Autor Thema: Frühjahr 265nJ, Laviniakloster  (Gelesen 19916 mal)

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Offline Vanion

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Re: Frühjahr 265nJ, Laviniakloster
« Antwort #105 am: 24. Mär 15, 20:28 »
"Anders hat es bereits sehr gut berichtet, doch hat sie einige Details ausgelassen und sehr schnell gesprochen. Fangen wir von vorne an. Nach dem Bürgerkrieg kehrte, wie ihr alle wisst, ein brüchiger Frieden ein, der bis heute hält. Die meisten Dinge begannen, geregelte Wege zu gehen, und in Firngard begann man, aufzuräumen. Während des Krieges war Jules de La Follye, Lorainnes Vater, beschuldigt worden, mit dem Lupus Umbra" - Vanion wandte sich an die Äxte, "einem Ritterorden, der dem alten Weg Tiors folgte und den falschen Kaiser Konar stützte, zusammen zu arbeiten. Dafür wurde er vermeintlich aufgehängt, als Verräter."

Ein rascher Blick zu Lorainne überzeugte Vanion, dass es in Ordnung wäre, fortzufahren. Er hatte noch nie die ganze Geschichte erzählt, und erst recht nicht einem Kreis von Menschen, die er nicht allzu lange kannte.

"Nun, ein Teil dieses Aufräumens war es, die Streitigkeiten zwischen La Follye und Roquefort beizulegen. Die beiden Familien sind seit langem entzweit und im Streit, und Lorainne hatte Grund zu der Annahme, dass die vermeintlichen Verbrechen ihres Vaters die Frucht eines Komplotts waren und die Anschuldigen haltlos.
Doch sie hatte keine Beweise, und Savaric de Roquefort war das Lehen der La Follyes zugesprochen worden. Antoine, Lorainnes Bruder und der Erbe von Jules, war tot. Lorainne selbst war im Krieg. Um nach dem Krieg weiteres Blutvergießen zu verhindern, sollte Lorainne de la Follye ebenjenen Savaric de Roquefort ehelichen, auf Geheiß des Barons von Blanchefleur.

Ich selbst, gemeinsam mit einigen tapferen anderen Seelen, begleitete Lorainne in den Forêt d'Artroux." Vanion sah bereits jetzt, wie Lorainnes Haltung angespannt wurde, doch er fuhr fort: "Wir wollten den Wald durchqueren, um die Braut dem Bräutigam zu bringen. An einem Treffpunkt sollten wir Wachen und Gardisten von Savaric begegnen, doch wir kamen gar nicht so weit. Pfeile kamen aus den Bäumen, und vermummte Männer rannten auf uns zu. Ich sah, wie Lorainne ihr Schwert zog und einen erschlug, dann wurde sie vom Pferd gezerrt. Um mich herum fielen die Männer, und ich selbst - ich weiß nicht, was geschehen ist, doch mir wurde schwarz vor Augen. Stunden später wachte ich auf, Blut lief mir vom Kopfe über das Gesicht. Man hatte mich für tot gehalten und liegen gelassen."

Den Blick voll Dankbarkeit, sah Vanion Anders an. "So hab ich den kleinen Kender hier kennengelernt. Wenn ich mich recht erinnere, hat sie, gemeinsam mit der Dame von York, meine Wunde verbunden. Auch Bran hab ich dort zum ersten Mal gesehen. Nun, ich möchte ein wenig abkürzen. Lorainne war entführt, und wir wussten alle nicht weiter. Wir durchsuchten den Forêt, so gut es ging, doch fanden wir nichts, außer ein paar Spuren, die alt waren und aus dem Wald herausführten. Wir begegneten an diesem Tage bereits den Männern des Grünen Ritters - sie halfen uns, als wir auf Banditen und auch auf Diener des verfluchten Täuschers stießen. Wir fragten uns, ob die Szivarspaktierer und Lorainnes Entführung etwas miteinander zu tun hatten, doch konnten wir keine Antwort finden."

Seine Kehle war trocken, und so hob Vanion den Krug und nahm einen tiefen Schluck. Er sah in die Runde: gebannte Gesichter. Hier und dort sah er, wie ein Blick ins Leere ging - Bran schien sich zu erinnern, Anders jedoch schien mit den Gedanken woanders zu sein und über etwas zu grübeln.

"Über ein Jahr lang suchten wir nach Lorainne, verfolgten Spuren, wurden immer verzweifelter. Am Ende führte unsere beste Spur zurück in den Forêt d'Artroux, dort, wo alles begonnen hatte. Solch eine Suche braucht Mittel, Geldmittel. Wir wurden von Savaric bezahlt. Die ganze Zeit. Er ließ uns im Kreis laufen, und er wusste stets, was wir taten. Nun, zumindest wusste er darüber Bescheid, wann wir in Caldrien ankamen. Und so ließ er uns auch dieses Mal in den Wald hineinlaufen, und lockte uns in einen Hinterhalt. Wir überlebten und fanden eine Note, die Savarics Befehle beinhaltete. Der Regen hatte fast alles unleserlich gemacht, doch das R, mit dem unterschrieben war, konnten wir klar erkennen. Am Ende - am Ende konnten wir Lorainne retten. Doch nur mit Hilfe des Grünen Ritters! Als wir den Ritualplatz betraten, hatten wir keine Wahl, als in diese geifernde, stinkende, blutbespritzte Horde hineinzurennen und um uns zu schlagen, so gut es nur ging. Es sah schlecht für uns aus, und niemand hätte diesen Wald wieder verlassen, wenn nicht, mit der Sonne im Rücken, der Grüne Ritter selbst, zu Pferde, uns gerettet hätte. Er ritt auf einem Pferd durch diesen Wald, und niemand konnte seinem Schwert widerstehen. Seine Männer schossen Pfeil um Pfeil in die Bäuche der Kultisten, und gemeinsam schafften wir es, Lorainne zu retten.

Jetzt, da wir wissen, was mit Tannjew und wohl auch mit Savaric geschehen ist, glaube ich, dass dieses Ritual einzig einem Zweck dienen sollte: Lorainnes Herz durch eines aus Stein zu ersetzen." Erstaunen stahl sich auf die Gesichter der anderen, als sie sahen, dass Vanion lächelte und Lorainne liebevoll ansah.
"Nun, wir kamen rechtzeitig. Ihr Herz ist ganz das ihre und wohlauf, das kann ich vor Göttern und Menschen bezeugen." Bei diesen Worten sah er Benjen ernst an. Er hoffte, auch die letzten Zweifel, die der Ritter vielleicht hatte, ausräumen zu können.
"Benjen, ich möchte Euch nicht noch mehr verletzen - macht euch mit den nächsten Worten keine Hoffnungen! Es gehört zur Geschichte, es zu erzählen, sonst würde ich darüber schweigen.
Ich kniete also vor Lorainnes geschundenem, geschlagenen Körper, ihren Kopf in meinen Händen, und weinte vor Freude. Da schwang sich der Grüne Ritter aus dem Sattel und kniete sich über sie. Den Helm hatte er abgenommen, doch war sein Gesicht von grünem Tuch verhüllt. Als er sich den Schweiß und das Blut von der Stirn wischte, löste sich dieses jedoch - und ich erkannte ihn. Jules. Lorainnes Vater. Sein Tod war eine Lüge gewesen, wen immer man gehängt hatte, es war nicht Jules gewesen. Ich grüßte ihn, erwies ihm die Ehre, doch er fuhr mir über den Mund und befahl mir, zu schweigen. Er wollte sich nicht zu erkennen geben. So ging dieser Tag also glücklich zu Ende, doch waren mehr Fragen als vorher aufgeworfen."

Vanion legte eine Pause ein und ließ den anderen Zeit, das Gehörte zu verarbeiten.

"Das Jahr in Savarics Händen.. es war.. es hatte Lorainne nicht unberührt gelassen."
Sanft lockerte er Lorainnes Griff um ihren Kelch, unauffällig genug, dass die anderen die Geste hoffentlich nicht bemerkten. Ihre Knöchel waren weiß vor Anspannung.
"Sie sprach nur noch drei Worte: 'Ja, ich will". Savaric hatte sie gebrochen, und die Mächte Szivars hatten ihre Seele aus ihrem Körper gesprengt. Und das ist etwas, wovon ich überhaupt nichts weiß. Fragt mich nicht nach Details, ich bitte euch. Mit Stella Silbersterns Hilfe, und auch mit der Hilfe Ysanders, eines Priesters begannen wir in Bourvis, wo Lorainne versteckt wurde, einen Zauber, der uns tief, tief in eine andere Welt schicken sollte: in die Erinnerungen, Hoffnungen und Wünsche von Lorainne de la Follye. An diesem Ort hofften wir, ihre Seele heilen zu können. Doch etwas ging schief: Schatten tauchten auf, taten uns weh, spielten mit uns, mit unseren Ängsten und Träumen. Ich.."

Vanions Stimme erstickte. Er wollte es erzählen, es wollte aus ihm heraus! Doch er hatte blanke Angst. Dass er Lorainnes Hand, die er immer noch festhielt, nun gradezu umklammerte, bemerkte er nicht. Schweiß trat ihm auf die Stirn. Als ich vor wenigen Wochen dem Tode so nahe war, da hatte ich Panik! Jetzt weiß ich, warum! Er war dort gestorben. Der Schalk, diese schreckliche Kreatur, hatte ihn umgebracht, mit einem Wort: Tot! Du bist tot!, hatte er gekichert, und Vanion war gestorben. Und wiedererweckt worden. Eine Traumwelt, das war es gewesen - ein Traum, und Realität, und doch nur ein Traum.
Bilder stürmten auf ihn ein, Rania, Laura, Marie, Lorainne, Rugier, der an einem verwesenden Bein kaute, Anders, die über Vanions toten Körper gebeugt kniete und weinte, Yorik und Leonie.. HALT! Nur mit äußerster Mühe bekam er sich wieder in den Griff und verdrängte die Bilder aus diesen schrecklichen Tagen. Mit Erschrecken stellte er fest, dass er zitterte.

"Wir alle haben unsere innersten Ängste gespürt an diesem Ort. Und jeder von uns hat Lorainnes Ängste und Hoffnungen durchlebt. Es gelang uns, Lorainnes Seele zu heilen, und irgendwie schafften es die Magier" - Stella! Sie hat uns alle gerettet an diesem Tag! - "uns wieder zurück in die Wirklichkeit zu bringen. Lorainne lag in tiefem Schlaf, und wir konnten sie nicht wecken, aber die Farbe war in ihr Gesicht zurückgekehrt, und ein Lächeln spielte auf ihren Lippen. Ein Lächeln, das bald wieder erlöschen sollte. Savarics Männer griffen uns an, sie hatten erfahren, wo wir waren. Jules kämpfte heldenhaft, wir alle taten das. Und dann - im härtesten Kampfgetümmel - eine weiße Gestalt, mit einem Schrei auf den Lippen und einem Schwert in der Hand, stürmte an mir vorbei. Lorainne! Lorainne war erwacht! Wir schlugen die Angreifer. Wir hatten gewonnen - und doch verloren. Jules lag auf den Tod verwundet am Boden."

Eine lange Stille erfüllte den Raum, niemand sprach. Schlussendlich wandte sich Vanion an Beorn:
"Magie ist mächtig. Ich glaube, mächtiger als das Schwert und der Bogen, doch auch ungleich gefährlicher für den, der sie wirkt. Und doch hat uns die Magie ermöglicht, Lorainnes Seele zu heilen. Wir haben Lorainnes Erinnerungen geteilt, nein - wir haben sie gelebt. Wir waren Lorainne in einem gewissen Sinne. Anders und ich kennen Lorainnes schlimmste und schönste Stunden." Es tat weh, dermaßen offen zu sprechen, doch Beorn sollte verstehen, was geschehen war. "Eine dieser Erinnerungen fand hier statt, in diesem Kloster. Lorainne saß an einem Tisch, und Marguerite stand hinter ihr, forderte sie auf, ihre Hochzeitsvorbereitungen ernster zu nehmen. Lorainne murmelte nur etwas von 'ja, gleich', und ihre Schwester verließ den Raum. Lorainne hatte herausgefunden, wer ich war. Oder vielmehr, wer mein Vater war: ein Bastard des alten Roqueforts. Sie fand ein Dokument, das irgendjemanden benachrichtigte, dass mein Vater nicht aufzufinden war. Ihm sollte mitgeteilt werden, dass er legitimiert worden war, aber mein Vater hatte zu diesem Zeitpunkt bereits meine Mutter kennengelernt, geheiratet, und war nach Tangara gezogen, in ein kleines Dorf namens Norodar. Diese Erinnerung haben viele erlebt. Ausgerechnet ich nicht.

Nun verstehst du vielleicht ein wenig besser, was mit "Zeugen" gemeint ist, Beorn. In gewissem Sinne wäre es nicht einmal eine Lüge, wenn einer von uns sagen würde, dass er die Beweise gesehen habe."
« Letzte Änderung: 25. Mär 15, 07:51 von Vanion »
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Offline gutemine

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Re: Frühjahr 265nJ, Laviniakloster
« Antwort #106 am: 24. Mär 15, 20:54 »
Minas Kopf schwirrte... so viele Informationen, so viel Leid... sie versuchte zu verstehen...
Sie sah sich um. Alle saßen vor ihren leeren Krügen und starrten vor sich hin. Die einen versuchten zu erfassen, was sie gerade gehört hatten, die anderen waren offensichtlich tief in ihren Erinnerungen versunken.
Mina erhob sich und sammelte die Krüge ein. Einen weiteren Schluck des kräftigen dunklen Bieres konnten alle gebrauchen.
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Offline Ulrich

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Re: Frühjahr 265nJ, Laviniakloster
« Antwort #107 am: 24. Mär 15, 20:55 »

Ein tiefes Schweigen lag im Raum. Bilder flammten vor Ulrics Augen auf. Bilder aus dem Wald... dieser Blutige Schauplatz einer Schlacht und der bewusstlose Vanion unter all den Leichen. Und auch der Kampf als sie in den Wald zurück gekehrt waren war noch in seinem Gedächtnis... den Berg rauf umgeben von Szivargezücht und lauten manischen Schreien der Priester dieser verfluchten Gottheit. Einmal in die Hölle und beinahe nicht mehr raus.
Er hatte in dieser Senke einige Narben bekommen und in diesem Moment fuhr er unbewusst über eine davon.
Was in Lorainnes Geist geschehen war konnte er nicht bezeugen .. er war Söldner und kein Magier und hatte mit dem ganzen Ritual nichts am Hut gehabt. Innerlich wünschte er sich jedoch dabei gewesen zu sein.
Als Mina mit den gefüllten Krügen zurückkam und Vanion fertig war und alle auf ihn sahen sprach Ulric: " Aber all das hat sich gelohnt.. all die Mühen und Schmerzen wie auch die Verluste und Opfer waren nicht vergebens... Lorainne lebt und steht hier vor uns.. Und darauf sollten wir alle Anstoßen. Es mag zwar noch zu viel zu Früh sein zum Feiern aber dennoch sollten Wir auf alle die ihr Leben gaben dafür das wir heute hier sitzen die Humpen heben und sie Ehren denn das schulden wir jedem einzelnen. Mehr als das ! " Mit diesen Worten hob er den Steinernen Krug. "Ein Tost auf all diejenigen die für uns gefallen sind die wir hier sitzen und in ihrem Namen gegen den Täuscher in den Kampf ziehen werden !"
Im Krieg werden mutige Menschen Helden.
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Offline Beorn

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Re: Frühjahr 265nJ, Laviniakloster
« Antwort #108 am: 24. Mär 15, 20:59 »
"Auf unsere Kameraden!"
An Vanion gerichtet fuhr Beorn nach einigen ruhigen sekunden fort:
"Das klingt... kompliziert. Wenn ich eine Sache madig rede, dann tue ich das nicht, um euch davon abzuhalten sie durchzuziehen. Vielmehr versuche ich, mögliche Gegenargumente vorwegzunehmen, damit wir auf diese schon eine Antwort finden können. Ich bin, das wissen die Götter, kein Hellseher, doch bin ich mir ziemlich sicher dass Roschfurt damit argumentieren wird, dass diese Magie nur zu Sinnestäuschungen geführt hat und euch keine echten Erinnerungen hat sehen lassen. Aber du hast gesagt ihr hättet eine Notiz von Roschfurt gefunden die euren Tod befahl? Hast du diese noch?"
Der letzte Satz hatte einen ziemlich drängenden Unterton.
« Letzte Änderung: 24. Mär 15, 21:03 von Beorn »
"Vorwärts, Männer! Auf dass man uns allen die Kehlen durchschneidet!"  -Pratchett

Offline Vanion

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Re: Frühjahr 265nJ, Laviniakloster
« Antwort #109 am: 24. Mär 15, 21:07 »
"Auf die Toten - und auch auf die Lebenden." Der Knappe trank gierig. "Beorn, es war eher eine.. Erzählung als eine Argumentation. Mein Onkel wird gewiss alles tun, um so eine Erzählung als Lüge, als Fantasterei abzutun. Und vergiss nicht: dieses Dokument war eine Erinnerung. Das wirkliche Dokument ist hier verbrannt, bei dem Unfall, der auch Marguerite das Leben kostete."

Und Maries Leben. Plötzlich durchfuhr Vanion Wut und Eifersucht. Benjen und Lorainne wetteiferten darin, wer verletzter war, und Benjen bekam jeden Trost, den er brauchte. Doch auch Vanion hatte bei diesem Brand jemanden verloren: Marie, die Mutter seiner Tochter. Er mochte sie nicht geliebt haben, sie war eine Magd gewesen, die ihm einige Stunden versüßt hatte - doch hatte er für sie sorgen wollen, und sie stets mit Respekt und Zuneigung behandelt. Er hatte noch etwas sagen wollen, doch es war vergessen. "Auf die Toten", murmelte er leise, und trank erneut.
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Offline Beorn

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Re: Frühjahr 265nJ, Laviniakloster
« Antwort #110 am: 24. Mär 15, 21:13 »
"Die Notiz, die den Tod des Suchtrupps befahl. Die ihr bei Roschfurts Leuten im Forre Dartrus gefunden habt."
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Offline Vanion

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Re: Frühjahr 265nJ, Laviniakloster
« Antwort #111 am: 24. Mär 15, 21:14 »
Vanion hob den Kopf. Seine Gedanken waren abgeschweift, in glücklichere Zeiten.
"Verzeih, ich hab wohl nicht richtig zugehört. Nicht, dass ich wüsste - es war ohnehin kaum etwas zu lesen. Es regnete an diesem Tag, und die Tinte war verwischt. Unterschrieben war mit einem R., nicht mit Savarics vollem Namen."
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Mel

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Re: Frühjahr 265nJ, Laviniakloster
« Antwort #112 am: 24. Mär 15, 21:20 »
Lorainnes Körper war angespannt, sie wagte kaum zu atmen.
Als Vanion ihrer Finger löste, war es, als übertrug sich ihre Anspannung auf ihn. Er verkrampfte sich, klammerte sich an ihre Hand und Lorainne konnte den Druck nur erwiedern.
Beide harderten sie mit dem, was sie waren. Dass sie nun etwas sein sollten, wofür sie nie geboren waren.
Ein Jahr... und sie hatte Vanion mit in dieses Reich hinabgezogen, indem Angst und Dunkelheit herrschten.
Vanions Hand zitterte in ihrer und sie hielt sie, als würde sie sie nie wieder loslassen wollen.
Ulrics laute Stuimme riss sie aus ihren Gedanken.
Verlegen lächelte sie und erhob ihrern Krug. "Auf Euch. Mögen die Götter ewig die Hand über Euch halten." Sie schaute sich um, Menschen, die sie beschützt hatten, ohne sie zu kennen. Menschen die ihr folgten, obwohl sie selbst nicht wusste wohin.
Und Benjen... ihr Blick blieb einen Moment zu lange an ihm hängen, dann schaute sie wieder in die Runde.
In Anbetracht des Ortes setzte sie noch hinzu :"Und Lavinias Segen für Euch."
Lorainne setzte den Krug an und leerte ihn in einem Zug. Sie wollte sich betrinken, so wie an dem Abend als William vor ihr kniete und...
 Lorainne wandte den Blick ab, und Vanions fiel ihr ins Auge. Eben noch hatte er so selbstbewusst gesprochen und jetzt war er in sich gekehrt.
Sie stand auf und schritt durch den raum, während sie sprach. Meist konnte sie dabei besser nachdenken.
"Nun, zum einen ist La Follye nicht mein Erbe. Es ist das meiner Schwester. Und seins." Ihr Kopf ruckte in Benjens Richtung.
"Ich weiss nicht warum, aber mein Vater hat ihn weggeschickt, mit dem Schwert, dass ihr  im Wald gesucht habt. Offenbar gibt es noch einen Teil der Geschichte den wir nicht kennen."
Sie stand neben Vanion und schaute Benjen erwartungsvoll an.

Vorsichtig legte sie Vanion die Hand auf die Schulter, scheinbar um sich abzustützen, doch vielmehr um ihn bei sich zu halten. Und sie wusste, wo er war, würde auch Anders sein. Zwei, die sie durch und durch kannten, ihr vertrauten.
Und sie vertraute ihnen ebenso.
Wie sie da stand, die Hand auf Vanions Schulter und ihren Blick immer wieder über die Anwesenden gleiten ließ, wusste sie wo ihr Platz war.

Offline Anders

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Re: Frühjahr 265nJ, Laviniakloster
« Antwort #113 am: 24. Mär 15, 21:23 »
//Jaque, der grüne Ritter, Dorn... //
Anders hob ebenfalls ihren Krug den Mina ihr hingestellt hatte. Dann nahm sie einen Schluck, hustete und stellte ihn mit einem Gesichtsverziehen wieder auf den Tisch. Nein... Bier schmeckte ihr nicht. Sie wechselte wieder auf Wasser und sah in die Runde. Alle schienen traurig... und wieder bedrückt. Die Traurigkeit schien kollektiv auf ihren Schultern zu lasten.
"Nun wie gesagt habe ich auch noch eine Idee."
Sie schaute in die Runde, dann zu Lorainne. "So ein Stammbaum ist doch ein ziemlich wichtiges Dokument. Roquefort wird auf jedenfall einen bei sich haben, aber vielleicht gibt es ja auch eine Abschrift. Diese muss angefertigt werden bei einem Menschen der das kann darf und meistens kennt er die Familie dann auch noch. Roquefort macht sich unglaubliche sorgen wegen Vanion, das würde er nicht tun wenn wirklich alle Beweise vernichtete wären. Bedeutet es gibt noch etwas was ihm gefährlich werden könnte! Vielleicht weiß so ein Mensch der Stammbäume macht jemand bei dem Mann Dinge hinterlegen könnte, oder neue Stammbäume in Auftrag gibt. Je nachdem wie vollständig der Aktuelle ist, wäre es sogar möglich das eine retuschierte oder zensierte Ausgabe gefordert wird um das Original vernichten zu können."
Sie blickte wieder in die Runde und senkte den Blick dann wieder. "War nur ne Idee."
~~~~~~Der Wächter La Follyes ~~~~~~

Nur im Dunklen kann man Glühwürmchen beobachten.

Offline Isegrim

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Re: Frühjahr 265nJ, Laviniakloster
« Antwort #114 am: 24. Mär 15, 23:21 »
Benjen hatte Vanions Geschichte gelauscht.
Teile hatte ihm Lorainne schon selbst erzählt, doch konnte er jetzt erst begreifen, was mit ihr Geschehen war.
Hatte sie wirklich ein Jahr, ein ganzes Jahr und dieser Höhle zugebracht? Sie hatte ihm diese Geschichte nicht wirklich erzählt. Er wusste wie sehr sie als Kind immer Angst im Dunkeln hatte. Oft genug hatte er sie aus der kleinen Kellerkammer geholt, ihre Tränen getrocknet, sie in die Arme geschlossen und Trost gespendet. Ein zitterndes verängstigtes Kind.
Wie sehr musste sie gelitten haben. Und er, ihm wurde das Herz zerissen, aber ihr auch noch die Seele.
Die Schuldgefühle holten ihn erneut ein und drohten seine Seele zu zerfressen. Wie gerne hätte er jetzt ihr Hand gehalten, doch da war Vanion, an ihrer Seite.
Und sie war längst kein Kind mehr. Seine Zeit war vorbei in der sie seine Nähe und Schulter gesucht hatte, vielleicht war es auch besser so.
Plötzlich sahen ihn alle an. Hatte er Lorainne zu lange so nachdenklich angestarrt?
Er nahm sich einen neuen Bierkrug und fing an
„Jules de La Follye schickte mich fort. Immer wieder hatte er mit mir gesprochen, dass er eine Gefahr kommen sah. Aber nie hatte er mir etwas genaueres erzählt, wer oder was auf uns zu kam. In all den Jahren blieb Jules den Hofe fern aber er hielt immer noch kontakt und immer wieder erinnerte er mich an seinen Wunsch, an meinen Eid. Irgendwas hat er erfahren, aber er wollte mich nicht mit dieser Bürde belasten. An diesem Abend auf la Follye, er war gereizt, die Aufgabe duldete keinen Aufschub. Das Versprechen was er gab, Maquerite´s Hand, langsam befürchte ich er wusste das er es nicht erfüllen könnte. La Follye ist nicht meins, es war Maquerite´s. Mir wurde ihre Hand versprochen nicht la Follye“
Jetzt sah er Lorainne seinerseits an. „Ich konnte mich nichteinmal verabschieden. Bei Nacht und Nebel musste ich fort. Mit dem Schwert. Es gibt einige Legenden darum, aber es ist vielmehr ein“
Er musste nach Worten suchen. Das war ihm noch nie passiert.
„Eine Art Symbol. Für die Standhaftigkeit der La Follyes. Für ihre Prinzipien. Bei uns glaubt man, dass wenn dieses Schwert verschwindet, die Familie auseinanderbricht.“
Dieses UNS in seinem Satz klang seltsam. Doch es fühlte sich richtig an.
„Und das wollte er verhindern und das Schwert in Sicherheit wissen."
Vielmehr wusste er selbst nicht.
„Also habe ich getan, worum er mich bat. Und doch wurde dadurch nichts verhindert. Sowohl Lorainnes, als auch meine eigene Familie sind zerbrochen und alle sind tot.“
Doch Lorainne hatte sich ihre eigen Familie aufgebaut, und wie sie so dastand und sich auf Vanions Schulter abstützte, fühlte er sich irgendwie ausgeschlossen.Er war ein Teil ihrer Vergangenheit, aber kein Teil der Gegenwart. Er hatte sie als Kind gekannt, aber die Frau, die jetzt ihm gegenüber stand kannte er kaum. Er stellte sich wieder die Frage ob er wirklich zuhause sei.
Er nahm einen Schlug aus dem Krug und wannte sich ab.

Offline Vanion

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Re: Frühjahr 265nJ, Laviniakloster
« Antwort #115 am: 24. Mär 15, 23:35 »
Lorainnes Hand auf seiner Schulter fühlte sich gut an, vertraut - doch vor allem gab sie ihm Halt. Es wirkte, als würde Lorainne sich auf ihn stützen, aber Vanion wusste genau, was diese Geste in Wahrheit bedeutete. Das, was geschehen war, hatte ihn getroffen, und bisher hatte er das Meiste verdrängt, weggesperrt in eine kleine Kammer, die er nicht öffnen wollte. Auch die Gedanken an Rania schlummerten in dieser Kammer. Die lange Geschichte, die er erzählt hatte, hatte die Tür zu dieser Kammer wieder ein Stück geöffnet, und Lorainne half ihm nun, die Kammer wieder zu schließen und den Schlüssel im Schloss umzudrehen.
Eines Tages würde er den Schlüssel hervorholen und sich dem stellen, was geschehen war, doch das war eine Aufgabe für Friedenszeiten.
Jeder trug seine Dämonen mit sich herum, auch Vanion.

Er schwieg. Benjens Worte warfen Fragen auf, und das frustrierte ihn. Bei den Göttern, kann es nicht einmal einfach sein? Warum wollte Jules, dass das Schwert versteckt wird? Hatte er Angst um sein Lehen, um sein Leben? Was oder wen fürchtete er? Wusste er um irgendeine Bedrohung? Hat er Savaric erwartet, hat er all das vorhergesehen, was über La Follye hereingebrochen ist?

Benjens Geschichte hatte die Überlegungen, die Anders eingeworfen hatte, in den Hintergrund rücken lassen, doch Vanion versuchte zu rekapitulieren, was der Kender gesagt hatte. Ein Stammbaum. Gewiss gab es Familienstammbäume in Caldrien, oder nicht? Das erste Mal verfluchte Vanion die Tatsache, dass er als Tangaraner aufgewachsen war. Er wusste so wenig über Caldrien, so wenig über Firngard. Die Sprache mochte er immer besser beherrschen, doch ein wahrer Caldrier zu werden, das erforderte viel mehr. Aber Anders' Gedanken besaßen einen unumstößlichen Kern: Savaric würde niemals den Stammbaum der eigenen Familie vernichten. Da Savaric noch nicht an der Macht gewesen war, als sein Vater ihn und seinen Bruder legitimierte, mussten sowohl Baraque als auch Savaric in diesem Stammbaum auftauchen. Wer immer die beiden da eingetragen hatte, musste also wissen, dass ein älterer Bruder existierte. Konnte es so einfach sein? Konnte irgendwo ein Stammbaum sein, der bewies, dass Savaric einen älteren Bruder hatte? Dann besteht die eigentliche Arbeit darin, zu beweisen, dass ich der Sohn meines Vaters bin - und dass mein Vater, der tangaranische Bauer, Barak Bachlauf, ebenjener Baraque de Roquefort aus Firngard ist.

"Nun.. weswegen hat Jules Euch fortgeschickt, Benjen? Wisst Ihr irgendetwas darüber? Wovon hat er gesprochen? Wusste er irgendetwas?" Vanion war der festen Überzeugung, dass es irgendeinen Hinweis geben musst, irgendetwas, was Aufschluss geben musste. Zumindest hoffte er fest darauf.
"Und ihr anderen, was haltet ihr davon? Was denkt ihr über das, was Anders gesagt hat?"
« Letzte Änderung: 24. Mär 15, 23:51 von Vanion »
"LARP ist nicht ein Hobby, es sind mindestens acht oder so. Ich betreibe etwa fünf davon." RalfHüls, LarpWiki.de

Mel

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Re: Frühjahr 265nJ, Laviniakloster
« Antwort #116 am: 24. Mär 15, 23:53 »
Enttäuscht verzog Lorainne den Mund. Sie hatte sich mehr Antworten von Benjen erhofft.
Sie spürte seinen Blick, wie er sie genau musterte. Doch sie sah nicht hin, wollte nicht schon wieder seine Fragen in den Augen sehen.
Scjliesslich winkte sie ab.
"Das Schwert ist ein altes Familienerbstück. Seit Generationen weitergegeben. Eiegtnlich ist es schon immer in unserer Familie gewesen, deswegen behauptet man, dass die Familie auseinanderbricht, wenn man es verliert und natürlich geschieht dann meist etwas schlimmes." Sie lächelte.
"Nun, an den meisten Legenden ist sicher etwas wahres dran. Aber zu Deinem Vorschlag Anders."
Lorainne  nahm die Hand von Vanions Schulter, wich aber nicht von seiner Seite.
"In der Regel werden Dokumente jeder Art von Schreibern oder Angehörigen der Alamarkirche angefertigt und manchmal auch aufgehoben. Oder sie werden hier verwahrt. In der alten Bibliothek gab es so viele Urkunden und Nachlässe längst verstorbener Ritter. Wenn es aber von einem namenlosem Schreiber angefertigt wurde- nun, wenn man ihn tötet, würde ihn niemand vermissen."
Alain. Sein Geist schwebte abermals über ihr.
"Allerdings werden in der Regel Zeugen hinzugezogen, meistens im Stand gleich. Aber ich kann mich jetzt nicht an die Namen erinnern, ich bin..." einen Gähnen unterbrach ihren Satz und sie hielt sich rasch die Hand vor den Mund und lächelte entschuldigend.
« Letzte Änderung: 24. Mär 15, 23:58 von Mel »

Offline Beorn

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Re: Frühjahr 265nJ, Laviniakloster
« Antwort #117 am: 25. Mär 15, 00:06 »
"Wenn so eine Person noch lebt, müssen wir uns beeilen. Roschfurt könnte auf die gleiche Idee kommen, und wenn, dann weiss er wahrscheinlich sogar wen er loswerden muss."
"Vorwärts, Männer! Auf dass man uns allen die Kehlen durchschneidet!"  -Pratchett

Mel

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Re: Frühjahr 265nJ, Laviniakloster
« Antwort #118 am: 25. Mär 15, 07:56 »
Lorainne schüttelte den Kopf um die Müdigkeit zu vertreiben.
"Non, ich bezweifle, dass das von Erfolg gekrönt sein wird. Die Zeit hat für Savaric gespielt."
Als sie Beorns ratloses Gesicht sah, fuhr sie fort:"Alors, wann wurde dieser Stammbaum geschrieben? Bevor oder kurz nachdem Baraque Roquefort verlassen hat, also noch VOR Vanions Geburt. Vielleicht mag noch jemand leben, der davon weiß, aber wenn er all die Jahre geschwiegen hat, warum sollte er das Schweigen nun brechen? Zudem hätte Savaric mehr als 20 Jahre Zeit gehabt, sich dieses Problems zu entledigen. Nein, wir müssen IHN dazu bringen, es zuzugeben, vor Zeugen, dessen Wort mehr Gewicht hat, als unseres."
Sie schaute Benjen an.
"Wir werden jetzt erstmal nach Haubach reisen, danach werde ich mich aufmachen nach Reines und eingestehen müssen, dass ich keine Beweise gegen Savaric in der Hand habe. Und dann... werde ich nach La Follye gehen. Ich bin sicher, dass ich bei IHM etwas finden würde. Und nach all den.. Geschehnissen und Anschuldigungen wird er mir nichts antun können."
Vorerst.

Offline Beorn

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Re: Frühjahr 265nJ, Laviniakloster
« Antwort #119 am: 25. Mär 15, 10:54 »
"Du willst den Schleimbeutel doch nicht etwa doch heiraten? Sobald er dich in seine Finger kriegt, bist du tot!"
"Vorwärts, Männer! Auf dass man uns allen die Kehlen durchschneidet!"  -Pratchett