Isabeau hörte sich alles ruhig an und lehnte sich dann zurück. Ihr Gesichtsausdruck war auf angenehme Weise nichtssagend. Es war der Ausdruck, den Lorainne das "Hofhaltungsgesicht" nannte und von ihr geschickt benutzt wurde um ihre wahren Gedanken zu verschleiern.
Sie musterte den vor ihr sitzenden Mann und nach einigen wenigen Augenblicken ließ sie die Maske fallen.
Sie lächelte Benjen müde an und aus ihren Augen sprachen Mitgefühl, aber auch Stärke. Ihre Stimme war leise und ernsthaft:
"Ihr Weg ist genau das, Benjen, ihr Weg. Wir können sie ein Stück begleiten, ihr auf eure und ich auf meine Weise, aber beschreiten muss letztendlich sie ihn. Wir können also unsere Energie darauf verwenden uns zu fragen: was wäre wenn? oder aber wir unterstützen sie dort wo sie uns benötigt."
Sie schwieg eine Zeitlang und nippte an ihrem Tee, als sie fortfuhr war ihre Stimme belegt:
"Ich dachte damals sie wäre tot. Das war, was man mir erzählt hatte. Ich habe um sie getrauert und bin zu ihrer Beerdigung gereist nur um festzustellen, dass sie lebte und an ihrer statt Jules gestorben war... ich habe Weihrauch und Sandelholz zu Lavinias Ehren verbrannt weil sie überlebt hatte." Sie seufzte und fuhr sich durch das offene Haar: "Aber manchmal... ihr ist soviel schreckliches widerfahren... manchmal frage ich mich ob es nicht besser gewesen wäre..."
Ihre Stimme verstummte.
Als Benjen protestieren wollte hob sie abwehrend die Hand und sprach weiter:
"Wenn eure Gefühle wahr sind, dann gibt es daran auch nichts auszusetzen, Chevalier. Lavinia lächelt auf die Liebenden herab. Und falls ihr von einer gemeinsamen Zukunft träumt, dann ist es an euch eure Lage so zu ändern, dass ihr dessen würdig seid. Der Krieg hat tiefe Wunden in unsere Generation gerissen und mehr als ein Rittergut sind verwaist. Erweist euch würdig und tretet in den Dienst eines guten Herren, dann stellen sich gewisse Dinge schon ganz anders dar."