Je länger Vanions Blick durch das Lager schweifte, desto klarer wurde ihm, in was für einem jämmerlichen Zustand die Gruppe war. Überall abgekämpfte, übernächtigte Gesichter. Blutige, schmutzige Lappen lagen herum. Und - Leichen. Jacques' Leiche. Mit Wehmut und voller Trauer dachte er an die Zeit in Schlagbaum zurück. Über ein Jahr lang hatte Jacques ihm allerlei Kniffe beigebracht, von Umgangsformen über die Kampfkunst bis hin zur caldrischen Sprache. Ein derber, aber flinker Genosse, mit einem blühenden Geist und raschen, kundigen Händen.
War Silas das Wert? Vanion zwang sich, nicht so etwas zu denken. Es war nicht Silas' Schuld, dass es so weit gekommen war. Es war Roqueforts Schuld. Sein eigener Onkel hatte all das Leid über La Follye, über Lorainne, und nun auch über Jacques, die Äxte und letztendlich ihn gebracht. Und Anders..
Als Lorainne ihm kaltes, klares Wasser an die Lippen hielt, schluckte er gierig. Er fühlte sich, als hätte er Jahre in der Wüste von El Kash verbracht, von der der kleine Kender ihm erzählt hatte. Er sah seiner Chevaliére tief in die Augen - ein Blick, der Treue versprach, und in dem so vieles lag, was er nie würde ausdrücken können.
Sie erklärte ihm geduldig, was es mit Beorns Trank auf sich hatte. Seine erste Reaktion war Ablehnung gewesen, und daran hatte sich rein gar nichts geändert, doch er sah die Notwendigkeit. Im Gegensatz zu Silas. Als dieser aufbegehrte und davon sprach, der Kolonne zu folgen, fluchte Vanion derbe.
"Hast du nichts gelernt, Idiot? Du bist genauso hinüber wie ich, nur dank der Gnade der Götter stehst du auf deinen eigenen Beinen! Setz das nicht leichtfertig auf's Spiel!" Lorainne hat ihr und unser aller Leben für dich riskiert, und du dämlicher Trottel willst nun dasselbe Spiel nochmal spielen?! Schau dich mal an, du kannst nicht mal laufen! Allein aus Respekt Lorainne gegenüber blieb das Gedachte ungesagt. Sie hatte den höchsten Stand inne, und Benjen, der ebenfalls Ritter war, ordnete sich ihr unter, zumindest momentan. Es lag nicht an ihm, Befehle zu erteilen, nein - an ihm war es, Befehle zu befolgen. Wenn Lorainne diesen Trank für das Richtige hielt, würde er ihn trinken.