Autor Thema: Irgendwo im Nirgendwo - Die Steinherzen auf dem Weg zur Magierzusammenkunft  (Gelesen 2529 mal)

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Offline Akela

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*Mit einem tiefen und fast schon theatralischen Seufzen lies Sasha sich auf einen umgefallenen Baumstamm fallen, der unbeachtet und schon halb überwuchert am Rand des schmalen Weges lag. Ein windschiefer und verblichener Wegweiser war das Einzige, dass so etwas wie einen Hinweis lieferte, wo in Engonien sich die kleine Reisegruppe, bestehend aus der Wolfselfe und ihren Seelenbrüdern Kassos und Maugrim, befand.*

„Also gut, schauen wir mal...und nein, ich nehme keine Wetten an, ob wir uns verlaufen haben!“


*Vorsichtig stellte sie die kleine eisenbeschlagene Kiste, die sie unter dem Arm getragen hatte, neben sich auf dem Stamm ab, um danach schwungvoll eine Karte daneben auszubreiten und diese kritisch zu mustern. Die akkuraten Striche und Bezeichnungen waren typisch für Kadegar. Und gewiss war sie auch sehr genau...wenn man sie denn auch vernünftig nutzte.

Mit einem Finger fuhr die Wolfselfe ihre bisherige Strecke nach und kniff angestrengt die Augen zusammen auf der Suche nach ihrem aktuellen Aufenthaltsort.*

„Hah! Da sind wir! Genau richtig würde ich sagen.“

*Ihre Überraschung darüber war nicht zu überhören. Zufrieden rollte sie die Karte wieder auf und steckte sie ein.*

„Wie geplant sind wir noch vor der Dunkelheit dort. Wir haben sogar noch Zeit für eine kleine Rast.“

*Nachdem die drei einige Vorräte untereinander aufgeteilt hatten, hörte man für ein paar Minuten nur noch zufriedenes Kauen. Hatte Sasha am Anfang noch darüber gemurrt, dass sie Aufpasser für eine Gruppe Magier machen sollten, die sich mit größter Wahrscheinlichkeit selbst in die Luft jagen würden, genoss sie jetzt doch das schöne Frühlingswetter und die Reise ohne die ganze Zeit an die Probleme denken zu müssen, die sich vor ihnen auftürmten.

Und natürlich waren sie Kadegar etwas schuldig. Ohne seinen Versteinerungszauber würde Kassos jetzt wahrscheinlich schon längst an Tiors langer Tafel sitzen und zotige Witze reißen.

Und wenn der Magier schon zu ihr kam und sie bat, während einiger Rituale die Umgebung im Auge zu behalten, dann tat er das mit Sicherheit nicht unüberlegt und unbegründet.

Ein Grund mehr, dort zu sein.*
Sasha Timberlore Schattenwolf
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Offline Akela

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*Nach einigen Minuten fiel Sashas Blick auf die Kiste, die neben ihr stand. Mit einer knappen Bewegung öffnete sie den Deckel der Truhe und blickte auf den Inhalt. Hoffentlich konnten die Magier etwas Wissenswertes über ihn herausfinden....

Nachdenklich musterte die Wolfselfe die beiden unscheinbaren grauen Steinherzen, die in weichen Stoff gebettet in der Truhe lagen. Trotz ihrer Schlichtheit war wohl derjenige, der sie aus einem Stein heraus gearbeitet hatte, ein Meister seines Fachs. Auch wenn sie nicht davon ausging, dass hier normale Werkzeuge wie Hammer und Meißel am Werk gewesen waren.

Wenn die Herzen es schafften, die Funktionen eines normalen Herzens zu übernehmen, musste eine wirklich mächtige Magie in ihnen wohnen. Und wenn man bedachte, woher diese Magie wohl kam, sicherlich keine sehr freundliche....

Sasha streckte die linke Hand mit gespreizten Fingern und der Handfläche nach unten über einem der Herzen aus und schloss kurz die Augen.

Nichts.

Was auch immer die Steinherzen antrieb, es hatte nichts Wiedernatürliches an sich. Oder etwas, das mit Szivar zu tun hatte...zumindest nichts Spürbares.

Sasha hatte nach dem Kampf um Tannjew gesehen, wie einige der Krieger, die sie in den Lorinan begleiteten, die Herzen in der Hand gehalten hatten, um sie in die Truhe zu packen.

Nachdenklich nahm sie ebenfalls das Herz in die Hand, um es näher zu betrachten.


Es gab im Leben des Paladins schon viele dumme Ideen. Aber diese Idee rangierte mit der, mit Tannjew und Isiria allein in der Nacht in den Wald zu gehen, auf einem der ganz oberen Plätze.
Im ersten Augenblick geschah gar nichts. Dann wurde Sasha schlagartig klar, dass sie sich wohl gründlich geirrt hatte...das Herz reagierte förmlich auf sie.

Ein glühender Schmerz schoss durch ihre Hand ihren Arm entlang und explodierte in ihrem Brustkorb. Rote Sterne tanzten hinter ihren Augen, ihre Muskeln verkrampften sich und sie kippte mit einem Aufkeuchen rücklinks von dem Baumstamm. Hätte sie genügend Luft gehabt, hätte sie geschrien, so kam nur ein leises Stöhnen über ihre Lippen.

 So musste es sich wohl anfühlen, von einem Blitz getroffen zu werden.

So schnell der Schmerz gekommen war, so schnell ebbte er auch wieder ab. Sashas Muskeln entkrampften sich und die Wolfselfe schnappte nach Luft. Der Geruch nach verbranntem Fleisch lag in der Luft...

...und auf dem Baumstamm schaukelte das Steinherz auf einer seiner Rundungen völlig harmlos hin und her...*
Sasha Timberlore Schattenwolf
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Offline Dominic

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Sasha mochte vielleicht keine Luft in der Lunge gehabt haben, Kassos aber sehr wohl. Ein kurzer Schmerzensschrei erklang und der Priester sank in die Knie.

"Was bei allen Göttern war das denn?, rief er Sasha entgegen, sobald er wieder atmen konnte. Mit einem Satz, sich die Brust haltend, war er bei der Wolfselfe.

Geht´s dir gut? Und falls ja, werde ich dir in den Arsch treten.
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Offline Akela

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*Für einen Augenblick hatte Sasha Mühe, den Priester mit ihren Augen zu fixieren und blinzelte etwas verwirrt aus der Wäsche. Immer noch schwer atmend stützte sie sich schließlich auf die Ellenbogen hoch und  beäugte das Steinherz auf dem Baumstamm misstrauisch.*

„Ich hab keine Ahnung, was das war...aber ich befürchte, unser Problem ist noch größer als wir angenommen haben. Und ja, es geht mir gut. Ich würde es aber trotzdem bevorzugen, wenn du mich nicht treten würdest.“

War das möglich? Auch wenn sie bei Tannjew absolut nichts gespürt hatte...?


*Ihr Blick ging wieder zu Kassos, diesmal sah sie ihm in die Augen und seufzte.*

„Ich hoffe, ich irre mich... aber die Magie, die diesen Herzen inne wohnt, scheint nicht von der natürlichen Art zu sein, wie Gorix oder Kadegar sie nutzen.

Viel mehr wie eine Kraft, die von dämonischen Mächten genutzt und geformt wird. Oder zumindest den wiedernatürlichen Kräften, die die meisten als Dämonen bezeichnen.

Das würde auch erklären, warum andere vor mir die Herzen problemlos in die Hand nehmen konnten.“


*Sasha hob die linke Hand zum Gesicht, als wollte sie sich die Augen reiben, zuckte dann aber zusammen und hielt in der Bewegung inne.

Mit einem gemurmelten „Na wunderbar...“ starrte sie ihre Hand an, die Kontakt mit dem Herz gehabt hatte. Die Handinnenfläche bestand nur noch aus schwärzlich verbranntem Fleisch.

Irgendwie war sie sich sicher, dass sie sich nicht irrte, so sehr sie es sich auch wünschte.*
Sasha Timberlore Schattenwolf
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Offline Dominic

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Kassos beäugte Sasha argwöhnisch, sah ihr in die Augen und schien sich vergewissern zu wollen, ob mit der Wolfselfe alles in Ordnung war. Dann sah er auf ihre Hand hinunter, verzog das Gesicht und langte nach seinem Gepäck.
Er fischte einige Verbände heraus und legte sie Sasha in die unverletzte Hand.

Ich werde ein paar Kräuter und etwas Wasser suchen, damit du die Hand nutzen kannst, solange sie heilt, sagte er und verschwand.

Irgendetwas schien mit ihm vor sich zu gehen, eine Veränderung. Der Priester war in den letzten Tagen ernst und einsilbig gewesen.
Oft war er abwesend und in Gedanken versunken.

Nach einiger Zeit kehrte er zurück und ging vor Sasha in die Hocke. Behutsam begann er die Wunde zu versorgen.
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Offline Akela

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*Sasha schaute Kassos nachdenklich hinterher, als dieser Kräuter suchen ging.
Der Priester war nun schon über ein Jahr in seiner Prüfung und nur er wusste, was das eigentlich wirklich bedeutete: Keine Kraft von seiner Gottheit zu bekommen. Sich immer wieder als einfacher Krieger beweisen zu müssen, immer in der Hoffnung, der Gottheit Ehre zu bringen.

Und am Ende entweder die Prüfung zu schaffen, zu siegen... oder zu sterben.

Sasha schüttelte die trüben Gedanken ab, sie konnten nur Tiors Urteil vertrauen und weiter machen wie bisher.

Die Wolfselfe blickte auf ihre verbrannte Hand und versuchte sie probeweise zu bewegen, was nur mäßig gelang. Die Verbrennung schien sehr tief zu gehen, als hätte sie mit der Hand mit aller Kraft eine hellrot glühende Eisenstange umklammert.

Wenigstens war es die linke....

Als Kassos mit einigen Kräutern zurückkehrte, hatte die Wolfselfe sich mit Maugrims Hilfe und unter seinem halb besorgten und halb anklagenden Blick aufgesetzt und lehnte nun mit dem Rücken an dem Baumstamm...in sicherer Entfernung zu dem Steinherz.

Der Priester musterte die Wunde, bevor er sie so vorsichtig wie möglich säuberte und den Verband mit einigen Kräutern anlegte, während Sasha die Zähne zusammen biss und versuchte still zu halten.*

„Das sieht nicht sonderlich gut aus fürchte ich...“, murmelte er, während er die Enden des Verbandes verknotete.

„Ach...sag blos.“

*Die Schmerzen ließen die Antwort der Wolfselfe schroffer klingen als es beabsichtigt war. Dann atmete sie tief durch und versuchte sich an einem schiefen Schmunzeln.*

„Danke dir. Zum Glück ist Lyra auch bei dem Magiertreffen. Ich fürchte, ich werde sie wohl oder übel bitten müssen, sich die Hand einmal anzusehen.“
Sasha Timberlore Schattenwolf
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Offline Dominic

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Lyra wird das auf jeden Fall besser hinbekommen als ich. Wie Jelena immer sagt: "Tiorspriester sind furchtbare Heiler", sagte er und lächelte halbherzig.

Langsam begann er seine Sachen zusammen zu packen.

Es tut mir leid, aber ich kann euch nicht zu der Zusammenkunft begleiten. Ich muss jetzt gehen und bitte lasst mich nicht erklären müssen wieso. Wir sehen uns in ein paar Wochen.

Der Priester begab sich zu seinem Pferd und begann seine Habe in den Satteltaschen zu verstauen.
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*Die Augen der Wolfselfe verengten sich, als Kassos aufstand und Anstalten machte, zu seinem Pferd zu stiefeln.*

„Moooment! So nicht!“

*Sie sprang auf die Beine, um ihm zu folgen, was aber eher in einem kläglichen Stolpern endete. Nur Maugrims beherztes Zugreifen bewahrte sie davor, dass ihr die Beine unter dem Körper nachgaben. Der Tormentor-Priester packte sie am Schlafittchen, stellte sie vernünftig auf die Beine und lies sie erst los, als er sich sicher war, dass sie nicht direkt wieder umkippen würde.

Sasha warf ihm kurz einen dankbaren Blick zu, dann schaffte sie es tatsächlich, mehr oder weniger elegant über den Baumstamm zu hüpfen und sich Kassos in den Weg zu stellen, bevor dieser bei seinem Pferd angekommen war.

Sie legte ihm die gesunde rechte Hand auf die Brust und stoppte ihn sanft, schaute zu ihm hoch, fing seinen Blick ein und hielt diesen fest.*

„Keine Sorge, ich will dich nicht aufhalten. Ich spüre, dass du gehen musst. Aber ich will wissen, was du vorhast. Das letzte Mal, als du diese Worte ausgesprochen hast, mussten wir dich danach ordentlich wieder zusammen flicken. Und auch wenn du es nicht gerne hörst, aber ich fürchte, nach den Geschehnissen in Georgsweiler bist du noch nicht fit genug für eine Jagd.“

*Es lag keine Anklage in ihrer Stimme, nur Sorge...und Verständnis.*
« Letzte Änderung: 17. Apr 15, 06:03 von Akela »
Sasha Timberlore Schattenwolf
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Der Priester sah erst auf Sashas Hand, dann sah er zuerst Ihr und schließlich Maugrim in die Augen.
Seufzend stieß er die Luft aus und lächelte schwach.

Ich hätte mir denken können, dass Ihr mich nicht einfach gehen lasst, aber ich wurde gerufen und habe einen langen Weg vor mir. Ich werde zu Tiors Hand reisen und mich dort einer Prüfung stellen.

Kassos sah zwischen den beiden hin und her als er sprach, sein Blick war sehr ernst. Wenn man es nicht besser wusste, konnte man es für Angst halten. Doch Maugrim und Sasha wussten genau was sie in seinem Gesicht sahen.
Falls der Diener Tiors bei seiner Prüfung versagte, war dies der Abschied und das lag Kassos einfach nicht.

Keine Sorge, ihr werdet mich nicht zusammen flicken müssen, denn ihr werdet die Gelegenheit nicht mehr bekommen, sollte ich versagen.
Mein Weg führt mich in die Nebel, dorthin, wo selbst ihr mir nicht folgen könnt. Es geht nicht um einen Kampf mit einem Gegner aus Fleisch und Blut, sondern um einen mit meiner eigenen Disziplin.


Kassos reichte zuerst Sasha, dann Maugrim die Hand zum Kriegergruß.

Wagt es nicht mich in den Nebeln zu suchen, das wäre das Ende meiner Prüfung und auch meins. Und wenn die Verbindung in den Nebeln schwächer wird, sorgt euch nicht, dort ist ein anderes Reich und es ist sehr weit weg.
« Letzte Änderung: 17. Apr 15, 00:44 von Dominic »
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Offline Akela

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*Sasha legte den Kopf leicht schief und die Stirn nachdenklich in Falten. Dann nickte sie und trat einen Schritt zurück, wobei es ihr sichtlich schwer fiel, ihn loszulassen.
Den Kriegergruß erwiderte sie ohne den Augenkontakt abzubrechen.*

„Pass auf dich auf. Und mögen die Wölfe ein waches Auge auf dich haben.“


*Dann lächelte sie kurz etwas schief zu ihm hoch und trat einen Schritt zur Seite, damit er an ihr vorbei gehen konnte.

Sie drehte sich nicht mehr um, als er zu seinem Reittier ging und sah ihm nicht nach. Aber als sie das Knirschen des Leders hörte, das anzeigte, dass er aufstieg und dann die leisen Geräusche der Pferdehufe auf dem moosigen Untergrund, die sich entfernten, kramte sie kurz in einer ihrer Taschen. Als sie die Hand wieder hervorzog, lagen darin die zwei Teile des Obsidians, den Kassos ihr vor einer gefühlten Ewigkeit gegeben hatte... zersplittert, als der Tiors-Priester fast einen nächtlichen Ausflug mit dem Leben bezahlt hatte.

Die Wolfselfe schluckte schwer, um den Kloß in ihrem Hals loszuwerden und verstaute die beiden Teile wieder sicher in ihrer Tasche, dann atmete sie einmal tief durch, hob den Kopf und sah zu Maugrim hinauf.*

„Dann lass uns mal ein paar Magiern den Hintern retten...“
Sasha Timberlore Schattenwolf
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