Autor Thema: Zimmer von Rikhard Kraftweber  (Gelesen 24256 mal)

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Offline Sandra

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Re: Zimmer von Rikhard Kraftweber
« Antwort #30 am: 09. Apr 16, 21:54 »
Während Stella sich weiter unterhielt ließ sie hin und wieder ihren Blick zu Rikhard herüber wandern um zu beobachten, wie er sich so anstellte.
Zunächst hatte sie sich nicht viel dabei gedacht, als Rikhard sich mit Lucas über Fachthemen unterhielt, schließlich war Lucas dafür ein ausgezeichneter Ansprechpartner, doch während andere Gespräche und Gruppen sich immer wieder etwas neu zusammensetzten blieb Rikhard ausschließlich mit Lucas im Gespräch. Daher wurde Stella nun langsam innerlich etwas unruhig.
Als sie wieder mal einen Blick in Rikhards Richung warf hatte sie außerdem den Eindruck, dass er dem Blick von Lucas zu ihr herüber folgte.
Auch ihr Blick ging nun gelegentlich zu Lucas, dem sie ein kleines Lächeln wie ein kleiner Flirt zuwarf und diesen gleichzeitig daran erinnerte, was Gorix ihm eingetrichtert hatte, was seine Aufgabe war und damit die Verbindung von Kydora und Stella anging.
Außerdem war Lucas ganz süß… Sollte Rikhard doch ruhig denken, dass die beiden einander mochten - was ja auch nicht ganz falsch war.

Als der Abend noch weiter voran schritt und Rikhard immer noch an Lucas zu kleben schien, blickte der Adept wieder zu ihr hin und signalisierte ihr, dass sie vielleicht besser herüber käme, anscheinend wurde ihm das Thema von Rikhard unangenehm. Die Blicke der beiden hatten sich nun über die Unterhaltung mit Rikhard hinweg schon ein paar mal getroffen.
Sie stand auf und kam mit einem Lächeln auf den Lippen zu den beiden herüber, als Rikhard Lucas über den Verbleib von Kydora fragte
« Letzte Änderung: 10. Apr 16, 00:43 von Sandra »
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Offline Rikhard Kraftweber

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Re: Zimmer von Rikhard Kraftweber
« Antwort #31 am: 11. Apr 16, 13:14 »
Das ist es also! Stellas Lächeln sagte alles, und Rikhard musste innerlich grinsen. Sie ist also in Lucas verliebt! Wer hätte das gedacht..

Mit einem verschwörerischen Grinsen auf den Lippen beugte er sich zu Stella hinüber und flüsterte: "Keine Sorge... bei mir ist das Geheimnis sicher, das ihr beide habt! Ich verrate es keinem. Aber ich wünsche euch ganz viel Glück, ihr könnt es gewiss brauchen!"

Offline Sandra

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Re: Zimmer von Rikhard Kraftweber
« Antwort #32 am: 18. Apr 16, 10:31 »
Stella konnte gerade noch eine Gesichtsentgleisung unterdrücken und schickte ein Stoßgebet zu Elja, dass es sich dabei nicht um das Geheimnis mit Kydora handelte. Stattdessen gab sie nur ein überraschtes “Ähhhh…Danke.” von sich.
Der unschuldige Blick von Lucas sorgte zwar dafür, dass sie sich wieder etwas entspannte, aber sie würden sich darüber definitiv noch unterhalten müssen, was Rikhard wusste. Aber ändern ließ sich jetzt eh erst einmal nichts.

Sie war unschlüssig darüber, ob sie noch ein wenig hier bleiben sollte, oder sich lieber mit Lucas unterhalten und anschließend ins Bett begeben sollte, immerhin war es schon deutlich nach Mitternacht.
Außerdem hatte sie eigentlich nicht wirklich Lust, sich großartig mit Rikhard zu unterhalten, weshalb sie sich zu Lucas beugte, ihm etwas zuflüsterte und dieser mit einem Nicken und Lächeln reagierte. Dann wendete sie sich noch einmal Rikhard zu während Lucas ebenfalls aufstand, um sie zu begleiten. “Du entschuldigst uns? Ich wollte nochmal an die Luft bevor ich gleich schlafen gehe, immerhin ist es schon ziemlich spät, aber ich wünsche dir noch einen unterhaltsamen Abend.”
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Offline Rikhard Kraftweber

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Winter 266 n.J., Rikhards Zimmer
« Antwort #33 am: 15. Dez 16, 09:14 »
Ich hab das wirklich gemacht.

Es waren nun ein paar Tage vergangen, und die ganzen Gäste waren abgereist. Der normale Lehrbetrieb wurde fortgesetzt, und auch, wenn einige Schüler über den Jahreswechsel zu ihren Eltern gereist waren, war in der Ayd'Owl noch einiges los.

Rikhard saß in seinem Zimmer und ruhte sich aus. Der Tag hatte ihn völlig in Beschlag genommen: der Umbau des Westflügels nahm einfach viel zuviel Zeit in Anspruch. Ständig musste Rikhard in seiner Stellung als Assistenz neue Formulare ausfüllen und auch unterschreiben lassen, und dann musste er Lieferungen auf Vollständigkeit und Schäden überprüfen, dann musste er sich mit verschwitzten Arbeitern abgeben...

...aber irgendwie musste er dem Kanzler ja beweisen, dass er trotz seiner Regelbrüche das Vertrauen des Herrn Stauffer verdient hatte.

Überhaupt, ich hab ja noch Glück gehabt!
Wie er da so saß, ließ er die Ereignisse der Tage an sich vorüber ziehen. Begonnen hatte alles mit dem Ritual, das er durchgeführt hatte. Bis zuletzt war er unentschlossen gewesen, obwohl er Vorkehrungen getroffen hatte. Und dann, nach der Vorlesung, als die anderen Schüler begonnen hatten, untereinander zu schwatzen und alles lockerer wurde - da hatte er einmal mehr gespürt, dass er ausgegrenzt wurde.
Also war er in sein Zimmer gegangen. Dort hatte er das Ritual vorbereitet, und hatte es auch durchgeführt.

Und dann war alles schiefgegangen. Gnadenlose Selbstüberschätzung. Wie er versteinert wurde, und wie Magister Sonnenwende den Zauber schließlich löste.

Der unselige, brutale, schmerzhafte Streit, den er mit Runa gehabt hatte. Ein kleiner Teil von ihm wünschte sich immer noch, er hätte es verschwiegen, aber Rikhard wusste genau, dass es besser so war. Er hatte Mist gebaut, und es war allein sein Fehler gewesen.
Rikhard Kraftweber machte keine Fehler. Wenn er versagte, dann lag es an äußeren Umständen oder an den fehlenden Fähigkeiten seiner Mitschüler. So war er durch's Leben gegangen.
Und damit bin ich gewaltig auf die Nase gefallen.

Die vielen Gespräche gingen ihm nicht mehr aus dem Kopf. Rikhard war beileibe nicht dumm, aber er hatte mehr Angst, als gut für ihn war. Angst davor, zu versagen. Angst, nicht ernst genommen zu werden - und vor allem anderen Angst, Freundschaften zu schließen, und dann doch wieder zurückgewiesen zu werden.

Aber diese Angst ist keine Entschuldigung, Rikhard.
Nüchtern und organisiert sezierte Rikhard seine eigene Erinnerung. Fein säuberlich ging er die Tage des letzten Jahres durch und sortierte sich selbst ein. Er versank mehr und mehr in einen meditativen Zustand und schwomm gewissermaßen durch den Sumpf, den er geschaffen hatte, als er sich selbst immer und immer wieder belogen hatte.

Als er aus diesem Sumpf wieder auftauchte, fand er sich selbst fast ein wenig abstoßend.
Ich mag inhaltlich ja Recht damit haben, wenn ich sage, dass ich der Beste bin. Schließlich kann nur Runa mir in diesem Jahrgang das Wasser reichen. Aber wenn ich das den anderen Schülern unter die Nase reibe, fühlen sie sich schlecht und in ihrer Wertigkeit angegriffen.
Rikhard nickte und machte sich innerlich eine Notiz.
Aktion - Reaktion. Das, was ich meine, ist nicht immer das, was empfunden wird.

Es würde ein langer und steiniger Weg werden.

Aber es war ein Anfang.
« Letzte Änderung: 15. Dez 16, 09:35 von Rikhard Kraftweber »

Offline Vanion

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Antw:Zimmer von Rikhard Kraftweber
« Antwort #34 am: 08. Mai 17, 20:08 »
Der Brand war nun Tage - nein, Wochen her. Rikhard erstickte in Arbeit. Allein die Logistik hinter den Schäden, die beseitigt werden mussten. Unzählige Briefe hatte Rikhard an unzählige Taubenbeine geheftet. Hier etwas abgeschrieben, dort etwas unterschrieben, da etwas angenommen. Das Wissen der Ayd'Owl - verloren. Zum Glück war niemand zu Schaden gekommen - über den Verbleib des Kanzlers hatte Rikhard noch nichts in Erfahrung bringen können, aber der Herr Stauffer lebte immerhin.

Und so hatte Rikhard getan, was er am besten konnte - gearbeitet. Bis über beide Ohren hatte er sich in die Verwaltungstätigkeiten gestürzt, die man als Assistenz der Akademie so machen musste. An der Ayd'Owl herrschte nun eine traurige Geschäftigkeit. Die Dozenten lehrten ein wenig hektischer, ein wenig angespannter. Die Schüler litten ein wenig unter so manchem Lehrmeister, der ein wenig jähzorniger war als sonst - und ständig gab es Gerüchte darüber, wie dieses Feuer überhaupt entstanden war.

Ein fehlgeschlagenes Ritual war noch eine der glaubhafteren Theorien. Aus einer Ecke des Innenhofes hatte Rikhard aufgeschnappt, dass angeblich der Vizekanzler Gorix ein Feuer beschworen hatte, nur um zu schauen, wie mächtig er war. Wieder woanders... konzentriert dich!

Rikhard starrte das Pergament an, das vor ihm auf dem Tisch lag. Die Buchstaben verschwammen vor seinen müden Augen - nein, er hatte die Tinte verschmiert. Er seufzte, dann warf er einen Blick aus dem Fenster. Die Sonne ging bereits unter, und wieder einmal hatte er das Abendessen verpasst.
Im Innenhof herrschte reger Betrieb, ein Pferdegespann war angekommen. Irgendwelche Besucher - und einer dieser Besuche trug eine Laute auf dem Rücken.

Da kam Rikhard eine Idee. Rasch räumte er seine Schreibutensilien zusammen. Sorgfältig verstaute er alles an seinem Platz, dann machte er sich auf den Weg zum Innenhof.
"LARP ist nicht ein Hobby, es sind mindestens acht oder so. Ich betreibe etwa fünf davon." RalfHüls, LarpWiki.de

Offline Nevermind

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Antw:Zimmer von Rikhard Kraftweber
« Antwort #35 am: 18. Dez 17, 10:23 »
Die Tage des Lernens waren erst wenige Stunden vorüber. Allerlei geschäftiges Treiben war wohl zu erwarten um die Flut an so vielen externen Lehrkräften und Scolari zu verwalten und so war es nicht verwunderlich, dass das sorgsam gefaltene Papier mit den weißen Schleifenband vielleicht einfach nicht sofort auffiel. Vielleicht nie, aber falls doch half es vielleicht ein wenig die Situation zu ertragen. Die Schrift war filigran, die Tinte rot und es roch süßlich, blumig, als der Zettel aufgefalten wurde. Der Brief lag unter Rikhards Kopfkissen.

"Rikhard Kraftweber"



Rikhard,

selten habe ich solch Leidenschaft und Aufopferung für das eigene Werk und Wissen gesehen. Selten so viel Leid in wohliger Wärme behütet. Niemals jedoch einen wie Euch, der trotz all diesen Umständen sein Herz nicht völlig verschlossen hat. Eure Worte in der Tavensa zu Eurer Thesis waren gleichsam spannend und Lehrreich. Doch mir scheint, Eure sonst so sichere Wortwahl litt unter den Umständen die man Euch entgegenbrachte.

Es klang fast so, als seiet Ihr nicht Herr eurer sonst so gewandten Sinne gewesen und anstatt, dass man euch daher Nachsicht entgegenbrachte, wurdet ihr noch gescholten. Ihr hättet weit höher gewonnen, und mit Recht, doch darüber steht es mir nicht weiter zu zu Urteilen. Stattdessen kann ich nur anbieten Euer verletztes inneres zu bewahren und Eure Worte zu lesen oder hören, damit sie Eure Seele nicht länger beschweren.

Ihr seid mir nicht blos durch Eure Bescheidenheit was eure Fähigkeiten im Tanze betrifft aufgefallen, nein, euer Wesen, Eure spontane Ehrlichkeit in der Nacht in der Bibliothek nach dem Ball und Eure stattliche Erscheinung haben mich wundervolle Erinnerungen an diese Tage mitnehmen lassen. Es war fast ein wenig schmerzlich, am Morgen die Kisten meines Herrn zur Abreise zu packen und der Gräfin die Kutsche zu beladen, denn mit jedem Stück Gepäck wurde der Abschied unausweichlicher.

Lieber Rikhard, Ihr spracht von einer Einsamkeit, die ich selbst in mir gefühlt habe, jedes Mal wenn Ihr euch einer anderen Dame zum Tanze zugewandt habt. Doch Euer lächeln, wenn ich an Eurer Seite war, werde ich nicht vergessen. Ihr habt den Abend für mich zu einem der schönen meines bisherigen Lebens gemacht. Mein Herz schlug schneller und bescherte mir eine seltene Wärme, immer wenn sich unsere Blicke trafen. So hoffe ich sehen wir uns alsbald noch einmal. Ich sehne mich nach eurem Lächeln und ich bete zu meiner Göttin, es möge euch ein kleines bisschen ähnlich mit mir ergehen.

Sina


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Offline Rikhard Kraftweber

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Antw:Zimmer von Rikhard Kraftweber
« Antwort #36 am: 18. Dez 17, 19:25 »
Völlig perplex ließ Rikhard das Schriftstück aus der Hand gleiten. War das eine Finte? Ein schlauer Schachzug, um seine Gunst als Assistent der Akademieleitung zu erlangen? Aber warum sollte Sina das tun? Sina war schließlich eine Dienstmagd. Nein, es musste aufrichtig gemeint sein!

Seine Finger zitterten, als er verstohlen das Pergament vom Boden angelte. Er warf einen raschen Blick zum Fenster, als befürchtete er, dort Zeugen dieser Zärtlichkeit zu erblicken, dann faltete er es sorgfältig zusammen. Nur, um es gleich wieder aufzuklappen und erneut zu lesen - und erneut, und erneut. Dann durchfuhr ihn ein Geistesblitz. Er eilte ins Nebenzimmer, wo ein Sekretär stand, den er für die Verwaltungsarbeit nutzte. Rasch eine Schublade herausgezogen, ein wenig gewühlt, und - dort! Der Reiseplan der Gräfin Klara. Rikhard sah die Anzahl der Kutschen, mit der ihr Tross gereist war, wo diese in untergebracht worden waren, und auch die Menge des Gepäcks. Es fiel ihm nicht schwer, daraus abzuleiten, wie weit der Tross schon gekommen war.

Flugs schrieb er einige Zeilen auf ein herumliegendes Pergament (dass auf der Rückseite bereits etwas geschrieben stand, bemerkte er in seiner wohligen Hast gar nicht), tropfte ein wenig Siegelwachs darauf, um sie zu verschließen, und da er kein Siegel in Griffweite hatte, packte er kurzerhand den "Ayd'Owl - Ungültig"-Stempel, mit dem er die Berechtigungen, die zu streichen waren, fortgestempelt hatte, und rammte diesen in das Siegelwachs.

Ein Bote war schnell gefunden.

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Antw:Zimmer von Rikhard Kraftweber
« Antwort #37 am: 18. Dez 17, 22:17 »
Sie glaubte fast nicht mehr daran überhaupt noch Antwort zu erhalten und ging bereits wieder ohne in längeren Träumereien zu verweilen dem üblichen Tagewerk nach, als ein Reiter sie abpasste. Der Bote erreichte den Tross , kurz bevor sie das Portal durchschritten um auf das Schiff von Yale und damit in ihre Heimat zurück zu kehren. Der Brief der übergeben wurde, war versehen mit einem Siegel, dass sie stutzig werden ließ .  Als sie es als das erkannte was es war, öffnete sie den Brief vorsichtig, ohne das so kostbar geformte Wachs zu erbrechen und trennte das gesamte Siegel sanft vom Papier. Sie schlug es in Stoff ein und packte es vorsichtig zur Seite.

Sina las die Zeilen, ihr Lächeln wurde weich und sie begann zu grinsen. "Oh Rikhard..." entfuhr es ihr. Sie schüttelte immer wieder beim Lesen den Kopf, während ihre Hand an der Wange ruhte.  "So lange wirst du gar nicht warten müssen, mein Guter...."

Am Ende faltete sie das Pergament. Gerade als sie es weglegen wollte, fiel ihr die zweite Seite auf. Sie las sie ebenfalls. Scheinbar bar jeder Emotion beendete sie die Lektüre und griff erneut zur Feder. Still dankte Sina ihrem Herrn in dieser Sekunde von Herzen, dass er sie das letzte Jahr über mit Schriften und Texten schier unaufhörlich gequält hatte und sie mehr Blasen vom Schreiben als vom Stallmisten hatte. Die Schmerzen im Rücken durch die vielen gebeugten Stunden am Schreibpult, all die Krämpfe in den Fingern vom Federhalten.. es zahlte sich in diesen Sekunden aus.

Die Hexe griff nach einem Pergament, tauchte die Feder in die Tinte und begann den Kiel über das Papier kratzen zu lassen....

Etwa zwanzig Augenblicke später packte sie ein kleines Fläschchen mit einer klaren Flüssigkeit darin in duftendes Heu geschlagen in einem etwa faustgroßen Paket zusammen und band den Brief mit einer weißen Schleife daran fest. Dann übergab sie ihr Paket einem Boten zusammen mit ein paar Kupferstücken, der es in die Akademie zu Fanada brachte.
« Letzte Änderung: 19. Dez 17, 11:54 von Nevermind »
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Offline Rikhard Kraftweber

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Antw:Zimmer von Rikhard Kraftweber
« Antwort #38 am: 21. Dez 17, 21:23 »
Die Feder kratzte und kratzte über das Papier. Es war fast, als würde er eine Studienarbeit schreiben, die Worte flossen quasi wie von selbst aus seinem Hirn durch die Feder hindurch. Die Kerze brannte nieder, und Rikhard murmelte etwas - eine kleine Flamme entsprang seiner Hand, tanzte kurz auf und ab, und entzündete dann den Docht einer frischen Kerze.

Endlich war er fertig. Er faltete das Pergament, legte es auf die Ablage, die wohl heute Abend noch abgearbeitet werden würde, dann machte er sich auf in Richtung des Badetraktes. Zu dieser Stunde würde er wahrscheinlich den großen Zuber für sich haben - und tatsächlich. Warmes Wasser umströmte schon bald seinen Körper. Bevor er sich in das Wasser gleiten ließ, zog Rikhard allerdings ein Fläschchen aus seiner sorgsam zusammen gelegten Kleidung. Er entfernte den Stöpsel aus der kleinen Flasche und roch vorsichtig daran - nicht unangenehm! Dann goss er eine gute Portion in sein Badewasser und stieg hinein.

Offline Nevermind

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Antw:Zimmer von Rikhard Kraftweber
« Antwort #39 am: 21. Dez 17, 22:18 »
Zeitgleich mit dem öffnen des Fläschchens und dem Einatmen der aufsteigenden Düfte lag sie in einer weit entfernten Kammer zwischen Stroh und zwei leise schnaufemden Wesen. Sie starrte an die Decke bis ihre Augen langsam nach hinten sanken und sie mit einem seeligen Lächeln in tiefen Schlaf fiel.

Ein paar Tage später öffnete sie einen weiteren Brief. Ihre Augen begannen zu funkeln. Sie drückte das Schriftstück mit einem seuftzer an ihren Brustkorb. Doch diesmal lies sie sich Zeit, bis sie eine Antwort verfasste.

"Ach könnte ich dich doch noch viel mehr von mir kosten lassen..." hauchte sie über das neu verfasste Antwortschreiben. "Aber wir haben Zeit. Alle Zeit dieser Welt" Sie dachte zurück an die gehörten Vorlesungen. Oder irgendeiner. ..."
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Offline Rikhard Kraftweber

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Antw:Zimmer von Rikhard Kraftweber
« Antwort #40 am: 28. Dez 17, 20:49 »
Rikhard drückte das Schreiben an die Brust. Einerseits war er sehr glücklich, aber andererseits - die Insel der Stürme! Die Tage, die er dort verbracht hatte, waren schlimm gewesen. Nicht nur, dass er zuviel getrunken hatte und die Kontrolle über sich selbst verloren hatte, nein - einer dieser ungewaschenen Seeräuber, der sich im selben Raum wie er aufgehalten hatte, war im Streit von seinen hinterhältigen Kameraden erstochen worden.

Seine Hand zitterte, als er an diesen Moment zurück dachte. Fahrig griff er nach einer Flasche Wein und goss sich einen Kelch ein. Aber anstatt davon zu trinken, drehte er das feine Glas in seiner Hand hin und her. Sina kam also von dort, so schien es. Mit der freien Hand angelte er den Brief vom Tisch und hielt sich die rote, duftende Tinte nah vor seine Augen. Es war nicht zu erraten, ob sie von dort kam oder ob sie sich lediglich oft dort aufhielt. Nun, ganz gleich, auf diese Insel würde ihn nicht einmal ein Auftrag des Kanzlers führen. Aber Sina ... ?

Der Magier seufzte tief. Nun nahm er doch einen tiefen Schluck aus dem Glas, und er schloss die Augen. Die Erinnerung war sofort wieder da. Die Fackeln an den Wänden schwärzten den Stein mit ihrem Feuer, wo sie offen lodern konnten. Die seltsamen, magischen Laternen warfen ihr Licht vielfach zurück, und dieser seltsame Thron, der in der Ecke stand ... ja, diese Taverne war einzigartig gewesen. Nach und nach füllte sich der Raum: immer dort, wo Rikhard seine Gedanken hin wandte, erschienen die Personen auf ihren Plätzen, die damals anwesend gewesen waren. Noch einmal sah Rikhard, wie aus der Rauferei, die an und für sich schon abstoßend genug wurde, blutiger Ernst wurde. Das Messer blitzte im Feuerschein, dann quoll dunkles Blut aus der Wunde, über die Hand des Seefahrers, dessen Augen schreckensweit ins Leere blickten. Die salzigen Tränen der blutjungen Frau, die ebenso wie er mit Entermesser und Hut bewehrt gewesen war, und ihr Blick, der sich in seine Augen bohrte. Du bist Magier! Tu irgendwas!

Heilmagie war noch nie seine Stärke gewesen. Der nächste Morgen hatte Rikhard auf ein Schiff geführt, und die Rückkehr nach Engonien hatte kaum Gutes mit sich gebracht - außer Adara. Adara! Sie hatte lang genug auf der Insel der Stürme gelebt, und sie würde ihm bestimmt etwas Kluges raten können. Sie lebte auf einem der Höfe im Umland von Fanada, und obwohl die Tage zu dieser Jahreszeit kurz waren und es schon dunkelte, machte Rikhard sich auf den Weg.

Mit einem warmen Mantel angetan und mit einer dicken Pechfackel bewehrt, damit er außerhalb der Stadtmauern ein wenig mehr Licht hatte, schritt der Magier durch die Gassen Fanadas. Es hatte geschneit, und der Schnee sorgte für Ruhe. In den größeren Straßen war der Schnee dem Matsch gewichen, und obwohl die Stadtverwaltung sich redlich Mühe gab, die Straßen trocken zu legen, hatten sie doch gegen den winterlichen Arm Nadurias nicht die Oberhand behalten können. Sorgsam hatte Rikhard seine Robe gerafft, und den größten Schlammpfützen wich er aus. Grade wollte er in die Weberstraße einbiegen, von wo es nicht mehr weit bis zum Südtor der Stadt war, als er von hinten hastige Schritte hörte. Er drehte sich um und machte einen Schritt in eine nahe Gasse hinein, um den Gestalten, die da angerannt kamen, Platz zu machen.

Viel zu spät erkannte er, dass die drei, nein, vier Männer, die dort kamen, nicht an ihm vorbei wollten - sondern dass er ihr Ziel war. Kaum waren sie bei ihm, entrissen sie ihm die Fackel, die im Schneematsch sofort verlöschte. Ein Schlag traf ihn in die Magengrube, dass ihm die Luft wegblieb, und Arme, viel stärker als er, drängten ihn in die Gasse. Ein Tritt brachte ihn auf die Knie, und dann trafen ihn zwei, drei, vier Schläge mitten ins Gesicht. Mit einem brutalen Knirschen brach seine Nase. Als die Angreifer erkannten, dass das einzige, was den Magier aufrecht hielt, sie selbst waren, ließen sie ihn los und suchten das Weite.

Rikhard fiel vornüber in den eiskalten Matsch.
« Letzte Änderung: 28. Dez 17, 20:52 von Rikhard Kraftweber »

Offline Rikhard Kraftweber

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Antw:Zimmer von Rikhard Kraftweber
« Antwort #41 am: 29. Dez 17, 20:01 »
Zu seinem Glück hatte man ihn rasch gefunden. Die Kälte hatte sein Gesicht taub werden lassen, und als man ihn in die Akademie brachte, spürte er kaum Schmerzen, sondern nur bittere Kälte. Das änderte sich, als er im Krankenflügel ankam. Man kümmerte sich um ihn, stellte besorgte Fragen, und die Wärme brachte die Schmerzen zurück. Seine Nase war gebrochen, das stand außer Frage, und auch seine Rippen fühlten sich nicht gut an. Seine Robe war völlig verdreckt, kleine Schlammbrocken klebten daran und vermischten sich mit Schneematsch und seinem Blut. Man hatte ihm einen ungefärbten Leinenkittel gegeben, den hier im Krankenflügel alle Patienten trugen.

Warum? Diese Frage kam immer und immer wieder hoch. Sein Herz raste, und er verkroch sich vor den Schmerzen in einem geistigen Kokon. Warum? Jemand flößte ihm einen Trank ein, und wie durch dichten Nebel hindurch hörte er, wie jemand zu ihm sprach. Irgendetwas von Ruhe, von Bettruhe. Ja, Bettruhe. Die vertrauten Räumlichkeiten der Akademie glitten an ihm vorbei, und für die Hand, die ihn stützte, war der Magier sehr dankbar. Er humpelte die Zimmerflucht entlang, in der seine Räumlichkeiten lagen. Sein Helfer verließ ihn hier, und er tastete sich vor, öffnete die Türe und sank auf den Stuhl vor seinem Sekretär.

Die Türe. Er hatte sie offen stehen lassen. Er zog sich wieder hoch, nicht ohne unter dem Schmerzen, die vor allem durch seine gebrochene Nase pulsierten, zu stöhnen.

Offline Anders

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Antw:Zimmer von Rikhard Kraftweber
« Antwort #42 am: 29. Dez 17, 22:01 »
Es war wieder etwas später geworden, aber Aufsätze schrieben sich eben nicht von selbst. Immerhin schnurrte die Akademie jetzt wieder fast wie ein gut geöltes Uhrwerk seit dem der Kanzler aus seinem Schlummer erwacht war. //Was für eine Erleichterung wir freuen uns ja so.// Die junge Magierin verdrehte die Augen und raffte ihren Rock um die Treppen zu ihrem Flügel hinaufzusteigen. Auf halben Weg wurde ihr Aufstieg allerdings gebremst da zwei Gestallten die gesamte Treppe für sich einnahmen. Das eine war eine Heilerin aus dem Krankenflügel und das andere...?
//Ach du meine Güte... Ist das Rikhard? Was bei Lavinias gütigem Herz hat er denn jetzt angestellt?//
Sie konnte das Gesicht des Mitschülers nicht sehen, allerdings war sein Gang nicht mit dem zu vergleichen den er Tagsüber in der Akademie zur Schau stellte. Sie verlangsamte ihren Schritt und hielt sich hinter den Beiden. Ihre Neugier war geweckt.
Im Flügel verstaute sie schnell ihre Habseligkeiten in ihrem Zimmer um nicht einen Neugierigen Eindruck zu erwecken und trat nachdem die Heilerin gegangen war wieder in den Flur.
// Gütige Lavinia.// Runa zog leise die Luft ein als sie Rikhars Gesicht betrachtete. Unsicher verschränkte sie die Arme vor der Brust. Ganz egal was sie von ihm hielt, und das war nicht viel, ihr kam nichts in den Sinn wofür er diese Behandlung verdient hätte. Die letzten Tage war er, von dem was sie mitbekommen hatte, verhältnismäßig nett gewesen.
"Hast du dich etwa mit Delwin angelegt?", fragte sie als sich ihre Blicke trafen.
~~~~~~Der Wächter La Follyes ~~~~~~

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Offline Rikhard Kraftweber

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Antw:Zimmer von Rikhard Kraftweber
« Antwort #43 am: 31. Dez 17, 03:05 »
"Ich ... weiß nicht."
Rikhards Hand zitterte heftig, als er sie nach der offenen Türe ausstreckte. Der Impuls, sie einfach zuzuschlagen, war stark.
"Ich war auf dem Weg - zu ..."
Zischend sog er die Luft ein. Das Sprechen verursachte ihm ebenfalls Schmerzen. Er mochte sich nicht ausmalen, wie er grade aussah. Das Gesicht verschmiert mit einer Mischung aus Wundschorf und dieser dicken, gelblichen Heilsalbe. Seine Nase war schief, und über seinem Auge war die Haut aufgeplatzt. Es blutete nicht mehr, aber die Fäden, die die Wundränder zusammenhielten, waren unübersehbar. Das strenge Schwarz und Rot, das er sonst trug, war dem beigen Leinenstoff des Krankenkittes gewichen, und seine Haare fielen schmutzig in sein Gesicht. Zwei seiner Fingernägel waren eingerissen, und die ganze Hand war dick bandagiert.

"Ich wollte jemanden besuchen."
Umsichtig setzte Rikhard die Worte, darauf bedacht, seinen Kiefer so wenig zu bewegen, wie es irgendwie möglich war. Sein Kopf wollte nicht klar werden. Endlich löste er die Hand von der Tür, und humpelnd schritt er in sein Zimmer zurück und sank auf seinen Stuhl nieder. Sein Schädel pulsierte, seine Rippen taten weh, und von seinem Knöchel aufwärts war eine dicke Blessur zu sehen, die ab der Mitte seines Schienbeines von dem Kittel verdeckt wurde.
Ich wurde nicht bestohlen! Die Erkenntnis ließ Rikhard zusammenzucken. Mit einer plötzlichen Bewegung ruckte sein Kopf hoch, und Angst lag in seinem Blick, als er hervorstieß: "Dieser Angriff galt mir. Persönlich."
« Letzte Änderung: 31. Dez 17, 14:06 von Vanion »

Offline Anders

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Antw:Zimmer von Rikhard Kraftweber
« Antwort #44 am: 31. Dez 17, 14:11 »
Rikhard sah aus wie das fleischlich gewordene Elend. Während Runa ihm zuhörte wanderten ihre Augen über seine Erscheinung. Das sah nicht aus wie eine Prügellei unter Schülern, ganz abgesehen davon das sie etwas von dem Aufruhr bemerkt hätte. Sie hatte Rikhard nie für einen Kämpfer gehalten, trotzdem hätte sie ihm zugetraut das er sich wehrte wenn man ihn anging und das nicht nur verbal. Hatte er sich gewehrt?
Zumindest war seine Hand bandagiert.
Rikhards plötzliche Erkenntnis holte sie ins hier und jetzt zurück. "Dir? Du meinst... jemand wollte ..." Kurz flog ihr Blick wieder über seine Erscheinung. Wenn man ihn hätte töten wollen wäre er es jetzt wohl. "Jemand wollte dir Angst einjagen? Hast du sein Gesicht erkannt? War es jemand der dir bekannt vor kam?" Runa betrat den Raum und schloss die Tür hinter sich, lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Ihr Kopf arbeitete.
"Hast du irgend eine Ahnung warum das passiert ist?"
~~~~~~Der Wächter La Follyes ~~~~~~

Nur im Dunklen kann man Glühwürmchen beobachten.