Mina hatte ihren Teller abgespült und streifte jetzt durchs Lager. Überall waren Menschen im Aufbruch. Bald würden die ersten Zelte abgebaut und jeder ging seiner Wege. Mina beschäftigte, genau diese Frage. Wohin würde der Weg sie führen?
Tankred gegenüber hatte sie vorgegeben, mit Lorainne weiter reisen zu wollen. Aber sie hatte sich vor drei Tagen abends lange mit Mika unterhalten. Abgesehen davon, dass sie die Gelegenheit genutzt hatte, mehr über Nedra zu erfahren, hatten sie sich natürlich auch lange über Tannjew unterhalten und Mika berichtete davon, dass sich eine Gruppe aufmachen wollte, im Lorinan nach der verschollenen Isira von Pfauengrund – oder wer auch immer diese Frau war - zu suchen. Seit diesem Gespräch hatte Mina die Idee, sich an dieser Suche zu beteiligen, nicht mehr los gelassen. Am Abend zuvor hatte sie sich sowohl mit Kydora, die sie ja in Georgsweiler kennengelernt hatte, darüber unterhalten, als auch mit Yori und Mia, den beiden Bogenschützen, die sie nach dem Schützenturnier aus den Augen verloren und hier wieder gefunden hatte.
Im Moment kam sie sich furchtbar unnütz vor, sie war gerade einmal gut genug, den Turteltäubchen Krüge hinterher zu tragen und durfte sich dann auch noch von Merten beschimpfen lassen. Mina brauchte Luftveränderung und etwas Abstand würde ihr gut tun. Kydora hatte sie eingeladen, mit ihr und Kadegar zum Lorinan zu reisen. Vielleicht wäre es eine gute Idee, diese Einladung anzunehmen und die Gelegenheit zu nutzen, den Magier näher kennen zu lernen. Schließlich hatte Mina das Gefühl, dass sie ihm wohl noch öfter begegnen würde. Seit sie Stella kennengelernt hatte, war ihr in Gegenwart von Magiern auch nicht mehr so unwohl. Es wurde wohl Zeit, alten Vorbehalten entgegenzutreten, und so lenkte Mina ihre Schritte gezielt zum Lager der Magier.
Hier saßen Lyra, Kadegar und Kydora beim Frühstück, offensichtlich in ein Gespräch vertieft. Mina stellte sich in Lyras Sichtweite und wartete.