Autor Thema: 265 n.J. - An der Küste Cambrias  (Gelesen 4163 mal)

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Offline Rikhard Kraftweber

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265 n.J. - An der Küste Cambrias
« am: 09. Sep 15, 10:10 »
Ein wunderschöner Morgen. Die Sonne strahlte über's Meer in die Hafenstadt hinein, in der sie sich befanden. Sie, das waren Rikhard, Kydora und Runa. Die anderen waren weiter gezogen ins Landesinnere. Das Schiff, mit dem sie hergekommen waren, würde in wenigen Tagen wieder nach Engonien zurückkehren, und bis dahin brachte man hier die Zeit herum.

Rikhards Gespür für gute Unterkünfte war es zu verdanken, dass sie nicht in einer heruntergekommen Spelunke hausten, sondern in einer etwas gehobeneren Herberge ein gutes Stück stadteinwärts. Das Gebäude lag auf einer Hügelkuppe, und von den oberen Zimmern hatte man einen ganz prächtigen Blick über das Meer. Rikhard war immer noch ein wenig baff, Hafenstädte kannte er nicht - und das ständige Kommen und Gehen, das hier herrschte, die verschiedenen Gerüche und Sprachen, die die Luft hier erfüllten, waren ein ganz eigenes Erlebnis.

Während er der Sonne beim Aufgehen zu sah, drang nach und nach ein leckerer Geruch an seine Nase: frisch gebackenes Brot, und - war das Speck? Rasch zog er sich vollständig an (bisher hatte nur eine Hose seine Blöße bedeckt, sonst hatte er nichts am Leib getragen), räumte sein Zimmer ein wenig auf, dann machte er sich auf den Weg nach unten. Runa war bereits wach und füllte sich grade eine Holzschüssel mit Frühstück - eine Frühaufsteherin, dachte Rikhard anerkennend, während Kydora wohl noch schlief. Zumindest sah er sie nicht im Speisesaal, doch halt - dort war sie. Sie saß in einer Ecke für sich und kaute auf ihrem Mahl herum.

Innerlich zuckte Rikhard mit den Schultern, dann füllte er sich ebenfalls einen Teller mit Essen, nahm noch einen Tee (die kannten sich hier aus mit Tee, hatte er festgestellt), dann setzte er sich zu Kydora und wünschte ihr einen guten Morgen.

Offline Kydora

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Re: 265 n.J. - An der Küste Cambrias
« Antwort #1 am: 09. Sep 15, 13:05 »
Nachdenklich saß Kydora in einer gemütlichen Ecke des Speisesaals, wo es etwas ruhiger war. Runa holte sich gerade noch etwas zu Essen und würde sicherlich auch bald dazukommen. Bis dahin genoss die junge Silvanajerin noch die Ruhe. Die letzten Tage der Reise waren ruhiger verlaufen und sie hatte versucht, Rikhard höflich aus dem Weg zu gehen, ohne dass es abweisend wirkte. Wenn es zu Gesprächen kam, hatte sie versucht, die Themen allgemein zu halten. 'Höfliche Distanz' waren die Worte, die sie sich immer wieder mantraartig im Geiste sagte, um sich im Griff zu haben. Der kleine Ausraster auf dem Schiff hatte ihr gereicht.

Sie nahm erst nicht wahr, wie Rikhard sich zu ihr an den Tisch setzte. Erst als er ihr einen Guten Morgen wünschte, riss sie sich aus ihren Gedanken los. Sie schluckte den Bissen herunter, auf dem sie bis jetzt gedankenverloren rumgeaut hatte. Dann murmelte sie ihm auch ein "Morgen" entgegen und lächelte ihn freundlich an.

Innerlich hoffte sie, dass Rikhard bald wieder in seiner Akademie sein würde. Sie hatte keine Lust länger als nötig irgendwelche Nettigkeiten vorzuspielen, damit es nicht wieder eskalierte. Sie beide waren einfach nicht füreinander gemacht. So wie Feuer und Wasser. Manche Menschen passten eben einfach nicht zusammen.

Offline Rikhard Kraftweber

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Re: 265 n.J. - An der Küste Cambrias
« Antwort #2 am: 09. Sep 15, 15:12 »
Bei den Göttern, nimm dir doch eine Serviette, dachte Rikhard, als er sich mit der seinigen den Mund abtupfte. Dass diese Frau aber auch für nichts ein Gefühl hatte. Nicht einmal beim Essen konnte sie sich benehmen! Schon am frühen Morgen empfand er Kydora als unangenehm. Sie hatte eine Seite an ihm gesehen, die er nie jemandem hatte zeigen wollen. Im Grunde hatte er nicht einmal gewusst, dass er eine solche Seite überhaupt hatte. Doch man reiste nunmal zusammen, und Rikhard, der stets korrekte und ernsthafte Magier, würde gewiss seine Professionalität nicht auf's Spiel setzen, nur um Kydora los zu werden. Um Sylvanaja loszuwerden.

Immerhin hatte sie ein gutes Händchen, was die Wahl des Sitzplatzes anging. Diese Ecke war nicht nur ruhig, sie war auch gemütlich. Und man konnte von hier nach Herzenslust den anderen Gästen beim Frühstücken zusehen. Dummerweise gab es bei diesen anderen Gästen nichts interessantes zu sehen, und so konzentrierte Rikhard sich wieder auf sein Mahl. Das Schweigen zwischen Kydora und Rikhard war fast zu spüren, so betont sahen sie sich nicht an.

Offline Anders

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Re: 265 n.J. - An der Küste Cambrias
« Antwort #3 am: 09. Sep 15, 16:53 »
Runa:

Als Runa den Tisch mit ihrem Teller betrat hatte sie fast das Gefühl, an einem schlechten Morgen an ihren Familien Tisch zu treten. Du lieber Himmel... was war denn bei den beiden vor gefallen. Kurz blitzte das Bild einer nassen und verstörten Kydora in ihrem Kopf auf. Hatte Rikhard das zu verantworten gehabt? Prüfend musterte sie ihn von oben bis unten.
"Guten Morgen.", durchbrach sie dann das schweigen und setzte sich an den Tisch. "Gut geschlafen ihr beide?" Vorsichtig stellte sie ihren Teller und einen Krug mit Wasser vor sich ab. Sie würde sich nicht in ihre Angelegenheiten mischen, wenn man sie nicht damit konfrontierte. Dafür kannte sie die beiden noch bei weitem nicht gut genug.
"Rikhard was ich euch die ganze Zeit fragen wollte. Gibt es viele Magier in eurer Familie? Euer Nachname lässt darauf schließen.", versuchte sie ein Gespräch zu beginnen.
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Offline Rikhard Kraftweber

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Re: 265 n.J. - An der Küste Cambrias
« Antwort #4 am: 09. Sep 15, 21:20 »
Rikhard zuckte zusammen, als Runa diese Frage stellte. "Nein, ich glaube nicht." Meine kleine Schwester ist die einzige, die magisch ist. Aber das ist lediglich ihr Lächeln. Bitterkeit erfüllte ihn. Doch galt es nun, diese geschickt zu verbergen, und so zwang er sich zu einem Lächeln.

"Nein, Runa. Ich fürchte, ich bin der einzige - echte - Magier des Dorfes gewesen. Ehrlich gesagt, hab ich mir diesen Nachnamen selbst zugelegt. Er klingt vielleicht ein wenig pathetisch, aber besser als.. mein richtiger Name, nicht wahr? Ich habe das Magiewirken immer als das Spinnen, das Weben komplexer Stoffe wahrgenommen, und man bewegt nunmal eine gewisse Kraft."
« Letzte Änderung: 09. Sep 15, 23:23 von Rikhard Kraftweber »

Offline Kydora

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Re: 265 n.J. - An der Küste Cambrias
« Antwort #5 am: 09. Sep 15, 23:48 »
Schweigend saßen sie am Tisch, bis endlich Runa erschien und die erdrückende Stille mit einem "Guten Morgen" durchbrach. Auf ihre Frage, ob sie gut geschlafen hatten, nickte Kydora nur bejahend.

Als Runa Rikhard fragte, ob es viele Magier in seiner Familie gab, lauschte sie ruhig seiner Antwort. Als er anfing zu erläutern, wieso er sich Kraftweber nannte, rollte Kydora mit den Augen.
Magietheoretisches Gerede. Sie seufzte. Und das schon so früh am Morgen. Offenbar eine Eigenart, die sie von den andern Magiern unterschied. Immer mussten sie alles bis ins kleinste Detail beschreiben und erklären.
"Es ist durchaus interessant zu hören, was du dir bei deinem Namen gedacht hast, Rikhard. Aber müssen wir wirklich so früh am Morgen schon über das Wirken von Magie reden?" fragte Kydora. "Ich meine. Es spielt doch am Ende gar keine Rolle, wie genau die Dinge jetzt wahrgenommen werden. Es kommt doch auf das Ergebnis an."
Sie trank einen Schluck aus ihrem Becher. Als sie ihn wieder absetzte blickte sie weiter in den Becher und runzelte leicht die Stirn. "Aber wenn wir eh bei dem Thema sind... Nimmst du die Magie immer als ähm  'gewobenen Stoff', oder wie du das beschreiben würdest, wahr? Oder ist da ein Unterschied zwischen 'du wirkst aktiv' und 'du schaust nur'?"

Das Thema war nun eh auf dem Tisch und irgendwie war ihre Neugierde geweckt. Dann konnte sie die Gelegenheit auch ausnutzen.

Offline Rikhard Kraftweber

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Re: 265 n.J. - An der Küste Cambrias
« Antwort #6 am: 10. Sep 15, 10:27 »
Irgendwie war Rikhard Kydora sogar dankbar, dass sie einen so eleganten Themenwechsel ermöglichte. War das Absicht gewesen? Den Gedanken schüttelte er wieder ab. Hier kam ein Thema zur Sprache, das ihm gefiel.
"Wann immer ich in die Magie greife, ist es wie ein schnell fließender, lebendiger Fluss, mit Stromschnellen, gespeist von vielen kleinen Gebirgsbächen. Kein breiter Strom, eher ein quicklebendiger, schnell fließender und reißender Sog, in den ich greife. So nehme ich die Magie wahr. Doch in dem Moment, in dem ich meine Hand hineintauche, so ist es nicht, als würde ich Wasser schöpfen - vielmehr ist es, als ob die Zeit für einen Moment still steht. Kaskaden von Myriaden feiner, kleiner Tröpfchen steigen auf, ein feines, nebliges Geflecht, wie uralte, dicke Spinnweben, in die man in einem alten Keller läuft. Es ist, als wäre die Luft voller leuchtender Kristalle, einer prächtiger als der andere. Eine ganz eigene Schönheit! Das Licht bricht sich in diesen Tröpfchen, und dann - dann sammle ich, fokussiere diese Kaskaden, umgebe sie mit meiner Konzentration und meinem Willen, und beginne zu weben. Mein Zauber formt das Rohmaterial zu einem festen Strang. Je anspruchsvoller der Zauber ist, desto mehr Stränge muss ich formen. Und wenn ich den Zauber aufrechterhalten will, so muss ich stets dafür sorgen, dass der Fluss nicht ohne mich weiterläuft."

Mit Unbehaben dachte Rikhard an den Abend in Brega, als er die Magie viel zu früh und unkontrolliert wieder entlassen hatte. "Wenn ich den Zauber nicht ordentlich löse, sondern die Kontrolle verliere, dann fühlt es sich an wie ein gedehntes Band, das zerreisst und zurückschnellt. Je dicker das Band, desto größer die Gefahr für mich. Das ist es, wie ich die Magie wahrnehme, wenn ich sie wirke. Aber ich glaube, wenn ich beispielsweise Meister Feuerklinge oder Runa beim Wirken zusehen würde - auf einer arkanen Ebene natürlich, nicht mit den körperlichen Augen - dann würde ich gewiss die Magie anders wahrnehmen. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ein doch recht ..feuriger Magier mit einer Wasseranalogie arbeitet."
« Letzte Änderung: 10. Sep 15, 10:29 von Rikhard Kraftweber »

Offline Anders

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Re: 265 n.J. - An der Küste Cambrias
« Antwort #7 am: 10. Sep 15, 13:47 »
Runa:

Menschen die sich selbst neue Namen gaben, taten dies meist um irgendetwas hinter sich zu lassen. Welcher Natur die Dinge hatten die Rikhard so verkrampft versuchte zu vergessen wusste die junge Magierin nicht. Nur das einen alles mit der Zeit einholte. Als Kydora sich dann zuerst über die Magietheorie beschwerte und schlussendlich selber damit anfing warf sie ihr einen belustigten Blick zu. Eigentlich war es gar nicht in ihrer Absicht gewesen wieder über solche Dinge zu reden, aber wenn sie es nunmal wissen wollte.
Rikhards Beschreibung war ihr allerdings etwas zu blumig, zu... voluminös. "Die Arkane Macht in dieser Welt konzentriert sich in Linien die den Planeten durchfließen und durchziehen wie es bei uns die Adern tun. Hin und wieder treffen sie auf einander wodurch Knoten entstehen. Diese Knoten sind Orte großer Macht, was wiederum damit zusammen hängt wie viele Astrallinien dort aufeinander treffen. In ihnen bewegt sich die Astralenergie. Das kann man gut beobachten, von außen ohne selbst irgendwie Hand an dieses Geflecht zu legen. Diese Astralknoten werden oft für mächtige Zauber benutzt und sind sehr oft Plätze an denen Rituale stattfinden, da man dort leicht auf viel Kraft zugreifen kann. Wenn man selber aktiv wird, greift man auf die Astralenergie zurück und benutzt sie für seine Zauber. Mächtige Magier sind sogar in der Lage die Astralknoten innerhalb von Ritualkreisen zu verschieben um sie an anderen Orten zu platzieren. Wenn ein Ritual nach verschieden Knoten ausgerichtet ist und die auch noch an bestimmten Plätzen können sehr sehr mächtige Zauber gewirkt werden. Von daher kann man diesen Eingriff in das Astrale geflecht, sei es nun nur für einen Zauber oder das verschieben ganzer Knotenpunkte durchaus als weben bezeichnen."
//Zumindest besagt das die Theorie.//
Sie erinnerte sich nur zu gut an das Buch welches sie dazu gelesen hatte.
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Offline Kydora

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Re: 265 n.J. - An der Küste Cambrias
« Antwort #8 am: 10. Sep 15, 14:31 »
Zunächst hörte Kydora tatsächlich interessiert zu. Doch als Rikhard anfing immer ausschweifender und detaillierter zu erzählen, empfand sie es als immer anstrengender. Man konnte es mit Beschreiben auch übertreiben. Sie seufzte innerlich.

Bei seinen letzten Worten wurde sie nachdenklich. Dass ein 'feuriger Magier', wie Rikahrd es nannte, mit einer Wasseranalogie arbeitete konnte sie sich auch nicht vorstellen. Klar, möglich war im Grunde alles, aber sie wusste, was Rikhard sagen wollte. Dennoch, überlegte sie, nahm doch jeder die Magie auf seine Art und Weise wahr.

In Ruhe hörte sie Runas Ausführungen zu. Sie brachte strukturiert auf den Punkt, was sie sagen wollte. Und Kydora nahm wärenddessen noch einen Bissen von ihrem Essen. Als Runa fertig war überlegt Kydora kurz, wie sie am besten anfing.

"Ich glaube, dass alles irgendwie nur Bilder sind, um etwas sehr Komplexes zu beschreiben. Wobei die Linien da meiner Meinung nach schön allgemein gehalten sind. Man kann die Linien als Fäden wahrnehmen, oder auch als Ströme, wie ein Fluss eben." Sie deutete dabei zu Rikhard. "Es gibt verschiedene Arten der Wahrnehmung und das führt dann dazu, dass unteschiedliche Aspekte wahrgenommen werden."

Sie überlegte kurz und wandte sich dann an Rikhard.

"Deswegen glaube ich auch nicht, dass du die Magie anders wahrnehmen würdest als sonst, wenn du wem anders beim Wirken zusehen würdest. Du scheinst ja deine Wasseranalogie zu haben. Und mit genau der würdest du vermutlich auch einen, wie hast du es genannt... 'feurigen' Magier wahrnehmen. Auch wenn der eben nicht mit deiner Analogie arbeitet." Sie nahm den Becher in die Hand und fuhr fort: "Während die einen weben, gibt es vermutlich auch genauso gut welche, die formen, als sei es Lehm mit dem sie arbeiten."

Kydora trank einen Schluck und nahm sich dann wieder etwas von ihrem Essen. Abwartend schaute sie in die Runde.

Offline Rikhard Kraftweber

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Re: 265 n.J. - An der Küste Cambrias
« Antwort #9 am: 10. Sep 15, 16:25 »
"Mir war nicht klar, dass es um das magietheoretische Modell geht. Ich dachte, es geht um die subjektive Wahrnehmung des Vorgangs." Leicht pikiert über Runas Antwort rümpfte Rikhard die Nase. "Runa beschreibt die Theorie sehr gut. Doch das ist eine von vielen, Analysten von allüberall her haben ihre Theorien aufgestellt. Ich persönlich präferiere die Vierdimensionalität einer Matrizendarstellung. Dort spielt nicht nur die Räumlichkeit, die Qualität der Kraft und die Quantität eine Rolle, sondern auch die Zeit. Das magietheoretische Matrizenmodell nach Magister Eodan von Blankenberge geht davon aus, dass die arkane Kraft nicht in geordneten Bahnen verläuft, sondern vielmehr ein ganz eigenes, lebendiges Wesen inne hat. Nicht vergleichbar mit menschlichem - oder sagen wir, humanoidem Leben, sondern eher vergleichbar mit der Art von Leben, die uns alle umgibt. Ein Baum lebt auf seine Weise, und manche gehen so weit, Flüssen und Seen Leben anzusprechen. Die Magie soll ganz ähnlich gestrickt sein, so gibt es nicht nur die Linien, die in der Matrizentheorie als 'Straßen' bezeichnet werden, sondern auch sogenannte 'Reservoirs'. Ein solches Reservoir, vermutlich die Knotenpunkte, von denen Runa spricht, erhält seine Qualität durch das Altern. Ein frisches Reservoir ruht nicht, sondern es bewegt sich. Es findet noch seinen Platz, denn die ungestüme, unbändige Kraft, die entsteht, wenn zwei schnelle Straßen sich kreuzen, braucht Zeit, um die komplexen arkanen Vorgänge, die dort geschehen und die jenseits jeder Analystenfähigkeit liegen, geschehen zu lassen.
Doch wenn das Reservoir erst ruht, ist es eine gar machtvolle Quelle für einen jeden, der es schafft, dieses Reservoir anzuzapfen und die Kraft, so sie erst freigesetzt, in ganz eigene Bahnen zu lenken. Das Prinzip der Linientheorie - von Blankenberge nennt es ganz respektvoll 'die Venen der Welten' - halte ich für korrekt, aber für zu kurz gedacht. Denn, wie schon erklärt - die Zeit ist ein Faktor, der nur allzu oft außer Acht gelassen wird!"

Etwas außer Atem nahm Rikhard noch einen Schluck Tee. "Ich empfehle die Lektüre der 'Matrizentheorie' von Magister von Blankenberge. Ein gutes Werk, das anderen Theorien Platz zum Atmen lässt, aber durchaus sehr interessante Ansätze und Theorien birgt."

Offline Anders

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Re: 265 n.J. - An der Küste Cambrias
« Antwort #10 am: 10. Sep 15, 16:57 »
Runa:

Runa nahm erst den letzten Bissen von ihrem Teller und kaute in aller ruhe ehe sie wieder Stellung bezog. "Nun ich beziehe mich bei vielen zunächst auf die gängigen Theorien Herr Kraftweber. Sollte ich euch damit in irgendeiner Weise angegriffen haben, dann tut es mir außer ordentlich Leid denn das lag nicht in meiner Absicht. Die genannte Theorie klingt interessant und als Vergleichsmaterial werde ich sie durch aus einmal zu rate ziehen, aber für meine Ausbildung halte ich mich dann doch an die Lehren und Schriften der führenden Magier der Akademie. Auch  aus dem Grund das ich Meister Feuerklinge dann selbst Fragen stellen kann, sollten mir Unstimmigkeiten unterkommen. Was bisher allerdings nicht der Fall ist."
Sie nahm einen Schluck Wasser und wannte sich dann an Kydora. "Aber um nun deine Frage zu beantworten. Ich habe es tatsächlich ähnlich erfahren. Meine erste bewusste Berührung mit dem Astralen Netzwerk entstand in mir selbst. Meister Isaac hieß mich damals an mich auf mein Sonnengeflecht zu konzentrieren, die Kraft die sich hier befindet." Sie deutete auf den Punkt wo Zwerchfell und Brustbein aufeinander trafen. "Er bat mich zu beschreiben was ich fühlte und ich erzählte ihm das mein ... ich nenne es mal Astralkörper genau unter meiner Haut zu sitzen schien. Wie zwei Tonkrüge die haargenau in einander passen und nur sanft aneinander reiben. Griff ich nun mit diesem Körper in das Geflecht der Astrallinien hinein schienen Adern oder Linien von ihm aus zu gehen durch die ich die Kraft konzentriert in meine Handfläche lenken konnte. Um es an Rikhards Wasserbeispiel zu beschreiben, es war als würde mein verschiedene Bäche haben die alle gleich gestaut sind und jetzt würde man einem mehr Wasser zuführen. Es war für mich sehr schwierig dieses... ungreifbare Wasser kontrolliert zu halten." Sie lächelte die andere Frau an. "Aber ich habe viel geübt seit dem und jetzt fällt mir die Dosierung der Kraft sehr viel einfacher."
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Offline Kydora

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Re: 265 n.J. - An der Küste Cambrias
« Antwort #11 am: 11. Sep 15, 19:12 »
*Dieser...* Kydora ballte die Faust unter dem Tisch. Natürlich war es nicht ausschließlich um ein magietheoretisches Modell gegangen. Sie hatte es wirklich interessiert, wie er persönlich die Dinge wahrnahm. Aber Rikhard war auch schon dazu übergegangen, Ausführungen über andere Ansichten der Magietherorie zum Besten zu geben und 'empfahl' irgendwelche Lektüren.
Kydora merkte, wie Ärger ihn ihr aufstieg. Da versuchte sie wirklich ein normales Gespräch zu führen und was tat er stattdessen? Denkt, es ging doch um ein anderes Thema als er angenommen hatte und fängt dann direkt den nächsten Redeschwall an.

*Und selbst wenn du das Thema falsch verstanden hast, dann belass es doch einfach dabei.* Gerade wollte sie ansetzen, um Rikhard ein paar Takte zu sagen, als Runa bereits das Wort ergriff. Kydora nutzte die Gelegenheit, um ihre Gemüter wieder zu beruhigen. Es brachte schließlich nichts, wenn sie schon wieder aneinandergerieten.
Sie freute sich, auch Runas Sicht beschrieben zu bekommen. Zumal Kydora es als etwas sehr persönliches empfand. Sie trank einen Schluck Wasser, als Runa endete, bevor sie dann selber das Wort ergriff:

"Ich danke euch Beiden für eure Ausführungen. Ich finde sie sehr schön und irgendwie haben sie etwas..." sie überlegte kurz "ja etwas malerisches, irgendwie. Findet ihr nicht?"
Dann wandte sie sich Rikhard zu: "Und Rikhard..." sie versuchte die folgenden Worte mit Bedacht zu wählen "du musst nicht direkt mit Wissen um dich schlagen, das du irgendwo gelesen hast, weil du gut dastehen willst.
Mich hatte in der Tat persönliche Meinung interessiert. Es ging mir nicht um irgendwelche Theorien. Eigene Erfahrungen aus erster Hand. Das finde ich viel interessanter." Sie griff nach ihrem Becher und stellte zu ihrer Enttäuschung fest, dass dieser bereits leer war. Mit ruhiger Stimme fuhr sie fort: "Versuch doch mal mehr du selbst zu sein und dich nicht hinter irgendwelchem Wissen zu verstecken, dass du zitierst."

Offline Rikhard Kraftweber

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Re: 265 n.J. - An der Küste Cambrias
« Antwort #12 am: 11. Sep 15, 22:42 »
Unbewegt sah Rikhard auf seinen Teller. Das Essen schmeckte plötzlich nur noch halb so gut. Der Tag hat so gut begonnen. Doch dann führte ihn Runa mit ihrem Wissen vor. Und dann versuchte er, zu zeigen, dass er auch etwas wusste, und nun fühlte er sich wie ein gescholtener Schuljunge. Dabei hatte Kydora doch überhaupt keine Ahnung von Magietheorie! Diese beschränkte Barbarin. Wut stieg in ihm auf. Was erlaubte diese Frau sich überhaupt?

Es war gar nicht so einfach, 'man selbst' zu sein. Wie ging das? Rikhard war Rikhard. Rikhard Kraftweber. Ein kompetenter, ehrgeiziger Schüler der Akademie zu Ayd'Owl. Was hatte er denn nun falsch gemacht, dass Kydora glaubte, dass er sich versteckte? Was wollte diese Frau überhaupt von ihm? Sie konnte nur seine Herkunft meinen. Er versteckte seine Herkunft hinter seinem Wissen. Das meinte sie. Ganz bestimmt.

Kalt sah er Kydora direkt in die Augen. Mit leiser Stimme sagte er:
"Wer soll ich denn schon sein? Ich bin Rikhard Kraftweber. Ich versteck' mich nicht, ich bin ich selbst. Dieses Wissen ist mein Leben, es ist alles, was ich habe." Ungewohnte Bitterkeit sprach aus ihm. "Dieses Wissen und mein Ehrgeiz ist das einzige, was deinesgleichen mir gelassen hat. Und ich werd' Aines Gabe bestimmt nicht vergeuden, indem ich.. indem ich.. solche Gespräche führe!"

Offline Anders

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Re: 265 n.J. - An der Küste Cambrias
« Antwort #13 am: 12. Sep 15, 16:03 »
Runa:

Oh jeh... Runa blickte etwas irritiert zwischen den beiden hin und her. Worum ging es denn jetzt genau in diesem Gespräch? Sie hatte nicht das Gefühl, dass es noch um die Erfahrung mit dem Wirken von Magie ging sondern eher...
Kydoras Kommentar war vielleicht nicht nach den Regeln der Höflichkeit formuliert gewesen, schien aber genau auf irgendetwas zu treffen, oder zielen was Rikhard sichtlich traf. Er erstarrte, sein Körper verkrampfte und die Gesichtszüge froren ein. Sie konnte die Rädchen hinter seiner Stirn fieberhaft arbeiten sehen und ahnte was kommen würde. Sie kannte diesen Gesichtsausdruck.
Als Rikhard dann auch noch anfing über den Tisch zu giften musste sie ein wenig an sich halten. Sie hatte schon Menschen gesehen die in wenig gefestigten Lebenslagen standen und ähnliche Dinge von sich gegeben hatten. Meist aber in ganz anderen Zusammenhängen.
Bevor irgendetwas weiter eskalierte räusperte sie sich von daher hörbar.
"Ich möchte euch bitten an euch zu halten. Ich weiß nicht genau worum es jetzt in diesem Gespräch geht, aber wir befinden uns immer noch auf gefährlichem Boden und sollten um jeden Preis vermeiden Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen." Sie blickte doch sehr streng zwischen den beiden hin und her. "Ihr seit keine Tiere die hier Revierkämpfe auszufechten haben. Ihr müsst euch nicht wie bei Hofe benehmen aber auch ihr habt euren Stand, also verhaltet euch dem entsprechend. Ich kann euch beiden nur raten euch eine dickere Haut wachsen zu lassen und nicht alles sofort persönlich zu nehmen. Wenn ihr etwas untereinander klären wollt tut es, aber dann in einem anderen Rahmen."
Sie seufzte leise und schaute beide nocheinmal  an. "Soll ich noch einen Krug Tee hohlen?"
//Oh Götter... ich klinge schon wie meine Mutter. Kein Wunder das meine kleine Schwester mich manchmal fürchtet...//
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Offline Kydora

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Re: 265 n.J. - An der Küste Cambrias
« Antwort #14 am: 14. Sep 15, 19:31 »
Kydora verdrehte die Augen. Dass Rikhard soo empfindlich war, damit hatte sie jetzt nun wirklich nicht gerechnet. Nun denn. Es war halt Rikhard. Eine arrogante Person, die sich für was besseres hielt, nur weil sie aus irgendwelchen Büchern zitieren konnte.
Bevor die Situation sich wieder überschlagen konnte, ging Runa dazwischen. Kydora fühlte sich gescholten und senkte den Blick. Es tat ihr Leid, Runa da mit reingezogen zu haben. Es musste eine unangenehme Situation sein.
*Revierkämpfe... das ist doch noch gar nichts.* Runa konnte froh sein, dass sie nicht mitbekommen hatte, wie die Situation auf dem Schiff eskaliert war...
Doch Runas Worte bewirkten auch, dass sich Kydoras Gemüt wieder etwas beruhigte. Sie hatte recht. Es brachte nichts, wenn sie sich hier und jetzt stritten.

"Tschuldige Runa. Ich... hatte nicht darüber nachgedacht, was ich sage." Dabei hatte sie genau das eigentlich getan in der Hoffnung, die Situation nicht eskalieren zu lassen. Das Reden überließ sie wohl besser anderen. Auch Kydora beäugte nun den Krug.

"Lass mal. Ich hole schon neuen. Ist vielleicht auch nicht so verkehrt, wenn wir kurz mal Abstand bekommen, um uns wieder zu beruhigen." Bei dem letzten Satz warf sie Rikhard einen kurzen Blick zu. Dann stand nahm sie den Krug und machte sich auf, neuen Tee zu holen.

*Bin ich offen zu ihm, fühlt er sich angegriffen. Versuche ich freundlich zu sein, fühlt er sich auch angegriffen. Dem kann man echt nichts recht machen.* Kydora schüttelte innerlich den Kopf. Nein, sie konnte diesen Kerl nicht ausstehen. Ganz und gar nicht. Und da das offensichtlich auf Gegenseitigkeit beruhte, brauchte sie zum Glück auch kein Geheimnis draus zu machen und sich verstellen.