Grünes Wams und enges Beinkleid. Nicht länger die bequeme, braune, weite Hose, die er an den Beinen schnüren konnte. Es war mehr als nur eine Nase gerümpft worden, als die vielen Schnitte und die dicken, schlechten Flicknähte an dieser Hose begutachtet worden waren. Vanion sah an sich herab, während er durch die Gänge des Stadthauses schlenderte, und musste schmunzeln. Das war schon schmucker als die zwar gute und feste, aber auch schrecklich unkleidsame Reisekleidung, die erst meist trug. Es gab hier nicht viele Aufgaben für ihn. Natürlich wartete er Lorainne auf, ab und an verbrachte er eine Übungsstunde auf dem Innenhof, um nicht aus der Übung zu kommen, doch im Großen und Ganzen gab es nicht viel, was zu tun war. Die Pläne waren gemacht.
Donnerheim war riesig. Eine lebendige, verwinkelte Stadt. Aber im Gegensatz zu früher zog es Vanion nicht in den Trubel. Früher hätte er jeden Abend in einer anderen Taverne verbracht, hätte gesungen, gefeiert, und andächtig, mit großen Augen Heldengeschichten von überall her gelauscht. Nun jedoch verbrachte er viel Zeit mit sich selbst. Er sprach so oft es ging caldrisch, und die Sprache ging ihm besser und besser über die Lippen. In Salmar hatte er seinen Freunden von seiner Herkunft erzählt, hier jedoch war er sich nicht sicher, wie offen er sein sollte. Und so stellte er sich meist einfach als "Ecuyer Vanion" vor, bei Nachfragen entschuldigte er sich rasch für sein mangelhaftes Caldrisch und wechselte das Thema, so gut es eben ging.
Das Stadthaus der Baronin war voller Geschäftigkeit, und er hörte seine Schritte durch die Flure hallen. Von weitem sah er eine leicht geöffnete Tür, aus der eine klare Frauenstimme drang. Jemand sang. Ein Lied in caldrischer Sprache, erst traurig und langsam, dann wurde es schneller. Als er an dem Zimmer vorbei kam, warf er einen raschen Blick hinein - die Baronin saß dort und lauschte einer zierlichen, blonden Sängerin. Ihr Blick traf den seinen, und mit einem Nicken und einer Handbewegung winkte sie ihn herein.
Mit einem unsicheren Lächeln trat der Knappe in das Zimmer. Ohne etwas zu sagen, um den Gesang nicht zu stören, verbeugte er sich und nahm auf einem Sessel platz.