Auf den einen Tag folgte ein neuer und danach wieder ein neuer.
So ging es schon eine ganze Weile. Tag auf Tag, Woche auf Woche, Monat auf Monat.
Im Herbst hatte man sie hierhergebracht, darauf war der Winter gefolgt und der Frühlich.
Jetzt nahte der Sommer, sie konnte den Flieder aus den Gärten riechen.
Den gab es nur hier, in den Klostergärten- zumindest hatte sie nirgendwo sonst Flieder gesehen.
Sie hatte nichts zu tun, konnte nur beten, Schriften Lavinias studieren und darüber nachdenken.
Und natürlich dachte sie an ihre Familie, oder die Menschen, die sie ihre Familie nannte, an ihre Freunde, Weggefährten und Waffenbrüder und -schwestern.
Sie verging fast vor Sehnsucht nach ihrer Tochter, die kleiner würde sie nichteinmal erkennen, sie würde keine Bindung an ihre Heimat haben, denn sie wuchs in Goldbach auf, nicht auf La Follye.
Etwas Trost hatte Anders gespendet und etwas Glück, auch wenn sie es nicht gutheißen konnte, WIE sie zu ihr gekommen war.
Plötzlich öffnete sich die Tür mit eine knarzen, das Lorainne zusammenzucken ließ. Sie war den Lärm einfach nicht gewöhnt. Als man ihr die Einkehr und Stille verordnet hatte, hatte man sich auch bemüht, sie still zu versorgen- Türen wurden leise und behutsam geöffnet, niemand hatte mit ihr gesprochen, die Schwestern schienen durch die Gänge zu schweben.
Mißmutig schaute sie die Besucher an, oder waren es nur neue Kerkermeister?
Man bedeutete ihr zu folgen und Lorainne gehorchte. Man brachte sie in eine geräumige Kammer, badete sie, schnitt ihr das Haar und kleidete sie in ihren Waffenrock und sie erhielt ihr Schwert zurück.
Unsicher ob sie wieder sprechen durfte, schwieg sie und nahm das Geschehen um sie herum verwundert zur Kenntnis.
Sollte es vorbei sein? War sie frei- einfach so?