. Ihm fehlte das sehr. Er dachte auch an Rania und ihr Gespräch in Uld, als er jäh aus seinen Gedanken gerissen wurde. Ein Schlag hatte ihn in den Rücken getroffen, sein rechter Arm wurde hart nach hinten gerissen und ihm auf den Rücken gedreht. Aus dem Augenwinkel sah er eine Dolchklinge aufblitzen. Er schlang seinen rechten Fuß um die Ferse seines Angreifers und verlagerte sein Gewicht nach hinten. Zusammen stürzten sie zu Boden und Kassos nutzte den Moment der Unachtsamkeit aus, um sich aus dem Griff zu befreien. Nur knapp entging er der Klinge, die auf seinen Hals gezielt hatte. Der Priester rollte sich nach hinten ab und nutzte den Schwung, um wieder auf die Beine zu kommen. Nun sah er seine Gegner zum ersten Mal deutlich. Der Mann der ihn gepackt hatte, war ein echter Hüne und überragte Kassos um gut zwei Handbreit. Der Arm der den Dolch geführt hatte, gehörte zu einer Frau. Sie wirkte auf den ersten Blick klein und zierlich, aber dem geschulten Blick fiel sofort die Haltung auf. Sie war eine Kriegerin, daran bestand kein Zweifel. Sie hatte schwarze Haare und unnatürlich helle Augen, trug ein einfaches Kleid einer Magt und ihre Augen sahen beunruhigend gleichgültig aus. Im Gegensatz zu denen des Mannes. Er trug ein langes Kettenhemd, Arm- und Beinschienen aus Metall und seine Grünen Augen sprühten vor Hass. Sein Kopf war kahl geschoren. Der Mann rappelte sich gerade wieder auf, als die Kämpferin vorschnellte, den Rücken ihres Kumpanen als Absprung nutzte und auf Kassos einstechen wollte. Im letzten Moment änderte sie die Richtung des Stiches und zielte auf Kassos´linken unterschenkel. Der Priester wich einen Schritt nach hinten aus und wollte nach dem Hals seiner Gegnerin greifen, als ihn ein Tritt ins Gesicht traf. Die Frau hatte ihn abgelenkt in dem sie mit dem Dolch tief gezielt hatte und dann ihren Fuß, einem Skorpionstachel gleich, über ihren Rücken gestreckt und zugetreten hatte. Blut lief aus seiner Nase und seine Augen tränten. Wie durch einen Schleier sah er die Frau nachsetzen und ihren riesigen Begleiter mit einem kurzen, aber schweren Knüppel ausholen. Kassos atmete tief ein und rief sich die Lehren des sharak in Erinnerung. Er lenkte den Schlag des Mannes mit einer fließenden Bewegung um. Der Knüppel traf das Handgelenk der Angreiferin und brach es mit einem lauten Krachen. Der Dolch glitt ihr aus der Hand und fiel zu Boden. Die dunkelhaarige machte einen Satz nach hinten, schrie aber nicht. Sie verzog kurz ihr Gesicht und atmete tief ein und aus, dann hatte sie sich wieder unter Kontrolle. Der Priester nutzte den Schwung des Angreifers gegen ihn und schleuderte ihn an sich vorbei gegen die Wand. Sofort war Kassos zur Stelle und setzte nach. Mit einem gezielten Schlag gegen die Schläfe, setzte er den Hünen außer Gefächt. Die Frau war unterdessen stehen geblieben und fixierte Kassos.  Langsam schritt er auf sie zu und blieb drei Schritte vor ihr stehen. "Was tat ich euch an, dass ich es nicht verdient habe zu einem ehrlichem Kampf gefordert zu werden?", wollte der Priester wissen. Seine Gegnerin tat einen Schritt auf ihn zu. "Mir hast du nichts getan, aber dein Kopf ist eine Menge Gold wert und das gedenke ich mir zu holen.", antwortete sie gelassen. Ihre gebrochene Hand schien sie nicht im geringsten zu stören, oder ihr ihre Selbstsicherheit zu nehmen. "Woher kennst du die Bewegungen des sharak´ta?", fragte Kassos ruhig. Der sharak´ta war eine Form der Kunst des Waffenlosen Kampfes, die auch Kassos beherrschte. Die Kunst zu atmen und zu kämpfen war eine uralte Art des Kampfes und sehr selten. Die Form des sharak, die man den Frauen aufgrund ihrer geringeren Kraft, aber geschickteren Bewegungen beigebracht hatte, der sharak´ta, war sogar noch seltener. Seine Gegnerin beantwortete die Frage mit einem Lächeln, zog in einer fließenden Bewegung ein Wurfmesser und warf. Sie traf Kassos in die linke Schulter und als das Messer sich in sein Fleisch bohrte, war auch sie heran. Mit einem harten Schlag auf die Brust des Priesters, nahm sie ihm den Atem. Sie zog ihren linken Arm an und wollte ihren Ellbogen von unten auf Kassos´Kinn krachen lassen. Der Nord-Caldrier erkannte ihre Absicht und bog seinen Oberkörper nach hinten und entging so dem Treffer. Gleichzeitig schnellte seine rechte vor und schlug der Frau hart auf das linke Schultergelenk. Ihr Arm sackte ab und hing nun nutzlos an ihrer Seite herab. Sofort setzte Kassos nach und traf die Kopfjägerin mit einem schweren Fausthieb an den Kopf. Die Frau sackte zu Boden und blieb liegen.

"Ich weiß nicht wie das geschehen konnte", sagte Argos zornig, "sie war in der Küche angestellt und verhielt sich sehr unauffällig seit sie hier ist. Er hat sich als Laien Bruder dem Orden angeschlossen. Wir haben beide in den Kerker gebracht. Soll ich einen Heiler kommen lassen?" Kassos saß auf einem großen Sessel in seinem Arbeitszimmer und hielt sich die Seite. Nach dem Kampf hatte er die beiden in Ketten legen und ihre Wunden versorgen lassen. "Nein, richte einfach meine Rippe und lass mir ein bisschen Ruhe." Argos kam auf ihn zu legte ansatzlos seine rechte Hand auf Kassos´seite und die andere an seine Brust. Knirschend bewegte sich der Knochen in die richtige Position. "Was machen wir mit ihnen?", wollte Argos wissen. Der Ordensmeister dachte lange nach, bevor er antwortete. "Bringt die Frau nach Engonia zum Tempel des Alamar und klagt sie an. Der Kerl bleibt hier und wird in vier Tagen gegen mich antreten, wenn der Vollmond hoch steht. Als er abgeführt wurde, hat er mich gefordert und ich werde ihm seine Bitte gewähren. Bis dahin behandelt ihn wie einen Krieger und sorgt dafür, dass er bei Kräften bleibt. Ich will ihn nicht schwach und hungernd bekämpfen." Langsam langte er nach einem Kelch mit Wein und nahm einen tiefen Schluck. "Und schau mich nicht mit diesem Blick an", sagte Kassos grinsend, "ich werde keine Leibwächter mit mir nehmen, wenn ich zum Donnerbalken gehe, oder sonst wo hin. Und jetzt geh, du wirst heute das Gebet vor den Übungen sprechen." Argos verbeugte sich leicht und verließ kopfschüttelnd den Raum, was Kassos ein weiteres Grinsen entlockte.

Später am Abend stand der einstige Bauer auf dem Turm und beobachtete die Übungen. Er trug eine einfache Robe in Tiors Farben, sein Speer lehnte an der Zinne. Die Brüder und Schwestern des Ordens hatten zusammen gefunden und ihr Umgang miteinander war viel vertrauter geworden. Sie arbeiteten zusammen und brauchten nicht mehr viele Worte der Anweisung. Die neuen wurden von den erfahreneren mitgezogen und angewiesen. Natürlich gab es hier und da mal reibereien, aber das blieb unter Kriegern nun mal nicht aus. Wo das Blut kocht, gibt es eben schon mal eine gebrochene Nase. Plötzlich wehte ihm ein heißer Wind ins Gesicht. Auch wenn es bald Sommer werden würde, war das sehr ungewöhnlich. Doch Kassos spührte genau was vor sich ging, wer ihn zu sprechen wünschte. In einer fließenden Bewegung drehte er sich um und sank auf ein Knie. Seine Augen auf den Boden gerichtet. "Erhebe dich Kassos und blicke mir in die Augen", sprach eine tiefe, gutturale Stimme ihn an. Der Priester tat wie ihm geheißen und erhob sich. Als er seinen Kopf hob, blickte er in die Tiefen, gelben Augen eines fast pferdegroßen Wolfes. "Tior, Herr des Krieges und der Flammen, du ehrst mich mit deinem Erscheinen", sprach Kassos voller Demut. Der riesige Wolf fixierte den Blick des Priesters. Er schwieg eine geraume Weile, bis er erneut zu Kassos sprach. "Du hast viel erreicht und kannst stolz auf diese Krieger sein, wie ich es bin. Deine Prüfungen gehen weiter, Speerträger. Du hast fast alle deiner Aufgaben gemeistert und nur noch eine liegt vor dir, um dich zu beweisen. Du wurdest hart geprüft, härter als andere in meinen Diensten und dir ist bewusst aus welchem Grund. Doch nun nähert sich deine Prüfung dem Ende und ich bin zufrieden mit dir. Als Vorbereitung für deine letzte Aufgabe benötigst du folgendes: Das Blut deines Rudels, zum Zeichen des Vertrauens und der Verbindung. Das Blut eines Wesens, das freiwillig dem Bösen folgt und von dir erlegt wurde, als Symbol für die Große Jagt. Und dein Blut, von einem Feind im ehlichem Kampf vergossen, als Symbol für Demut. Du hast meinen Segen und mein Vertrauen Kassos, entäusche mich nicht." Flammen loderten empor und der Wolf war verschwunden. Als der Priester sich erhob blickte er auf den Platz, doch niemand schien gesehen zu haben, was hier gerade geschehen war. Er nahm seinen Speer zur hand und erhob ihn. "Brüder und Schwestern" rief Kassos und seine Stimme hallte von den Mauern wieder als er sprach, "Tior sieht mit Stolz auf euch und das, was wir geschaffen haben. Er erschien mir, hier auf diesem Turm und sprach zu mir. Er selbst sprach zu mir von Ehre und Stärke und ihr besitzt diese Geschenke unseres Gottes. Ich bin ebenso stolz und voll des Vertrauens, in jeden von euch. Heute Abend werden wir trinken und feiern. Jeder soll in der heutigen Nacht Blut und Met opfern und Tior für sein Vertrauen danken. Für Tior!" Kassos rief den Namen seines Gottes voller Inbrunst und seine Stimme rollte wie Donner über den Platz. "Tior", wurde sein Ruf von den Brüdern und Schwestern aufgenommen. Kassos beobachtete wie die Übungen weiter gingen und schließlich endeten. Er blickte empor zum voller werdenden Mond. "Danke Tior, für dein Vertrauen und meine Aufgabe. Ich werde dich nicht entäuschen, oder sterben." Noch eine Weile stand er so da, bevor er sich auf den Weg zum Speisesaal machte. Jetzt war die Zeit gekommen den Kriegern in Tiors Hallen zu zeigen, dass er und seine Krieger ihnen in nichts nach standen.
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Re: Die Löwenburg- Der Orden Tiors-In der Nähe Engonias
« Antwort #2 am: 20. Mai 13, 18:32 »
"Wir können das nicht durchgehen lassen", schrie Tulfdar, "was soll es bringen die Sache an die Alamar Priesterschaft abzugeben?" Tulfdar Hammerfaust hatte sich in Rage geredet. Als einer der drei Ordensmeister, war er einer der wenigen die mit Kassos in diesem Ton sprechen konnten. Seit Stunden schon saßen die drei Meister zusammen und disputierten über allerlei Dinge. Gerit hatte sich heute eher wortkarg gegeben. Als Meister der Ritterbrüder, strebte er zumeist eine ruhige und zivilisierte Lösung an. Tulfdar wiederum merkte man die unbändige Kraft des Schmiedes in ihm an, wenn er so wie jetzt mit der Faust auf dem Tisch seine Argumente vorbrachte. Kassos lehnte sich vor und stützte sich mit den Unterarmen auf dem schweren Eichentisch ab. "Tulfdar, wir müssen den Menschen zeigen, dass wir uns nicht benehmen wie die Henker Konars. Ich habe die Sache an die Diener des Alamars weiter gegeben um zu zeigen, dass wir uns an die Gesetze halten. Im Gegensatz zu dem Kerl, hat sie mich nicht gefordert und darum lasse ich sie vor Gericht stellen. Der Mann ist Tiors Diener, auch wenn er Seinen Weg verloren hat. Er wird sich vor Tior und vor mir verantworten." Gerit nickte gedankenverloren, aber der ehemalige Schmied schien nicht zufrieden zu sein. "Kassos", sagte er nun etwas ruhiger, "ich werde dein Urteil nicht in Zweifel ziehen, aber ich bin auch nicht zufrieden damit. Ich sage ja nicht wir sollen sie abschlachten, aber wir müssen ein Zeichen setzen." Kassos atmete tief durch. "Also gut, ich werde diese Art von Entscheidungen ab dem heutigen Tag mit euch absprechen", sagte der Priester eindringlich, "aber könnten wir langsam zum Ende kommen? Und könnte Gerit uns vielleicht an seinen Gedanken teilhaben lassen?", fügte er mit einem Lächeln hinzu. Der Ritter blickte auf und sah auf die Karte Engoniens, die vor ihnen auf dem Tisch ausgebreitet war. "Es ist eigentlich nichts was mich beunruhigt, ich denke an Middenfels und die Lage dort.", entgegnete Gerit, "Deine Entscheidung war sicher richtig, aber ich frage mich ob Barkwin nicht etwas im Schilde führt." Er sah Kassos fragend an und auch Tulfdar schien Kassos´Einschätzung hören zu wollen. "Ich mache mir keine Sorgen wegen Barkwin, er ist ein guter Mann. Warum sollte er wohl sonst wollen, dass der junge Fürst in den Lehren Tiors von einem unserer Priester unterwiesen wird? Außerdem habe ich einige Priester und Novizen abgestellt um die Priesterschaft des Lupus Umbra zu unterweisen und gegebenen Falls zu überwachen. Ich habe dafür ausnahmslos Freiwillige gewählt. Einige waren bereits zu Konars Zeiten im Orden und sind zum neuen Weg konvertiert. Sie alle sind treu und vertrauenswürdig.", sagte der Priester und beobachtete die beiden anderen Meister, "Ich bin froh ein paar Augen und Ohren im Orden des Lupus Umbra zu haben, aber Sorgen mache ich mir keine. Und es kann auch nicht schaden, wenn Isaac von Middenfels uns wohlgesonnen ist."
Gerit und Tulfdar tauschten einen Blick und schienen zufrieden, zumindest zeigte keiner von ihnen, dass sie anderer Meinung waren als Kassos. "Dann war es das für heute und wenn ihr nichts mehr vorzubringen habt, ziehe ich mich nun zurück", sagte Gerit und nickte den beiden zu als sie verneinten. Er verließ den Raum und kurz nach ihm ging auch Tulfdar. "Tior, ich danke Dir für diese beiden Männer und ihre Einsicht, die Du ihnen ohne Zweifel geschenkt hast" Damit verließ auch Kassos den Raum und begab sich zum Übungsplatz. Ein harter Kampf stand ihm bevor und er freute sich auf einen Gegner, der sicherlich eine Herausforderung sein würde.
« Letzte Änderung: 25. Mai 13, 22:14 von Dominic »
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Offline Dominic

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Re: Die Löwenburg- Der Orden Tiors-In der Nähe Engonias
« Antwort #3 am: 26. Mai 13, 02:01 »
Der Mond steht hoch und wird bald seinen Höhepunkt erreichen". sagte Argos und legte Kassos seine Armschienen an. Der Priester trug außer den Schienen nur einen ledernen Kampfrock. "Dann lass die Fackeln entzünden und bring ihn raus. Ich werde zu Tior beten und erwarte ihn dann auf dem Kampfplatz", erwiederte Kassos. Argos verneigte sich und verließ das Zimmer. Langsam sank Kassos auf ein Knie und senkte den Kopf. Tior, Herr der Flammen, heute werde ich kämpfen um Dich zu ehren. Mein Gegner ist stark, aber fehlgeleitet. Nimm Dich ihm an und lass ihn die Wahrheit erkennen. Er erhob sich und verließ die Kammer. Als den Kampfplatz erreichte brannten die Fackeln und die Krieger und Novizen hatten Aufstellung um den Platz genommen. Der Priester schritt zur Mitte des Kampfplatzes und wartete auf seinen Gegner. Nach kurzer Zeit öffnete sich eine Tür zum Hof hinaus und Argos trat hindurch, gefolgt von dem Mann der noch vor wenigen Tagen versucht hatte Kassos zu töten. Der Hüne trug ebenfalls einen Kampfrock, sowie Armschienen aus Metall. Er wurde zur Mitte des Platzes gebracht und die Blicke die er Kassos zuwarf waren voller Hass. Argos trat zwischen sie und erhob die Stimme. "Brüder und Schwestern, hier stehen Kassos Blutklinge und Harl Svenson. Sie kämpfen für ihre Ehre und ihr Recht. Sie kämpfen vor Tior und euch als Zeugen. Sie kämpfen, bis zum Tod."
Die beiden nahmen ihre Kampfhaltungen ein und Argos verließ den Platz. "Ich sage es nochmal: Ich will dich nicht töten, überlege dir was du tust und finde deinen Weg. Das kannst du nicht wenn du tot bist", sagte Kassos und behielt sein Gegenüber dabei im Auge. Der Hüne gab ein Grunzen von sich und griff an. Er war unglaublich schnell für seinen Körperbau und versetzte Kassos einen harten Faustschlag an den Kopf. Der Priester sah Sterne und ließ sich nach hinten fallen um dem nächsten Schlag auszuweichen. Noch im fallen trat er dem Hünen die Beine weg und brachte ihn zu Fall. Kassos rollte sich zur Seite ab und kam auf die Füße. Auch Harl war sofort wieder auf den Beinen. Sie umrundeten sich und starrten sich in die Augen. Kassos blieb stehen und atmete tief durch um seine Mitte zu finden. Sein Gegner stürmte erneut vor und wollte den Priester am Hals packen. Doch der machte einen Schritt zur Seite. Kassos nutzte den Schwung des Hünen, packte seinen Arm und schleuderte ihn von sich. Harl rollte sich über die Schulter ab und griff sofort wieder an. Er warf sich auf Kassos und wollte ihn mit seiner schieren Kraft nieder ringen. Diesmal gelang es dem Priester nicht auszuweichen und Harl bekam ihn zu fassen. Sofort versetzte er Kassos eine Kopfstoß auf die Nase und brach sie. Der Nord-Caldrier sah für kurze Zeit nichts, da Tränen ihm die Sicht nahmen. Harl nutzte diesen Moment der Schwäche aus, umrundete Kassos und schlang seine Arme um dessen Arme und Brustkorb. Wie ein Spielzeug wurde der Priester angehoben und Harl drückte ihm die Luft aus den Lungen. Kassos umklammerte mit beiden Beinen die Unterschenkel Harls´und warf seinen Kopf mit Wucht gegen sein Gesicht. Erst beim zweiten Stoß lockerte sich der Griff des Hünen und Kassos gelang es sich mit eine Drehung zu befreien. Er wirbelte herum und und versetzte seinem Gegner zwei schnelle Schläge auf den Brustkob und an die Schläfe. Harl schwankte und ging auf ein Knie nieder. Kassos wich einen Schritt zurück und sammelte sich. Als Harl sich erhob, stieß er einen Schrei aus der mehr an das Gebrüll einer Bestie erinnerte, als an den Schrei eines Menschen. Seine Augen rollten wild in den Hölen hin und her, und Schaum stand ihm vor dem Mund. Der Priester wusste genau was das zu bedeuten hatte. Sein Gegner war ein Berserker.
Der Hüne steigerte sich immer mehr in seinem wilden gebaren und Kassos wusste, dass es nur einen Weg gab hier zu siegen. Er musste sich seiner Wut hin geben. Mit einem Gebet an Tior stürmte er vor und mit jedem Schritt steigerte sich seine Wut. Auch Kassos schrie nun seinen Zorn hinaus und eine unheimliche Aura schien ihn zu umgeben.
Die beiden stürtzten sich aufeinander und schlugen um sich. Knochen brachen und das Blut der beiden tränkte den Kampfplatz. Harl packte Kassos und hob ihn scheinbar mühelos über seinen Kopf um ihn in die Menge zu schleudern. Der Priester schlug nach Harls Kopf und bekam seinen Unterkiefer zu packen. Harl biss zu und riss Kassos fast die Finger ab. Doch dieser ließ nicht los, drehte sich aus Harls Griff und fiel zu Boden. Durch den Ruck und die Kraft die der Rausch Kassos verlie, renkte er den Unterkiefer Harls aus und riss ihn schließlich einfach ab. Mit einem schnellen Schlag rammte Kassos ihm die Kante seiner Armschiene von unten gegen die Nase. Harl viel zu Boden und blieb zuckend liegen. Der Priester warf sich auf ihn und schlug auf ihn ein. Das Zucken erstarb, harl war tot und der Kampf vorbei.

Kassos erwachte in seiner Kammer und blickte in das bärtige Gesicht von Tulfdar. wie immer war sein voller Bart leicht angebrannt. "Er hat dich ganz schön verprügelt", sagte der Ordensmeister grinsend. Mühsam richtete Kassos sich auf. "Wie lange hab ich geschlafen?", fragte er keuchend und betrachtete seinen Arm. "Er ist mehrfach gebrochen, ebenso deine Nase, deine Hand und ein paar Finger. Außerdem hat sein Dickschädel einen Riss", erwiederte Tulfdar trocken. "Die Heiler haben den Rest der Nacht und den ganzen Tag deine Knochen gerichtet und deine Wunden gesäubert. Sie sagen du heilst sehr schnell und wirst bald wieder der Alte sein." Tulfdar lehnte sich auf seinem Stuhl nach vorne. "Du hast dem Kerl einfach den Kifer abgerissen und ihm dann mit seinem eigenen gebiss das irn aus dem Schädel geprügelt. Nicht mal Argos hat es gewagt dazwischen zu gehen und schließlich musste ich dir meinen Hammer über den Schädel ziehen um dich zu beruhigen."
Kassos sah den Kampf wie durch einen Schleier und erinnerte sich an fast nichts mehr, nachdem Harl der Wut verfallen war. "Wenn die Wut mich packt, kann ich das nicht immer kontrollieren und tue Dinge auf die ich nicht stolz bin. Aber er wollte den Kampf bis zum Tod und er hat seiner Wut freien lauf gelassen. Wie auch immer, der Hammer war eine gute Idee und ich danke dir dafür. Auch wenn die Kopfschmerzen wohl noch eine Weile anhalten werden." Langsam lehnte Kassos sich wieder zurück und Tulfdar erhob sich. "Ich werde dich jetzt ruhen lassen. Wirst du dennoch nach Fanada reisen, oder willst du es verschieben?", fragte Tulfdar. "Nein, ich werde in zwei Tagen aufbrechen. Wie gesagt, ich heile sehr schnell und meine Angelegenheiten in Fanada und dem Wald von Arden dulden keinen Aufschub.", erwiederte der Priester und schloss die Augen. Er hörte noch die Tür, die sich leise schloss, bevor er in einem leichten Schlummer versank.
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Offline Jeremias

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Re: Die Löwenburg- Der Orden Tiors-In der Nähe Engonias
« Antwort #4 am: 25. Okt 13, 15:17 »
Die zwei Novizen umkreisten lauernd einander. Um sie herum erklang das Klackern von Holzwaffen und das dumpfe Klatschen von Treffern. Der Sand unter ihren Füssen bewegte sich im leichten Wind und die alten Mauern der Ordensburg warfen ihre Schatten auf den Kreis. Ein leichter Seitschritt, eine schnelle Bewegung und katzengleich sprang der eine Novize den anderen an und warf ihn zu Boden. Geschickt sprang der andere wieder auf, duckte sich unter dem Schlag weg und drehte sich einmal um die eigene Achse, um seinem Schlag die nötige Wucht zu verleihen. "Halt!" Ertönte eine laute und barsche Stimme. Beide Novizen hielten inne und sahen den älteren, übergewichtigen Mann an, der neben ihrem Kampfkreis stand. "Nette Akrobatikübung, aber ihr sollt kämpfen. Und diese Drehung, was sollte das? Ein bisschen hübschen Rücken zeigen? Draussen in der realen Welt ist der hübsche Rücken ganz schnell kaputt! Nochmal und diesmal ein bisschen mehr Hirn." "Ja, schon gut...", winkte der jüngere Novize ab. Sein Trainingspartner grinste. "Glaubst mir wohl nicht, Junge? Denkst, der alte, fette Arius hat keine Ahnung und ist nur von Kassos' Gnaden hier, ne? Schließlich hat dein Vater dir ja gezeigt, wie es geht und der ist ja Ritter?" Arius grinste breit. Auf ein Zeichen gab man ihm seine Lieblingswaffe, eine lange Mordaxt aus Holz, gepolstert. "Ich zeige dir mal kurz, wie in der realen Welt gekämpft wird."

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Arius ließ die Wärme in seinen Körper eindringen. So eine Sauna hätte er schon früher gebrauchen können... Aber ohne die Sicherheit seiner Ordensbrüder wäre er wohl nie nackt in sowas gegangen. Er seufzte. Auch wenn die Freiheit seiner Söldnertage wohl vorbei war, so war sie mit etwas Wichtigerem ersetzt worden. Kameradschaft. Zu Anfang hatte er es nicht wahrhaben wollen, aber inzwischen war ihm klar geworden, wie fest die Bande in diesem Orden waren. Und wenn er auch nie das Maß höfischer Etikette und Bildung erreichen würde wie so manch anderer Ordensbruder, so hatte er vielen von ihnen einiges an realer Kampferfahrung voraus. Er grinste innerlich. Der grosse Stratege würde er nie werden, aber er zog den ehrlichen Kampf im kleinen Rahmen eh vor. Tior zu dienen, mit der Waffe in der Hand, das hatte ihn über ein Jahrzehnt geleitet und würde ihn auch weiter leiten. Auch wenn der Weg krumm war.

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Arius kniete vor Kassos. Der Ruf hatte ihn überrascht, aber gefreut. Kassos wollte ihn weihen und ihn vollends in den Orden aufnehmen. Er ließ die Worte des Schwurs ihn durchspülen und fühlte innerlich, wie das Feuer Tiors die alten Taten hinwegbrannte. Er war ein neuer Mensch. Mit seinem Speer schnitt Kassos sich in die Hand und sein Blut tropfte auf Arius' Kopf. "Steh nun auf, Ritterbruder, und nimm deinen rechtmässigen Platz in diesem Orden ein. Stehe stolz und aufrecht für Tior ein, zeige niemals Furcht und kämpfe stets in seinem Namen!"
Die bereitstehenden Novizen kleideten Arius in die Kleidung des Ordens und die übrigen Brüder beglückwünschten ihn. Kassos trat ebenfalls nach vorne und legte ihm die Hand auf die Schulter. "Arius, du hast dich sehr gemacht. Ich freue mich, dich als Bruder begrüssen zu dürfen."

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Am nächsten Tag wurde Arius zu Kassos gerufen. In dessen Gemächern las Kassos gerade noch einen Brief. Arius neidete ihm nicht die Fähigkeit zu lesen, inzwischen konnte er das ja auch. Aber es war anstrengend und gut war er nicht. Kassos legte den Brief zur Seite. "Arius, tu mir bitte einen Gefallen. Flamen Damian bat mich um einen meiner Leute, da seine 'Begleiterin', die Amabilis Leonie wohl eine kurze Reise unternehmen will und er sie nicht selber begleiten kann. Der Kontakt zu einer Laviniapriesterin könnte dir gut tun, daher habe ich dich auserkoren. Triff sie in Stejark, sie will wohl mit dem Schiff reisen." Innerlich schüttelte es Arius. Schiff? Und eine Laviniapriesterin? Aber ablehnen konnte er schwerlich und wer weiß, vielleicht war es doch ganz interessant. "In Ordnung. Ich packe nur meine Sachen und mache mich sofort auf den Weg."

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Es war seltsam, die Ordensburg wieder zu verlassen. Und dann auch noch an dem fest in jeldrikischer Hand befindlichen Engonia vorbeizuwandern, in einen Teil Engoniens, den er nur schlecht kannte. Aber die Luft war herbstlich frisch und Arius schritt mit einem Lächeln auf den Lippen forsch voran...

Mel

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Re: Die Löwenburg- Der Orden Tiors-In der Nähe Engonias
« Antwort #5 am: 05. Dez 13, 16:31 »
Man hatte sie hierher gebracht, zu den Kriegern Tiors.
Damit sie in Sicherheit war, so hatte man es ihr erklärt.
Sie wusste nicht, was sie hier sollte. Niemand sprach mit ihr oder fragte sie nach ihrem Willen.
Es wäre auch sinnlos gewesen, bekamen sie alle doch nur dieselbe Antwort.
Fügsam war sie geworden und tat, was man ihr auftrug.
Zu schwach, zu widersprechen, sich zu widersetzen, nur noch ein Schatten ihrer selbst.

Dann kam diese Frau zu ihr, und mit ihr der Priester Tiors, der sie hergebracht hatte.
Es war, als würde sie beide aus einem anderen Leben kennen, doch jetzt und hier waren sie ihr fremd.


Als sie schlief, verfolgten sie die Erlebnisse. In den Träumen tat sie all das, wozu sie bei Tag nicht mehr fähig war.

Jelena, hilf mir. So wie Du Simon gerettet hast. Und wenn Du es nicht kannst, soll Kassos mich töten.

Sie weinte im Schlaf, manchmal schrie sie und dann hallten ihrer Schreie durch die Burg.

Rania

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Re: Die Löwenburg- Der Orden Tiors-In der Nähe Engonias
« Antwort #6 am: 06. Dez 13, 19:39 »
Täglich besuchte Rania Lorainne in ihrer Kammer und brachte ihr die Mahlzeiten. Wenn sie schlief, stellte sie ihr das Tablett leise auf den Tisch. War sie wach, so setzte sich Rania zu ihr und aß mit ihr gemeinsam. Rania sprach kaum ein Wort mit ihr. Lorainne sprach auch nicht. Doch Rania dachte sich, dass diese gemeinsamen, sehr schweigsamen Mahlzeiten besser seien, als sich zwischen den ganzen Tioranhängern zu setzen und mit ihnen zu speisen.
Kassos mied sie sowieso. Also weshalb sollte sie seine Nähe suchen?! Es war ihr aber auch egal. Rania wusste, dass dies einst anders war, doch jetzt spürte sie nur noch diese Leichtigkeit. Alles war unwichtig geworden. Selbst die tiefe Verbundenheit zu ihrer Göttin war angenehm leicht. Fast unscheinbar und kaum noch vorhanden.

Nach dem Essen verabschiedete sich Rania von Lorainne und ließ sie wieder allein. Oft ging sie in die Bibliothek um zu lesen. Doch die Worte behielt sie sich kaum. Dann ging sie hinaus in die Ställe und verbrachte dort viele Stunden. Pferde sind wunderbar. Sie sagen nichts, stellen keine fragen.
Dann dachte Rania an die vergangenen Ereignisse. An die Menschen, die sie sehr wert schätzte. Kassos.....Vanion, Yorik, Stella, Damian, Leonie, Lyra, Kadegar, Sasha, Gorix, Sogar Jelena....und noch viele Gesichter mehr tauchten vor ihrem geistigen Auge auf. Doch wusste Rania nicht, was sie all diesen Leuten gegenüber fühlen sollte. Seit den Ereignissen im Wald von Arden sind nur noch Erinnerungen von alljenen geblieben, mit denen sie viele Male Seite an Seite stand.

Mel

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Re: Die Löwenburg- Der Orden Tiors-In der Nähe Engonias
« Antwort #7 am: 11. Dez 13, 20:16 »
Wie immer brachte Rania ihr das Essen.
Wie immer sagte sie kein Wort.
Wie immer nahm Lorainne ihr das Tablett mit ihrer Mahlzeit ab.

Doch diesmal berührten sich ihre Hände.
Nur einen kurzen Moment, doch er reichte, damit Lorainne den Ruf hören konnte.
Sanft säuselte die Stimme und umklammerte ihre Gedanken.
Bilder zogen an ihr vorbei, WOrte, vor langer Zeit gesprochen.

Lorainne zuckte zurück und ein Schluchzen entrang sich ihrer Kehle.
Es war, als würde ihr Herz zersplittern, als sie SEIN Gesicht vor sich sah.

Damals war sie glücklich gewesen, am Ufer der Ahrn.

Dann verstummte das Säuseln in ihren Gedanken und die Erinnerung verblasste.
Alles war wie immer.

Mel

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Re: Die Löwenburg- Der Orden Tiors-In der Nähe Engonias
« Antwort #8 am: 12. Feb 14, 20:05 »
Entspannt sass sie in der Sonne und genoss die warmen Strahlen.

Die Laviniapriesterin hatte ihr Stickarbeiten gegeben, bevor sie abgereist war.
Wie von selbst führten ihre Hände die Nadel und zogen das Garn durch den Stoff.
Sie hatte nicht über das Muster nachgedacht und doch konnte man langsam eine silberne Distel auf grünem Grund erkennen.
Doch die Fragen, die ihr der Tiorspriester tellte, warum sie ausgerechnet dieses Wappen stickte, konnte sie nicht beantworten. Sie lächelte ihn nur versonnen an.

Jemand, der sie nicht kannte, hätte sich wohl kaum vorstellen können, dass sie eigentlich in Männerhosen und Schwert umherlief, manchmal sogar Rüstung.
Und auch jenen, die sie kannten, fiel es immer schwerer, sich vorzustellen, dass sie wieder ganz die Alte werden konnte.

Offline Wassilij

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Re: Die Löwenburg- Der Orden Tiors-In der Nähe Engonias
« Antwort #9 am: 18. Mai 14, 10:25 »
In der hellen Mittagssonne, ritt der junge Krieger in blau und rot gekleidet, mit einem dunkelblauem Turban auf dem Kopf auf die Löwenburg zu. Es hatte lange gedauert, bis er diesen Entschluss gefasst hatte. Seine Brüder waren vor wenigen tagen zurück in die Heimat gereist. Er war frei. Ein Gefühl, das Wassilij neu war. Stets hatte er Verpflichtungen treu gefolgt und wäre ihnen bis zum Schluss nach gekommen. Doch nun hatte er erst einmal nur noch eine Pflicht. Sich selbst gegenüber.

Wassilij ritt wieder auf seinem treuen und stolzen Pferd Matsch. Auch ihre Beziehung hatte gelitten. Aber nun war sie wieder die alte. Vanion hatte wohl mit dem ein oder anderen recht gehabt. Alle seine freunde waren für ihn da, als er sie gebraucht hatte. Und nun? Was hatte er getan? Alle verlassen und sich unsichtbar gemacht, verschwunden in den weiten Engoniens. Nun war es für ihn an der Zeit die Schatten zu verlassen. Kassos hatte ihm das Angebot unterbreitet, als Lehrer an der Löwenburg unterzukommen. Das wollte er. Wassilij wusste nun, was er wirklich wollte. Hier unterrichten und wieder beweisen, das er wieder der alte war. Zumindest fast.

Die Pforte lag vor ihm. Wachen waren in Rufweite. Wassilij stellte sich im Sattel auf und hob die leere Schwerthand zum Gruße.

"Seid gegrüßt! Ich suche den Herrn Kassos!"
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Offline Jeremias

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Re: Die Löwenburg- Der Orden Tiors-In der Nähe Engonias
« Antwort #10 am: 19. Mai 14, 19:03 »
Eine junge Frau in der roten Kleidung des Ordens ruft herunter: "Ordensmeister Kassos ist nicht in der Burg und wir wissen nicht, wann er zurückerwartet wird. Ihr könnt nur mit Ritter Arius reden, der hat ihn zuletzt gesehen."

Offline Wassilij

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Re: Die Löwenburg- Der Orden Tiors-In der Nähe Engonias
« Antwort #11 am: 19. Mai 14, 19:26 »
Wassilij stieg vom Pferd und verneigte sich leicht.

"Habt Dank, meine Dame. Mein Name ist Wassilij Szkeli, ein Freund von Kassos. Er sagte mir, es würde eine Kammer und ein Posten als Lehrer in dieser Burg warten, bis ich bereit bin. Deswegen bin ich hier. Wenn Ritter Arius weiterhelfen kann wäre es mir eine Freude, von Euch zu ihm geführt zu werden."
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Offline Jeremias

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Re: Die Löwenburg- Der Orden Tiors-In der Nähe Engonias
« Antwort #12 am: 23. Mai 14, 08:24 »
"Dann kommt doch rein!"

Die Tore wurden für Wassilij geöffnet und er konnte den Burghof betreten. Die junge Frau führte ihn zu zwei Männern, bereits von Kleidung und Gehabe erkannte er, dass der eine ein Ritter war und der andere vielleicht kein Kämpfer, aber trotzdem wichtig. "Verzeiht, Quartiermeister, Herr Arius, dies ist Wassili Seli," sie schien über den Namen zu stolpern, "er sagt, dass der Ordensmeister Kassos ihm einen Posten als Lehrer anbot." Beide Männer studierten Wassilij genau. Arius bedankte sich bei ihr. "Danke, Dara. Geh wieder zu deinem Posten."
An Wassilij gewandt: "So, unser alter Ordensmeister hat euch geschickt. Dachte er sich, dass vielleicht jemand Lehrer werden soll, der mal ein wenig grösser ist als er und nicht soviel Fett an den Rippen hat?"
Arius verengte leicht die Augen, als er ihn bei den Worten ansah und auch der Quartiermeister versteifte sich unwillkürlich. Beide Männer waren bewaffnet und Arius legte scheinbar unbewusst die Hand an sein Schwert.

Offline Wassilij

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Re: Die Löwenburg- Der Orden Tiors-In der Nähe Engonias
« Antwort #13 am: 23. Mai 14, 21:42 »
Wassilij verneigte sich zur Begrüßung.

"Nun, Kassos ist größer als ich. Aber das spielt denke ich keine Rolle. Er hat, wie ich Eurer Antwort entnehme keine Nachricht darüber hinterlassen oder es gesagt?"
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Offline Simon de Bourvis

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Re: Die Löwenburg- Der Orden Tiors-In der Nähe Engonias
« Antwort #14 am: 21. Jan 15, 22:38 »
Im Herbst 264 erreichte Simon die Burg.

Sein Pferd hatte er in Engonia einem Mietknecht übergeben, der es zurück nach Bourvis brachte. Er brauchte nichts, hatte er befunden. Wenn er schon das Leben eines Ordenskriegers  beginnen sollte, dann wollte er sich mit nichts aus seinem früheren Leben belasten.
 Die Rüstung am Körper, ein Bündel mit zwei Tuniken, das Schwert, dazu die unterzeichneten Dokumente, die Bourvis für die Dauer seiner Ordensmitgliedschaft an den Orden übeschrieben, ein Beutel mit ein paar Münzen.

Er blickte noch einmal zur grossen ehemaligen Hauptstadt, besah sich Theater und Alamartempel.
Seine Finger wanderten zu dem silbernen Medaillon um seinen Hals und er drehte sich um, die Löwenburg ragte trotzig und wenig einladend vor ihm auf.

"...La lune trop blême
Pose un diadème
Sur tes cheveux roux..."

Er setzte sich langsam in Bewegung, es war an der Zeit alle Begehrlichkeiten und Sorgen, Wünsche und Ziele aufzugeben, es zählte ab jetzt nur, das Wesen Tiors zu verstehen.

"...La lune trop pâle
Caresse l'opale
De tes yeux blasés..."

Das Kämpfen brauchte er nicht zu erlernen, oder besser, es hatte keinen Sinn zu versuchen mit den jungen Männern im Orden mithalten zu wollen. Zeit ein wenig Demut auf dem Sandplatz zu lernen, alter Mann. Nein, die Lehren der Priester waren das, was er zu verstehen hoffte.

"...Et sous ta caresse
Je sens une ivresse
Qui m'anéantit..."

Nun, zumindest alle Wünsche bis auf einen wollte er vergessen. Diesen einen wollte er mit sich führen und sehen, wie es nach einem Jahr um ihn bestellt sein würde.
Sein Blick wandte sich kurz nach Nordwesten.
Nur ein Jahr, dann sehe ich Dich wieder.

"Les escaliers de la Butte
Sont durs aux miséreux
Les ailes des Magritte
Protègent les amoureux!"

Er stapfte auf die Tore der Löwenburg zu, die ihn einige Augenblicke später verschluckten.
« Letzte Änderung: 21. Jan 15, 22:43 von Simon de Bourvis »
Wir wollen wie Kinder sein,
nämlich dumm und 1,30.