Neuer Abschnitt
Ein ganz normaler Abend an der Schattenwall. Garth hatte seine Studien für den Tag beendet und betrat das Studierzimmer des Magisters, welches für ihn mittlerweile beinahe so vertraut war, wie für den Magister selbst.
Für den kommenden Morgen waren keine Vorträge und Übungen geplant, also konnte sich Garth einen angenehmen Abend machen.
Garth und der Magister hatten eine gemeinsame Beschäftigung gefunden. Sie übten sich im Spiel der Könige, dem Schach. Da der Magister zwar die Umgebung des Schülers wahr nahm, nicht jedoch dessen Gedanken lesen konnte, waren die beiden zu routinierten Spielern geworden. nach dem Zug des Magisters überließ dieser dem Schüler den nächsten Zug. Dies war zugleich eine Übung für beide, was die Kontrolle und die Übernahme des Körpers anging.
Garth zeigte in ausgeruhtem Zustand tatsächlich einen Fortschritt in der Kontrolle, da er mittlerweile dazu in der Lage war, den Magister zeitweise in seinem Körper wegzusperren, sodass dieser nicht mehr alles mitbekommen konnte. Allerdings erforderte dies noch große Konzentration. Jedoch hatte Garth eine Idee, wie er diese neue Begabung trainieren konnte.
Statt des üblichen Schachspiels holte er ein Tarot-Deck aus seiner Tasche und eine Anleitung, wie er das neue Spiel spielen wollte.
Er legte dies auf den Arbeitstisch des Magisters, wo er für gewöhnlich das Schachbrett aufbaute und zog sich anschließend in seinen Geist zurück um dem Magister den Vortritt zu lassen, damit dieser sich den neuen Spielvorschlag durchlesen konnte.
Der Magister griff nach dem Dokument und begann zu lesen. Die Regeln waren nicht übermäßig schwer, doch wollten diese erst mal verstanden werden.
Als der Magister bereit war, überließ er dem Schüler wieder den Körper, damit dieser das Spiel vorbereiten konnte.
Garth mischte die Karten gründlich durch und teilte jeweils 5 Karten an beide aus. Dann konzentrierte er sich und sperrte den Magister weg, bevor er seine Karten auf die Hand nahm. Er war versucht, einen Blick unter das Deck des Magisters zu werfen, doch wollte er versuchen ehrlich zu gewinnen... schließlich ging es hier nicht um Geld.
Garth legte zwei Karten verdeckt auf den Tisch.
Dann war der Magister am zug
Dieser nahm seine Karten auf, prüfte diese eingehend und legte anschließend ebenfalls zwei karten aus.
Als die ausgelegten Karten umgedreht wurden, war schon klar, dass diese Runde an Garth ging. Garth hatte fünf der Stäbe und eine Königin der Stäbe gespielt, während der Magister ein Ass der Kelche und den Eremiten ausgelegt hatte.
Da selbst mit einem König der Kelche der hohe Wert von Garths Karten nicht mehr zu toppen war, entschloss sich der Magister das Ass der Kelche zu Opfern und den Eremiten wieder auf die Hand zu nehmen, wie es die Fähigkeit dieser Ereigniskarte war.
Garth kassierte die Armee und Adelskarten ein und legte sie auf seinen Siegesstapel.
So begannen die beiden, abgesehen von kleineren geflüsterten Flüchen bei schlechten Karten, in einem stetigen hin und her das Spiel zu spielen und so Garths Selbstkontrolle zu schulen.
Der Magister war guter Laune, auch wenn er das Spiel ziemlich eindeutig verloren hatte. Es war ein interessantes Spiel gewesen und dennoch eine gute Übung für Garth. er war sich jedoch nicht sicher, ob der Schüler nicht irgendwie geschummelt hatte. Allzu oft schien dieser die Züge des Magisters schon zu kennen, bevor dieser sie tätigte. Hatte er die Karten doch heimlich angesehen? Oder gar Hellsichtmagie benutzt. Er wusste, dass Garth sich gerne an Karten lesen versuchte. Vielleicht hatte der Bursche auch einfach nur Glück gehabt...