Autor Thema: Donnerheim - Winter 264/65 - Das Stadthaus der Baronin von Goldbach  (Gelesen 32617 mal)

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Offline Isegrim

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Er ließ sich mit einem Blick den sie wohl versteht zurück in den Sessel fallen.
"Ich bereite dir Sorgen? Warum ich?"
Er stand mit einem Ruck auf und ging auf sie zu. Die Hüfte leicht nach Außen gedreht und das Bein etwas vorgeschoben.
Mit den Händen griff er nach ihrem Gesicht und legte die Hand auf ihre Wangen.
"Du machst mir mehr Sorgen, nicht wie eine Tochter und nicht wie ein Schwester."

Offline Isabeau Lioncoeur

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"Oui. Diese Farce von einer Hochzeit findet mit dem Segen Blanchefleurs statt, und ich glaube, dass ein Hebel in Roquefort für manche Männer gewiss gutes Gold wert ist. Die Politik besteht aus vielen Zahnrädern, und Sand, an der richtigen Stelle gestreut, kann großen Schaden verursachen. Ich möchte keines dieser Zahnräder sein, doch noch weniger möchte ich Sand in jemandes Hände sein. Ich weiß nur zu gut, dass ich jung bin, unerfahren. Ich mag mich in Stahl rüsten können, doch in höfischem Geplänkel bin ich nicht versiert. Was ratet Ihr mir? Was kann ich tun, um mich nicht einfangen zu lassen, einspinnen zu lassen in die Ränke anderer? Sollen wir uns allein auf die Kraft unserer Arme und die Treue zueinander verlassen? Kraft und Treue sind starke Mächte, doch wirken sie klein und unwichtig im Vergleich zu dem menschlichen Abgrund, in den Savaric nur zu gerne hineingreift."

"Vertraut niemandem außer eurer Chevaliere. Niemandem. Mir nicht, Chevalier Benjen nicht, dem Gefolge nicht und dem begnadeten Attentäter erst recht nicht. Versteht mich nicht falsch, es geht nicht darum jemandem zu misstrauen, sondern darum nicht jeden alles anzuvertrauen, oui? Solltet ihr Angebote bekommen, dann bleibt freundlich und hört euch alles an. Lasst euch nicht dazu verleiten zum Schein auf etwas einzugehen oder vage Andeutungen zu machen um mehr herauszufinden. Das sind Fallstricke die ihr vermeiden müsst. Hört euch das Angebot an, bedankt euch höflich für das Gespräch und geht eurer Wege. Schafft ihr das?"
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"Das ist mein voller Ernst! Um Euch zu zeigen wie ernst ich es meine würde ich es mit meinem eigenen Blut auf meine Fahne schreiben!"

Offline Vanion

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"Ich werde mich vor diesem Bienenstock hüten. Ich mag hinschauen, Dinge lernen, aber ich werde keinen Stecken nehmen, um den Honig herauszubekommen. Mein Wort darauf." Vanion füllte seinen Becher erneut und bot auch der Baronin an, nachzuschenken. "Verratet Ihr mir, weshalb ich Euch nicht vertrauen sollte? Lorainne ist als Euer Mündel aufgewachsen. Als ich Euch belogen hatte, Euch und viele andere, da habt Ihr mir verziehen." Als Isabeau zunächst schwieg, dachte Vanion laut nach:
"Wir verdanken Euch bereits Vieles. Dadurch, dass Ihr meine Lüge verziehen habt - im Gegensatz zu Sir William of York, der meine Ehre in Frage stellte, dadurch habt Ihr Einfluss auf mich gewonnen. Ihr habt nicht aus Liebe zu Lorainne gehandelt; nun, vielleicht nicht nur. Der Ring, den ich trage und von Eurer Hand empfing, ist ein einziges, dauerhaftes Angebot, nicht wahr? Ein Angebot, dass mich zu einem Gefallen für Goldbach, für Euch, verpflichten könnte."
"LARP ist nicht ein Hobby, es sind mindestens acht oder so. Ich betreibe etwa fünf davon." RalfHüls, LarpWiki.de

Offline Isabeau Lioncoeur

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Isabeau sah ihn mit einem halben Lächeln an:
"Bien, Vanion, ihr scheint zu begreifen. Niemand lebt in einem leeren Raum, wir alle sind auf andere Menschen angewiesen und in einer idealen Welt könnten wir auf die Gnade Lavinias und das Recht Alamars vertrauen. Können wir aber nicht. Jeder von uns steht in einem Geflecht von Verpflichtungen. Wie geht es eigentlich eurer Tochter?"
Sie sah wie Vanion ein wenig bleich wurde und fuhr in einem ruhigen Tonfall fort:
"Ich bin dem Grafen nicht unterstellt. Meine Treue gilt alleine der Imperatorin. Stellt euch jedoch vor ich wäre es und er würde mir den Auftrag geben diese Hochzeit geschehen zu lassen ohne das es zu Schwierigkeiten in der Hochzeitsnacht kommt. Nehmen wir an ich würde in Lorainne keine Schwester sehen, sondern sähe in all dem hier nur die Möglichkeit meinen Einflußbereich auf Blanchfleur auszuweiten... Das." sie zeigte auf den Ring, "wäre ein perfekter Hebel. Eure Tochter ein weiterer."
Sie trank einen Schluck Wein und betrachtete sein Mienenspiel.
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Offline Vanion

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Sie kann nicht wissen, wo Jeanne ist. Ein Anflug von Panik durchfuhr Vanion. Nur zu gut erinnerte er sich an den Moment, als Lorainne davon gesprochen hatte, Savarics Tochter, seine Cousine, zu töten. Dasselbe Gefühl empfand er nun, Abscheu vor dem Abgrund, zu dem manche Menschen fähig zu sein schienen. Seine Augen verengten sich. In diesem Moment fühlte er nichts als Verachtung für diese Baronin, die ihm vorhielt, was geschehen konnte, wenn Vertrauen fehl am Platze war.
Impulsiv, wie er war, wollte er schon aufstehen und den Raum verlassen, doch dann fiel ihm eines ein: die Baronin hätte das tun können. Sie hatte es aber nicht getan. Was für einen Menschen hab ich da überhaupt vor mir? Als er anhob zu sprechen, bemühte er sich um einen ruhigen, unverbindlichen Tonfall, doch ein Hauch Kälte und Schärfe stahl sich hinein.

"Ihr konstruiert einen schrecklichen Fall. Den Göttern sei Dank, dass die Umstände nicht so geschaffen sind." Doch würdet Ihr, wenn die Umstände tatsächlich so wären - würdet Ihr treu zu Lorainne stehen? Oder würdet Ihr uns ins Verderben stürzen? Er rang mit sich, ob er die Frage aussprechen sollte. Diese Frage war respektlos, fast beleidigend. Oder war sie es nicht?
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Offline Isabeau Lioncoeur

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"Ich möchte das ihr begreift in welcher Situation ihr euch befindet, ecuyer Vanion de Roquefort."
Das Gesicht der Adligen war ruhig, so als ob sie sich über das Wetter unterhalten würden und ihre Stimme war angenehm unduliert.
Ihr Blick jedoch zeigte, dass sie vermutlich mehr von dem verstand was in Vanions Kopf vor sich ging als ihm lieb sein würde.
"Simon würde für Lorainne sterben, aber selbst er würde mit sich ringen wenn er zwischen seiner Treue gegenüber der Imperatorin und seiner Treue Lorainne gegenüber wählen müsste. Noblesse oblige, Vanion de Roquefort, begreift ihr?"
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Offline Vanion

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Wie kann ich das begreifen? Ich bin in Tangara aufgewachsen, ich bin Knappe einer Ritterin, die kein Lehen hat, und auf dem Weg meinen Onkel umzubringen.

"Nein, madame de Lionceur. Ich verstehe, dass jemand von Stand ein adäquates Verhalten an den Tag legen sollte. Ein Ritter sollte seiner Königin und den Göttern dienen, eine starke Schulter sein, wo Not herrscht, und sein Schwert für das Gute erheben. Solche Dinge verstehe ich. Doch Ihr warnt mich vor dem Hofe, Ihr warnt mich davor, mich angreifbar zu machen, davor, manipuliert zu werden. Ist es das, was Ihr meint?"

Unsicher saß Vanion da. Er fühlte sich unwohl, aus einem unverbindlichen Gespräch war etwas Kaltes geworden. Er begann sich zu fragen, wieviel von diesem Gespräch Isabeaus persönlichen Interessen diente und was ehrlicher Anteilnahme entsprang. Er begann, ihr zu misstrauen.
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Offline Isabeau Lioncoeur

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Vanion mochte sich irren, aber etwas wie Enttäuschung schien in ihrem Gesicht aufzublitzen, bevor es wieder neutral wurde.
Isabeau runzelte die Stirn, wie sollte sie ihm nur begreiflich machen was auf ihn zukam? Sie seufzte und stellte den Becher beiseite.
"Ihr seid nicht an einem Hof oder in einem adligen Haushalt aufgewachsen. Ihr habt die adligen Tugenden nicht mit der Muttermilch aufgesogen. Das ist keine Wertung, das ist eine Erklärung weshalb wir zwei dieses Gespräch überhaupt führen müssen. Wenn ihr Anspruch auf euren Namen und das damit verbundene Lehen erhebt, dann geht es nicht nur darum Lorainne zu helfen und Die Gräuel zu sühnen die Savaric de Roquefort verschuldet hat. Es geht darum, dass ihr einen Platz in der Welt einnehmt der sowohl mit Privilegien als auch mit Pflichten belegt ist. Ihr werdet an einem Maßstab gemessen der nobel ist aber auch grausam sein kann. Ihr seid eurem Lehnsherrn verpflichtet, eurer Familie und natürlich der Imperatorin. Diese Verpflichtungen werden sich überschneiden oder auch einmal entgegen stehen. Und ihr habt bis jetzt nicht das moralische Rüstzeug um euch in diesem Gewirr zurecht zu finden."
Sie machte eine kurze Pause bevor sie fortfuhr:
"Als Simon Jaques de Molet forderte, da tat er es nicht mit Hass im Herzen, sondern mit Liebe. Er liebte Jaques wie einen Sohn und trotzdem richtete er ihn."
Ihr Blick ging ins leere, so als ob sie weit weg mit ihren Gedanken war.
"Und nicht nur ihn sondern auch seinen Knappen. Er fragte ihn ob er seinem Herrn treu ergeben war und die Antwort dieses 14jährigen Jungen war sich hinzuknien und den Kopf vor dem Schwert zu beugen."
Sie seufzte und rieb sich das Gesicht:
"Das war der Tag an dem Lorainne lernte was Noblesse oblige bedeutet. Ich wünsche euch, dass eure Lektion nicht so harsch ist wie ihre."
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Offline Vanion

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  • Vanonien, ich komme!
"Es zählt nicht, wer man ist. Es zählt, als was man geboren ist. Ein Knappe wird ein Ritter und bleibt ein Ritter, und alles, was er tut, wird beurteilt in Hinblick darauf, dass er ein Ritter ist. Man erwartet, dass er das tut, was ein Ritter tut. Durch Geburt besitzt er Privilegien, die ihm ermöglichen sollen, gerecht zu handeln, treu und tapfer zu sein, anderen ein Vorbild zu sein. Die Person, die den Titel trägt, muss immer in die Schablone des Titels passen. Mit allen Rechten und Pflichten und.. Konsequenzen, die damit einher gehen. Jacques de Molets Knappe ist einen ehrenvollen Tod gestorben. Ich bete um eine solche Tapferkeit und Treue."

Mittlerweile nippte Vanion nur noch an seinem Becher - eher, um Zeit zum Nachdenken zu erhalten als um wirklich zu trinken.
Nachdenklich, den Blick nach innen gekehrt, musste er an die Ereignisse auf Bourvis denken, als Simon dem Tode nahe war. Eine Frau, ganz in weiß gekleidet, mit einer lieblichen Stimme und tiefen, dunklen Augen tauchte aus seiner Erinnerung auf. Rasch kniff er die Augen zusammen und hüstelte ungeschickt.

"Die Zerissenheit, die verschiedene Loyalitäten hervorrufen können, habe ich bereits kennengelernt. Ich mag nicht das, wie ihr es nennt, moralische Rüstzeug besitzen, um unbeschadet solche Konflikte überstehen zu können - doch weiß ich zumindest, wovon Ihr redet. Vertraut mir, was das angeht, kenne ich die Gefahren nur zu gut. Und ich stecke ohnehin längst tief darin: seit Lorainne verschwunden war, habe ich meine Familie nicht mehr länger als einige wenige Tage im Jahr gesehen." Meine Tochter wächst ohne ihren Vater auf. Ihre Mutter hat sie bereits verloren. Er verzog das Gesicht, dann straffte er die Schultern.

"Je continue à apprendre. Je ne cesserai jamais d'apprendre. Je ferai ce que la chevalerie et mon seigneur féodal me veut, mieux que je peux. Niemand hat je gesagt, dass es einfach ist."
« Letzte Änderung: 08. Jun 15, 20:35 von Vanion »
"LARP ist nicht ein Hobby, es sind mindestens acht oder so. Ich betreibe etwa fünf davon." RalfHüls, LarpWiki.de

Offline Isegrim

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Er leis die Wangen los und schaute ihr nur noch in die Augen.
"Was gedenkst du zu tun? 3 Tage Zeit hast du noch. Was ist mit der Königin? Wolltest du noch zu ihr?"

Waren es jetzt zu viele Fragen?
"Wenn du alleine sein möchtest kann ich auch gehen wenn es dir lieber ist?"
"Oder möchtest du das ich bei dir bleibe?"

Mel

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"Bei den Göttern! Wie soll ich mich auf Deine Fragen konzentrieren, wenn Du mir so nah kommst?!"
Ein deutlicher Vorwurf.
Sie hasste es, wenn uhr jemand so nah kam, wenn noch soviele Fragen offen waren. Und doch hatte sie ihre Mauern nicht aufrecht erhalten. Ein schwacher Moment hatte genügt.
Nunja, mehrere schwache Momente, musste sie zugeben. Vom ersten Moment an, als sie ihn am liebsten umgebracht hätte, nur um kurze Zeit später um sein Leben zu bangen.

"Eins nach dem Anderen. Nichteinmal Leah stellt mir soviele Fragen." Ein mildes Lächeln liess ihre Worte weniger barsch klingen.
"Wenn es sich einrichten lässt, möchte ich zur Königin. Doch ich bezweifle, dass ich so kurzfristig noch eine Audienz bekommen werde. Abreise nach Westmynd in 3 Tagen, Anders, Vanion und Sophie nehme ich mit. Dich und Silas, wenn ihr wollt."

Offline Isegrim

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"Glaubst du wirklich ich lasse dich alleine gehen?"
"Bei den Göttern Lorainne ich folge meinem Herzen, ich folge Dir!"

Er ließ sich zurück in den Sessel fallen.
Und goss beiden noch etwas nach. Schaute er jetzt fragend oder fordernd, er wusste es wohl selbst nicht.

"Und was erwartet uns in Westmynd?"

Mel

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"Wenn ich DAS wüsste."
Lorainne griff nach ihrem Becher und starrte hinein.
"Wenn du deinem Herzenfolgst, folgst du la follye. Nicht mir."
Lorainne hob den Nlick und sah ihn geradewegs an.
"Ich weiss, dass du noch oft an sie denkst. Und das ist gut so. Du solltest sie niemals vergessen. Aber..."
Die Frage brannte ihn ihr. Immer wieder fraß sie sich mit ihrem verderblichen Feuer in ihr Bewusstsein.
"Denkst du auch an sie, wenn du bei mir bist?"
Eine sachliche frage. Keine spur von trauer oder eifersucht. Nichts.
Nur eine schlichte frage.

Offline Isegrim

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"Nein tue ich nicht. Mit dir ist es anders, es fühlt sich richtig an. Deine Nähe gibt mir irgendwie Wärme."
Die Antwort kam schnell, nicht als Vorwurf oder Rechtfertigung, nein er war sich sicher.

"Aber trotzdem vergesse ich sie nicht. Ich habe sie damals sehr geliebt, aber sie ist fort und hoffentlich an einem besseren Ort."
"Nur kann ich mich nicht noch an sie klammern. Sagtest du nicht auch zu mir ich muss sie gehen lassen? Ich habe sie gehen lassen, dennoch halte ich sie in Erinnerung."
"Aber ich bin nun hier. Und verzeih mir du bist kein Ersatz. Nicht weil du sie nicht ersetzen könntest, sondern du bist jemand anderes."
"Du hast mich auf einem anderen Weg gefunden. Du warst bei mir als ich schwer verletzt war. Ich hatte angst Dich zu verlieren als du vergiftest warst."
"Ja sicher schlägt mein Herz für La Follye aber nicht nur dafür!"

Mel

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Lorainne schwieg eine Weile, ohne den Blick abzuwenden.
Als sie zu sprechen begann, klang es, als sei jedes Wort wohlüberlegt.
"Weisst Du, selbst wenn ich wollte, könnte ich sie nicht ersetzen. Sie freute sich über Gedichtbände. Nicht dass ich nicht auch
gerne ein wohlgesetztes Wort zu schätzen weiss, Aber ich brauche diese geschichten nicht mehr. Über Helden oder die Liebe.
Ich war im Pilgerzug, ich war an der Seite der großen Helden, der überall bekannten Gesichter Engoniens. Ich kenne sowohl die schönen Seiten, wenn es um Ehre geht, um große Taten, um die Tugenden. Aber ich kenne auch die andere Seite. Wenn du durch Blut und Gedärme watest, das Stöhnen der Sterbenden hörst. Solche Geschichten halten selten, was sie versprechen."
Lorainne senkte den Blick und betrachtete ihre Schwerthand. Eine feiner Narbe überzog ihre Herzlinie. Zärtlich strich sie über die Narbe.
"Und Geschichten über die Liebe, nunja. Auch die klingen schöner als sie sind. Meist verschweigen sie das Leid, das damit einhergeht. Und doch flicken wir, gleichgültig wie groß das Leid, wie schwer der Schmerz zu tragen war, das Herz wieder mühsam zusammen, nur um das wieder von Beginn an neu zu erleben. Vielleicht istnes das, wovon diese Geschichten eigentlich erzählen. Von der Hoffnung. Die einem die Kraft gibt, jedesmal neu zu beginnen. Und wer weiss, vielleicht..."
Lorainne unterbrach ihren Gedanken und ballte die Hand zur Faust.

"Manchmal mag es keine Rolle spielen, was war und was sein wird. Aber ich glaube, es spielt ein Rolle. Was wäre denn, wenn sie noch leben würde. Wärst Du dann jetzt hier?"