Autor Thema: Donnerheim - Frühjahr/ Sommer 265 n.J. - das Stadthaus der Baronin von Goldbach  (Gelesen 5818 mal)

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Offline Isabeau Lioncoeur

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Isabeaus Gesichtsfarbe wechselte von einem alarmierenden Grau zu einem interessanten Purpur und wieder zurück. Sie hörte Lorainne zu ohne sie zu unterbrechen und wurde dabei sehr, sehr still.
Als offensichtlich war, dass sie nichts mehr hinzufügen wollte, sprach sie immer noch nicht, so dass Lorainne aufhörte hin und her zu gehen und sich zu ihr umwandte.

Die Kälte schien in Wellen von der Baronin auszugehen und in ihren Augen stand unerbittliche Härte. Das war ein Gesicht welches Hinrichtungen verhängte und keine Gnade oder Mildtätigkeit kannte.
"Dieses kleine, dummdreiste Stück Scheiße."
Sie hob ihre Stimme nicht, noch änderte sich ihr Tonfall, aber das machte es nur noch gefährlicher.
Ihr Weibel, der dieser Tage nie mehr als ein paar Schritte von ihr wich, straffte sich fast unbewusst und die Jagdhunde, die vor dem kalten Kamin herumlagen spitzten die Ohren.
"Dieser räudige, impertinente, alamarverfluchte Kretin. Wage es nicht dich schlecht zu fühlen oder seinetwegen Entschuldigungen zu suchen. Er ist ein mieses Stück Dreck und als solches wird er auch behandelt werden."
Ihr Blick fiel auf den Weibel und dieser strich sich nachdenklich mit Daumen und Zeigefinger über den Schnurrbart. Eine lautlose Kommunikation schien zwischen den beiden stattzufinden, schließlich nickte er und verließ die Kammer.
Der ruchlose Blick Isabeaus schwenkte wieder zu Lorainne:
"Ich habe mich aus deinen Angelegenheiten herausgehalten wenn du es gewünscht hast. Mir hat es nicht gefallen, aber es war deine Entscheidung und deine Verantwortung. Es ist keine vier Wochen her, da saß er mir in diesem Zimmer gegenüber und log mich eiskalt an. Das werde ich nicht dulden."
Fortiter in re, suariter in modo!
"Das ist mein voller Ernst! Um Euch zu zeigen wie ernst ich es meine würde ich es mit meinem eigenen Blut auf meine Fahne schreiben!"

Mel

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Der Blickwechsel zwischen der Baronin und ihrem Weibel war Lorainne nicht entgangen.
Sie kannte die Baronin gut genug um zu wissen, dass das nichts Gutes bedeutete, nicht für Vanion. Doch plötzlich schien sie die Kraft zu verlassen um um seine Unversehrtheit, gar sein Leben, zu bitten.
Hatte die Baronin ihren Bitten bei Merten noch nachgegeben- bei Vanion würde sie das nicht tun.
"Nein, ich fühle mich nicht schlecht. Doch ich hätte erkennen MÜSSEN, was in ihm vorgeht." Resigniert liess Lorainne sich in einen der schweren Sessel fallen und schloss einen Moment die Augen.
Als sie sie wieder öffnete, war ihr Blick ebenso hart, wie der Isabeaus.
"Nein, ER hat entschieden, ein Eidbrecher zu werden. Es war alleine seine Entscheidung, feige ohne Abschied zu gehen. Er hat unehrenhaft gehandelt und all seine Schwüre gebrochen."
Lorainnes Stimme war strotze vor Eiseskälte. Doch es war nicht diese kontrollierte Kälte, die jedem Firngarder eigen war, bevor sein Zorn alles um ihn herum entflammte.

Und plötzlich erkanne Lorainne den Tonfall, die Kälte in ihrer Stimme, die Erbarmungslosigkeit, all dies hatte sie damals selbst gehört, in der Höhle.
Der Erkenntnis stürzte auf sie ein und liess sie zittern und ihre Hände zu Fäusten ballen.
Dann war der Moment vorüber, doch der Tonfall war dergleiche.

"Er war offenbar nie mehr als ein Geschichtenerzähler. geschickt mit Worten, auf die aber keine Taten folgten. Mehr wird er niemals mehr sein. Er ist ein Verräter, unehrenhaft, bestenfalls ein bedeutungsloser Bauer."

Offline Isabeau Lioncoeur

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"Man kann den Menschen nur vor den Kopf gucken, Cherié."
Isabeau grübelte eine Zeitlang vor sich hin, rief sich die Worte des damaligen Knappens ins Gedächtnis, als er ihr hier, nur wenige Wochen zuvor, gegenüber gesessen hatte:

"Je continue à apprendre. Je ne cesserai jamais d'apprendre. Je ferai ce que la chevalerie et mon seigneur féodal me veut, mieux que je peux. Niemand hat je gesagt, dass es einfach ist."

Erneut stieg Wut in ihr hoch und sie schlug mit der Faust auf den Tisch vor ihr, das die Becher und Krüge hoch hüpften:
"Putain de merde! Attends un peu que je t'attrape ! Branleur!"
Sie fuhr fort Vanion, seine männlichen Attribute, seine Vorfahren, seine Nachkommen und seine Hunde mit unschönen Adjektiven und Kombinationen von sexuellen Handlungen zu belegen die sogar die schlachtfeldgestählte Ritterin vor ihr etwas verlegen zur Seite gucken ließen. Es wäre eine nahezu komische Situation gewesen die hochwohlgeborene Adlige wie eine Stejarker Straßendirne fluchen zu hören wenn sie nicht jedes Wort todernst gemeint hätte.
Fortiter in re, suariter in modo!
"Das ist mein voller Ernst! Um Euch zu zeigen wie ernst ich es meine würde ich es mit meinem eigenen Blut auf meine Fahne schreiben!"

Mel

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Bei den Worten, die die Baronin wiedergab, lief Lorainne ein Schauer über den Rücken. So klar konnte sie Vanion darin erkennen, konnte sich vorstellen, wie er vor ihr kniete, seine Worte sprach, schwor und sie vielleicht auch so gemeint hatte.
Lorainne schüttelte den Gedanken entschieden ab, zumal die Baronin wie eine gemeine Straßendirne fluchte, das Lorainne mehrmals schockiert die Augen aufriss.

"So wie man mir anmerkt, wer mich erzogen hat, merkt man Euch an, dass ihr mit selbigen verwandt seid. In seinem Kriegerlager wäret ihr kaum aufgefallen." stellte sie schließlich ruhig fest.
Dass sie Vanion gedanklich mit ähnlichen Worten bedacht hatte, verschwieg sie besser.

Ihre Aufregung war wie ein Balsam für ihre Seele. Enttäuschung, Wut und Trauer verflogen.

"Nun, da ich künftig ohne Vanion auskommen muss- ihr habt keinen Sohn eines Ritters, der ihn mir chicken würde? In Firngard ist die Sache... schwierig. Was zum einen daran liegt, dass ich die erste chavaliere bin- aber wenn es eine Ritterin gibt, dann muss sie den Namen La Follye tragen. Das erzählt man sich auf den Straßen- La Follyes, ces sont les folies." Widerwillig grinste Lorainne.