"Lieber dort, wo es ruhiger ist. In meinem Zimmer."
Rikhards Kammer war abgeschlossen, und dazu hatte er erkennbar mit einem magischen Bann experimentiert, um andere Schüler fernzuhalten.
Kydora war noch nie in Rikhards Zimmer gewesen.
Als sie durch die Tür trat, konnte sie einen fast penibel aufgeräumten Raum betrachten: vier gleichmäßige Wände. Gegenüber der Eingangstür war ein Fenster, das auf den Innenhof der Akademie zeigte, mit tiefblauen Vorhängen verhangen. An der linken Wand standen mehrere Bücherregale, bis obenhin voll mit Lehrwerken. Alte Bücher, neue Bücher, zerfledderte, frisch gebundene, große, kleine - Rikhards ganze Schätze waren an dieser Wand zu finden. Auch in den Regalen herrschte penible Ordnung: die Bücher nach Themen sortiert, diese wieder alphabetisch. Von "Algorithmik in der Magie: Mathematik gehört dazu!" über "Multifiktionale Dimensionen, Multifiktionalität im Allgemeinen sowie Multifiktionalität in arkanen Anomalien" hin zu "Zynismus: Aversiones contra Magi Inferiori" war einiges in seinem Regal zu finden.
Neben den Regalen hingen Eisengestelle an der Wand, in denen dicke Kerzen steckten, und in jeder Ecke des Zimmers standen weitere, vielarmige Kerzenständer mit Kerzen in allen Farben. Die rechte Wand wurde von einem Wandteppich bedeckt, der eine Gruppe Elfen zeigte, die ein Ritual in einem Wald durchführten, vermutlich im Lorinan. Direkt davor stand ein wuchtiger Schreibtisch, auf dem verschiedene Federn, Tintenfässer, Pergamente, Bücher und Papiere lagen. Ein begonnener Brief lag dort, in Rikhards großen, schwungvollen Buchstaben beschrieben.
Vor dem Fenster stand Rikhards Bett, recht klein, aber ordentlich gemacht, und eine schwere Holztruhe, die seine Kleidung enthielt. Die Truhe war bemalt, zwar in dunklen Tönen, aber letztendlich doch bunt. Alles in allem war Rikhards Zimmer ordentlich, aber doch verzierter, fröhlicher, einfach bunter, als man es wohl von einem wie ihm erwarten würde.
Während Kydora sich noch im Raum umsah, räumte Rikhard einen Holzstuhl frei, legte ein dickes Kissen darauf und bot ihn Kydora an, während er selbst sich vor seinen Schreibtisch setzte.
"Die anderen Schüler machen mir zu schaffen. Ich werde die Arbeit für Ardor nicht beenden können, und ich fürchte, das wird er streng benoten. Aber das sind Kleinigkeiten, das ist nichts, was ich nicht... schaffen könnte. Nein, was mir wirklich am Herzen liegt, ist etwas ganz anderes."