Cambria, nach dem Bowmans Day der Yorks 265 n.J.

[Sandra]

Wieder war Stella die erste, die von den Magiern das Zelt verlassen hatte und ihre Sachen standen fertig gepackt bereit.
Trommelnd schlugen die Tropfen auf die Plane des Sonnen- und jetzt wohl eher Regensegels unter dem die junge Magierin am Tisch saß, ihren Mantel eng um sich gewickelt und das Fell darüber geworfen. Vor sich ausgebreitet lagen verschiedene Stapel Papier sowie ihr Schreibzeug und ein leeres Blatt.
Nach der Unterhaltung mit Gorix am vergangenen Abend über ihren Lehrlingsvertrag hatte er auch noch einmal den Lehrplan angesprochen und dass sie im Winter dann ja die versäumten Vorlesungen aufzuholen hätte.
Natürlich war ihr das irgendwie klar gewesen, doch hatte sie es bisher vor sich hergeschoben, den Stundenplan abzugleichen und mit Gorix abzusprechen.
Er wusste, dass sie zumindest jede Vorlesung und Übung mitnahm, wenn sie in der Akademie war, doch fehlten ihr damit häufig die vorausgegangenen Themen.
Es hatte schon auch seine Nachteile so viel unterwegs zu sein und natürlich wollte sie Gorix in dieser Hinsicht nicht enttäuschen und sicherstellen, dass sie weiterhin ausgezeichnete Ergebnisse erzielte.

Seufzend blickte sie auf den Vorlesungsplan in der einen Hand, dann auf das leere Blatt vor sich und wieder auf den Vorlesungsplan.

In einigen Themen war sie natürlich weit dem Lernstoff der Akademie voraus, wie in Ritualkunde oder Schutz- und Analysemagie und allgemein der praktischen Anwendung von Zaubern oder der Fokussierung trotz Ablenkung.
Jenseits ihrer Schutzzauber standen üblicherweise schwer gerüstete und bewaffnete Kerle und schnell hing ihr Leben oder das von Freunden davon ab - definitiv ein Unterschied zu den Übungen der Akademie.
Doch in anderen Fächern die sie im Alltag weniger brauchte und doch zu ihrer Akademischen Ausbildung gehörten hing sie etwas zurück.

Also begann sie damit, eine Liste zu machen und daraus einen Stundenplan zu erstellen und strich ein paar Sachen zusammen.
Und einige Vorlesungen werden im Winter gar nicht angeboten, da würde sie wohl mit Gorix sprechen müssen, dass diese auch abgedeckt werden.

Oh man… Ich werde Tag und Nacht lernen…

[Akela]

*Noch bevor das Lager an diesem verregneten Morgen so richtig zum Leben erwachte, kam eine ziemlich nasse Gestalt aus dem Wald und betrat die kleine Zeltstadt.

Es war nicht so ganz sicher, ob Sasha vor dem Morgengrauen in den Wald gegangen war oder ob sie dort die ganze Nacht verbracht hatte, aber sie machte einen ziemlich entspannten Eindruck, auch wenn ihr Blick unstet hin und her huschte, als befürchte sie jederzeit einen Angriff.

Sie schüttelte sich wie ein nasser Hund bevor sie unter das Regendach trat und Stella zunickte.

Ihr Blick fiel auf den Holztisch, mit einem leichten Schmunzeln betrachtete sie die vielen Zettel, die die junge Magierin um sich herum aufgetürmt hatte. Gorix war sicherlich ein strenger Lehrer...aber das war er zu Recht.
Zu viel hatte er erlebt...und manches nur knapp überlebt.

Sein oberstes Ziel war es daher schon immer gewesen, seine Schüler bestmöglich auf den Tag vorzubereiten, an dem er nicht in der Nähe war um zu helfen.

Zu leicht konnte einen ein kleiner Fehler das Leben kosten...oder Schlimmeres.*

[Sandra]

Im ersten Moment hatte Stella nur eine Bewegung zwischen den Zelten oberhalb ihres Lagers wahrgenommen und ihre Hand griff langsam zum Schwert, das hinter ihr an einem Stuhl lehnte während die andere in einer prüfenden Bewegung den Fächer ertastete, doch schon wenige Schritte des Ankömmlings später erkannte sie die Wolfselfe, entspannte sich wieder und lehnte das Schwert zurück an den Stuhl.

Das Schütteln quittierte sie mit einem Grinsen und begrüßte sie freundlich.

"Guten Morgen, Sasha! Hast du heute lieber abseits der großen Gruppe geschlafen?"

Dabei hielt sie der Elfe den großen Krug mit Wasser hin, der vor ihr auf dem Tisch gestanden hatte.

"Ich bereite grade meinen Plan für die kommenden Monate in der Akademie vor... Und ich glaube, ich kann direkt in der Bibliothek einziehen....Oder die halbe Bibliothek einfach in den Turm verlegen..."

Der Galgenhumor in dieser Aussage war unverkennbar als sie Sasha schief angrinste.

[Akela]

*Die Wolfselfe schüttelte leicht den Kopf.*

„Guten Morgen und nein danke, Wasser hatte ich in den letzten Stunden wirklich genug. Und ja, es gibt einige geschützte Stellen an der Ruine, wo es...ruhiger ist.“

*Sie nahm auf der Bank gegenüber von Stella Platz und lehnte sich zurück.*

„Klingt nach einem erfüllten Winter für dich.“

*Sasha erwiderte das schiefe Grinsen, was mit der hellen Zeichnung in ihrem Gesicht irgendwie eindringlicher wirkte und wickelte sich in ihren Mantel.

Sie war froh, wenn sie weiter reisten, weg von dieser großen Gruppe, in der sie Schwierigkeiten hatte, zur Ruhe zu kommen. Am schlimmsten war die Furcht, die sie in einigen der fremden Mitreisenden spürte. Furcht vor ihr...

Bei den Engoniern war das zum Glück anders. Die meisten behandelten sie wie immer und das gelegentlich aufkommende Mitleid war viel leichter zu ertragen als die Furcht.

Die fast schon liebevollen Spötteleien der Valkensteiner, wenn sie mal wieder völlig unbeholfen versuchte, etwas *nicht* kaputt zu machen, waren Balsam für ihre Seele und die Magier schienen...wahrscheinlich durch ihre andauernden Bemühungen, Seele und Körper für das Wirken ihrer Magie in Einklang zu bringen...viel weniger anfällig für irgendwelche emotionalen Schwankungen zu sein.

Stella wusste als eine der wenigen über die Hintergründe Bescheid. Die junge Magierin hatte, wahrscheinlich eher unbewusst, ihre Atmung vertieft, als Sasha an den Tisch heran getreten war.*

„Lass dich blos nicht von mir stören. Sonst denkt Gorix noch, du suchst nach einer Ausrede.“

[Sandra]

Sie nickte der Wolfselfe wissend zu, stellte den Krug ab und nahm wieder die Feder zur Hand.

Stella konnte sich kaum vorstellen, wie es für Sasha hier zwischen all den Menschen sein mochte doch auch ihr entging nicht die Unruhe und Furcht im Lager, die gedrückte Stimmung und Angst vor einem erneuten Angriff und wie schwer es damit für sie hier sein musste.
Schon die letzten Tage war die Elfe immer unruhig umher gelaufen und hatte sich von den fremden Mitreisenden fern gehalten. Deren Blicke auf Sasha waren auch der Magierin nicht entgangen. Gerade die Einheimischen sahen in ihr wohl nur ein Monster wo sie doch eh schon so voller Abneigung gegen alles Fremde waren.

Stella jedoch begegnete ihr wie sonst auch immer, da sie dies für die sinnvollste Variante hielt und eine entspannte Haltung für Sasha vermutlich das angenehmste war.
Ihre schlechten Träume dieser Nacht lagen schon ausreichend zurück und sobald Stella erwachte konnte sie sich auch relativ schnell wieder fangen.
Die Magierin hatte wie eigentlich meistens auch jetzt gute Laune. Über das phanothische Grenzgebiet konnte sie sich in den kommenden Tagen schließlich noch genug Gedanken machen. Würde schon schief gehen.

“Ja, aber muss ja auch sein… Auf Reisen komme ich eher selten zur Berechnung von komplexen Wahrscheinlichkeiten für astrale Anomalien. Ich weiß auch nicht, warum…”
Mit einem breiten Grinsen sah sie die Wolfselfe an bevor sie den Blick wieder auf das Blatt vor sich senkte und weiter schrieb.

“Keine Sorge, du störst nicht. Außerdem wäre es nur eine Ausrede, wenn er gleich nicht den vorläufigen Plan von mir bekommen würde. Für einige Fächer werde ich mir vermutlich aber auch Arbeiten von den Reisen anerkennen lassen können und nur noch entsprechende Berichte anfertigen müssen. Dann sieht der Plan vermutlich schon gleich nicht mehr ganz so wild aus. Aber eigentlich besuche ich auch diese Kurse dann trotzdem noch… Manchmal lernt man da auch noch was neues. Und Analysevorlesungen und Übungen kann man eigentlich eh nie genug haben. Je mehr man gesehen hat, umso besser. In den Drachenlanden zum Beispiel gab es ein sprechendes Schwert was allerdings eher eine verunfallte Artefakterschaffung war. Und Lyra hat es in Grund und Boden gequatscht. So ein Schwert ist aber tatsächlich eine hervorragende Übung, gerade wenn man es noch entsprechend sichert und keinen Hinweis darauf gibt, dass es eigentlich völlig ungefährlich ist - außer, dass es einem potenziell den letzten Nerv rauben könnte.”

Schließlich setzte Stella die Feder ab, reinigte sie und räumte ihre Schreibkiste wieder sauber zusammen während die Tinte auf dem Blatt langsam trocknete.

"So, das sollte es erst mal gewesen sein..."

[Sandra]

Als Stella ihren Meister um die Ecke kommen sah, nickte sie ihm freundlich zu und wünschte ihm ebenfalls einen guten Morgen.
Er grüßte die Wolfselfe und Stella zurück und warf einen kurzen Blick auf die Papierstapel vor seiner Schülerin.
“Gut, du bist schon fleißig wie ich sehe. Und, hast du den Plan fertig?”
“Ja, eben fertig gestellt...Wollen wir ihn dann gleich besprechen oder erst wenn ich wieder in der Akademie bin?”
“Leg ihn gleich zu meinen Unterlagen. Wir werden ihn während der Reise durchgehen.”
“Welche Reise? Ich dachte, ich breche gleich mit Kadegar und Lyra nach Lodrien auf?”
Verwundert und fragend sah sie Gorix an.

“Ich weiß, aber ich möchte, dass du mich auf meiner Reise nach Harnac begleitest. Ich habe eine Nachricht über Probleme magischer Natur dort erhalten. Das erachte ich als wichtiger für deine Ausbildung als irgendwelche Flüchtlinge zu eskortieren. Sasha, Maugrim und Destus werden uns zur Sicherheit begleiten. Ich denke, mehr Leute werden wir nicht brauchen.”

“Ähhh… ja, natürlich. Dann werde ich gleich Kadegar und Lyra bescheid geben, wenn sie aufstehen.”
Zunächst war sie kurz überrumpelt von der plötzlichen Planänderung, doch freute sich sich auch darüber, ihren Meister auf solch einer Reise begleiten zu können und natürlich hatte er mit der Priorität in ihrer Position recht.