Langsam nähern sich die Gedanken des Magiers wieder der Realität und voller Gelassenheit öffnet er wieder die Augen ohne etwas zu sehen. Es war inzwischen Nacht und durch den wolkenbehangenen Himmel drang weder das Licht der Sterne, noch das Licht des Mondes. Auch wenn Kadegar noch nicht lange dieses Zimmer bezogen hatte, so kennt er es inzwischen gut genug um sich darin blind zurecht zu finden. Er tastet sich zu seinem Tisch herüber, findet den Kerzenständer mit den Zündhölzern daneben und mit einem schnellen “Ratsch” entzündet sich eins der Hölzer mit welchem der Magier daraufhin die Kerzen entzündet. Das warme, flackernde Licht der Kerzen erhellt den Raum und noch bevor Kadegar das Streichholz ausgeschüttelt hat, fällt sein Blick auf die Liste die ihn strafend anzuschauen scheint. Nach einem entschlossenen Seufzen setzt Kadegar sich an seinen Tisch und fügt der Liste weitere Punkte hinzu. Ein gleißendes Licht flutet plötzlich den Raum und gefolgt von einem Donnergrollen setzt dazu noch Regen ein, welcher sofort beginnt gegen Scheiben zu preschen. Etwas wehmütig blickt der Magier nun auf das fließende Wasser am Glas und denkt an einige alte Tage zurück. Doch nur kurz verliert er sich in diesem Gedanken, bis ihm wieder einfällt wodran er vor kurzem noch gearbeitet hat. Etwas schwermütig stützt er sich am Tisch ab und erhebt sich wieder um ans Fenster zu gehen und hinaus zu blicken. Regen. Das hätte an diesem Abend auch gut getan. Regen reinigt die Seele behauptet ein Mann immer welchen Kadegar sehr bewundert. Nach einem kurzen Kopfschütteln um den Gedanken zu vertreiben das Fenster zu öffnen wendet er sich wieder dem Raum selber zu und nach einem schweren Seufzen beginnt er wieder seine Schritte, seine Runden, seine Routine um die Erinnerungen hervor zu holen was an dem Abend passiert ist.
Dritte Szene: Der Wille zur Eskalation
Kadegar öffnete am Boden liegen die Augen. Wie lange hatte er sie geschlossen? Sekunden? Minuten? Er weiß es nichtmehr. Doch es war lang genug. Auch wenn seine Beine noch schmerzten hatte er diesen Schmerz gut genug im Griff um aufzustehen, sein Schwert zu packen und den Stimmen zu folgen die er hörte. Irgendwer fragte ihn ob er verletzt war, vermutlich Leonie, doch Kadegar log. Zu groß war ihm die Schande zuzugeben, dass er verletzt war weil er seine Rüstung vergessen, nein, nicht vergessen, weil er es nicht für nötig hielt seine Rüstung zu erneuern. Da die Wunden äußerlich schon geschlossen waren, konnte er sehr gut mit dieser Lüge leben. Als er draußen im Gang war erblickte er das Ausmaß des Angriffs, ja das Ausmaß der Katastrophe könnte man fast sagen. Er wechselte kurze Worte mit Sasha und einigen anderen um die Situation zu erfahren und zu beschreiben was in seinem Zimmer passierte. Heiler eilten herein um sich um Kassos und Leonie zu kümmern. Als die Gefahr vorerst vorüber war realisierte er erst, dass er lediglich in Bruche bekleidet auf dem Flur stand. Das musste schnell geändert werden. Erst als er im Zimmer zurück war realisierte er wie knapp Kassos an der Schwelle des Todes stand. Die Kreaturen hatten ihm den Hals aufgeschnitten, ohne seine eigene Zähigkeit, Kadegars Artefakt und etwas Glück hätte er nicht überlebt.
Glück. Da war es wieder. Doch diesmal riss es Kadegar nicht aus den Gedanken und er fand schnell wieder zu seinen Erinnerungen.
Schnell fand Kadegar zu einer Effektivität die er von sich lange nicht erlebt hatte. Geschwind war eine Barriere am zweiten Zugang zu dem Raum geschaffen durch welchen die Schatten ihn zuletzt verlassen hatten. Schutzzauber wurden erneuert, Rüstung wieder beschworen und Heilkräfte aktiviert. Seine Gewandung wieder angelegt und Gürtel sowie Taschen zurecht gerückt. Da stand er nun. Dämonenjäger, bereit wie seit langem nichtmehr und voller Tatendrang. Plötzlich waren da wieder Schreie, Hilferufe! Kadegar rotierte zum Flur und machte eilige Schritte in Richtung Ausgang. Erneut sah er den Flur voller Verletzen. Ein kurzer Blick nach dem richtigen Weg war der einzige den er auf die am Boden liegenden warf. Es galt etwas anderes zu tun. Etwas, dass er als seine Aufgabe ansah. Von Hof aus hörte er Kampfeslärm und so eilten seine Schritte dorthin wo er seiner Meinung nach hingehörte. Nach unten in den Kampf, nicht zu um zu verteidigen sondern um zu vernichten! Unten angekommen tobte noch der Kampf und auch Freunde waren noch daran beteiligt. Die Schatten ließen sich kaum zurück treiben und es musste ein Weg her zu siegen! Eilig rannte er in sein Zimmer zurück um seine Kugel zu holen um mit genügend Licht die Schatten zu vertreiben! Doch als er zurück kehrte war der Kampf schon vorbei, gewonnen scheinbar. Doch nur für den Moment hoffte Kadegar innerlich. Er wollte nun Kämpfen! Nach sehr langer Zeit war er nun an einem Punkt wo er bereit war alles für einen Sieg zu tun. Er wollte seiner Wut freien Lauf lassen. Er wollte eskalieren! Doch er hatte kein Ziel mehr. Doch nutzlos wollte er auch nicht hier warten. Er wollte irgendwas tun! So fand er zumindest Stella im Innenhof um sie mit seiner Magie zumindest zu schützen. Den am Boden liegenden Yorik nahm er im nachhinein erst wieder wahr. So starrte er also in die Dunkelheit und wartete, mehrere seiner Mitstreiter folgten und sammelten sich im Hof, vielleicht aus dem gleichen Grund wie Kadegar, sicher war er sich da jedenfalls nicht. Momente vergingen und nichts passierte. Das einzige Ereignis, an dass er sich noch erinnerte war der Tod von Silas. Silas, Kadegar kannte ihn kaum und so war ihm sein Tod in dem Moment auch egal. Er konnte Silas in der Situation keinen Zweck zuweisen und so war es für Kadegar irrelevant, dass er nun tut ist. Er hatte wohl einfach Pech. Silas hatte Pech und Kadegar hatte Glück. Glück.
Diesmal lässt sich der Magier wieder aus den Erinnerungen rausreißen. Er hätte vorbereitet sein sollen. Müssen! Inne haltend ballt er seine Fäuste und starrt auf das beregnete Fenster. Da war sie wieder, diese Wut, dieses Feuer. Vielleicht war es sogar richtiger Hass. Hass auf sich selbst. Auf sein Verhalten. Auf sein Versagen. Er muss sich verbessern, dieses Feuer, dass er da wieder gespürt hatte in sich wiederfinden. Es lenken und kontrollieren. Und er muss Vor allem einen Weg finden auch gegen solche Kreaturen besser zu bestehen! Sicheren Schrittes schnellt er zu seinem Tisch hinüber und schreibt ein letztes Wort auf die Liste, ein Wort, dass ein neues Ziel für ihn darstellt auf dem Weg um sich zu verbessern. Besser vorbereitet zu sein. Besser zu sein. Und so pustet er die Kerze aus um sich an die Arbeit zu machen und eilig sein Zimmer zu verlassen. Ein Blitz erhellt nochmals den Raum und als die Tür sich hinter Kadegar schließt ist noch einmal das letzte Wort gut zu lesen, dass Kadegar niedergeschrieben hat.
Flammenwaffe.