Autor Thema: Der Weg von Brega zur Löwenburg  (Gelesen 19372 mal)

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Offline Jelena

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Re: Der Weg von Brega zur Löwenburg
« Antwort #15 am: 27. Sep 13, 04:41 »
Die Stille zwischen den beiden zog sich hin als Jelena erst mal das Gehörte zu verdauen versuchte.
Sie war eine ziemlich pragmatische Frau und ihre Lebenserfahrung sagte ihr das die einfachsten Antworten in den allermeisten Fällen auch die richtigen waren.
"Kassos, was du sagst ist die Wahrheit. Aber wie du schon sagtest, Tior hat an mir Gefallen gefunden. Höchstwahrscheinlich aus einem so simplen Grund wie der Tatsache das ich immer wieder den Weg seiner Anhänger kreuze und dabei stur genug bin um mich ihm nicht beugen zu wollen. Wer oder was bin ich schon? Was ist mein Leben in seinen Augen? Ein Wimpernschlag, dessen bin ich mir gewiss. Genauso wie ich mir sicher bin das er meine Rettung vor Engonia durch dich nur deswegen zugelassen hat weil er in mir einen Nutzen gesehen hat. Und der Nutzen warst du. "
Sie lenkten ihre Pferde von der Straße herunter um einer kleinen Kolonne von Wagen ausweichen zu können und ihr Gespräch verstummte bis sie wieder unter sich waren.
"Welche Veränderung Tior auch immer durchlaufen hat, sie ändert nichts daran das er kein gütiger Gott ist. Du sagst das Mut und Ehre wieder zu den hervorstechensten Eigenschaften geworden sind und ich will dir glauben, aber die Güte gehört nicht dazu. Eher die Strategie eines Feldherrn alle ihm zur Verfügung stehenden Ressourcen optimal einzusetzen. Ich war eine solche und er wollte sicher gehen das du überlebst. Ich bin mir ziemlich sicher das sich dies in der kommenden Prüfung nicht ändern wird. Ich glaube nicht das mein Wohl oder Wehe in seinen Plänen einen Stellenwert haben."
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Offline Dominic

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Re: Der Weg von Brega zur Löwenburg
« Antwort #16 am: 27. Sep 13, 13:26 »
"Aber in meinen."
Kassos schien sehr aufgewühlt, er glaubte nicht wirklich daran was Jelena ihm sagte. Er glaubte nicht an einen Plan, sondern viel mehr an ein Spiel. Tior wollte sie prüfen, ihre Grenzen kennen.
"Ich kann mir das nicht vorstellen. Viel mehr denke ich, du bist für ihn ein Interessantes Spielzeug. So leid es mir tut, aber ich kann mich nun mal nicht damit abfinden, dass du der Grund sein sollst warum ich all dies durchgestanden habe. Dass du für ihn eine Art Versicherung sein sollst. Wie hätte ich mir dann das Recht verdient ihm zu dienen? Ich will dich nicht kränken, aber ich denke anders als du."
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Offline Jelena

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Re: Der Weg von Brega zur Löwenburg
« Antwort #17 am: 27. Sep 13, 14:42 »
"Du hast recht, Kassos."
Antwortete Jelena so leise, dass es fast schien als ob sie mit sich selber reden würde.
"Spielzeug ist ein passenderer Begriff."
Sie straffte sich und überprüfte mit einem kurzen Blick ob alles an seinen Platz war. Als sie weiter sprach geschah dies in einem normalen Tonfall, als ob sie sich über das Wetter unterhalten hätten.
"Du solltest es vielleicht auch so herum sehen: du hast es dir verdient am Leben erhalten zu werden. Und nun verzeih, aber wir müssen uns sputen wenn wir morgen ankommen wollen."
Sie gab ihrem Wallach die Sporen und schlug einen kräftesparenden Trab an bei dem man schon schreien musste um sich weiter unterhalten zu wollen.
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Offline Dominic

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Re: Der Weg von Brega zur Löwenburg
« Antwort #18 am: 27. Sep 13, 15:02 »
Er hatte verstanden. Wenn sie nicht weiter darüber reden wollte, konnte und wollte er sie nicht zwingen. Auch Kassos trieb sein Pferd zu einem leichten Trab an und folgte Jelena.
Die restliche Reise verlief eher ereignislos. Sie rasteten zum Essen und am Abend kehrten sie in ein Gasthaus ein.
Sie unterhielten sich über allerlei Belanglosigkeiten und hier und da blödelten sie einfach herum. Am Morgen des nächsten Tages, brachen sie nach einem guten Frühstück auf und schon nach einigen Stunden kam die Löwenburg in Sicht.
Dem Priester war der Stolz ins Gesicht geschrieben. Hatte er -ein einfacher Mann, ein Bauer- hier doch etwas großes erschaffen. Natürlich hatte er Hilfe gehabt und er war sehr dankbar dafür, aber deshalb war er nicht weniger Stolz.
"Nicht mehr lange und wir sind da."
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Offline Jelena

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Re: Der Weg von Brega zur Löwenburg
« Antwort #19 am: 27. Sep 13, 16:12 »
"Oha! Das ist mal ein Anblick!"
Meinte Jelena ehrlich beeindruckt, aber auch etwas furchtsam.
"Die letzte Burg auf der ich geweilt habe war Salmar unmittelbar vor Beginn des Krieges..."
Sie schenkte Kassos eines dieser seltenen, schiefen Lächeln bei denen sie ihre Maske fallen ließ.
"Und es war der Zeitpunkt an dem ich zum ersten mal seinen Blick auf mir spürte."
Sie ließ ihren eigenen Blick zu der Burg vor ihnen wandern und etwas wie Resignation war in ihm zu lesen.
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Offline Dominic

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Re: Der Weg von Brega zur Löwenburg
« Antwort #20 am: 27. Sep 13, 20:43 »
"Ich finde es auch immer wieder erstaunlich. Oft reite ich aus und betrachte die Burg von weitem." Er blickte noch ein letztes mal zu seinem Sitz, bevor er hinter einer Hügelkuppe verschwand.
Sie ritten auf einer gut ausgebauten Straße Richtung Engonia und schwenkten dann östlich ein. Nach kurzer Zeit erreichten sie die Burg und ihnen wurden die Tore geöffnet. Über den Hof kamen ihnen schon die Knechte entgegen um ihnen die Pferde abzunehmen.
Kassos stieg von seinem Rappen und übergab die Zügel einem Jungen.
"Er braucht dringend Wasser und muss gebürstet werden."
Dann drehte Kassos sich herum und beobachtete Jelena. Sie war ein Stück hinter ihm über den schmalen Weg geritten und er machte sich schon bereit, sie aufzufangen, falls sie beim Durchschreiten des Tores aus dem Sattel kippte.
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Re: Der Weg von Brega zur Löwenburg
« Antwort #21 am: 28. Sep 13, 15:33 »
Nur derjenige der ganz genau hinsah erkannte das Zögern bevor der große Wallach das Tor zur Burg durchschritt. Jelenas Gesichtsausdruck war betont neutral, aber ihre Augen weiteten sich und ihre Hände krampften unwillkürlich in den Zügeln.

Rogar, an eine Wand gekettet, sein Gesicht wie von einer Wolfsmaske aus Rauch überlagert. Seine Stimme, knarzend wie ein Reibeisen als er sie amüsiert anblickt: "Du stinkst nach Treue, Frau!"...
Salmar, Die Burg, der verließähnliche Altarraum... Barkwin, der vergiftet wurde... ihre Hand, die das Gegengift reichte... Seine Hand auf ihrer Schulter und die leeren, grausamen Augen des Wolfes die sie zum Kampf gegen die Bestien bestimmten... Seine Stimme, zum ersten Mal, als sie in ihrem Blute lag...
Ein Abend am Lagerfeuer, Gorix der aufspringt und versucht sie zu warnen... Der wolfsgestaltige Krieger über ihr und seine Hand die nach ihr greift... Grendar Ermoites und Kandra bei ihrer Prüfung... bleiben sie am Leben so kehrst du zurück... der Hauch von Neugier?
Die tote Fürstin in seinen Armen... der unmenschliche Schrei der die Erde erbeben ließ... sein Herz, von einem Dolch durchbohrt... das Schlachtfeld, ein Fluß aus Blut...
Lazarette... Schlachten... Lupus Umbra... Sterbende... Überlebende... Alberts schlagendes Herz in ihren Händen... definitive Neugier
Der Tag des Wolfes... Ströme aus Blut... der Tempel... Kassandra unter ihren Händen... Die Statue... sie spuckt ihm vor die Füße... Brega... der Ahrnwall... Hanekamp... Engonia!


In immer schnellerer Abfolge zogen die Bilder vor ihrem inneren Auge vorbei und jedes einzelne Gefühl durchschnitt sie wie damals, als ob sie alles noch einmal erleben würde, noch einmal durchleiden, noch einmal erfahren.
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Offline Dominic

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Re: Der Weg von Brega zur Löwenburg
« Antwort #22 am: 28. Sep 13, 20:05 »
Kassos ging ihr entgegen und nahm die Zügel ihres Pferdes. Als Jelena abgestiegen war, übergab er das Tier an den Knecht.
"Bereitet für die Herrin Jelena eine Kammer in der Unterkunft der Askarier und schick mir ein Mädchen aus der Küche in mein Arbeitszimmer.". wies er den Jungen an.
Als der Wallach weg geführt wurde, blickte er Jelena voller Sorge an und wunderte sich nicht, dass sie aufrecht und würdevoll da stand.
"Wollen wir erst einmal etwas essen?"
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Re: Der Weg von Brega zur Löwenburg
« Antwort #23 am: 29. Sep 13, 16:09 »
Jelena nickte nur und sagte nichts, aus Angst was man aus ihrer Stimme heraushören würde.
Sie verschränkte ihre Arme in den weiten Ärmeln des Übergewandes und folgte Kassos in die Burg.
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Re: Der Weg von Brega zur Löwenburg
« Antwort #24 am: 29. Sep 13, 21:57 »
Der Priester führte die Heilerin durch die Gänge und Flure der Burg, hier und da wurde noch gearbeitet und an einigen Stellen wurden Einflüsse des Lupus Umbra, durch neues ersetzt.
Nach einiger Zeit und ein paar Treppen, erreichten sie eine schwere Holztür.
Kassos öffnete und ließ Jelena den Vortritt. Die Kammer war schlicht eingerichtet, ein Schreibtisch mit Unterlagen beherrschte den Raum und an der Ostwand standen zwei Sessel vor einem Kamin.
"Komm doch herein und mach es dir gemütlich, ich werde das Feuer entfachen."
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Re: Der Weg von Brega zur Löwenburg
« Antwort #25 am: 30. Sep 13, 06:50 »
Jelena folgte ihm durch die Burg und trotz ihres offensichtlichen Unwohlseins schaute sie sich bewundernd um. Man merkte der Burg an, dass ihre Bewohner mit Eifer an der Sache waren, sie wollten etwas neues und großes errichten.
Sie betrat die Kammer und trat an das Fenster um den Ausblick zu bewundern. Äußerlich schien sie ruhig und gefasst, aber in ihrem Inneren tobten lange vergraben geglaubte Erinnerungen.
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Re: Der Weg von Brega zur Löwenburg
« Antwort #26 am: 30. Sep 13, 15:22 »
"Das ist sicherlich eine blöde Frage, Jelena, aber wie geht es dir?", fragte Kassos, als er das Feuerholz entzündete. Langsam züngelten die ersten Flammen empor und fraßen sich in das trockene Holz. Mit einem Seitenblick, sah Kassos zu der Frau am Fenster. Eine Aura der Kühle schien sie zu umgeben, eine Aura der Gleichgültigkeit, aber der Priester sah hinter die Fassade von aufgesetzter Gefasstheit.
"Kann ich etwas für dich tun?"
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Re: Der Weg von Brega zur Löwenburg
« Antwort #27 am: 30. Sep 13, 18:10 »
Sie schüttelte Stumm den Kopf und nahm vor dem Feuer Platz. Sie setzte sich auf eines der Felle auf dem Boden und lehnte sich müde an den Sessel an. Sie schloss die Augen und lies den Kopf in den Nacken fallen.
Schließlich streckte sie die Hand nach Kassos aus:
"Wenn wir schon unter Wölfen sind dann sollten wir uns auch wie solche benehmen..." Meinte sie mit einem Lächeln in der Stimme.
"Bitte nimm mich in den Arm und halt mich einfach fest."
Wäre Sasha hier, hätte sie es vermutlich instinktiv getan, aber obwohl Kassos den neuen Weg predigte und auch Teil des Rudels war blieb er doch erstaunlich oft außen vor. Nun, dieses Mal ging das nicht. Jelena brauchte den Trost des Rudels und er war derjenige der da war.
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Offline Dominic

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Re: Der Weg von Brega zur Löwenburg
« Antwort #28 am: 30. Sep 13, 19:53 »
Langsam näherte Kassos sich ihr und setzte sich neben sie auf die Felle. Ohne ein Wort nahm er sie in den Arm und hielt sie. Lange saßen sie so da, während der Priester darauf wartete, dass Jelena etwas sagte.
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Re: Der Weg von Brega zur Löwenburg
« Antwort #29 am: 30. Sep 13, 20:55 »
"Erinnerst du dich eigentlich an dein Leben vor deiner... deinem neuen Namen?"
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