Stella saß in einer Runde von Schülern in der hinteren Ecke des Raums, darunter ihre aktuelle Begleitung Lucas, ein netter Adept kurz vor der Meisterprüfung und definitiv eine der besten Alternativen zu ihrer Überwachung, was den Abend ziemlich angenehm gestaltete. Die Runde unterhielt sich gerade über die letzten Hausaufgaben und diskutierten die Herangehensweise und Lösungen. Lucas und ein weiterer Adept saßen dabei und diskutierten fleißig mit, stellten Fragen und halfen der Runde so, die richtigen Antworten zu formulieren.
Vor ihnen auf dem Tisch standen drei Flaschen Met und einige Becher, aus denen immer mal wieder ein Schluck genommen wurde.
Als plötzlich die Tür aufging und Rikhard im Türrahmen stand, verstummte ihr Gespräch und auch alle anderen im Raum und man konnte die gar nicht mal so verdeckte Abneigung deutlich spüren.
Stella war verwundert darüber, dass Rikhard hier auftauchte, wo er sich doch normalerweise alleine hinter den Büchern vergrub. Diskutieren wollte mit ihm schon lange keiner mehr.
Sie beobachtete, wie Rikhard die Flaschen in den Schrank stellte.
Die Magierin hatte schon mitbekommen, dass Rikhard wohl zwischendrin eine solche Seite an den Tag legte, doch oft genug endete sie abrupt wieder in irgendeiner überheblichen Aktion so dass sie sich über die Ursachen und Wahrhaftigkeit noch nicht sicher war.
War es wirklich ein Versuch auf die Schüler zuzugehen?
Ich hoffe, du willst dir das Wohlwollen der anderen Schüler nicht erkaufen, Rikhard...
Stella sah die anderen Schüler an ihrem Tisch fragend an, die meisten ähnlich perplex über die Situation wie sie während sich langsam leises Gemurmel erhob und Rikhard sich zum gehen wandte.
Mit Blicken kommunizierte die Gruppe darüber, was man tun sollte. Wirklich Lust auf Rikhards Anwesenheit hatte keiner, aber sein Sinneswandel hatte sie überrascht.
Stella ließ ihren Blick durch den Raum wandern und sah in einige ähnlich unsichere Gesichter, was man davon jetzt halten sollte.
Rikhard hatte die Tür schon wieder geschlossen, als der Lautstärkepegel anstieg.
“Was war das?”
“Ach, der olle Streber, hat wohl keine Freunde, der Arme…” feixte ein Anderer.
“Vielleicht hat er ja doch eine Eingebung gehabt?”
“Der doch nicht!”
Na komm schon, zumindest die Chance hat er sich verdient…
“Ich schlage vor, wir rufen ihn zurück.”
Einige entrüstete Blicke schlugen ihr entgegen, aber damit hatte sie schon gerechnet.
“Ja, ich weiß, wir haben alle nicht sonderlich viel Lust auf seine Art, seine Kommentare und überhaupt.”
An dieser Stelle wurde sie von einigen zustimmenden Rufen unterbrochen.
“Trotzdem, aus welchem Grund auch immer hat er einen Versuch gestartet und sich die Blöße gegeben, dass er hierher gekommen ist und zugegeben hat, dass er gerne dazu gehören würde. Der Abend ist eh schon fast rum, viel kann er ja nicht mehr ruinieren, oder?”
Sie konnte sehen, wie viele über ihre Worte nachdachten und zumindest aus ihrer Runde kam eine zurückhaltende, unsichere Zustimmung.
“Wenn’s in die Hose geht, haken wir’s als blöde Idee wieder ab und gehen schlafen…”
Begeistert war natürlich auch jetzt keiner so wirklich, aber zumindest schien sich jeder irgendwie mit ihrem Vorschlag arrangieren zu können.
Daraufin schob sich Stella zur Tür durch den Raum an den verschiedenen Gruppen vorbei, öffnete die Tür, atmtete nochmal tief durch und rief Rikhard, der schon ein gutes Stück den Gang hinunter war.
Hoffentlich bereuen wir das nicht...Es war bis vorhin noch so ein netter Abend...