Autor Thema: Wassilij und Jennas Geschwister auf dem Weg von Engonia nach Fanada (Sommer 264)  (Gelesen 16833 mal)

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Offline Wassilij

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"Oder so." Kommentierte Wassilij Jabucicas Ausscheiden aus der Gegenwart.

"Weißt du, ich habe noch keine stute Gefunden, wo es sich passend ergeben hätte. Und in diesem Land, habe ich noch kaum Stuten gefunden, die es wert gewesen wären. Pferde haben hier einfach nicht den verdienten Stellenwert. Auf einem Schlachtross mit Kriegssattel, kann jeder Narr sicher reiten. Aber im Gallopp, vom Pferderücken aus mit dem Bogen zu schießen oder schnellste Kerhtwenden und dergleichen, beherrscht fast niemand hier. Dafür gute Pferde zu finden, ist hier schwer. Und mit dem Adel verhandeln, um ein gutes Fohlen zu bekommen, ist hier ebenfalls schwer. Und sonst sind die guten Rösser noch seltener. Mir wäre aber die Wüstenstute die liebste Möglichkeit."
Well I can't tell you where I'm going, I'm not sure of where I've been / But I know I must keep travelin' till my road comes to an end / I'm out here on my journey, trying to make the most of it / I'm a puzzle, I must figure out where all my pieces fit / Like a poor wayfaring stranger that they speak about in song / I'm just a weary pilgrim trying to find what feels like home / Where that is no one can tell me, am I doomed to ever roam / I'm just travelin', travelin', I'm just traveling through

Offline Lilac

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Dječak sah ein, dass das durchaus wichtige Überlegungen und klar erkennbare Schwierigkeiten waren.
Schließlich begab auch er sich zu seiner Lagerstatt.
Dort lag der junge Mann noch eine Weile genüsslich in Gedanken verloren, auf seiner Unterlippe kauend.
Eine eigene Pferdezucht aufbauen, durch die Lande ziehen und gute Zuchttiere einkaufen, die Fohlen trainieren, Rittmeister ausbilden...

"Das wär was..."
Ein träumerischer Seufzer stahl sich über seine Lippen, während seine Augen mal wieder in eine weite Ferne blickten und sich schließlich schlossen...
« Letzte Änderung: 21. Okt 14, 21:08 von Lilac »
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Offline Wassilij

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Eingeschlafen, dachte Wassilij, die beiden die ersten Tage hatten sie nur Probleme und jetzt schlafen sie, als ob es das normalste von der Welt für sie Wäre. Mit einem sanften Lächeln stand Wassilij auf und ging fast lautlos zu den Pferden.

Mit einem leisen Schnaufen kündigte Matsch an, wer da kommt und begrüßte seinen Reiter mit einem Stupser. Leise lachend und sein Pferd in der Muttersprache liebkosend, begann Wassilij Matsch zu kraulen.

Was würde er nur ohne seinen Hengst machen? Wie oft hatte er ihm schon das Leben gerettet? All die Jahre, die sie zusammen gereist waren. Er vergas die Zeit, während er dort stand und schließlich gähnte der junge Krieger, verabschiedete sich mit einem Klopfen auf der Flanke von dem Hengst und legte sich schlafen.

Tief und ruhig, war die Nacht. Nicht einmal Erinnerungen an die Zeit nach Tailon Orikos störten seine Nachtruhe und schließlich, schlief er länger als die Geschwister.
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Offline Lilac

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Dječak wurde als erster wach.
Es dämmerte so gerade eben. Die Vogelwelt jedoch begrüßte den Tag schon vielstimmig. Auch der Milan blickte mit seinen hellgelben Augen aufmerksam umher, gab jedoch keinen Laut von sich.
Jabucica lag, völlig fertig von den Anstrengungen der vergangenen Tage, noch immer tiefschlafend auf ihrem Lager.
Verwundert hob der Bursche jedoch die Augenbrauen, als er auch Wassilij noch mit geschlossenen Augen auf dessen Lager vorfand.
Eine Weile blickte Dječak auf den schlafenden Krieger hinab. Gefühle der Dankbarkeit, der Ehrerbietung, der Demut durchströmten ihn. Hinzu kam ein kleines bisschen Freude für Wassilij, dass dieser sich offenbar (endlich?) sicher genug fühlte, um tief zu schlafen.

Dann rief sich der Bursche das in den letzten Tagen Gelernte in den Kopf und versuchte sich daran, den beiden 'Schlafmützen' einen schönen Morgen zu bescheren.
Wassilij hatte das Feuer vor dem Schlafengehen abgedeckt, sodass nun noch genügend Glut vorhanden war, um ohne großen Aufwand mit ein paar trockenen Ästen wieder Flammen auflodern zu lassen.
'Wir haben keine Fallen aufgestellt!', schoss es dem jungen Mann durch den Kopf und er ärgerte sich einen Moment.
Er setzte Wasser auf und suchte in den Provianttaschen nach den hellgrünen Tannennadelspitzen, die er für den Tee nutzen wollte.
Als die Nadeln im Wasser lagen und vor sich hinziehen konnten, überprüfte Dječak rasch die Pferde. Keine verhakten Leinen, keine Verletzungen, keine Steine in den Hufen, alle drei wandten ihm aufmerksam die Köpfe zu und stießen ihn freundlich mit den Mäulern an - der Bursche war zufrieden und gab jedem Tier eine getrocknete Apfelscheibe.
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Es dauerte eine Weile. Beide Geschwister waren bereits wach und die wichtigsten Aufgaben waren bereits erledigt, als Wassilij mit einem scharfen Einatmen schlagartig die Augen aufschlug und sich umsah. Das Lager, die Pferde, die Geschwister. Alles war wie es sein sollte.

Er rieb sich das Gesicht mit beiden Händen.

"Guten Morgen!" Er sah mit einem erschöpften Gesicht in die Flammen und nahm sich etwas Tee.

"Danke." Ein kleiner Schluck Tee und ein kurz leerer Blick in das Feuer. Wie lange? War seine Entscheidung damals die richtige gewesen? Mit einem Kopfschütteln wischte er die letzte Frage beiseite. Ja, es war richtig! Es gehörte zu ihm, schwere Entscheidungen zu fällen. Es war ihm vorher bestimmt. Seine Inkarnation stand dafür. Aber auch dafür, es nicht zu teilen.
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Jabucica und Dječak tauschten einen Blick, als der Krieger so urplötzlich aufwachte.
Dann wandte sich die junge Frau wieder dem Rotmilan zu, dem sie gerade mit einer Engels-Geduld teilweise vorgekautes Fleisch fütterte.
Dječak reichte Wassilij etwas geröstetes Brot mit angeschmolzenem Käse darauf.
Der Morgen war inzwischen grau und es nieselte - da passte ein herzhaftes Frühstück eindeutig besser, als ein süßes!
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Offline Wassilij

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Wässrig nickte dankbar. Das Frühstück tat jetzt wirklich gut. Er rang mit sich selbst. Sein Leben drehte sich stets um den Dienst an anderen. Sein Leben drehte sich stets um das Treffen  schwerer Entscheidungen. Hatte er den beiden wirklich einen Gefallen getan? Wenn sie bei Jelena im Stall beiden würden auf jeden Fall. Aber wenn nicht wurde ein wenig Stockkampf kaum ausreichen. Vor allem ihre Köpfe waren auf nichts vorbereitet.

Hatte er das Recht, davon zu erzählen? Aber hatten sie es nicht auch verdient? Wenigstens seinen Teil könnte er erzählen. Schweigsam aß Wassilij zu ende.
Schließlich durch brach er mit kalter und ruhiger Stimme die Stille des Lagers.

"Viele unseres Volkes haben ihre Inkarnation durch tiefe Meditation gefunden. Bei mir hatte das nie geholfen. Aber eines Tages, als ich nachts im Gebirge unterwegs war und in große Not geriet, erschien er mir. Sin, übersetzt 'der Sohn. Meine Inkarnation. Die Schamanen und Weisen unserer Heimat streiten sich, ob er überhaupt einen Namen hat. Er steht für die schwersten Entscheidungen. Seine Geschichte beginnt vor langer zeit. Zwei Fürsten führten an einer Brücke über einer Schlucht Krieg. Dieser Krieg dauerte Jahre an und viele starben, ohne dass jemand siegte. Schließlich erschien die Göttin den beiden Fürsten in Gestalt einer weisen  bardin und sang alte weisen,  doch niemand hörte auf sie. Lovac der Herr der Steppen und Krieger ließ die Brücke mit einem Erdbeben einstürzen, doch verlegte man das Schlachtfeld. Scre, die für die Liebe steht, schuf einen Bund zwischen  Tochter und Sohn der Fürsten, doch die Liebe halfnichts. Milosti selbst versuchte auf dem Schlachtfeld die vielen Verwundeten und sterbenden zu heilen, doch es half nichts. Ein letztes mal erschien die Bardin. Doch sie versagte erneut und dann weinte sie. Aus den Tränen in der Dunkelheit erschien Sin und sagte, er könne den Krieg beenden. Weinend nickte die Göttin und Sin verschwand in der Nacht. Am nächsten Morgen waren beide Fürsten tot und die liebe  der Nachfahren beendete nun endlich den Krieg. Sin steht seitdem für das Fällen schwerer Entscheidungen und das durchführen eben dieser. Vor einigen Jahren geriet ich in Ereignisse um Szivar. Ich sah Dämonen mit eigenen Augen und kämpfte gegen sie. Schließlich erfuhren wir worum es ging. Szivar wollte durch in Diener ein Portal zwischen seiner und unserer Welt öffnen. Der einzige Weg es zu schließen war, den Schlüssel hindurch zu bringen. Diese Aufgabe fiel mir zu. Als der Schlüssel in meine Hände geriet, War der Kampf am offenen Portal in vollem Gange. Also rannte ich los und sprang. Das Portal schloss sich. Und erst nach über einem Jahr hier und unzähligen in der anderen Welt konnten meine Freunde mich retten. Aber ich War sehr verändert. Die Folter hat ihre Spuren hinterlassen. Aber sie haben mich nicht aufgegeben. Und jetzt bin ich beinahe wieder der Alte. Ihr begebt euch in eine gefährliche Welt. Seid euch sicher, dass ihr das wollt."

Als er geendet hatte, nahm Wasser sich noch etwas Tee u d sah beiden nach einander tief in die Augen.
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Die Geschwister sahen Wassilij sprachlos an.
Jabucica schien den scharfen Schnabel des Milans, der versuchte, ihren Finger zu zerfetzen (offenbar hatte er sich nun doch entschlossen zu fressen), gar nicht zu spüren.
Dječak fasste sich schließlich als erster.
"Das sind also die dunklen Seiten des Heldentums, stimmt's?!"
Er senkte den Blick, schluckte und sah den Krieger dann wieder an.
"Aber du sprichst auch von Freundschaft, die Zeiten und sogar ... Dimensionen... überdauert. Ich weiß nicht, wie du es siehst, aber ich sehe darin einen wahren Schatz.
Vielleicht ist es Schicksal, dass dein Leben so ist, wie es ist. Ich kann nicht sagen, ob du es anders haben könntest, wenn du wolltest.
Bis vor kurzem glaubte ich, mein Leben wäre vorbestimmt. Doch nun bin ich hier. Du sagst, ich könnte sogar ein ehrenhafter Kämpfer, ja ein Ritter werden..."
"Ich will keine Heldin werden. Ich will einfach nur...", sagte Jabucica leise.
"mein Leben leben.", schlossen beide zusammen und sahen sich dann mit einem gequälten Lächeln an.
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Der Krieger schwieg eine kurze Zeit lang.

"In Euren Worten liegt eine Weisheit, wie ich sie selten von Gelehrten gehört habe. Aber einfach nur leben zu können ist das größte Gut, das ein Mensch haben kann. Frei zu sein, wissen nur wenige zu schätzen. Jetzt ist eure Zeit gekommen, genießt sie! Ausserdem steht ihr unter meinem Schutz. Das mag nicht viel bedeuten, aber eure Familie müsst ihr nie wieder fürchten. Und das ist nicht mein Schicksal, sondern meine Wahl, dieses Leben zu führen. Es hätte andere Möglichkeiten gegeben. Aber das spielt jetzt keine Rolle mehr."

Er lachte leise. "Die Zeiten der Krieger sind jetzt vorbei. Jetzt ist die Zeit des Friedens und damit eure Zeit. Genießt sie."
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Offline Lilac

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Das Lob tat Dječak und Jabucica gut.
Sie wussten nicht wohin das Leben sie führen würde, aber sie empfanden den derzeitigen Zustand vorerst schon mal als große Verbesserung in vielerlei Hinsicht.
Wie lange es jedoch noch dauern würde, bis sie dem Leben "auf der Reise" überdrüssig wurden und die Annehmlichkeiten eines festen Wohnortes vermissen würden, war kaum zu sagen.

Jabucica zog die Augenbrauen und Mundwinkel hoch: "Wenn die Zeit der Krieger vorbei ist und die des Friedens angefangen hat, können wir ja sicherlich heute das Waffentraining ausfallen lassen, oder?!"
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Offline Wassilij

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"Zwischen Lehrer und Schüler besteht ein tiefes, beinahe elterliche Verhältnis. Aber dafür ist die Ausbildung streng und hart. Ich betrachte euch als Freunde. Ausserdem bin ich kein Meister. Also ist das auch Eure Wahl."

Er entspannte sich merklich. Der Kampf und Krieg War vorbei. Aber das War es,  wofür er ausgebildet wurde. Doch nun galt es den Frieden zu wahren. Welcher weg wir der richtige?  Wieder spannte er sich an. Er beobachtete die beiden in ihrem leichten Gehabe und beneidete sie.
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"Jabucica, wir sollten es nicht einreissen lassen! Wenn du nicht willst, gut, aber ich glaube, es ist wichtig, dass man keine Ausreden findet. Sonst fängt man immer wieder damit an und lässt das Lernen schließlich ganz.", sagte Dječak zu seiner Schwester.
An Wassilij gewandt meinte er: "Was auch immer du für eine Übung vorschlägst!"

Jabucica sah mit vorgeschobener Unterlippe zwischen den beiden hin und her und gab schließlich ein tiefes Seufzen von sich.
"Na schön. Als würden ein paar Blutblasen mehr oder weniger noch etwas ausmachen..."
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Offline Wassilij

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Wassilij  nickte und stand auf.

"Gut, fangen wir an." Lockere Übungen zum erwärmen der Muskulatur eröffneten dass nun Hebel und Griffe auf dem Plan standen.

Darauf folgten Demonstrationen, Erklärungen und ausführliche Übungen zu Gegenangriff ohne Waffen und was man tun konnte, wenn man kaum zeit hat die eigene Waffe zu ziehen.
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Die drei trainierten gut eine Stunde.
Dječak erwartete zuviel von sich und im Geheimen tat dies auch Jabucica, doch die kämpfte primär mit ihren ganz eigenen Schwierigkeiten. Noch immer war ihr Körper die Strapazen nicht gewohnt. Ihre Hände waren wund, ihre Muskeln hart, die Gelenke steif, die Innenseiten ihrer Beine noch immer vom Reiten gereizt und das Gesäß tat seit Tagen einfach nur dumpf weh.
Aber sie biss sich durch. Irgendwie. Sah zu, machte nach, lernte. Und machte eine neue Erfahrung: Wenn du wirklich willst, kommst du immer irgendwie weiter.

Schließlich zeigten sich auch bei Dječak klare Erschöpfungszeichen und Wassilij gewann zudem den Eindruck, dass die Köpfe der Geschwister für heute kein weiteres Kampfwissen aufnehmen konnten.
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"Es reicht. Ihr seid keine Krieger und das sollt ihr auch nicht werden. Also ist es gut."

Er wies sie an zu trinken.

"Setzt Euch und trinkt etwas frischen Tee. Wofür wollt ihr mein Handwerk lernen? "
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