Autor Thema: Auf dem Weg zum Wald von Arden  (Gelesen 5168 mal)

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Offline Yorik

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Auf dem Weg zum Wald von Arden
« am: 23. Mai 13, 00:52 »
Yorik wusste nicht, wie lange er schon unterwegs war. Es spielte auch keine Rolle mehr. Seit Tagen folgte er einfach nur dieser Straße, ohne zu wissen wo sie sich befand und wohin sie ihn führte. Rechts und links säumte dichter Wald den Weg und es war eine gefühlte Ewigkeit her, dass Yorik zum letzten Mal Menschen gesehen hatte.
Still und eintönig trabte Ronja vor sich hin und ließ ihren jungen Reiter allein mit seinen Gedanken. Doch Yorik wollte nicht denken. Denken bedeutete Erinnern. Erinnern bedeutete Schmerz. Manchmal, wenn er zu tief in der Erinnerung versank, glaubte Yorik sogar, ihre Stimme zu hören, und dutzende von Klingen bohrten sich in sein Herz. Energisch schüttelte er den Kopf.
Jetzt ist nicht die Zeit für Vergangenes, redete er sich ein, und er hasste sich selbst für seine Wortwahl, ich werde in diesen Wald reisen und mein Versprechen erfüllen. Das letzte Versprechen, dass ich je gegeben habe. Er hatte diesen Gedanken noch nicht beendet, da hörte er ein Geräusch. Als Yorik wenige Sekunden später begriff, dass es Ronjas Schreien war, sackte der Körper unter ihm bereits weg. Instinktiv rollte er sich ab, gerade noch rechtzeitig um zuzusehen, wie das Pferd zusammenbrach. Hastig eilte der junge Mann zu seinem Reittier, um nach Verletzungen zu suchen und wurde am rechten Vorderlauf fündig. Bei Locknar! dachte er. Ich habe mich nicht nur hoffnungslos verirrt, jetzt hat mein Pferd auch noch einen gebrochenen Knöchel! Es schien doch eine längere Reise zu werden als vermutet.
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Re: Auf dem Weg zum Wald von Arden
« Antwort #1 am: 23. Mai 13, 18:20 »
Sie schreckte aus ihrem ohnehin weder besonders tiefen noch besonders erholsamen Schlaf auf und erkannte im selben Moment was für ein Geräusch es war das sie geweckt hatte. Vorsichtig entfernte sie einen Teil des Unterholzes das ihre Schlafstelle tarnte und bewegte sich, barfuß, in die Richtung aus der der Schrei gekommen war.
Nach ein paar Minuten erreichte sie die Straße und blickte, nun den Dolch zur Verteidigung bereit, auf einen jungen Mann. Viel von seinem Gesicht konnte sie aus ihrer Position schräg hinter ihm nicht erkennen, dennoch war klar dass seine volle Aufmerksamkeit dem Tier galt vor dem er kniete.
Zögerlich näherte sie sich noch ein paar Schritte, unsicher ob sie ihn ansprechen sollte, beobachtete dabei die unmittelbare Umgebung für den Fall dass dies der Trick irgendwelcher Wegelagerer war.. und trat prompt auf einen auf dem Weg liegenden Ast.
Kurwa! dachte sie noch und dann drehte der junge Mann sich auch schon um.
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Offline Yorik

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Re: Auf dem Weg zum Wald von Arden
« Antwort #2 am: 23. Mai 13, 18:35 »
Kaum war der Laut an sein Ohr gedrungen, da fuhr Yorik herum. Instinktiv legte er die Hand an den Griff seines Schwertes und sein Blick fixierte die Gestalt auf dem Weg. Es war eine blonde Frau, relativ klein und wohl etwas älter als Yorik. Barfuß stand sie auf der nackten Erde und beobachtete den jungen Mann mit einem recht verärgert wirkenden Blick. Ihr ganzer Körper sah aus, als sei sie grade aus dem Wald gekrochen; hier und da bedeckte sie der Schmutz, außerdem hatte sie scheinbar Federn und Knochenstücke in ihre Haare geflochten. Was den ungewöhnlichen Anblick vervollständigte: In der Hand hielt sie einen kleinen, aber scharfen Dolch. "He ihr da", rief Yorik der Frau zu, "wer seid ihr? Und was wollt ihr hier?" Yorik machte sich bereit, sein Schwert zu ziehen, nur für den Fall, dass das hier ein Hinterhalt von Banditen war.
« Letzte Änderung: 23. Mai 13, 18:43 von Yorik »
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Re: Auf dem Weg zum Wald von Arden
« Antwort #3 am: 23. Mai 13, 18:58 »
Er sprach schnell. Ein bißchen zu schnell für sie um die einzelnen Worte zu verstehen, aber Tonfall und Gesichtsausdruck halfen etwas beim Verständnis.
Sie deutete mit der linken Hand, die in der sie nicht ihren Dolch hielt, auf sich.
"Kia"
dann nickte sie zu dem verletzten Pferd hinüber: "Sie.. Hilfe?"
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Offline Yorik

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Re: Auf dem Weg zum Wald von Arden
« Antwort #4 am: 23. Mai 13, 19:16 »
Als Yorik das Wort Hilfe hörte, entspannte er sich etwas. Er raffte sich auf und nahm die Hand von seinem Schwert, blieb aber wachsam. "Kia?" fragte er, "ist das Euer Name?" Als sie nach einigen Augenblicken, die sie wohl zum Verstehen brauchte, nickte, ging Yorik einige Schritte auf sie zu. "Gut. Kia, ich heiße Yorik. Wenn ihr mir helfen wollt, werde ich Euch nicht daran hindern. Aber nehmt zuerst den Dolch herunter, erst dann dürft Ihr Euch meinem Pferd nähern, klar?"
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Re: Auf dem Weg zum Wald von Arden
« Antwort #5 am: 23. Mai 13, 19:44 »
Kia lauschte konzentriert und runzelte dabei die Stirn. Die Priesterin die sie in ihrer Kindheit die Sprache der Steinhäusler gelehrt hatte, hatte langsamer und deutlicher gesprochen.. und natürlich hatte es auch seit Jahren keine Notwendigkeit gegeben sich darin zu üben.
Zumindest hatte sie seinen Namen verstanden.. Yorik..
Nach einem kurzen Blick auf sein Schwert verstaute sie ihren Dolch wieder in seiner Halterung, gut verborgen aber schnell erreichbar in den Falten ihrer Hose, ging ruhig hinüber zu dem verletzten Pferd und ließ sich vorsichtig in die Knie sinken.
Ein Knochenbruch.
Oh verdammt, Kia blickte hoch zu Yorik und überlegte wie sie ihm begreiflich machen sollte was das für das Tier bedeutete, falls er es nicht selber wusste.
Sie fixierte seinen Blick und schüttelte langsam den Kopf.
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Re: Auf dem Weg zum Wald von Arden
« Antwort #6 am: 23. Mai 13, 20:02 »
Yorik sah, wie Kia den Kopf schüttelte, und beim Anblick ihres Gesichtsausdrucks bildete sich ein Kloß in seinem Hals. "Wie schlimm ist es?" fragte er. "Wird sie weitergehen können?"
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Re: Auf dem Weg zum Wald von Arden
« Antwort #7 am: 23. Mai 13, 20:19 »
Er wusste es nicht, sie seufzte.
Es dauerte einen Moment bis sie aus ihrer Erinnerung die Worte zusammengesucht hatte die sie brauchte.
"Nicht laufen. Nicht bewegen. Wir können nicht helfen."
Kia spürte wie der altbekannte Schmerz in ihr aufstieg. Es war bei weitem nicht das erste Mal dass sie eine solche Verletzung bei einem Pferd sah und sie wusste dass es in dieser Situation und mit den spärlichen Mitteln die ihnen zur Verfügung standen keine Möglichkeit gab den Knochen vernünftig zu behandeln, es blieb nur das Tier zu erlösen und wie jedes Mal rebellierte alles in ihr dagegen.
"Für sie" sie zeigte auf die Stute "viel Leid. Viel Schmerz."
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Re: Auf dem Weg zum Wald von Arden
« Antwort #8 am: 23. Mai 13, 20:49 »
Yorik sah Kias bedauernden Gesichtsausdruck, hörte ihr Seufzen - und verstand. Ein unbändiger Zorn stieg in ihm auf. Hatte der Tod sich nicht schon genug mit ihm vergnügt?! Reichte es ihm nicht, sich an Yoriks Trauer zu weiden, musste er ihn jetzt wirklich auch noch auf Schritt und Tritt folgen? Mit versteinertem Gesichtsausdruck nickte er in Kias Richtung, dann zog er sein Schwert. Mit Schritten, die entschlossen wirken sollten, näherte er sich Ronja. Kein Zweifeln, schärfte er sich ein. Keine Trauer. Kein Mitleid. Kein Erinnern. Yorik hob das Schwert und trieb es mit einem Ruck in den Körper seines Pferdes. Das Tier schrie auf. Kein Laut kam über Yoriks Lippen. Nachdem Ronja verstummt war, zog er einen Stofffetzen aus seiner Gürteltasche, wischte die Klinge notdürftig ab und schlurfte zu Kia zurück.
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Re: Auf dem Weg zum Wald von Arden
« Antwort #9 am: 23. Mai 13, 21:09 »
Sie erlaubte es sich nicht wegzusehen.
Ich wünsche dir auf deiner Reise alles Gute.
Als es vorbei war berührte Kia die Stute, fühlte ihre Wärme die so bald schon vergangen sein würde, ließ dem Anblick der sich bot Zeit sich in ihre Erinnerung einzubrennen und versprach ihr stumm ihrer zu gedenken.
Dann stand sie auf und wandte sich wieder Yorik zu.
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Re: Auf dem Weg zum Wald von Arden
« Antwort #10 am: 23. Mai 13, 21:59 »
"Nun, es sieht so aus, als müsste ich von nun an zu Fuß weitergehen", stellte Yorik fest. "Da du mir nicht helfen konntest, sind wir hier wohl fertig." Sein Ton blieb hart und vollkommen emotionslos, doch irgendwo in dem hinteren Bereich seiner Gedanken brodelte es. Was tust du da nur??? schrie etwas in ihm, Das bist doch nicht du! Yorik hörte nicht hin. "Ich werde jetzt weiterziehen", fuhr er fort. "Und du?" er musterte Kia von oben bis unten. "Was machst du überhaupt hier?"
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Re: Auf dem Weg zum Wald von Arden
« Antwort #11 am: 23. Mai 13, 22:09 »
"Rast. Dort drüben" Kia zeigte in Richtung ihres Schlaflagers. "Ich reise. Lerne. Ich sammle.." sie stockte und dachte kurz nach ".. ich sammle Bilder hier drin" sie deutete auf ihren Kopf.
"Du?"
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Re: Auf dem Weg zum Wald von Arden
« Antwort #12 am: 23. Mai 13, 22:20 »
"Ich bin unterwegs um ein Versprechen einzulösen", antwortete Yorik kurz angebunden. Er wollte sich schon umdrehen und gehen, da fiel ihm etwas ein. "Ach ja", setzte er noch mal an, "hast du eine Ahnung, wo wir hier sind?"
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Re: Auf dem Weg zum Wald von Arden
« Antwort #13 am: 23. Mai 13, 22:36 »
Langsam wird es einfacher ihn zu verstehen
Kia nickte auf Yoriks Frage. Dann sah sie sich um, hob den kleinen Ast auf, auf den sie vorhin getreten war und kniete sich am Wegrand hin. Sie winkte Yorik zu sich herüber, achtete aber nicht weiter darauf ob er ihr folgte sondern begann etwas in die Erde zu zeichnen.
Es war ein ungefährer Grundriss der Karte dieses Landes wie sie sie derzeit bei der Priesterin zu zeichnen gelernt hatte, allerdings um einiges vereinfacht. Sie erinnerte sich noch gut wie sie damals die große Karte bestaunt hatte die die Priesterin bei sich in der Schule aufgehangen hatte und wie sie sich gefagt hatte wie lang es dauern mochte so etwas zu zeichnen und wie lange man reisen musste um all die Orte zu sehen und die Entfernungen zu kennen.
Schließlich markierte Kia mit dem Ast in ihrer Hand die Stelle an der sie sich nach ihrer Schätzung gerade befinden mussten. Kurz vor der Grenze.
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Re: Auf dem Weg zum Wald von Arden
« Antwort #14 am: 23. Mai 13, 23:02 »
Yorik beugte sich über die primitive Karte, die Kia in den Staub gezeichnet hatte, und er erkannte, dass er wohl doch etwas Glück gehabt hatte. Denn laut der Abbildung befanden sie sich grade in der Nähe der Grenze nach Tangara, auf dem richtigen Weg zum Wald von Arden. Er betrachtete die verschiedenen Linien und Schnörkel genauer. Ich habe viel Zeit verloren, dachte er, wenn ich den Wald noch pünktlich erreichen will, kann ich es mir nicht erlauben, mich ein weiteres Mal zu verirren. Kurz dachte er nach, dann wandte er sich an Kia. "Sag, Kia", begann er, "kannst du mir helfen von hier", er zeigte auf den Ort, an dem sie ihre Position markiert hatte, "nach da zu gelangen?" Sein Finger wanderte von der Ausgangsposition zu dem Punkt, der wohl für den Wald von Arden stand. "Wenn du mir zeigst, wo ich lang gehen muss, gewähre ich dir dafür Schutz auf der Reise. Dann kannst du so viele Eindrücke sammeln wie du magst, ohne dass dir ein Wegelagerer die Kehle aufschlitzt."
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