Autor Thema: Das Exil - Drakonias Reise in den Mittellanden  (Gelesen 6116 mal)

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Offline Drakonia Noximera

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Teil 1

Land der Bergsteinfalken, Ende 266 n.J.

Seit einigen Stunden wanderte Drakonia richtungslos durch die Gegend. Sie brauchte Zeit, um ihre Gedanken zu ordnen. Sie war früh in den Morgen aufgestanden und alleine außerhalb der Stadt spazieren gegangen. Es gab kein Wölkchen im Himmel und die Sonne schien breit, aber irgendwie weit und gleichgültig, ohne die Erde zu wärmen. Die Luft war eiskalt und ab und zu wurde der Wind so stark, dass sich die wenigen Bäume auf die endlosen grünen Weiden vor der Macht dieses Elementes vorbeugten. Wenn Drakonia die Gegend einem Element zuordnen sollte, würde sie bestimmt den Wind nennen. Die Gegend sah unendlich aus und wären die Wiesen nicht grün auch in dieser Zeit des Jahres, hätte sie gedacht, sie wäre in eine Wüste gelandet.

Das war also das Land, dass Arkatosh sein Zuhause nannte. Es gefiel ihr. Flache Weiden, wo man stundenlang reiten konnte, frei wie der Wind. Endloser Himmel, in dem Vögel in Flug zogen, schneller als jeder Pferd. Die Städte und Dörfer waren klein und liegen etwa weit voneinander. Arkatosh hatte sie in so eine Stadt gebracht und ihr einige Leute vorgestellt, die ihn als ihren Erzmagier bezeichneten.

Er hatte ein Ort, wo er gehörte, wo sein Name nicht unbekannt war und seine Methoden nicht befürchtet oder mit Verdacht angesehen; wo er zu Hause war. Sie nicht. Na ja, in Rabennest und Ihtiman war sie immer als ehemalige Schülerin wilkommen und in den Mittellanden hatte sie das alte Ferienhaus von ihrer Familie, aber diese Orte waren nicht ihr Zuhause. Ein Zuhause hatte sie nicht. Ein Ort, wo sie zurückkehren konnte, wilkommen gehießen würde und wo sie Trost und Ruhe gefunden hätte, gab es nicht mehr. Einmal hatte sie ein ruhiges Leben gehabt. Sie hatte Leute hinter sich gehabt, die bereit waren, für sie zu sterben. Sie hatte sie verlassen und auf dieser Weise verraten. Sie hatte die Wahl gehabt, Vardara als Herzogin zu regieren, ihren ersten Verlobten zu heiraten und eine bedeutende Figur unter den Elfen im Imperium zu werden, oder aber die Kunst der Kriegsmagie nachzufolgen. Es war nicht so, als wären die beiden Varianten nicht kompatibel - ihr Großvater und ihre Schwester konnten sie problemlos miteinander verknüpfen - aber ihr war klar, dass sie sich für eine Möglichkeit entscheiden sollte. Und sie hatte eine Wahl getroffen, die sie später nie bereut hatte. Sie hatte den Weg des Kampfmagiers gewählt.

Kein Kämpfer und kein Zauberer, sondern eine Kombination von den beiden. Ein Krieger, der das Schwert und den Stab schwingte und keine von den beiden Waffe besser beherrschte als die andere. Keine Adelige und keine Magierin in dem Sinne, sondern eine freie Frau, die ihren Titel vor ihrem Namen trug, aber sich frei bewegte. Sie diente weder der Dunkelheit, noch dem Licht. Sie hatte ihre Gründe, Nekromanten und Dämonen vernichten zu wollen.

Sie gehörte nirgendwo und folgte stattdessen ihrem eigenen Weg. Und jetzt war sie wieder frei, ihre eigene Entscheidungen zu treffen. Keine Lehrer und kein Dämon, die ihre Wahl beeinflussen konnten. Nur sollte sie mit den Konsequenzen leben. Jetzt hatte sie aber auch etwas, das sie vor einigen Wochen nicht gehabt hatte - ein Ziel.

Sie sah sich um. Jetzt war sie weit genug von den nächsten Städten und Dörfen und konnte endlich das tun, was sie seit den Tagen des Lernens vorhatte. Sie ging immer langsamer weiter, bis sie nach ein paar Schritten still stand. Ihre Augen waren zu, ihr Atem flach. Die Lippen bewegten sich leise mit einer magischen Formel.

''Das Kind wird keine zehn Jahren leben. Sie ist zu schwach dafür.''

''Wir sehen uns in Ferrumgard, Schwester. Versprochen.''

''Dann darf ich Euch willkommen an der Akademie zu Ihtiman willkommen heißen, Lady Drakonia. Fühlt Euch wie zu Hause. Ich werde Euch alles beibringen, was ihr für Eure Rache braucht.''

''Dachtest du, dass du verbotene Magie unbemerkt von mir wirken wirst, Hexe?''

''So ein naives Opfer wie dich habe ich für meinen Dämon gebraucht.''

''Man hat immer die Wahl. Anscheinend triffst du immer die falschen Entscheidungen.''

''Ich vertraue ihr nicht.''

''Weg mit dir, NEKROMANTIN!''

''Arrogant und überheblich.''

''Dumm und arrogant.''

''Drakonia, das geht nicht!''

"Na, dann darf sie ihr Schwert nicht bei sich haben!"

''Wenn du auf dem Weg stehst, erschieße ich dich!"

"Drakonia, wenn du mir jetzt Krieg erklären willst..."

"Sie ist verrückt und gefährlich!"

"Du bringst alle in Gefahr!"

"Es wurde entschieden, dass du gehen musst."

"Wir haben so viele rote Punkte wegen dir bekommen..."

"Wie hat sich der Elf für so eine entschieden?!..."

Sie hatte so viele Wunden erlitten, dass sie keine Angst vor den wildesten Schlachten hatte. Und trotzdem konnten sie Worte zum Boden zerstören. Ganz langsam hebte sie ihre Hand und webte die ganzen Energien, die sie in der Lage war zu sammeln.

"Wer hat euch allen das Recht gegeben meinen Weg zu bestimmen?!?"

Sie ließ die Energie frei. Ihre ganzen Emotionen und Gefühle, den ganzen Hass, den ganzen Ärger, die ganze Enttäuschung, die ganze Frustration gaben Kraft zu dem magischen Kraftstoß, der von ihr strömte und in allen Richtungen sturmte, mit einer Kraft, die den gerade starkgewordenem Wind widerstand und den dann leicht überwand. Im Radius von mehreren Metern war die Erde weiß von dem Eis. In der Mitte vom gefrorenen Kreis stand eine einsame Magierin, die die letzte Flammen in sich ausströmte und zwar mit so viel Kraft, dass sie nicht wusste, ob sie das überleben würde.

"Eis kann auch brennen."

Keiner wollte wissen was ihre Gründe waren. Alle verurteilten sie wegen ihren Fehlern, doch keinen interessierte es warum sie diese Entscheidungen getroffen hatte. Keiner wollte wissen was sie gesehen hatte und was sie erlebt hatte. Alle hielten sie für böshaft, unintellgent und unfähig, was sie nicht war.

"Eis heilt... Eis ist keine Waffe."

"Ich bin nicht unfähig, weil ich anders handle als ihr!"

Sie war ursprünglich für Kampffeldchirurgin ausgebildet und wegen Ironie des Schicksals eine Dämonenjägerin geworden. Wenn sie ein Ding gelernt hatte, dann das - heilen war nicht ihr Weg. Ihr Weg war zu zerstören.

"Ich bin nicht dumm, weil ich anders denke als ihr!"

Wenige Leute hatten ihr die Chance gegeben, ihre Ideen einzusetzen. In den wenigen Fällen, als sie die Möglichkeit bekommen hatte, hatten ihre Ideen doch funktioniert. Sie wusste wie die natürlichen Gesetze in mehreren Orten funktionierten, hatte sich mit der Theorie und Praxis von Magie in mehreren Orten befasst und trotzdem hielten sie alle für dumm.

"Und ich bin nicht böse, weil ich anders bin als ihr!"

Innerhalb des eisigen Kreises wütete ein Eissturm, der mit so viel Emotion gefüttert wurde, dass er jede Gestalt, die ihn zu betreten wagte, in Stücken zerreisen konnte.

"Aber für eins habt ihr alle Recht - gefährlich bin ich schon. Ich stehe alleine und wer gegen mich kommt, die Götter gnaden ihm!"

Durch ihren Körper und ihren Stab fließ so viel Energie, dass sie von der Überforderung längst getötet sein sollte, wären es nicht die Emotionen. Wäre sie auf dem Weg des Feuers geblieben, wären Emotionen sehr nützlich gewesen.

"Ja... Eis kann auch brennen, Drakonia. Aber warum soll es? Du brauchst keine Flamme um zerstören zu können."

Sie hatte sich für einen anderen Weg entschieden.

"Eis steht für Logik. Das Eis ist der Alchemist selbst."

Was anscheinend weniger wussten war, dass Eis kein selbstständiges Element war, sondern ein Hilfselement von drei Hauptelementen. Wasser, Leben und Tod. Und sie war Todeselementaristin.

"Und ich kenne keine Furcht mehr.", flüsterte sie. Tränen liefen von ihren Augen und froren zu, bevor sie zum Boden fallen konnten. Keine Gnade und keine Reue. Ihr alle habt meinen Weg bestimmt - die Mondelfen von Vardara, mein Großvater, die Ferrumgarder, Orin, Thuul mit seinem Dämon, die Chaoten, die Leute bei der Spitalgeschichte, Arkatosh, alle von euch... Ihr habt eine Bestie erschaffen."

Das Eis am Boden zerbrach in Scherben und die Kraft strömte aus dem Kreis. Drakonia spürte das salzige Geschmack von Blut in ihrem Mund und fühlte wie ihre Kräfte sie verließen. Ein Moment später war sie auf ihren Knien gefallen. Der Stab fiel stumm neben ihr.

"Und ich habe das zugelassen." flüsterte sie.

"Dann sind wir uns einig, dass es deine Schuld war?"

Drakonia wand sich langsam und traff den ruhigen, geduldigen Blick von Magister Vermillion Aladrin. Sie hatte das Gefühl, dass er die ganze Zeit dort gestanden hatte, obwohl sie wusste, dass das unmöglich war. Als Geist war er in der Lage eine materielose Form zu nehmen und plötzlich neben ihr zu erscheinen.

"Sollen wir in diesem Fall auch diesen Ausbruch abbrechen?" Seine Hand fühlte sich übberraschend materiell, als er ihr half, aufzustehen, und ihren Stab vom Boden aufhieb. "Du hast den Ort gut gewählt. Keine Opfer und keiner, der dich abschlachten oder erschießen würde, wenn er sieht, dass du Magie bewirkst. Nicht schlecht für einen Anfang, man sieht, dass du auch lernen kannst. Ich hoffe nur, dass du die Emotionen freilassen konntest und dass du ihnen nicht mehr deine Taten bestimmen lässt."

Sie konnte nur nicken. Für ihre Überraschung lächelte ihr Großvater beruhigend.

"Gut. Wenn du nun ruhig bist, kannst du viel klarer denken, und du wirst sehr viel denken müssen, wenn du das Eis gewählt hast. Und wenn du weiterjagen willst, ohne zu sterben."

"Ich habe schon wieder versagt."

"Ja, in gewisser Weise schon. Aber wenn du am Boden liegst, hast du keine andere Alternative, als wieder aufzustehen. Jedes Ende ist ein Beginn und es hängt von dir ab, was du jetzt davon machst. Bedenke immer, du bist die Enkelin von einem Erzmagier."

"Die von der Akademie rausgeschmissen wurde, ja."

"Du hast wohl den Namen Shanar gehört? Der legendäre Erzmagier von Stoklawska... Ich habe ihn vier Mal von Rabennest weggetrieben. Und trotzdem war er einer der mächtigsten Magiern, die das Imperium gesehen hat. Ich konnte ihn wegtreiben, aber was er gelernt hatte, konnte ich ihm nicht nehmen. Genauso wie deine Lehrer deine Kenntnisse nicht mehr entnehmen können. Und ich denke, sie haben dir mehr beigebracht als ein paar Sprüche."

Auch wenn ihr Großvater sie unterstützte, konnte sie kaum auf ihre Beine stehen. Sie hatte viel zu viel Energie verbraucht, aber sie bereute es nicht. Alle Emotionen, die sie loswerden wollte, hatten ihren Kopf endlich mal verlassen und sie hatte vor, den Emotionen nie mehr zu erlauben, ihre Handlungen zu beeinflussen. Eis konnte genauso gut zerstören wie Feuer, aber während Feuer mit Emotionen verstärkt wurde, funktionierte Eis mit Hilfe von Logik. Und Emotionen durften auch keine Waffe führen. Nicht zu erwähnen, dass sie eine Schwäche waren, wenn man einen Dämon oder einen Nekromanten verfolgte.

"Ja... Haben sie. Aber nicht alles, was ich für meine Zwecke brauche. Ich werde wohl allein lernen müssen."

"Das tut sowieso jeder Magier. Aber nimm dir Zeit. Du sollst nicht morgen deine Meisterprüfung absolvieren und übermorgen alle Nekromanten in der Gegend töten." die beiden gingen ganz langsam weg von dem vereisten Kreis. "Aber du hast dich für diesen Weg entschieden und wenn du wirklich auf den bleibst, wirst du Jägerin, egal ob in der Akademie zu Schattenwall ausgebildet, oder selbst gelehrt auf Reisen. Mache es nur nicht weil du nichts besseres zu tun hast. Mache es wegen Rache oder um zu verhindern, dass andere das erleben, was du erleben musstest, oder warum auch immer."

Drakonia fand keine Kräfte zu lächeln, sonst hätte sie gelächelt, auch wenn sie seit Monaten keinen Grund mehr dafür gehabt hatte.

"Ich mache es nicht, weil ich kein anderes Leben kenne, sondern weil ich ein anderes gekannt habe und es mir entnommen wurde. Ich habe etwas gelernt von allem in den letzten Jahren - man kann die eigene Schwäche auf zwei Wegen besiegen. Ich bin lang genug die Beute gewesen. Ich durfte wählen ob ich entweder selber Nekromantin und Dämonenbeschwörerin werde, oder eben Dämonenjägerin. Und ich habe entschlossen, dass sich das Spiel ändert, indem diese Abnormalitäten, die Nekromantie betreiben und Dämonen rufen, die Beute sind, und ich diese, die sie jagt und vernichtet."

Der Magister lächelte aber und Drakonia wusste, dass die nächste Frage eine Falle sein wird.

"Dann was unterscheidet dich von denjenigen, die du jagst?"

"Ich lächle nicht, wenn ich Furcht in ihren Augen sehe. Die Sicht von ihrem fließendem Blut freut mich nicht, weil ich weiß, dass es meine Schwester nicht zurückbringen wird, denn ihr Körper ist längst schon zu Asche geworden. Ich töte sie nicht mit der Illusion, dass ich das, was mir der Dämon genommen hat, zurück bekommen werde. Und wenn ich vor die Wahl gestellt werde, einen Nekromanten oder einen Dämon zu töten, oder einen Freund zu retten, werde ich den Freund retten."

"Und wenn es kein Freund ist? Zum Beispiel ein völlig Unbekannter, der dir nichts bedeutet, oder jemand, den du am liebsten tot sehen würdest... Zum Beispiel Redannter von den Wächtern der Eisernen Pforten? Thuul, der dich zum Dämon ausgeliefert hat? Die Ritterin von Lavinia, diese Lorraine? Oder Klara von Quellengrund?"

"Schöne Pfandfrage. Wenn ich den Nekromanten frei lasse, tue ich meine Arbeit nicht richtig, aber wenn ich die Person opfere, habe ich sie so gut wie selber umgebracht und trage die Verantwortung, weil alle wissen werden, dass ich es bewusst getan habe."

"Und wenn es unbeweisbar ist? Nur du, der Nekromant oder der Dämon und das Opfer. Keiner sonst wird es sehen, keiner sonst wird wissen. Wie handelst du in so einem Fall? Du darfst ehrlich sein, ich bin keiner on deinen bisherigen Lehrern."

"Gemäß der Situation."

"Nimm dir Zeit mit der Antwort."

"Das ist meine Antwort. Wenn ich will, dass diese Personen sterben, werde ich es mit meinen eigenen Händen tun und nicht irgendwelchen Nekromanten oder Dämon als Ausrede benutzen. Je nachdem was mir in der Situation angeboten wird, werde ich vor Ort überlegen und dementsprechend handeln. Aber egal was ich entscheide, die Verantwortung dafür werde ich übernehmen und lasse mich dafür verurteilen."

"Gemäß der Situation würdest du entweder gelobt und gefeiert, oder für Verrat und Mord zur Tode verurteilt. Aber wenn das dir klar geworden ist, dann bist du ein Schritt weiter gekommen. Also gut... Wenn du sicher bist, dass das dein Leben sein soll, dann stehe ich hinter dir und helfe dir, auf dem Weg zu bleiben."

"Danke. Ich bräuchte nämlich jemand, der mir Magie weiter beibringen kann."

"Das ist durchaus möglich, aber du sollst es auch durchziehen können. Es wird nicht besonders einfach sein, sollst du wissen."

"Keine Sorge, ich will nicht wieder einen Lernplatz verlieren, Ich werde mir Mühe geben, solange du mir das Wissen entgegen gibst, das ich haben will. Wissen ist Macht, wie das Motto der Akademie zu Rabennest lautet - ich brauche dieses Wissen und einige Lektionen habe ich schon gelernt."

Magister Vermillion Aladrin lächelte erneut und Drakonia wusste auf einmal, dass sie bald Dinge bereuen würde.

"Dann fangen wir an, Verminaar. Das Buch, das du in Travien erhalten hast, steht dir zum Lernen zur Verfügung, aber du wirst nur das lesen, was ich von dir explizit verlangt habe zu lesen, und für Erklärungen und Praxis treffen wir uns zwischen den Ebenen, wo ich mich relativ frei bewegen kann. Du darfst schon in dem Buch nachschauen und hast eine Woche Zeit. Danach überprüfe ich deine neue Kenntnisse."

Drakonia schüttelte den Kopf.

"Ich dachte, anstrengendere Lehrer als Flammbart und Kadegar gäbe es nicht."

"Na, scheinbar hast du dich getäuscht, oder du hast die Zeit an Rabennest vergessen. Bis in einer Woche Zeit."

Er verschwand spurlos, genau so wie er aufgetaucht hatte. Drakonia sah sich um, auch wenn sie wusste, dass es nutzlos ist - er war nicht mehr da, und sie wollte ihm noch so viele Fragen stellen... Aber die Zeit dafür würde sie haben. Sie seufzte und machte sich auf dem Weg zurück zu Arkatoshs Haus. Sie hatte schon wieder Ziele vor sich und wusste was sie anstrebte.

Ich bin Kampfmagierin, egal ob an einer Schule oder selbst gelehrt, und Nekromanten und Dämonen werde ich verfolgen und bekämpfen. Ich bin lange genug die Beute gewesen. Jetzt bin ich eine Jägerin. Nicht der Weg, für den ich geboren bin, aber der Weg, den ich selbst gewählt habe. Und wenn diese ganze Geschichte eine Prüfung ist, werde ich die bestehen, wenn nicht - dann bin ich eben keine Schülerin mehr.

Ende Teil 1
« Letzte Änderung: 30. Dez 16, 11:41 von Drakonia Noximera »
Das Schwierigste nach einer Con - die Mitbewohner zu überzeugen, dass das arme, nasse, graue Ding, dass im Badezimmer hängt, eigentlich eine Cosplay Perücke ist und keine vergewaltigte Ratte.

"Das ist KEIN Kreis! Kehre diese KARTOFFEL sofort wieder weg!!!"

Offline Drakonia Noximera

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Antw:Das Exil - Drakonias Reise in den Mittellanden
« Antwort #1 am: 18. Jan 17, 18:37 »
Teil 2

Insel Avaral, nördlich von den Mittellanden,
Anfang 267 n.J.

Lodec Hellenweide, der Kapitän von Kupferkralle, sah sich genervt um. Die blöden Männer hatten noch nicht die Hälfte von den Kisten auf den Schiff gelagert, und in zwei Stunden sollte der Schiff schon abreisen. Die Fahrt sollte sowieso nicht die angenehmste werden, die er und seine Leute auf diesem Schiff erlebt hatten, warum sollten die Männer schon jetzt versuchen, ihn zu eskalieren... Der Morgen war viel zu kalt und windig, aber so weit nördlich war das nicht ungewohnt. Dass es aber den ganzen - nicht äußerst langen - Tag bewölkt sein sollte, machte ihm Sorgen. Nur das sollte nicht passieren, ein Wintersturm in offenem Meer gerade bei dieser Fahrt. Er schaute die große Zelle auf dem Deck, die gestern gebracht und befestigt wurde. Sie sah noch gruseliger als das Wetter. Seine stärkste Männer hatten sichergestellt, dass die Gitter nicht kaputt gehen konnten.

Dieses Ding will ich nicht auf meinem Schiff haben... Egal wie viel die Stadtskonzil bezahlt, dachte er, aber er wusste, dass er nichts mehr dagegen tun konnte. Außerdem war sein Schiff einer von den wenigen, die zu dieser Jahreszeit zur Insel kamen, und der einzige, der für den Auftrag täuglich war. Nichts würde passieren, hatten ihm die Stadtsvorsitzende, mit denen er geredet hatte, gesagt, aber das beruhigte ihn kein bisschen.

Torvald, sein Vertretungskapitän näherte sich an ihn. Sein Gesicht sah ungeduldig und gesorgt aus und Lodec gab ihm ein Zeichen zu reden.

"Die Zelle ist solid, Herr Kapitän. Nichts kommt da raus. Außerdem haben wir bewaffnette Leute dabei. Nicht viel kann schiefgehen."

"Es ist egal wie viel schiefgehen kann," schnaubte der Kapitän. "Solange die geringste Möglichkeit besteht, gehe ich davon aus, dass etwas schiefgeht."

"Herr Kapitän, wir sollen das Ding nicht alleine transportieren... Die Jägerin wird ja dabei sein und wird sich kümmern, wenn etwas vorkommt."

"Ach so, es ist eine Frau... es beruhigt mich kein bisschen, dass die dabei ist, Torvald. Sollte die ganze Armee des Imperiums dabei sein, ich will keinen verfluchten Dämon auf meinem Schiff haben!"

Ein bisschen zu spät um sich zu beschweren, Herr Kapitän, und außerdem bin ich nicht die geeignete Person dafür." Torvalds Gesicht wurde dann grimmiger und er seufzte. "Ich wollte Euch etwas mitteilen... Damit Ihr nicht überrasch seid, wenn sie kommt. Es ist eine Dunkelelfe, diese Jägerin."

"WAS?!"

"Naja, scheinbar..."

"Und der Stadskonzil hat das zugelassen?! Das kann ich mir nicht erklären... Zum Teufel. Das sollte ja noch sein... Drow, Druchii, was genau?" Der Kapitän war lange und weit genug gereist, um alles mögliche gesehen zu haben. Gegen Nichtmenschen hatte er nichts, solange sie auf der richtigen Seite standen. Dunkelelfen standen angeblich auf der falschen.

"Eine Adular. Mich wundert es auch. Die Leute auf Avaral würden jeden Elf als Morddrohung sehen, außer die Legenden von den Frostelfen weit weg im Norden, kennen sie ja nichts elfisches."

Der Kapitän seufzte und sah sich schnell um, um sicher zu sein, dass die besagte Person nicht hinter seinem Rücken stand. Glücklicherweise sah er keine Spur von ihr. Er schrie was zu einem Seeman, der gerade faullenzte, und wand sich wieder zu Torvald.

"Adular... Diese, die den Mond anbeten und Blut für ihn opfern. Das Volk, das nur Krieg schätzt, kein Mitleid kennt und mit sich überall Probleme bringt. Ich kenne diese Elfenart ja. Mich wundert es, dass diese Frau Dämonen jagt und nicht beschwört. Wobei, wenn ich mal bedenke wie weit die Adular für Wissen gehen würden, wette ich auf ein Gold, dass sie auch weiß, wie sie so etwas macht."

"Das wird eine interessante Reise sein, Herr Kapitän."

"Aye. Das wird sie."

Keine zehn Augenblicke vergingen, als er sie sah. Die Frau kamm zum Hafen alleine. In ihrer Hand sah man eine dicke metalle Kette, an wessem anderem Ende ein Wesen ging, dass nicht als gewöhnlich beschrieben werden konnte. Es sah wie ein Kind aus, nur dass es dünn wie ein Skelett war und auf vier Beine läufte. Seine Haut war weiß wie Mehl und darauf sah man den Netz von dünnen dunklen Blutvessel, die dünnen Haaren waren violett, auf seiner Stirn sah man Hörner und auf dem Rücken gab es zwei Flügel, die allerdings viel zu klein waren zum Fliegen. Mit seinem klingenspitzen Zähnen biß es die Kette, als die Frau es hinter sich schleppte.

Der Kapitän rannte der Holztreppe runter zu der Frau, Torvald hinter ihn. Er wollte mit ihr reden, bevor er ihr erlaubte, seinen Schiff zu betreten. Die Frau verstand scheinbar seine Absicht, da sie auf einmal still stand. Ihr Gesicht blieb im Schatten der Kapuze ihres kurzen Umhang, aber lange weiße Haare hängten bis zu ihrer Hüfte. Sie trug mehr Waffen als jeder von der Stadtwache, aber was der Kapitän gleich sah, waren das Buch, das an ihrem Gürtel gehängt war, der Kristall an ihrer Stirn und der Zauberstab an ihrem Rücken. Also auch noch magisch begabt. Das Kampfkleid, das er unter dem Umhang sehen konnte, war blauweiß.

Auf einmal wurde dem Kapitän klar, warum die Leute sie als Adular nicht verfolgt hatten. Sie hatten sie einfach nicht als eine Mondelfe erkannt. Adular hatten dunklere Haaren, trugen in der Regel violett und grau und trugen den Mondsymbol offen. Das war aber eine Eiselementaristin mit silberweißen Haaren. Die Menschen hatten gedacht, es sei ein Frostelf. Gegeben, dass sie vielleicht nie Elfen gesehen hatten, war so ein Fehler keine Überraschung.

"Seid gegrüßt, werte Dame. Ich nehme an, Ihr seid die Person, die dieses... hmm, Dämonenwesen eskortieren wird. Ich soll mich vorstellen, mein Name ist Lodec Hellenweide, der Kapitän von Kupferkralle."

Sie fasste seine gestreckte Hand nicht an, nahm stattdessen die Kapuze ab. Lodec hielt sich kaum auf, wegen der Erschreckung zurückzutreten. Elfenfrauen sahen normalerweise nett und freundlich aus. Dieser hätte man auf die Stirn grausam schreiben können und es wäre völlig angebracht. Auf ihrem Gesicht war keine Spur von Emotion, obwohl man erkennen konnte, dass sie nicht äußerst gut gelaunt war. Die grauen Augen erinnerten ihn an gefrorene Seen und in ihnen konnte er die versteckte Grausamkeit sehen. Die Narbe auf dem Wangenknochen sah zu gruselig auf dem Gesicht einer so jungen Frau (obwohl sie, für alles, dass er wusste, tausend Jahre alt sein konnte).

"Ich bin Drakonia aus Rabennest. So wendet Ihr euch sich an mich."

Der Kapitän musterte ein Lächeln auf seinem Gesicht, als aber kein entsprechendes Lächeln auf der Gesicht der Frau auftauchte, säufzte er und redete weiter:

"So, in anderthalb Stunden reisen wir ab. Sofern ich informiert wurde, sollen wir erstmals zur kleinen Insel namens Kavadya reisen. Richtig soweit?"

"Stimmt. Da ist, laut des Stadtkonzils, der Portal, durch den der Dämon zu dieser Sphäre gekommen ist. Nachdem ich ihn zurück zu seiner Heimat geschickt habe, segeln wir weiter." sagte die Frau mit ihrer kalten Stimme.

Wie gerne ich dich dort lassen würde... dachte der Kapitän, bekämpfte aber die Lust, seine Gedanken laut zu äußern.

"Wenn ich wissen darf, wo ist Eure Enddestination? Vielleicht wäre es bequemer für sie, wenn ich sie am nächsten Hafen lasse?..."

"Travien. Wenn Ihr hinsegelt, hätte ich nichts dagegen, mitzureisen. Ansonsten lasst Ihr mich in Anrea und ich erlegide mir den Transport selber."

Zu seiner Frustration, segelte der Kapitän zwar nach Travien.

"Gut... Ich hoffe alles verläuft unfalllos."

Der Dämon fing an, leicht zu knurren und bereitete sich vor, trotz der Kette nach vorne zu springen. Die Jägerin schlug ihn so kräftig auf dem Kopf mit dem Griff von ihrem Schwert, dass er zum Boden fiel und leise heulte. Die Elfe wand sich dann wieder zum Kapitän, als wäre nichts passiert.

"Das wird es. Ich soll jetzt den Dämon in die Zelle sperren."

"Dann folgen sie mir." Also der Dämon sollte jetzt den Schiff betreten. Er schimpfte in seinem Kopf.

Als die vier auf dem Deck waren, schub die Jägerin den Dämon in die Zelle und schließ diese mit einer Kette und danach noch mal magisch ab, dann hob sie einen Energiewall an jeder Seite der Zelle auf. Der Dämon knurrte eine Weile und fing an, die Gitter zu kauen. Ein Energiebolzen von der Frau warf ihn zum anderen Ende der Zelle und das Wesen heulte wieder. Lodec konnte sehen, dass es kein übermächtiges Wesen der Dunkelheit war. Es war ein Kind, dass Hühner und Schaffe gegessen hatte und scheinbar die Bewohner der kleiner Stadt genug erschrocken hatte, dass sie einen Dämonenjäger suchen. Die Zelle konnte das Wesen mit diesem schwachen Körper nicht brechen. Es konnte aber immer noch magisch begabt sein.

"Wie gefährlich ist er?"

"Es ist ein Kind voller Angst und Hass. Wie gefährlich so ein Wesen sein kann, kann ich leider nicht ermitteln, da eine Einschätzung falsch sein kann, weil alles von subjektiven Fktoren abhängt. Wenn es ausbricht, kann es mittlere Schaden verursachen, aber auf einem Schiff würde ich den Risiko nicht annehmen. Es bleibt in der Zelle unter meinem Aufsicht. Soll es allerdings Probleme verursachen, wenn ich nicht auf der Stelle bin, würde ich bitten, sofort geholt zu werden. Scheinbar ist er alleine durch den Portal auf Kavadya gekommen, in der Nacht auf einer vorbeifahrende Schiff gestiegen und auf Avaral weggelaufen und hat sich in der Gegend versteckt und die Leute von der Stadt terrorisiert. Ihn zu tötet wäre einfach, aber ich will nicht, dass seine Mutter durch den Portal kommt, um auf ihn zu suchen."

"Würden sie ihn töten, wenn es meine Leute oder die Waren bedroht?"

"Wenn es nötig ist, werde ich ihn töten, ja."

Sie sagte das, ohne irgendeine Spur von Reue oder Gnade zu zeigen. Dem Kapitän wurde in dem Moment klar, dass diese Frau nicht zu retten war. Wenn in der Zelle kein Dämon war, sondern ein Mensch oder ein Elf, würde sie ihn auch töten, ohne mit den Augen zu blinzeln. Lodec kannte sie zwar nicht und konnte nicht wisen, ob sie so geboren war, oder ihre Emotionen mit der Laufe der Zeit abgeschafft worden waren, aber er wettete, dass er sie nicht lächeln oder weinen sehen würde. Die Gleichgültigkeit einem Lebewesen gegenüber konnte aber nur gelernt sein.

Ein Bolzen in der Dunkelheit, dachte er. Das sollte genug sein, aber er hatte Angst, dass sie das überleben würde und er es danach bitter bereuen würde. Und sich mit dem Dämon auf einem Schiff befinden, ohne jemand, der einen Dämon bekämpfen konnte, wollte er nicht, egal wie harmlos der Dämon war. Er wand sich zu der Frau und seine Augen traffen ihren eiskalten Blick.

"Ich hoffe es wird keine Schwierigkeiten geben, Drakonia aus Rabennest. Ich werde nicht lügen, so ein Wesen auf meinem Schiff zu transportieren ist mir nicht gewohnt oder angenehm und ich werde keine Ruhe finden, bis es weg ist. Bitte, seien sie vorsichtig, dass es von der Zelle nicht rauskommt. Mit ein bisschen Glück sind wir in vier Tagen auf Kavadya."

Die Frau nickte. An ihrer Stelle würden andere lächeln, sie tat es aber nicht. Ihr Gesicht war immer noch eiskalt, die Bewegungen rasch und elegant, und der Kapitän wusste, dass die Jägerin völlig kampfbereit ist. Trotzdem war er unruhig. Sie war immer noch eine Adular - grausam, gnadlos und blutdurstig. Viele sagten, dass Leute sich ändern können, das glaubte er aber nicht. Egal wie lange man versuchte, änderte man sich nie komplett. Und er glaubte nicht, dass diese Frau anders gewesen sein konnte. Er sah einer von seinen Leuten, der gerade keine Kiste trug, und winkte zu ihm.

"Johann, zeig der Dame ihre Kajüte. Vielleicht möchte sie sich ein bisschen ausruhen."

Der auf einmal blass gewordene Seeman nickte und ging fort, gefolgt von der Frau. In seinen Schritten sah der Kapitän unversteckbare Angst. Torvald, der die ganze Zeit an seiner Seite gestanden und geschwiegen hatte, traute sich wieder zu reden.

"Schlimmer konnte es sein..."

Normalerweise hätte der Kapitän geschrien, wie immer, wenn er zornig war. Aber dieses mal sagte er so leise, dass nur Torvald ihn hören konnte:

"Mir tut der Dämon schon leid. So grausam kann man nicht sein."

Torvald nickte grimmig. Er konnte schon kaum auf den Moment warten, wenn diese gruselige Frau den Schiff verlassen würde.
« Letzte Änderung: 18. Jan 17, 18:49 von Drakonia Noximera »
Das Schwierigste nach einer Con - die Mitbewohner zu überzeugen, dass das arme, nasse, graue Ding, dass im Badezimmer hängt, eigentlich eine Cosplay Perücke ist und keine vergewaltigte Ratte.

"Das ist KEIN Kreis! Kehre diese KARTOFFEL sofort wieder weg!!!"

Offline Drakonia Noximera

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Antw:Das Exil - Drakonias Reise in den Mittellanden
« Antwort #2 am: 23. Jan 17, 22:43 »
Auf Meer

Drakonia schließ die Holztür hinter sich ab und setzte sich schwer auf das kleine Bett. Sie hatte es geschafft, den Leuten in der Stadt und auf dem Schiff den Eindruck zu hinterlassen, dass sie genauso emotionell war wie ein Stein. Die Grausamkeit zum kleinen Dämonenkind brauchte sie nicht zu erspielen - erstmals war sie immer noch in einer ziemlich bescheuerten Laune seit den Besuch im Spital der Lavinia und versuchte das überhaupt nicht zu verstecken und jemand sollte leiden - gab es dazu ein geeigneteres Opfer als ein Dämon? Und zweitens, den kleinen Mistkerl hatte sie eine ganze Nacht in der Kälte beschleichen sollen, und ihn zu fangen, obwohl er noch zu jung und relativ widerstandsunfähig war, hatte sich wegen seiner Schnelligkeit nicht kinderleicht gezeigt. Eine Wunde von seinen Krallen, zwar nicht tief, aber dennoch nervend, trug sie an ihrem Unterarm. Das Wesen war so erschrocken, dass es nicht mehr klar denken konnte. Und wer wusste schon wie gefährlich ein Kind voller Hass und Panik und von seiner Familie weggezogen, sein konnte, wenn nicht sie?

Sie nahm ihre Umhänge ab, ließ den Dimensionsbeutel, in dem sie ihre Sachen transportierte, neben sich, setzte den Schwertgürtel ab und legte sich auf den Rücken für eine kurze Weile. Ihre Knochen tan weh von der Erschöpfung und von der Kälte. Sie hatte zwei Nächte nicht geschlafen und war am Ende ihren Kräften, obwohl sie sich Mühe gab, das nicht zu zeigen. Immerhin konnte sie sich einige Stunden Schlaf gönnen - der Dämon war müder als sie und würde nicht versuchen, wegzurennen. Ihre Energiewällen würden bis Sonnenuntergang halten - sie sollte nur zuvor aufwachen.

Drakonia nahm ihre Stiefel ab - wobei vier Messer, zwei Fächer, ein Langdolch und ein Fläschchen zum Boden fielen - legte den Beutel vom Bett auf dem Boden und legte sich bequemer hin. Ein Moment danach entschied sie sich um, nahm eine Messer unter den Kissen und legte sich wieder hin. Die Kajüte war klein und ziemlich dunkel, aber sie war seit Jahren nicht mehr besonders empfindlich. Einmal hatte sie in einem Schloss gewohnt, die feinsten Kleidung gehabt, die edelsten Gerichten gegessen, aber inzwischen hatte sie sich angewohnt, auf dem Boden im Wald zu schlafen, grobe Stoffe zu tragen und sich auf Brott und dünne Suppe zu ernähren. Auf inkognito Reisen ging es oft nicht anders, auf Jagd noch weniger. Sie hatte zwar genug Gold um sich bequemere Reisen ermöglichen zu können, dachte aber immer, dass es unklug ist, Aufmerksamkeit auf dieser Weise zu ziehen. Auf dem Boden zu schlafen statt in einem edlen Gasthaus machte ihr ja nichts aus. Ein Jahr lang hatte sie in einem Zimmer ohne Fenster gewohnt - wenn sie das ertragen hatte, konnte sie alles ertragen.

Das war nicht der erste Fall, den sie alleine aufgenommen hatte. Sie war trotzdem stolz, dass sie nach den Geschehnissen in den letzten Monaten das geschafft hatte. Es war zwar kein äußerst starker Dämon, ihre Lehrer hätten wesentlich weniger Zeit gebraucht, ihn zu fangen. Aber letztendlich war sie diejenige, die ihn gefangen hatte. Und sie hatte festgestellt, dass es ihr gefiel zu arbeiten, ohne ihre Lehrer in der Nähe zu haben. Sie durfte alleine entscheiden, wie sie vorgehen würde, und wenn sie einen Fehler machen würde, wurde sie von keinem kritisch angeschaut, als dumm bezeichnet, an alle schlechte Entscheidungen in ihrem Leben erinnert und in den hinteren Reihen geschickt, damit irgendwelcher fortgeschrittener Schüler oder Adept sich um das Problem kümmerte, für den sie sich den Kopf zerbrochen hatte, eine Lösung zu finden.

Sie seufzte genervt und entschied sich, an etwas anderes zu denken. An das Lernen mit ihrem Großvater, das so weit gut verlief. Sogar besser als vor Jahren in der Akademie zu Rabennest, wo sie zum allerersten Mal angefangen hatte, Magie zu erlernen. Der Anfang war nicht leicht gewesen. Schließlich war sie damals immer noch ein Kind und dort leben zu lernen hatte einige Zeit gebraucht. Sie erinnerte sich immer noch an den Tag, als sie Rabennest zum ersten Mal betrat. Sie wurde von Leuten empfangen, denen es egal war, dass sie von einem adligen Haus stammte und dass ihr Großvater der Prorektor der Akademie war. Sie durfte ihre edle Kleidung nicht tragen, stattdessen wurden ihr einfachen Schülerroben gegeben, die so grob waren, dass sie das Gefühl hatte, dass sie ihre Haut beißen. Sie sollte sich angewöhnen, nachts zu schlafen und tagsüber wach zu sein, was sie bis damals nie getan hatte. Sie hatte gefühlt tausende Aufgaben jeden Tag erfüllen sollen und durfte nichts vergessen. Sie hatte mehrmals wegrennen wollen, aber die Angst vor ihrem Großvater war viel zu groß. Neben der Magieausbildung, wurde sie auch zur Kampffeldchirurgin ausgebildet - ihr Großvater glaubte, dass es für einen Kampfmagier nur vom Nutzen sein konnte, sich auf die Verwundeten nach einer Schlacht kümmern zu können. Zum Lernen gab es viel, aber zufrieden mit der Ausbildung dort war sie immer noch. Theoretisch konnte sie zu der Akademie zu Rabennest immer noch zurückkehren und ihre Meisterprüfung dort absolvieren, wollte im Moment aber erstmals Ruhe haben. Sie war nicht sicher, ob sie wieder Schülerin sein wollte. Sie fühlte sich nicht als Schülern und so eine Rolle aufzunehmen fiel ihr mit der Zeit immer schwieriger. Das einzige, was sie davon aufhielt, ihre Prüfung zu machen, war, dass sie noch keine eigene Schüler aufnehmen wollte.

Sie seufzte erneut. Die Aufgabe war noch nicht abgeschlossen, bis der Dämon nicht in seiner Heimatebene war. Exorzieren konnte sie ihn nicht und keiner in der Nähe konnte das für sie tun, deshalb sollte sie ihn zum Portal bringen. Sie sollte auch verhindern, dass andere Dinge vom Portal rauskamen - das würde sie mit Schutzrunen machen. Sie waren viel effizienter, wenn eine längere Wirkung erwünscht war.

Sie hatte ihre Theorie wie der Dämon auf Avaral gelandet war - das Wesen hatte zwar Angst vor salzigem Wasser, aber das Meer sollte es ja nicht alleine überqueren - oft passierte es, das vorbeifahrende Schiffe für die Nacht oder wegen Gewitter an Kavadyas Ufer ankerten. Der Dämon war scheinbar unbemerkt eingestiegen und hatte sich versteckt. Weil er Angst vom Wasser hatte, war er während der ganzen Fahrt ruhig geblieben. Er hatte den Schiff möglichst schnell verlassen, als der auf Avaral ankerte, und war zum Wald gerannt und hatte die Gegend terrorisiert. Drakonia wusste nicht, ob andere Dämonen auf Kavadya frei rumläuften, war aber mindestens ruhig, dass sie die Insel nicht verlassen konnten, bis sie zu fliegen lernten. Ältere waren durchaus in der Lage, das zu tun - diese Art hatte ja Flügel - aber sie war ziemlich sicher, dass sie es wissen würde, wenn erwachsene Dämonenwesen durch die Gegend flogen. Sie erinnerte sich müde daran, später mal einen Beitrag zu dieser Dämonenart in ihren Notizbuch zu verfassen - Informationen zu dem, was sie alles traff und bekämpfte, waren immer das Sammeln wert. Dokumentieren musste sein, Reiseberichte sollten geschrieben werden... Ob sie von jemandem gelesen würden war eine andere Geschichte...

« Letzte Änderung: 23. Jan 17, 22:47 von Drakonia Noximera »
Das Schwierigste nach einer Con - die Mitbewohner zu überzeugen, dass das arme, nasse, graue Ding, dass im Badezimmer hängt, eigentlich eine Cosplay Perücke ist und keine vergewaltigte Ratte.

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Offline Drakonia Noximera

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Antw:Das Exil - Drakonias Reise in den Mittellanden
« Antwort #3 am: 23. Jan 17, 22:44 »
***

Sie hatte das Gefühl, dass keine zwei Augenblicke vergangen wären, als sie ein Klopfen an die Tür hörte, als sie sich aber umsah, merkte sie, dass es im Zimmer dunkler geworden war - durch das kleine, runde Fenster kam so wenig Licht, dass sie gleich wusste, dass sie zu lange geschlafen hatte. Glücklicherweise hörte sie keine panischen Schreien auf dem Schiff und ging davon aus, dass der Dämon sich noch in seiner Zelle befand. Es war aber Zeit, die Energiewällen erneut auszuzaubern. Sie zog sich schnellstmöglich an und ging zur Tür. Bevor sie diese aufmachte, ließ sie ihren Gesichtsausdruck wieder zu Eis werden und traf mit kaltem Blick die Augen von Torvald, der vor ihr stand.

"Uhm, entschuldigt, dass ich störe, werte Dame. Ich wollte lediglich feststellen, ob Ihr sich gut fühlt. Ihr habt den ganzen Tag gefehlt und ich und der Kapitän haben uns schon Sorgen gemacht..."

"Alles in Ordnung, und selbst?", antwortete Drakonia mit ihrer kalten, etwa unfreundlichen Stimme. "Auf dem Deck kann ich nicht meditieren und meine Kräfte brauchte ich zurück. Gibt es Probleme mit dem Dämon?"

"Nein, meine Dame, der hat uns keine Kopfschmerzen bereitet. Er hat sich in die Ecke geduckt und wackelt. Wie gesagt, ich wollte nur sicher sein, dass alles mit Euch in Ordnung ist."

Und für sich langsam feststellen, dass ich nicht so gruselig bin, wie ich mich verstelle, dachte sie. Wird aber nicht klappen, Rundohr.

"Ich muss mich trotzdem um den Schutz kümmern." sagte sie laut und ging an ihn vorbei, ohne ihm einen Blick mehr zu schenken. Der Vertretungskapitän folgte ihr, sie konnte seine Schritte hinter sich hören. Dass er nervös ist, spürte sie deutlich und es gefiel ihr ein bisschen, dass sie Leute dazu bringen konnte, sich etwa unkomfortabel zu fühlen. War bestimmt etwas, dass sie ausnutzen konnte. Als Schülerin war ihr solches Verhalten nicht gestattet und nun genoss sie jede Sekunde davon. Sie wusste, dass es ihren Bekannten nicht gefallen würde.

Na, und? Ich bin nicht ohne gute Gründe oder auf einmal so geworden und ich werde mich nicht entschuldigen für das, was ich bin. Wäre ich anders behalndelt, wäre ich anders geworden. Ich habe gesehen, wohin mich Emotionen und Vertrauen in anderen Leuten gebracht haben. Ja, alle hatten Recht, ich bin selber schuld... Ich habe mir erlaubt, Leuten zu zeigen, wie unsicher ich bin, ich habe mich viel zu billig verkauft und habe viel zu viel zu Herzen genommen. Nie wieder.

Eine leise Stimme in ihr versuchte zu protestieren, dass Drakonia selbst zu Lyra und Firas gesagt hatte, dass sie Angst hatte, eines Tages emotionslos zu werden - aber die Stimme erstickte unter dem Gedanke, dass Angst nur dan besiegt werden konnte, wenn man sich gegen sie stellte. Aber Drakonia wusste nicht, ob sie diesen Kampf nicht verloren hatte. Sie hatte realisiert, wer sie war, was ihre Zielen waren, hatte die neue Freiheit zu schätzen begonnen und hatte für anderthalb Monaten mehr gelernt, als für ein Jahr - aber sie hatte sich nicht dagegen gestellt, dass sie ihre Emotionen und Gefühle langsam zu verlieren begann und dass ihr einige Dinge und bestimmte Leute egal wurden. Sie hatte die Angst nicht bekämpft. Sie hatte sie einfach wilkommen gehießen, umarmt und am Ende fühlte sie keine Furcht mehr, weil ihr die Freiheit von Emotionen gefiel. Aber es war egal. Die Erinnerungen brachten keine Tränen mehr mit sich. Die Worte von anderen Leuten machten ihr nichts aus. Alle Gedanken, die sie von ihren Zielen aufhielten, waren weg. Und die Götter gnaden denjenigen, die den Unglück haben würden, sie lächeln zu sehen, denn ein Lächeln, bei dem die Augen eiskalt blieben, konnte nichts anderes sein als ein Versprechen für kommende Schmerzen.

Der Dämon saß in der Ecke der Zelle und seine Augen waren zugedrückt. Drakonia konnte seine reine Panik vom salzigen Wassen fühlen. Dazu noch die Angst vor ihr - sie wusste, dass er keine Probleme bereiten würde, sonst hätte sie nicht so lange geschlafen. Sie wartete noch einige Augenblicke, bis ihre Energiewällen gefallen waren und hebte neue auf. Das Wesen in der Zelle schaute sie mit reiner Hass an, versuchte aber keinen Widerstand zu leisten. Soweit sie es analysiert hatte, hatte sie keine magische Begabung festgestellt. Der Dämon war schnell und konnte Haut und Fleisch mit seinen Zähnen zerreißen, ansonsten war er ziemlich harmlos. Eine Wunde von seinen Krallen trug sie am Unterarm und nachdem sie ihn gefangen hatte, hatte sie ihn bewusstlos geschlagen und seine Krallen abgeschnitten. Sie hatte sich kaum aufgehalten, seine Zähne kaputt zu machen - sie wusste nicht, ob sie wieder wachsen würden und behindern sollte sie das Wesen nicht. Es sollte zurück nach Hause gebracht werden und so erschrocken, wie es von ihr war, würde es nun zweimal überlegen, wenn es noch mal durch das Portal gehen wollte. Hätte sie es aber getötet, würde seine Mutter eine Suche unternehmen und Drakonia hatte keine Lust, sich mit ihr anzulegen.

Die Energiewände standen fest wie physische Mauer und Drakonia warf noch einen warnenden Blick zum Dämon, bevor sie zum Rand des Deckes ging und sich gegen den Wind stellte. Ihre lange Haare wellten wild wie eine Fahne hinter ihr. Der Wind schulg wütend nach ihr und sie begrüßte ihn mit einem steinigen Gesicht. Am Horizont sah sie keine rote Wolken mehr. Der Himmel war nicht klar geworden und sie konnte keine Sterne und keinen Mond sehen. Sie hörte leise Schritten hinter sich, wand sich aber nicht um und ließ schweigend den Kapitän einige Augenblicke neben ihr stehen.

"Ich dachte Ihr würdet bei der Zelle bleiben." sagte er am Ende. Keine Unsicherheit war in seiner Stimme zu erkennen.

"Das ist nicht nötig. Wie Ihr sehen könnt, ist der Dämon im Moment harmlos genug, dass er in Ruhe gelassen werden kann. Ich habe mich gekümmert, dass er sich nicht befreit, aber sollte er wegrennen, wird er in irgendeine Ecke hocken und vor Panik zittern. Diese Art hat Angst vor salzigem Wasser."

"Ich werde Euer Wort dafür nehmen. Enttäuscht mich nicht, Drakonia aus Rabennest. Ihr wäret nicht die erste Dunkelelfe, die ich gerne von ihrem Kopf befreien würde, wenn sie auf enmal versucht, einen Dämon gegen mich zu schicken."

Drakonia lachte harsch.

"Eure Drohung werde ich ignorieren. Aber, bitte sehr, Dunkelelfe... Ihr habt keine Ahnung von meiner Art, Herr Kapitän."

"Doch, ich kenne euch Adular. Euch ist nur Krieg heilig und eure Kinder besitzen schon zwei Tagen nach der Geburt ihre ersten Messer und Pfeile - und wer versucht, euch von euren Waffen zu trennen, verwandelt sich in dem Augenblick in einem Feind, den ihr dann bei erster Gelegenheit erledigen würdet. Ihr bettet einen Mondgott an, der für Krieg, Blut und Macht steht. Ihr opfert eure Priester für ihn und seine Schattenarmeen folgen euch im Kampf. Die andere große Leidenschaft von euch ist die Wissenschaft und deswegen machen viele den Fehler, euch unter den Hochelfen einzuordnen, aber die Wissenschaft nutzt ihr dann um Macht zu erlangen. Ich habe mehrere von euren Art getroffen und keiner hat mich überzogen, dass ihr etwas anderes als Bestien seid. Ihr habt dieser Welt einen ausgiebigen Anzahl von Dämonenbeschwörer, Nekromanten, Berserker, Dunkelheitskrieger, Kultisten und Chaoten geschenkt. Ihr selbst habt es geschafft, Leute zu überzeugen, dass Ihr auf der richtigen Seite steht - und mag sein, dass Ihr das wirklich tut, ich kann es nicht wissen - weil Ihr eher wie eine Eiselfe aussieht, aber ich werde Euch versichern, dass ich nicht zulassen werde, dass Ihr lebt, wenn es sich stellt, dass Ihr doch genau so seid wie Euer Volk. Bedenkt bitte, dass Ihr alleine seid und ich meine Leute dabei habe."

Drakonia wand sich zu ihm und traf seinen Blick. Dieser scherzte nicht, aber so dumm konnte er doch nicht sein, um ihr seine Karten offen zu zeigen.

"Ich bin Kriegerin, Magierin, tief glaubend und seit Kindheit ausgebildet, kämpfen und zaubern für Erlangen von Macht einzusetzen. Und dazu bin ich noch Renegatin. Mir ist der Krieg heilig, das stimmt. Aber Ihr scheint zu übersehen, welcher Krieg genau. Ich bin Dämonenjägerin, Herr Kapitän. Wir beide stehen auf derselben Seite. Ich habe dieses Leben gewählt, obwohl andere Möglichkeiten vor mir gestellt waren. Wenn Euch das nicht überzeugt, ist das Problem ganz alleine euers. Ich jage Nekromanten und Dämonen und ich habe gegen Chaos und mehrere Kultisten gekämpft. Wie wir geboren werden, können wir nicht auswählen. Wir entscheiden aber über unser Leben. Wenn wir zu lange gegen unsere Natur gehen, bleiben am Ende Narben, kaputte Lächeln, Zynismus und Bitternis. Das ist der Preis, den wir für unsere Überzeugung und unsere Besinnung zahlen müssen. Jeder von uns hat diesen Preis irgendwann mal bezahlt, auch Ihr."

Drakonia fluchte in ihren Gedanken. Sie hatte sich erlaubt, den Schmerz in ihrer Stimme auftauchen zu lassen,. Sie sollte mehr üben. Dennoch blieb Hellenweide für eine Weile wortlos und schaute in die Ferne.

"Soll ich feststellen, dass Ihr doch auf der falschen Seite steht, richte ich meine Armbrust gegen Euch schneller, als Ihr eure Waffen ziehen könnt."

"Sollte sich das feststellen, werde ich Euch persönlich bitten, das zu tun. Aber für die Verbrechen meines Volkes werde ich mich nicht entschuldigen, noch werde ich von Euch verlangen, dass Ihr Euch entschuldigt, dass die Menschen die Adular fast komplett vom Gesicht der Welt weggewischen haben und dazu getrieben haben, diese Kultur aufzubauen. Damit man schlägt, soll man geschlagen worden sein. Jede Tat hat eine Konsequenz und ich dulde keine Leute, die erwarten, dass ich Konsequenzen trage, ohne dass sie bereit sind, das selbst zu tun."

"Also mit einfachen Worten - Ihr betrachtet meine Worte als Beleidigung?"

"Da Ihr mich nicht gut genug kennt, würde ich mal raten, dass entweder Ihr Gedanken lesen könnt, oder dass meine Stimme mehr gesagt hat als meine Worte. Nun, ich betrachte als Beleidigung jedes Zeichen von unangebrachtem Misvertrauen von Leuten, denen ich versuche zu helfen. Aber mit einer Erscheinung und einer Beschäftigung wie meine, ist das eher Alltag. Und ich habe feststellen können, dass es in so einem Fall nützlicher ist, mehre Waffen als die gesamte Stadtwacht eines mittelständigen Dorfes dabei zu haben, als zu hoffen, dass man irgendwann mal beliebt wird. Leute werden immer ihre Vorurteile haben. Ihr dürft an dem glauben, was Ihr wollt. Was ich dafür machen kann, ist nur Euch keinen Grund zu geben, am Ende dieser Reise von mir immer noch das zu halten, was Ihr im Moment haltet."

"Woher wisst Ihr, was ich von Euch halte? Ich halte Euch für eine in ihrer Beschäftigung fähige Person."

"Und eine Dunkelelfe."

"Das seid Ihr doch. Es ist egal was ich darüber denke, meine Meinung würde nichts an der Tatsache ändern, dass Ihr eine seid."

"Adular sind Hochelfen, Herr Hellenweide. Lasst uns diese Diskussion beenden. Ihr hinterlässt mir keinen Eindruck, dass Anthropologie Eure Stärke ist." Drakonia sollte an Meredin denken, der ihr seine Überzeugung in die Nase geschoben hatte, dass Elfen und Orks verwand seien.

Der Kapitän seufzte und lachte belustigt.

"Immer diese Magier. Ihr sollt uns einfachen dummen Sterblichen immer klar machen, dass wir von nichts Verstand haben."

"Glaubt mir, das tun Magier auch andere Magier entgegen."

Besonders scheinbar wehrlosen Schülern entgegen., dachte sie. Und eines Tages stehen die Schüler am Deck eines Schiffes, reden mit dem Kapitän und hinter ihnen sitzt in einer Zelle ein von ihnen gefangenen Dämon. Und die Schüler haben die abschätzende Behandlung überlebt, haben mehrere Beleidigungen wortlos erlitten, haben ihre eigene Kämpfe durchgeführt, neue Narben gesammelt, neue, bittere Lektionen gelernt, und sie stehen gegen den Wind und denken, dass sie überlebt haben, was ihnen keiner zugetraut hat. Und sie mögen bereuen, dass sie so viel verschwiegen haben, aber diesen Weg gewählt zu haben bereuen sie nicht. Irgendwo weit weg hinter ihnen sind alle Leute und Situationen geblieben, die ihnen Schmerz gebracht haben. Aber die ehemaligen Schüler stehen immer noch und sind am Leben.

"Was ich für Wort- und Zeitverschwendung halte. Vielen Problemen wäre schneller eine Lösung gefunden, wenn Magier weniger Zeit in Stäben vergleichen investieren würden."

Drakonia lachte unlustig.

"Jeder Magier kann in seinen eigenen Art und Weise nützlich sein. Womit ich nicht zufrieden bin ist lediglich, dass Kampfmagier von anderen Magiern als zweite Klasse betrachtet werden, obwohl sie über dasselbe theoretische Wissen verfügen."

"Dafür kann ich nichts tun, werte Dame. Ich hab eure Akademien und Gilden immer als brüllende Bienenstöcke betrachtet. Gelehrte Leute machen sich das Leben und das Leben von anderen viel zu schwer. Ich bin lediglich ein Seemann, und ich bin frei wie der Wind. Ich verstehe nichts von Wissenschaft und Macht würden mir die Götter wohl nie schenken, aber alle Götter und alle Teufel seien mir Zeugen, ich würde meine Freiheit nicht für Macht oder Anerkennung austauschen."

Da haben wir etwas gemeinsam, Herr Kapitän.

"Das ist eine Entscheidung, hinter der auch viel Weisheit steht. Wenn Ihr nichts bereut, dann habt Ihr ein gutes Leben geführt."

"Oh, nee, Ihr versteht mich falsch. Bereuen tue ich viele Sachen in meinem Leben. Bloß ist meine Freiheit nicht darunter."

"Dann verlieren meine Worte nicht an ihre Wahrheit."

Drakonia seufzte und schaute mit eiskaltem Gesicht in die Dunkelheit vor sich. Das Meereswasser erschien schwarz wie die ewige Leere und der Himmel war so dunkel, dass man schon das Gefühl hatte, die Dunkelheit würde die Lichter der Schiffslaternen ersticken und verschlucken. Aber sie hatte keine Angst von der Finsternis. Es war ihe Arbeit, wenn andere von der Dunkelheit flohen, in sie zu tauchen und für alle zu kämpfen, die Schutz brauchten, und in ihrem Herzen noch ihrer Wahrheit zu folgen. Und jetzt, als sie alleine stand, war es nicht anders geworden. Mit ihrem Schwert, ihrem Stab, alle Doche und Zaubersprüche in ihrem Kopf, stand sie fest gegen dem Nachtwind, und stand weiter fest dagegen, als die große Laterne vorne am Deck erlosch und der Dämon in der Zelle hinter ihr plötzlich voller Hoffnung und Freude schrie.

Die Luft über den Schiff zischte und ein anderer Schrei antwortete dem ersten.
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« Antwort #4 am: 05. Feb 17, 17:26 »
***

Der Schiff geriet nicht in Panik, wie Drakonia erwartet hatte. Dar erste, der auf seine Armbrust zugriff, war der Kapitän. Er zielte auf den fliegenden Dämon, verpasste ihn aber knapp. Noch ain paar Bolzen wurden auf den Dämon gerichtet.

Drakonia selbst brauchte ein paar Sekunden für ihre Zauber, dann flog ein Energiebolzen zum Dämon. Das Wesen wurde von dem Spruch und von einigen Bolzen getroffen, scheinbar tan diese ihm nicht viel aus. Es wollte sich anscheinend noch nicht zu sehr an den Schiff nähern, aber Drakonia wusste gut genug, dass sie weniger Augenblicken hatte. Ihre Gedanken läuften wild in ihrem Kopf.

Das sollte die Mutter sein, sie war doch durchs Portal gekommen, um ihr Kind zu finden. Drakonia wusste nicht, ob die Dämonenfrau zurück zu ihrer Dimension gehen würde, wenn sie das Kind wieder hatte - konnte sein, dass sie erstmals alles in der Gegend vernichten wollen würde. Während sie in der Luft war, waren Waffen nicht besonders nützlich und Magie sollte stärker sein, um dem Dämon Schäden zu verursachen. Er hatte Angst nur vom salzigen Wasser... Moment mal.

"Herr Kapitän, wäscht die Bolzen im Wasser, bevor ihr schießt!" schrie sie. Ob jemand ihr Befehl folgte, hatte sie keine Zeit zu sehen. Sie war schon konzentriert in dem, was sie vorhatte. Salziges Wasser fror viel schwieriger zu. Ein Eisball vom Meereswasser zu erschaffen kostete ihr viel mehr Energie und sie Wustte, dass sie vermutlich nur eine Chance haben würde - bevor sie wieder zauberte, würde der Dämon sie schon angreifen. Eis funktionierte anders als andere Elementen. Meereswasser zu benutzen war schwierig, weil sie keine Wasserelementaristin war, aber Salz konnte, streng genommen, als Komponente vom Tod gesehen werde - Pflanzen, die man mit salzigem Wasser goß, starben; in zu salzigen Gewässern lebte nichts; diese Dämonenart hatte Angst vor Salz. Sie baute die Strukturen, nach denen der Zauber wirken würde, in ihrem Kopf auf und bittete ihre Göttin für nur noch einige Sekunden, um den Zauber zu richten und frei zu lassen.

OT: Wird noch fertig geschrieben, bitte um Geduld.
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« Antwort #5 am: 05. Feb 17, 21:56 »
Teil 3

Rabenfels, 267 n.J.

Der Himmel brannte bei dem Morgenrot. Der Regen von der vergangenen Nacht hatte aufgehört und die Luft war nicht mehr so kalt wie am Abend. Drakonia hielt endlich auf nach ein paar Stunden unterwegs. Sie hatte das Dorf und die Taverne mitten in der Nacht verlassen und hatte ein Zettel für Arkatosh gelassen.

"Ich möchte einige Tagen alleine reisen, um meine Gedanken zu ordnen. Du kannst mich zu jeder Zeit nachverfolgen, persönliche Gegenstände von mir hast du ja genug. Lass mich allerdings ein paar Tage allein. Deine Verminaar.

Was sie im Möment brauchte, waren Einsamkeit und Zeit. Andere Leute brauchte sie nicht. Sie hatte das Gefühl, dass jeder, den sie zu nah an sich gelassen hatte und dem sie vertraut hatte, sie enttäuscht oder verraten hatte. Alleine konnte sie genauso gut auskommen, wie mit anderen an ihrer Seite.

Die Nekromantin ist tot. Etwa schmutzig, nicht so elegant wie ich es wollte und sie hat viel zu viel geredet, aber dennoch ist sie tot.

Sie hatte zusammen mit einer Gruppe Söldner gearbeitet, die auch Zeit gebraucht hatten, um ihr zu vertrauen. Und jedoch brauchten sie nur einen Kampf mit ihr an ihrer Seite, um sich zu vergewissern, dass sie tatsächlich an ihrer Seite stand, kein ganzes Jahr. Sie hatten sie mit Respekt behandelt und hatten selbst Respekt von ihr bekommen. Sie hatten ihr zugetraut, ihren Plan einzusetzen und am Ende hatten sie zusammen Erfolg gehabt - die Söldner hatten den Champion der Nerkomantin besiegt und Drakonia hatte die Nekromantin getötet. Würden die Söldner nicht so weit weg verreisen müssen, würde sie gerne einige Zeit mit ihnen reisen.

Es war nicht Atos. Aber es war ein Anfang.

Am Anfang hatte sie sich gewundert wie ihre ehemaligen Lehrer handeln würden. Ob sie das oder jenes gemacht hätten, wie sie etwas gemacht hätten, was sie nicht tun würden. Aber langsam wunderte sie sich immer weniger. Und am Ende, als die Nekromantin mit erlöschende Augen gegen ihre Schulter gefallen war, um sich Sekunden danach in Asche zu verwandeln, wurde ihr klar, dass es völlig egal war, was Lyra, Kadegar oder Flammbart getan hätten. Sie waren nicht da. Drakonia musste sich jetzt alleine um Dämonen und Nekromanten kümmern und ihre Lehrer hatten ihr die Grundlage gegeben. Und nach der vergangenen Nacht war ihr klar geworden, dass sie nicht mehr Schülerin sein können würde. Schüler konnten nicht völlig alleine reisen und Probleme lösen, für die erfahrene Leute auserwählt wurden. Sie war alleine gelassen worden, weggetrieben, mit der Hoffnung, dass sie nicht mehr zurückkehrt und keine Probleme mehr bereitet - aber sie war am Leben, weg von jenem Ort, jagte die Dinge, die ihr Leben einmal zerstört hatten und nun durfte sie den Morgenrot noch einmal sehen. Es fühlte sie gut an.

"An deiner Stelle würde ich nie zurück gehen. Sie haben dir mehrmals gezeigt, dass du nie richtig eine von ihnen sein wirst. Was für Freunde lassen einen im Stich, schlimmer noch, schicken einen in den Tod? Und wenn sie eines Tages deine Hilfe doch brauchen und zu dir kommen... Zeige ihnen den Rücken." wurde ihr den vergangenen Abend gesagt. Sie sollte zugeben, irgendwie dachte sie teilweise auch so. Letztendlich, hatte sie für die ganze Mühe im vergangenen Jahr das Missvertrauen und die erwünschte Übergabe ohne Waffen an die Inquisition verdient? Aber ein anderes Gedanke gab es noch in ihrem Kopf - sie konnte die Freunde, die sie gefunden hatte, nicht einfach so lassen. Sie hatte Hilfe zu Kydora versprochen. Sie schuldete Lyra und Kadegar immer noch einige Worte und vielleicht eine Entschuldigung. Sie schuldete den Leuten, die ihr geholfen hatten, eine Danksage und es gab auch einige, die ihr nicht völlig egal geworden waren. Sie wusste, dass sie eines Tages zurück gehen würde. Mindestens ihre Versprechen musste sie halten und ihre Schulden ausgleichen, aber ob sie wieder jemandem vertrauen würde, konnte sie im Moment nicht sagen.

Bisher hatte sie jeder, dem sie vertraut hatte, zu der Gnade der Bestien gelassen, bis sie selbst eine geworden war. Jede Enttäuschung, jeder Verrat trieben weiter die Mitleid und die Gnade von ihr aus. Der Untersched zwischen sie und die Dinge, die sie jagte, wurde Tag für Tag schwieriger zu erkennen. Weniger verloren als zuvor war sie nicht. Sie hatte alle Hoffnung verloren, dass der Kampf mit ihr selbst je enden würde. Alleine gelassen, eine verfluchte Renegatin, die nun diesen Krieg führen musste. Sie war nicht fertig damit. Und es gab nur ein Ding, dass sie mit Sicherheit wusste.

Sie schaute in die grobe Richtung, in der sich Montralur befinden sollte und sagte mit ihrer kalten Stimme: "Meinen Weg könnt ihr jetzt nicht mehr bestimmen. Die Zeit, als ich andere zugelassen habe, mir zu befehlen, ist vorbei."

Der Himmel wurde mit der Zeit langsam blau, aber die Luft war immer noch kalt. Drakonia konnte die ironische Ähnlichkeit zu diesem Abschnitt ihres Lebens nicht ignorieren. Eine dunkle Nacht voller Regen hinter ihr, dan ein neuer Anfang, den brennende Zorn und Wut färbten, gefolgt von einem klaren Himmel, aber fiesem und kaltem Wetter.

Sie wunderte sich, was sie noch erwartete. Das einzige, was sie geplant hatte, war mit Kydora zu reden und ihr ein Brief zu geben mit der Bitte, den zu Lyra und Kadegar zu bringen. Was Atos betraf, hatte sie Informationen über Liche gesammelt und mit Leuten geredet, die schon welche besiegt hatten. Und sie hatten ihr einige Ideen gegeben.
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« Antwort #6 am: 16. Mär 17, 02:20 »
***
eine Woche später

"Du hast die Aufgabe gewählt. Stell dich vor uns!"

Die drei Kultisten wirkten nicht wie die Szivariten, die sie schon gesehen hatte. Sie betteten letztendlich ein Wesen an, das Gleichgewicht bringen würde. Sie durfte eigentlich gar nicht gegen sie kämpfen. Aber wenn ihr Herr sich befreite, würde er das Gleichgewicht aufbauen, indem er die Leute vom Raststatt tötete, und das konnte sie nicht zulassen. Es war nicht das erste Mal, als ihre Prinzipien in Frage gestellt wurden; und solche Momente formten in der letzten Zeit ihre Lebensphilosophie und Arbeitsweise, da sie jetzt eigenen Prinzipien aufbauen und folgen durfte und auch wollte.

Sie stand vor den drei mit ihrem Schwert und ihren Langdolch in den Händen. Angst um sich hatte sie nicht. Sie überlegte schon, wie sie drei Gegner auf einmal bekämpfen sollte. Einige Leute hinter ihr stellten sich zu ihrer Seite, aber bevor sie diese zurückschicken konnte, rief der eine Kultist:

"Sie wird alleine kämpfen!"

Sie schaute ihn mit eiskaltem Blick an und rief entgegen:

"Ich stehe alleine und wer entgegen kommt, gnaden ihm die Götter!"

Seit einiger Zeit war das das Motto, nach dem sie lebte; diese Worte waren zu ihrem Credo geworden. Sie folgte nun diesen Worten, nicht mehr dem Motto der Schattenwall.

"Das werden wir wohl sehen."

Der erste Schlag mit einer Mordaxt brach ihren Kampfschutz und verletzte ihren Oberarm, obwohl nicht so schlimm, wie sie für eine Sekunde befürchtete - das Schwert konnte sie immer noch führen, obwohl die Wunde gleich zu bluten anfing. Sie hatte aber schon ein Plan und ihr war klar, dass sie mehr als das erleiden musste. Sie biss die Zähne zusammen und griff nicht an, sondern wartete auf den nächsten Schlag. Der mittlere Kultist war der leichteste Gegner - sein Schwert war ähnlich zu ihrem und es war nicht schwer, den Mistkerl zu verletzen und für einige Momente außer Gefecht zu bringen. Die Frau links war viel besser mit ihrem Schwert, aber Drakonia konnte ihre Schläge nur mit dem Langdolch parieren - das Schwert brauchte sie für die Mordaxt, obwohl es nicht viel brachte. Der mittlere griff wieder an.

Der Kampf zog sich länger, als sie gedacht hatte. Zwei neue Wunden entnommen ihre Kräfte und eine ältere öffnete sich wieder. Am Ende versagte ihren Körper und sie konnte nicht mehr so schnell reagieren. Sie spürte wie sie zum Boden gestürzt wird und schmeckte das salzige Geschmack von Blut in ihrem Mund. Ihre Haare fielen vor ihrem Gesicht, die Wunden tan tierisch weh, jeder Atemzug war ein kleiner Krieg an sich wegen den gebrochenen Rippen. Die Teilen von ihrem zerbrochenen Schwert fielen neben ihr. Sie konnte die Schritte von den Kultisten hören, die sie umkreisten. Sie war ihnen hilflos ausgeliefert, wenn sie ihren Tod wünschten, brauchten sie nur noch einen Schlag.

"Mutig."

"Aber noch schwach."

"Sie muss noch Gerechtigkeit lernen."

"Aber sie hat gekämpft. Die Aufgabe sei erfüllt."

Sie konnte es nicht glauben.

"Nein..." keuchte sie. "Ihr habt mich besiegt, ich habe versagt, die Aufgabe kann nicht erfüllt sein..."

Das war es. Sie hatte die Aufgabe angenommen, weil sie wusste, dass die anderen nicht versagen würden und wenn alle Aufgaben erfüllt wurden, der Dämon sich befreien würde. Sie hatte versucht zu versagen, hatte es aber ironischerweise geschafft, wenn sie versagen sollte. Sie konnte nicht glauben was für einen Scherz das Schicksal auf sie gerade spielte. Sie hatte einen Fehler gemacht. Und dieses Mal gab es keinen, der alles wieder gut machen konnte, der sie in den hinteren Reihen schicken konnte und den Dämon bannen und ihr danach eine Stunde lang erklären wie dumm sie war. Die Angst fühlte sich wie eiskalte Tentakeln an, die ihr Herz umwickelten, aber sie hatte keine Kraft zu schreien.

Alles wurde schwarz vor ihren Augen. Und sie hörte die Stimmen von den Kultisten nicht mehr. Sie hörte nichts, sah nichts, fühlte nichts mehr.


Drakonia erwachte mit einem stummen Schrei und saß auf einmal, wobei der Schmerz von den Wunden zurückkehrte und sie wie mehrere brennende Klingen erstach. Ihr Körper brannte. Sie brauchte einen Moment um Luft zu holen und sah sich dann um. Das Zimmer war ruhig, durch das Fenster kam das Mondlicht. Es sollte tief in der Nacht sein. Sie fühlte sich auf einmal viel zu schwach und musste sich zurück auf das Bett hinlegen. Finlay hatte ihre Wunden zwar zugenäht, aber ohne ihren Kristall würden sie sich nicht schließen und es war ihr klar, dass sie nicht viel Zeit hatte. Arkatosch hatte den Stein genommen um ihn mit ihrem Blut zu verbinden, um die verlorene Wirkung wieder herzustellen, die beiden wurden aber unerwartet getrennt und jetzt musste sie ihn finden.

Es war außer Frage, dass sie die Reise verweigerte. Sie hatte schon in einem schlimmeren Zustand gereist und sogar gekämpft. Das Problem war, dass sie ohne ihren Kristall keine zehn Tage leben konnte und für den Weg nach Hammerburg, wo sich Arkatosch aktuell befand, brauchte sie länger. Spätestens beim Morgenrot sollte sie schon auf dem Weg sein.

Ihr Erfolg in Rabenfels wurde von einer Versage gefolgt. Sie wollte etwas kaputt machen, auch wenn sie wusste, dass es nichts bringen würde. Leute lernten aus ihren Fehlern, war es nicht so? Aber alle behaupteten, dass sie nichts lernte. Und doch hatte sie aus ihren Fehlern eins gelernt: verlasse dich nie auf anderen. Diese, die dich heute beschützen, werden sich morgen nicht hinter dich stellen, wenn du sie am meisten brauchst. Die Worte, denen du heute folgst, werden dir morgen nichts mehr bedeuten. Die Sachen, die dir heute wert sind, werden morgen nichts mehr als Asche in dem Wind sein. Zeige keinem auf dieser Welt was du fühlst, trete ihnen eiskalt entgegen. Was unter dem Eis brennt interessiert nur dich.

Sie war nicht mehr in der Lage, heulen zu können. So einen Emotionsausbruch war für sie unmöglich, da sie ihre Gefühle fast abgeschaffen hatte. Aber die Enttäuschung war schlimmer als Ärger. Und doch wusste sie, dass sie weiter kämpfen und die Dinge, die ihr Leben zerstört hatten, jagen würde. Nur würde sie die Spuren von dieser Versage immer in sich tragen.

Sie schloss ihre Augen zu. Plötzlich kehrten die Erinnerungen vom Spital von Lavinia zurück. Sie hasste diese Erinnerungen, sie hasste diese Zeit. Das waren die schlimmsten Tage ihres Lebens. Sie bereute bis heute noch die Entscheidung, sich in jenem Irrenhaus sperren gelassen zu haben. Es hatte ihr nichts gebracht, schließlich hatte Magistra Blaufuchs sie geheilt, nicht die Heiler und die Priester vom Spital. Sie hatte im Spital mehr verloren als gewonnen. Ihre Waffen wurden entnommen, was für ihre Glaube ein Sakrileg war, aber was noch schlimmer war - ihre Freiheit wurde entnommen. Sie wurde mit Leuten zusammen gesperrt, deren Leiden sie kaum die Kraft hatte, zuzusehen, besonders wenn es ihr bewusst war, dass es ihnen kaum noch zu helfen war. Sie wurde von ihren Freunden weggezogen, sie wurde behandelt, als wäre sie kein normales, vollständiges Lebewesen mit eigenem Willen, sondern jemand, den man bemitleiden sollte und der Hilfe brauchte - und die dortige Hilfe brauchte sie nicht. Sie sollte dort Ruhe finden, aber es war die Ruhe eines Gefängnisses. Dort verging keine Zeit. Sie hatte sich dort viel schlimmer gefühlt, als sie sich in der Zelle in Ferumgard gefühlt hatte, als sie gefesselt und gequält wurde. Die Brandmarke von damals tat weniger weh als die Erinnerungen vom Spital. Sie hatte Lyra belogen, dass es ihr besser geht, damit sie endlich mal weg gehen konnte, aber den Amabillis konnte sie nicht belügen. Er wusste ganz genau, dass es ihr kein bisschen besser ging, aber nicht, dass es nichts bringen würde, wenn sie weiter blieb. Sie hatte sich entschieden, in der Nacht wegzulaufen, und es war ihr egal, dass die Inquisition in der Gegend rumlief. Wäre Atos nicht gekommen und hätte sie nicht die Chance gehabt, sich wieder an der Jagd nach ihm zu beteiligen, wäre sie weggelaufen. Überall auf der breiten Welt wäre es besser als an diesem Ort.

Eine Träne lief von ihrem Auge und verschwand in ihren Haaren. Drakonia wusste gar nicht, dass sie noch in der Lage war zu weinen, versuchte aber nicht, die weiteren Tränen aufzuhalten.

"Das bringt nichts. Hör auf." sagte leise eine bekannte Stimme. Drakonia öffnete ihre Augen. Magister Vermillion Aladrin saß am Rand des Bettes. Er wirkte nicht so streng wie normalerweise, sondern ganz ruhig und bedacht. Vielleicht war ihm klar, dass es ihr gerade nicht nach einem Gespräch mit ihm war.

"Ich kann es nicht vergessen." flüsterte sie. "Kannst du die Erinnerung daran einfach löschen? Bitte. Bitte..."

Der Seelenwanderer schüttelte seinen Kopf. "Das ist jetzt wegen dem Fieber. Es wird vergehen und dann wirst du die Erinnerungen doch haben wollen. Ich werde sie dir nicht entnehmen."

"Ich bitte dich."

"Nein, Verminaar. Tut mir leid. Du musst jede Erinnerung behalten, denn sonst wärest du nicht das, was du jetzt bist."

"Und was bin ich jetzt?... Kannst du sagen, dass ich auf dem richtigen Weg bin? Ich habe kaum noch einen Weg, dem ich folge. Sie hätten mich nicht leben lassen sollen..."

"Ich habe dir viele Freiheiten gegeben, aber ich erlaube dir nicht, aufzugeben. Was du seist? Ein Krieger, der - momentan - kein Krieg hat. Wenn deine Lust zu sterben so groß und unüberwindbar ist, warum folgst du deinem Motto? Warum lässt du dich doch nicht töten? Komm schon, Ehre wäre egal. Du willst leben, du kämpfst nicht umsonst weiter. Und depressiv würde ich dich auch nicht nennen. Was soll das jetzt sein?"

"Es lohnt sich einfach nicht mehr, weiterzugehen. Ich möchte erneut anfangen."

"Das hast du schon. Aber deine Erinnerungen nehme ich nicht weg, denn jede einzelne gestaltet deine Person. Behalte die Erinnerungen und lerne davon. Aber jetzt schlaf. Wenn der Fieber vergeht, wirst du anders denken."

Ohne auf ihr leises Weinen zu achten, flüsterte er die magischen Worte und fasste sanft ihre Stirn an, wobei sie sofort das Bewusstsein verlor. Der Magister schüttelte den Kopf und seufzte. Verminaar war vor seinen Augen aufgewachsen. In seiner Erinnerung sah er sie immer noch als das kleine Kind, das ruhig saß und irgendwelches Buch lies. Bis sie 80 Jahre alt war, glaubte keiner, dass sie lang leben würde, da sie vom Geburt an von alleine nicht regenerieren konnte und er selbst hatte auch gedacht, dass sie keine hundert Jahre leben würde. Doch dann hatten er und ihre Schwester die Idee, ein Artefakt zu erschaffen, der die regenerierende Funktion bei ihr übernehmen würde und hatten dafür einen Amethyst genommen. Ihr Körper war danach schnell genug gestärkt und Verminaar konnte dann endlich mal wie ein normales Kind spielen, ohne nach zehn Schritten so müde zu sein, als wäre sie Meilen gelaufen. Dann äußerte sich ihre Magiefähigkeit und er hatte sie zu seiner Akademie genommen. Auch dabei gab es Schwierigkeiten, aber Dinge verliefen gut, mindestens im Vergleich zu dem, was ihr danach passiert war. Damals war aber sein "Magieunfall", bei dem sein Körper zerstört wurde. Als Seelenwanderer konnte er seine Seele retten und so weiterexistieren, aber mit seinen Ambitionen, die Position des Rektors der Akademie zu Rabennest nachzustreben, war Schluss. Obwohl er als Geist weiter als Prorektor tätig war, war seine Position deutlich geschwächt und er sollte wählen, ob er sich um die Akademie kümmern würde, oder um seine Familie.

Er hatte die Akademie gewählt.

Sein Sohn Arvenas wurde zu Herzog von Vardara ernannt. Seine Enkelin Maarja, die Schwester von Verminaar, hatte ihm nie für seine Entscheidung vergeben und hatte, damals als Adepta, ihr Studium an der Rabennest abgebrochen, um zu einer anderen Akademie zu gehen. Hätte er ihr erlaubt, hätte sie Verminaar mit sich genommen, aber die kleine hatte er bei sich behalten. Bald starb sein Sohn in einem Kampf und Maarja, nun Herzogin, verlangte ihre Schwester bei sich zu haben, als Teil ihrer Gefolge. Mit entnommenem Titel konnte er nicht widersprechen. Einige Monate später starb Maarja bei einem Angriff und Verminaar war verloren für alle bis auf die Leute von Maarjas Gefolge, die sich um das Kind gekümmert hatten, und ihn, da er sie zu jeder Zeit nachverfolgen konnte. Er hatte sie in Ruhe gelassen. Inzwischen war sie schon 260 Jahre alt, schon kein Kind mehr, und wie sie ihr Leben nun gestalten würde, war nicht sein Bier. Einige Zeit war sie inkognito gereist, hatte als Heilerin, Bardin, sogar als Söldnerin gearbeitet, hatte ihre weißen Haaren dunkel gefärbt, ihre spitzen Reißzähne feilen gelassen, ihren Namen auf Drakonia geändert und sich unerkennbar gemacht. Magie hatte sie nicht mehr eingesetzt, bis zum Tag, als sie erfahren hatte, wer die Armbrust gehalten hatte, mit dem ihre Schwester tödlich erschossen wurde. Seit jenem Tag hatte sie keinem etwas verzeiht. Verminaar, das optimistische, etwa schüchterne und ruhige Kind, das er kannte, wurde langsam verloren, um Platz für Drakonia zu machen - eine gnadlose Mörderin, die kein Gewissen zu haben schien. Es war ihm klar, dass er teilweise auch Schuld für ihre Verbrechen trug - hätte er sie in Rabennest behalten, würde sie nun ruhig in der Akademie leben, auf dem Weg zu einem höhen akademischen Titel sein, und hätte kein Schmerz und Leid erleiden müssen.

Der Magister seufzte erneut. Vielleicht hätte er ihr Artefakt nie erschaffen müssen. Aber er bereute nicht, dass er ihr die Chance gegeben hatte, zu leben. Er konnte nun zwei Dinge für sie tun - entweder sie töten, um ihr die Leid zu ersparen, oder ihr helfen, von der Tiefe wieder rauszukommen.

Er stand auf, ging zu dem kleinen Tisch, setzte sich und murmelte etwas. Vor ihm erscheinen gleich mehrere Blätter Papier und seine edlige, schön bearbeitete Feder und Tintenflasche mit dunkelvioletter Tinte. In seiner schöner Schrift, die normalerweise Leute raten ließ, dass er ziemlich selbstbewusst, sogar arrogant war, schrieb er einen Brief.

Verminaar,
Manchmal fällt es einem leichter, Worte zu schreiben, statt sie laut auszusprechen, denn Schuld und Scham machen uns schüchtern. Das hast du bestimmt auch selbst erlebt. Aber Entschuldigungen müssen auch sein, denn wir nicht wissen, wie viel Zeit wir mit den jeweiligen Leuten verbringen dürfen werden. Und manchmal ist es tatsächlich schwieriger, die eigenen Fehler zuzugeben.

Ich habe auch Fehler gemacht, das stimmt. Wenn ich jetzt zurück in die Zeit blicke, merke ich, dass ich viel anders hätte machen müssen. Ich habe meine Familie verlassen und schlimmer als das, dass ich zu Renegat ernannt wurde, war tatsächlich, dass ich euch verloren habe. Ich hätte dich und deine Schwester bei mir in der Akademie behalten müssen, dann wäre sie noch am Leben und du wärest nicht auf diesem Weg geraten. Ich hätte euch viel Schmerz und Leid ersparen können. Um Verzeihung zu bitten ist vielleicht zu viel. Denn, irgendwann im Leben merkt man, dass Reue wertlos ist. In dem, wozu sie einen treibt, liegt ihr wert. Reue wird durch Taten bewiesen und nicht durch Worte, auch wenn man sie in den Tränen sehen kann. Wenn du nichts anderes von mir gelernt hast, dann merke dir bitte das, und dann wäre die ganze Mühe nicht umsonst gewesen.

Wie du schon denken kannst, ist das ein Abschied. Noch einmal muss ich dich leider auf die Gnade der Winde überlassen, aber ich denke, so wäre es besser. Denn ich brauche dich mehr, als du mich brauchst. Ich hatte Ambitionen für dich, das stimmt, und deshalb habe ich so viel von dir erwartet – aber ich habe auch endlich mal gemerkt, dass es nicht dein Weg ist. Wo du hingehen möchtest, soll schließlich deine Entscheidung bleiben. Ich kann dir zwar viel beibringen, aber du wirst es sowieso alleine lernen.

Als dein allererster Meister habe ich nur ein letztes Befehl an dich. Es ist langsam die Zeit gekommen, dass du selbst Meisterin wirst. Mach mich stolz auf dich. Zeige, wozu die Schüler der Rabennest fähig sind.

Zum Schluss hinterlasse ich etwas für dich. Ein kleines Geschenk, wie der Brauch ist. Wenn ein Schüler der Rabennest seine Lehre beendet, bekommt er einen kupfernen Feder… Aber nicht jeden Tag wird die Enkelin des Prorektors zu Meisterin. Trage es mit Stolz und erinnere dich an uns, erinnere dich, dass du immer eine von uns sein wirst und dass die Türe der Akademie zu Rabennest immer offen für dich sein werden, wenn du sie betreten möchtest. Vergiss nicht, dass du nicht nur an die Schule angewiesen bist, die dich weggetrieben hat, sondern auch an diejenige, die dich immer willkommen heißen würde, auch wenn die ganze Armee von Lichttal dir verfolgt, um dein Leben zu nehmen. Jeder braucht ein Zuhause. Und falls du zweifelst, ob du eine Familie hast und einen Ort dein Zuhause nennen kannst, richte deinen Blick in die Richtung von Rabennest und denke daran: du hast eine Familie und ein Zuhause. Du musst diesen Krieg nicht alleine führen. Trage den Wappen der Rabennest stolz und erinnere dich: du hast bei uns die allerersten Dinge gelernt und darfst, bis zu deinem letzten Tag, zu uns zurückkehren. Kein Fehler wird dir unverzeiht bleiben, keine Wunde ungeheilt, kein Wort ungehört, und Hilfe und Hoffnung werden dir nie verweigert.

Fürchte dich nicht, Fehler zu machen, solange du davon lernst, und trage deine Narben mit Stolz, denn sie sind der Beweis, dass du überlebt hast.

Mögen die Sterne über dich wachen und der Mond deinen Weg zeigen!

Magister Vermillion Aladrin, Prorektor der Akademie zu Rabennest


Er ließ den Feder liegen und lies den Brief ein paar Male durch. Es war schwer, sich aufzuhalten, das Papier nicht in Stücke zu zerreißen und doch zu bleiben; aber ihm war klar, dass es so am besten war. Er ließ einen silbernen Anhänger in der Form eines Rabenfeders mit einem blauen Stein neben dem Brief. Dann stand der Magister auf, warf einen letzten Blick zu seiner schlafenden Enkelin, dann öffnete er ein Portal und verschwand durch den. Drakonia murmelte unruhig etwas in ihrem Schlaf.
« Letzte Änderung: 04. Apr 17, 13:06 von Drakonia Noximera »
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« Antwort #7 am: 16. Mär 17, 02:21 »
***
eine Woche später, Hammerburger Hafen

Drakonia trat nervös auf den Schiff und schimpfte in ihrem Kopf. Sie war vor kaum einer Stunde aufgestanden und war schon wieder ziemlich müde. Dass die Heilung so lange Zeit brauchen würde, war ihr bewusst, was aber längst nicht bedeutete, dass es ihr gefallen musste. Sie war fast zu spät bei Arkatosch gekommen und hatte ihn mit ihrer letzten Kraft begrüßt, dann hatte sie das Bewusstsein verloren. Dem Heiler, zu dem er sie gebracht hatte, war klar, dass ihr nicht viel Zeit blieb, und hatte improvisiert – den Regenerationskristall, der Arkatosch schon mit ihrem Blut verbunden hatte, hatte er in einer der Wunden vom Duell reingepflanzt und auf dieser Weise sichergestellt, dass sie den Kristall nie wieder verlieren würde. Am Leben zu bleiben hatte aber ihre ganze Kraft verbraucht und sie hatte nun vor, sich eine Weile auszuruhen.

Im Bett liegen und lesen war keine schlechte Perspektive, zumal sie sich jetzt auch auf ihre Meisterprüfung vorbereiten musste. Was sie im praktischen Teil machen musste, war ihr klar seit dem vorletzten Magiertreffen in Tangara vor einem Jahr. Sie würde selbst einen Dämon exorzieren. Dabei musste sie sich nicht nur auf die Austreibung des Viechs vorbereiten, sondern auch einen Weg finden, den Körper des Besessenen nicht zu beschädigen. Mehrere Monate verrückt zu sein hatte ihr definitiv kein Spaß gemacht und sie wollte so was keinem antun.

Ihr war gut gewusst, dass das anspruchsvoll war. Sogar erfahrene Magier exorzierten sehr selten Dämonen alleine und das bei einer Prüfung. Sie wollte es aber machen. Viele hatten geglaubt, sie wäre eine schlechte Schülerin und hätte keine versprechende Zukunft als Hermetikerin, doch das, was sich keiner Mühe gegeben hatte zu bemerken war, dass sie auf einer ganz andere Weise lernte. Den Wunsch der anderen Schüler, sich vor ihren Meistern zu beweisen, war ihr fremd. Während manche hohe Positionen in der Ayd Owl angestrebt hatten und sich darum gestritten hatten, hatte sie jede Möglichkeit genutzt, von jedem Magier, den sie traf, etwas zu lernen – mal einen Spruch, eine Geste, eine Rune, einen Ritualkreis… In den meisten Fällen war für sie genug, etwas einmal zu sehen, um es danach nachmachen zu können. Das hatte sie Lyra und Kadegar natürlich nicht mitbekommen gelassen. Sie wusste ganz genau, was sie erreichen wollte und sie folgte ihrem Weg dazu auf einer oder anderen Weise. Sie schrieb ihre Ziele in Stein und ihre Pläne in Sand.

“Ich bin nicht weniger fähig als Stella und Runa, auch wenn manche davon überzeugt sind. Aber ich brauche es auch keinem beweisen. Die anderen Schülern können ruhig weiter auf ihren Weisen lernen, und ich auf meiner. Sie stehen mir, mindestens für jetzt, nicht im Weg. Und schließlich bin ich in einigen Wochen selbst Meisterin, dann werde ich ziemlich über diese Sachen sein. Dann stellt sich keiner mehr – bewusst oder nicht – auf meinem Weg, wie damals beim Ritual in Lupien.“

Sie hatte lange genug gelernt und einen langen Weg entlang gegangen. Für ihr Studium hatte sie viel geopfert und hatte dadurch auch viel gewonnen. Sie hatte sich verändert. Spätestens als der Söldner vom Imperium Ring aufmerksam gemacht hatte, dass Drakonia nicht wie eine Schülerin aussah, war ihr klar geworden, dass sie keine mehr sein konnte. Die Zeit war langsam gekommen. Sie würde den langen Weg nicht umsonst gewesen sein lassen und würde ihren Großvater und die Akademie zu Rabennest nicht enttäuschen.

Sie lächelte kurz, als sie an ihre neuen Bekannten von Hammerburg dachte. Kaan, der etwa ängstliche Heiler, der sich um ihre Wunde gekümmert hatte, hatte zu Arkatosch versprochen, der Trauzeuge bei der Hochzeit zu sein. Drakonia hatte keinen Trauzeugen von ihrer Seite. Sie wollte Orin darum bitten, wusste aber, dass er so kurzfristig seine Dienste an der Akademie zu Ihtiman nicht verlassen konnte, um zu Waer Adular zu reisen. Ansonsten hätte sie Lyra gebeten, nach den offenen Lerntagen wollte sie aber nicht mehr von Lyra und Kadegar hören. Wobei bei diesem Gedanke eine kurze Erinnerung an den Brief ihres Großvaters in ihrem Kopf auftauchte. “Entschuldigungen müssen auch sein, denn wir nicht wissen, wie viel Zeit wir mit den jeweiligen Leuten verbringen dürfen werden. Und manchmal ist es tatsächlich schwieriger, die eigenen Fehler zuzugeben.“ Sie würde sich bald mit ihnen in Kontakt setzen müssen. Sie hatte Gründe zu glauben, dass sie diese Prüfung nicht überleben würde, wenn sie versagen sollte, und Verantwortung über den Stab und die Bücher, die sie hinter sich lassen würde, zu übernehmen, war etwa wichtiger, als der übermäßige Stolz.

Dann hatte sie auch den Weibel der Waldtempler kennengelernt und die Möglichkeit gehabt, ein ziemlich interessantes Gespräch mit ihm zu führen. Obwohl der Mann kein Magier war, hatte er schnell bemerken können, dass sie gerade abseits von ihrer Arbeit etwa ziellos war und hatte ihr einen Ratschlag gegeben. “Erinnert Euch an den Anfang. So werdet Ihr Euren Weg leichter finden.“ Aber an welchen Anfang musste sie sich erinnern? An die Wurzeln der Elfen, hatte er gemeint, aber er wusste nicht, dass ihr Volk zu unterschiedlich von den Elfenarten war, die er kannte. Die Mondelfen waren nicht an die Natur verbunden, sondern an das, was sie selbst erreichten. Ihr Umfeld war ihnen egal, was sie interessierte war der Wandel, und zwar nicht diesem von Bäumen und Flüssen, sondern der Wandel von ihrer Person selbst, die Fähigkeiten, die sie durch lange und harte Arbeit erlangten, das Wissen, das sie sammelten. Der Anfang war für sie unbedeutend, was wichtig war, war die Entwicklung.

Drakonia musste sich an ihren Stab lenken, damit sie vor Müdigkeit nicht auf dem Boden fiel. Sie würde gleich zu ihrer Kajüte gehen und sich hinlegen, auch wenn sie gerne am Deck bleiben würde um das Meer zu beobachten, als der Schiff auf seiner Reise aufbrach. Sie freute sich auf jede Reise, auch wenn sie nicht wusste, was ihr diese bringen würde. Die Reisen waren ihre Weise zum Lernen. In der Schule zu sitzen und nur aus den Büchern in der Bibliothek lernen, konnte sie sich nicht vorstellen. Sie war fest davon überzeugt, dass ein Magier der Welt seine Dienste schuldete, wenn ihm die Fähigkeit, Magie zu beherrschen, geschenkt war. Im Moment konnte sie aber auf dem Schiff nicht vom Nutzen sein. Und noch kaputter wollte sie ihren Körper auch nicht machen. Sie würde sich einige Wochen Ruhe erlauben.

“Ich muss ja auch lernen…“, dachte sie sich. Sie sollte sich auf die Prüfung vorbereiten. Sie wollte diese schaffen, war aber nicht sicher, ob sie es wollte, damit sie ihren ehemaligen Lehrern zeigen konnte, dass sie doch nicht so schlimm war. Sie wollte es für sich machen. Nach den fast vier Jahren auf Reisen, in denen sie fast alles in ihrer Ausbildung wegen anderen gemacht hatte, wollte sie endlich mal ihren eigenen Ambitionen nachgehen.

“Was sie dann sagen wird mir vollkommend egal sein. Alle. Sie können davon halten und reden, was sie auch immer wollen, aber soll ich die Prüfung bestehen, können sie nicht mehr sagen, ich sei von Fähigkeiten und Wissen her nicht einem Meistertitel würdig.“
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« Antwort #8 am: 16. Mär 17, 02:21 »
***
vier Wochen später,
auf dem Weg nach Tessamar, 267 n.J.

Es war fast so weit. Noch zwei Tagen zu der Meisterprüfung. Und seit einer Woche hieß sie schon Melwasúl.

Drakonia seufzte, nur um zu sehen, ob es kalt genug war, dass ihr Atem zu Nebel wurde, aber mit dem Nebel um sich herum sah sie das nicht. Es war schon tief in der Nacht. Die Wälder von Tessamar waren ruhig, in den Nebeln sinkend. Sie saß immer noch am fast ausgelöschten Feuer vor dem Zelt, in ihren Umhängen umwickelt. Arkatosh schlief schon lange, sie konnte aber nicht einschlafen. Nicht wegen Nerven vor der Prüfung allerdings. Ihre Seelenreise, zu der Xandros und Rachel sie getrieben hatten, hatte ihr die ganze Ruhe genommen.

Es war nicht mehr so schlimm, wie in den ersten Stunden, als sie wieder aufgewacht hatte. Aber viel besser war es auch nicht. Egal wie sehr sie versuchte, sich zum Lächeln zu bringen konnte sie nicht mehr. Was sie in jener Ebene gesehen und gehört hatte, würde sie noch lange verfolgen. Sie bereute nicht, die Seelenreise unternommen zu haben – die Artefakte von ihrer Göttin sollten zurück zum Tempel gebracht werden und kein anderer wollte das Risiko annehmen. Sie wurde erwählt und hatte die Aufgabe erfüllt, auch wenn sie etwas dafür opfern musste. Und es war logisch so. Dämonenjäger existierten, um sich mit solchen Dingen zu beschäftigen, damit sich andere Leute nicht damit beschäftigen sollten. Ihr war das klar, als sie diesen Weg gewählt hatte. Ihr war auch klar, dass sie dabei viel opfern müssen würde.

Sie sollte sich zwingen, ihre Gedanken in eine andere Richtung zu bringen. Sie erinnerte sich an die überraschten Blicken von den Gästen, als der graue Drache den Tempel betreten hatte. Weniger überrascht war sie nicht. Sie hatte nie erwartet, dass gerade der ängstliche Heiler, der ihr das Leben vor einem Monat gerettet hatte, eigentlich eine gute Tarnung für einen Drachen war. Und ein Drache als Trauzeuge der Hochzeit… Wer könnte sich so was schon wünschen. Drakonia kannte auch andere Drachen, die in Menschengestalt wanderten. Nahira, die in einem Land lebte, wo sie sofort gejagt würde, würde sie ihre wahre Gestalt zeigen; der komische Magier in Rabenfels, der ihr nach dem Ritterturnier in Schwertkampf unterrichtet hatte, die komische Frau in Hammerburg, die auch auf der Hochzeit erschienen war… Aber eine so offensichtliche Erscheinung hatte sie noch von keinem gesehen. Und plötzlich ergab sein ganzes Verhalten Sinn. Sie wunderte sich nur woher Arkatosh ihn kannte. Ihren Mann hatte sie nicht danach gefragt.

Und dann kam der etwa irritierende Moment auf der Hochzeit… Die Zeremonie war schon zu Ende, die Barden spielten ihre Musik, die Gäste tanzten, sie saß müde in der Ecke und sollte an den Tanzabend an der Ayd Owl denken. Dann war der Tanz zu Ende und Belgarath und Felis hatten sich außer Atem neben sie gesetzt, Belgarath hatte nach der Zeit gefragt und Felis hatte ihm gesagt, es sei eine halbe Stunde vor elf… Und dann hatte sie jemanden anderen dieselbe Frage stellen gehört und ihm wurde geantwortet, es sei schon gut nach halb zwölf. Alle im Saal lagen am Boden und wirkten, als hätten sie viel zu viel getrunken. Keiner erinnerte sich, was in dieser Stunde passiert war, aber Drakonia wollte es gerne wissen, auch wenn sie Angst hatte. Arkatosh hatte auch keine Erinnerung daran. Aber als sie erwacht hatte, hatte sie eine Klinge in der Hand gehabt.

Drakonia richtete ihren Blick nach den Sternen und wunderte sich, ob sie diese nach der Prüfung wieder sehen würde. Sie hatte sich psychisch vorbereitet, dass die Möglichkeit besteht, dass sie diese nicht überlebte. Schon hatte sie zu Kydora, Lyra und Kadegar geschrieben, was mit ihrem Stab und mit ihren Büchern passieren sollte, sollte sie sterben, und hatte sich entschuldigt. Sie wusste, dass sie es den drei schuldete. Egal wie sauer sie auf Lyra und Kadegar immer noch war, sie hatten viel für sie getan und das konnte sie nie vergessen. Eines Tages, sollte sie überleben, würde sie zu ihnen gehen und unter vier Augen reden. Aber bis zu diesem Tag sollten viele andere Tage vergehen.

Eins war sicher. Dinge würden danach nicht dieselben sein. Sie würde danach nicht dieselbe sein. Noch zwei Tage durfte sie sich erlauben, Anfälligkeit zu zeigen. Danach durften Leute diese nie mehr an ihr erkennen können. Sie würde selbst Schüler haben, denen sie beibringen müssen würde, stark zu sein. Sie würde Verantwortung für sie nehmen müssen, für ihre Taten antworten, den Schuld für ihre Fehler übernehmen. Dass es nicht einfach sein würde, war ihr bewusst, aber ihre Meister hatten es für sie getan, und jeder Magier tat es für seine Schüler.

Sie wunderte sich nur was mit Arkatosh passieren würde, wenn sie sterben sollte. Sie wollte ihn nicht alleine lassen. Arkatosh hatte, ähnlich wie sie, keine leichte Vergangenheit hinter sich, und auf der Hochzeit hatte ihm seine Mutter deutlich gezeigt, dass sie mit seiner Entscheidung, fremdes Blut in die Familie zu bringen, ganz und gar nicht einverstanden war. Sie fühlte sich schuldig deswegen. Menschen sagten oft, dass Elfen viel zu stolz und arrogant seien, und sie gab ihnen Recht – das Problem war eben, dass Elfen sich auch unter sich so verhielten. Arrogant und stur zu sein lag in ihrem Blut, aber nicht nur in ihrem.

Er wurde spät und sie wusste, dass sie schlafen musste, wen sie nicht müde während der Prüfung sein wollte. Sie ging leise ins Zelt und legte sich zu Arkatosh, aber einschlafen konnte sie nicht, auch wenn sie schon müde war. Sie wollte schon, dass die Prüfung endlich vorbei ist. Zwei Tage noch, und dann würde sie offiziell Meisterin sein. Wenn sie bestehen sollte. Drakonia drehte sich zu der anderen Seite und schloss ihre Augen. Sie würde bestehen. Sie wollte nicht daran denken, dass es vorkommen könnte, dass sie nicht besteht.


Ende Teil 3
« Letzte Änderung: 16. Mär 17, 02:38 von Drakonia Noximera »
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« Antwort #9 am: 20. Mär 17, 01:41 »
Teil 4

Der Portal näherte sich. Das sanfte Licht konnte man ganz gut in der klarer Nacht sehen. Der Pferd rannte in die Richtung, schon an solche Reisen angewöhnt. Die Elfe auf seinem Rücken hatte seinen Nacken umarmt und weinte leise. Ihre langen weißen Haare trug der Wind wie eine Flagge. Die rechte Hälfte von ihrem Gesicht war tief verbrannt und trug so fiese Spuren, dass Leute einige Stunden früher vor Angst fast umgekippt waren.

der Abend zuvor

"Scolaria, lasst den Kreis fallen, damit wir das beenden können!"

"Nein! Ich brauche nur noch wenige Minuten..."

"Das schafft Ihr nicht. Euer Zauber ist gescheitert. Die inneren Kreise sind gefallen, genau wie die Abstandszauber. Der Exorzismus funktioniert offensichtlich gar nicht. Lasst uns herein, damit wir den Dämon bannen können und Euch vor dem Tod retten."

"Wie kann ein Wesen so stur sein..."

"Nein! Das schaffe ich alleine! Das ist meine Prüfung und ich werde sie alleine schaffen!"

Sie war endlich stark genug - und verzweifelt genug - um das Vereisen endlich mal in der Praxis anwenden zu können. Sie sammelte die Energie, die wild durch den zu explodieren drohenden Ritualkreis strömte, formte die Struktur und rieß sich die Stimme aus dem Leib, als sie die Formel aussprach.

"Sei Kälte der Dorn,
mit dem ich deine Kräfte zerreiß',
gehorch meinem Zorn
und werde zu Eis!"

Der Dämon wurde genau drei Sekunden vereist, dann zerbrach der Eis schon in Scherben und das Wesen griff erneut an.

"Die Prüfung ist vorbei. Ihr habt versagt."

"Das könnt ihr nicht! Das ist mein Krieg mit diesem Dämon, ich werde den bannen!"

"Es ist vorbei."

"NEIN, es ist NICHT! Solange ich atme, werde ich weiterkämpfen!"

Schon arbeiteten alle vier anwesenden Magier daran, den einzigen noch stehenden Schutzkreis fallen zu lassen und sie wusste, sie hatte nicht viel Zeit. Der Dämon lief schon längst frei durch den Ritualplatz und griff sie mehrmals an. Die Ritualwachen standen bereit, ins Kreis reinzustürmen und den Dämon zu bekämpfen. Sie erstoch den Dämon zum gefühlt zehnten Mal mit dem Silberdolch, das tat ihm aber nichts an.

"Drakonia, die Prüfung ist vorbei. Ihr seid schon längst durchgefallen.", sagte Arkatosh ganz ruhig. Er hatte die Struktur des verbliebenen Schutzkreis fast schon gebrochen, nur noch wenige Fäden blieben noch...

"Ich werde den Dämon schon alleine bannen!"

Der letzte Schutzkreis fiel und die Ritualwachen und die Magier betraten den Kreis. Die Wachen griffen den Dämon an mit ihren Waffen, Arkatosh lief zu ihr, aber sie schrie nur in sein Gesicht "Ich hasse dich!" und griff den Dämon mit ihrem Schwert erneut an. Der Dämon fiel, sie kniete neben ihm und versuchte erneut, den Exorzismus zu bewirken, obwohl die Wachen schon versuchten, sie wegzuschleppen. Der Dämon drehte sich zu ihr und griff die rechte Seite von ihrem Gesicht mit seiner Hand, wobei sie wegen der tierischen Schmerz schrie und zum Boden fiel. Der Dämon verschwand.

Das schlimmste war nicht, das sie versagt hatte und das der Dämon jetzt frei in den Wald lief. Das schlimste war, das sie aufgehalten wurde, dem zu folgen und zu bekämpfen.

"Drakonia, hört auf, Euch zu bewegen, ich muss die Wunde versorgen... Hey, hilft ihr mir, haltet sie bitte!"

Kaan, der Heiler von der Gruppe aus dem Imperium, der sich um ihr Heilkristall gekümmert hatte und der Trauzeuge auf ihrer Hochzeit war, war aus irgendwo aufgetaucht und versuchte, eine von ihren Wunden zu versorgen, Drakonia versuchte aber, sich von ihm zu befreien. Sie sollte dem Dämon folgen, bevor er zu weit weg gelaufen war... Arkatosh und die Ritualwachen hielten sie fest, währen Kaan die Wunde reinigte und zunähte. Drakonia schrie vor Schmerz wegen dem verbranntem Gesicht.

"Lasst mich, zum Teufel! Kaan! Lasst mich!"

"Nein, ich werde Euch nicht lassen. Erinnert Euch an unseren Gespräch gestern Abend. Wenn nicht jetzt, dann ein anderes Mal. Die Zeit wird kommen."

Die Tränen liefen über die verbrannte Seite von ihrem Gesicht und bissen wie Flammen.


Beruhigend warmes und sanftes Licht umwickelte Drakonia und ihren Pferd, als sie durch den Portal passierten. Einige Sekunden, die sich wie eine Ewigkeit anfühlten, waren die beiden in dieser Ebene der Ruhe, wo alle Probleme weit weg waren und Hoffnung blühte. Dann war diese Ewigkeit zu Ende und der Pferd stand am anderen Ende.

Man hörte schon das Meer, die Wellen schlugen die vertikalen Röcke in der Grube hunderte Meter unten. Der Nachthimmel war klar, die Sterne leuchteten weit weg oben, eiskalt, aber dennoch schön. Der Pferd ging jetzt mit normalen Schritt am Rand entlang. In der Ferne sah man schon das große Steingebäude, das unter dem Mondlicht stolz am Rand des hohen Ufers stand. Die Akademie zu Rabennest an der östlichen Grenze der Mittellanden. Die erste Akademie, an der Drakonia gelernt hatte.
« Letzte Änderung: 20. Mär 17, 02:12 von Drakonia Noximera »
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« Antwort #10 am: 20. Mär 17, 01:44 »
Sie schloss die Tür hinter sich, fiel auf den Boden und versuchte nicht mehr, die Tränen aufzuhalten, auch wenn sie die Wunde reizten.

Sie konnte nicht glauben, dass sie versagt hatte. Sie wollte nicht glauben, dass es zu Ende war, es konnte einfach nicht zu Ende sein. Die ganze Vorbereitung umsonst... Der Stolz schmerzte mehr als die Wunde. Da kam wieder in ihrem Kopf der Gedanke, was Lyra und Kadegar in der Situation gemacht hätten. Hätten sie den Ritual unterbrochen?...

Es war egal. Sie hatte vor einem Monat eine unabhängige Evaluation aufgefordert und wurde zu dieser Prüfung angewiesen. Sie hatte sie nicht geschafft. Was jetzt passieren sollte, wusste sie nicht, nur eins war ihr klar: es durfte nicht zu Ende sein. Schließlich lief ein Dämon frei durch den Wald.

"Jetzt Ruhe aufbewahren", dachte sie sich. Egal von dem Prüfungsergebnis, sie sollte ihre Arbeit tun und den Dämon fangen. Die Magier, die in der Lage waren, in zu verbannen, waren beschäftigt bei der Prüfung von Cornelius, der andere Prüfling, der einen Meistertitel anstrebte, und die Krieger konnten gegen die Kreatur nicht viel tun. Sie entgegen war für so was ausgebildet, lebte davon und verstand mindestens von ihrer Arbeit. Sie war effizient genug um das beruflich machen zu können, und anscheinend nicht so schlecht, wenn sie bisher überlebt hatte.

Analyse hätte gefehlt, meinten die Magier aus der Kommission. Sie atmete ein paar Mal tief durch um sich den Kopf zu befreien, aber die Tränen auf der rechten Seite des Gesichts traute sie nicht zu wischen. Sie sollte analysieren, wo ihre Fehler waren. Etwas mit dem Ritual hätte nicht gestimmt, meinte die Komission, aber Drakonia hatte alles so gemacht, wie es ihr unterrichtet worden war, und wie sie es als Schülerin schon selbst getan hatte oder andere beobachtet hatte, als sie das getan hatten. Sie schloss nicht aus, dass es möglich war - vielleicht hatte der Wind irgendwelche Bereiche im Kreis einfach weggewischt und sie hatte das übersehen; vielleicht hatten ihre Zauber mit etwas interagiert, aber sie hatte den Ort auch gereinigt... Hauptsache, es hatte nicht geklappt. Sie musste etwas anderes unternehmen... Was sie scheinbar auch falsch gemacht hatte, war die Einschätzung vom Dämon. Sie dachte, es sei ein besessenes Kind, hatte sich aber festgestelt, es sei tatsächlich ein Dämon mit einem eigenen Körper, der die Gestalt eines Kindes genommen hatte und sie auf dieser Weise getäuscht hatte. Ein Kind war es auf jeden Fall, es war schließlich nicht so stark, dass es Massenzertörung verursachen könnte, aber es war schlau und schnell genug und auf jeden Fall gefährlich.

Wie sollte sie gegen den Dämon vorgehen... In Rabenfels hatte sie die Nekromantin, die gerade durch ihren Portal verschunden war, zurückgezogen und sie dann bekämpft, aber dieses Wesen befand sich auf dieser Ebene und eine Beschwörung würde nicht helfen, sondern einen anderen Dämon rufen. Sie sollte ihn also verlocken... Aber wie? Sie konnte es nur dann exorzieren, wenn es in einem Schutzkreis reingeschlossen war.

"Wie, zum Teufel?... Wie bring ich das Ding ins Kreis rein?..." Anscheinend gab es eine Möglichkeit, um das zu machen, und genau das wollte sie nicht tun, weil es gegen ihre Prinzipien ging. Obwohl...

Dass ein neuer Kreis nötig wäre, war ihr bewusst. Sie überlegte sich eine Weile die Struktur. Dieses Mal war es etwas einfacheres und Drakonia versicherte sich, dass sie dieses Mal den Dämon nicht lassen würde, die Kraft von ihrem Ritual zu ziehen. Es würde andersum sein. Aber sie würde dieses Mal erstmals den Kreis ziehen, den Dämon reinschieben und verschließen und erst dann ihre Absichte bekannt geben.


Plötzlich tauchte das Gespräch mit dem Weibel der Waldtempler in ihrem Kopf auf. "Erinnert Euch an den Anfang", hatte er gesagt. Wie hatte das ganze angefangen?... Vor einem Jahr in Tangara, bei diesem Magiertreffen, wurde sie exorziert und hatte sich dann entschieden, selbst Dämonen zu jagen. So war es dazu gekommen, dass sie sich einen Ausbildungsplatz ausgesucht hatte. Und dann war sie zu der Schattenwall gegangen und hatte gelernt, nach dem Runensystem von denen zu zaubern...

Moment mal. Sie bewegte sich schnell zu ihrem Bett, öffnete ihre Kiste, die unter dem Bett stand, und fing an, etwas zu suchen. Ah, hier war es, ein kleines Buch aus Leder, das Kadegar ihr gegeben hatte im Austausch zu ihrem Magierbuch aus der alten Akademie. Sie schlug die Seiten auf und fand in wenigen Sekunden das, was sie brauchte. Die Sigile der Schattenwall mit den Runen. Sie nahm ein leeres Blatt Papier, einen Stift, und fing an, so schnell wie möglich Matritzen zu zeichnen und die Runen drin einzuordnen. Ihr eigenes Runensystem hatte nicht funktioniert, aber das würde.Es nahm ihr etwa eine halbe Stunde, um alles zu planen, aber nach den ersten Minuten erinnerte sie sich besser an die Arbeitsweise dieses Systems, die Runen fühlten sich wieder wie alten Freunde, die bereit waren, ihr in diesem Ritual zu helfen. Ihre Schrift wurde schneller und sicherer, die Matritzen waren endlich ausgeglichen und sie fing an, den Kreis zu planen. Schutzkreis vor Physischem, Schutzkreis vor magieschem, die alles von draußen nach drinne ließen, aber nichts von drinne nach draußen. Der Dämon sollte nur reintreten und würde nicht mehr aus der Falle raustreten können. Ein Dreieck, wessen Spitzen die Energie und die Kraft des Dämons aufsaugten und in sich sammelten. Eine Schiefe Linie, die die Kreise und den Dreieck überquerte und die Energie von den Spitzen nach draußen fließen ließ, damit sie die Struktur nicht überladete. Und an den zwei Enden der Linie sollten zwei Leere Kristalle stehen, in denen die Energie reinfließen würde, statt in die Erde geleitet zu werden.

Drakonia überprüfte das ganze noch mal, dann schob sie die Ausarbeitung in eine ihrer Gürteltaschen, nahm das Schwert, das sie in die Ecke geworfen hatte, zog ihre ledernen Handschuhen an und befestifte den Stab an ihren Rücken. Die Trännen waren weg und die Spuren waren getrocknet. Die verbrannte Seite ihres Gesichtes tat furchtbar weh, aber die Aufregung unterdrückte die Schmerzen.

"Ich weigere mich, aufzugeben. Der Kampf ist nicht vorbei. Nicht, während ich noch lebe."

Sie ging aus dem Zimmer. Um rauszugehen, musste sie durch die Tavensa gehen, wo Arkatosh und der Rest der Kommission sein würden, aber das interessierte sie eher wenig. Glücklicherweise erkannten die Leute schon an ihre Miene, dass sie ihr am liebsten aus dem Weg gehen müssten, und sie tan es. Sie fühlte die verdutzte Blicke von den Leuten auf sich, aber sie schenkte keinem Aufmerksamkeit.

Nur, als eine Frau vor der Tür sie fragte "Drakonia, wo geht ihr hin?", antwortete sie klar und deutlich "Jagen", ohne die Frau anzuschauen, ging nach draußen und verschwand in den Wald.

Dieses Mal nahm sie einen bequemeren Platz für ihren Ritual. Sie analysierte den Ort, reinigte ihn, dann fing sie an, die Kreise zu ziehen. Sie achtete explizit darauf, dass sie perfekt rund wurden. Es war eine Ehrensache. Sie würde nicht in einem kartoffelformigen Kreis ritualisieren. Danach malte sie den Dreieck und die Linie, legte die leeren Kristallen auf den beiden Enden der Linie, schaute sich das ganze noch mal an in der astralen Ebene, um sicherzustellen, dass die Struktur keine Löcher hatte, und aktivierte einen Teil von dem ganzen, dann wirkte ein Kampfschutz auf sich. Mit der Hofnung, dass kein Kanninchen in die Falle laufen würde, rannte sie weiter in den Wald.

Der Dämon war nicht weg. Sie war kaum dreihundert Schritte gelaufen, als sie seine hissende Stimme hörte. Sie näherte sich an das Wesen. Es fasste sie mit einer Energiehand an, als sie es fast gefangen hatte, aber dank des Kampfschutzes tat das weniger weh als der mentale Dolch im Gesicht. Sie schimpfte. Die Jagd zog sich länger, für ihr Glück in Rictung des Ritualsplatzes. Sie durfte noch zwei Schläge oder Geschoße annehmen, dann wäre der Kampfschutz kaputt, aber sie brauchte nämlich eins für das, was sie vorhatte, also der Dämon durfte sie nur noch einmal anfassen. Ein Energiebolzen erreichte sie und sie wusste, es war Zeit, mit dem Plan anzufangen.

"Würdest du bitte hören, was ich von dir will?" fragte sie das Wesen.

Es stand auf einmall still.

"Kämpfen bringt uns nichts. Einer von uns - und das wenn wir Glück haben, ansonsten wir beide - wird sterben und keiner hat was gewonnen. Ich kann dir etwas besseres anbieten. Komm schon, wir stehen gerade da, wo sich die zwei Pfade kreuzen. Dämonen paktieren auf Kreuzungen, erzählt man."

"Und wasss kanssst du mir anbieten?" fragte die Gestalt.

Drakonia lachte kurz und trocken.

"Nun, ich habe gemerkt, mit Dämonenjagd komme ich nicht weit. Ich habe mir gedacht... Warum nicht mal die andere Seite? Einmal war ich besessen, so schlecht war es nicht mal. Was sagst du? Mein Körper ist eine gute Tarnung, würde ich sagen. Kann dir gehören, wenn du ihn annimmst."

"Und wasss kriege ich dafür?"

"Alles, was mit dem Körper kommt. Physische Stärke, Magiefähigkeit, Kontakte, Beziehungen, Zugang zu verschiedenen Anstallten der Magie... Mein Mann und seine Forschungen..."

"Und wenn du versssuchssst, den Pakt zzzzu brechen?"

Sie lächelte sanft und freundlich.

"Warum sollte ich? Es bringt mir mehr Vorteile, als du glauben kannst. Aber wenn du möchtest, schließen wir den Pakt mit Blut. Komm mal, ich kenne den perfekten Ort dafür."

"Bring mich zzzu jenem Ort... Und wenn du versssuchssst, mich zu belügen..."

Man konnte merken, dass der Dämon tatsächlich ein Kind war. Es folgte ihr die paar hunderte Schritten zum Ritualkreis, stand da aber plötzlich still und fragte mit Verdacht:

"Warum isssst da eine Truhe?"

Drakonia merkte, dass sie die Truhe, in der sie die Kristalle gebracht hatte, neben dem Kreis vergessen hatte. Schon ein Fehler, aber schlimmer wäre es, wenn sie das in ihrer Haltung reflektieren lassen würde, deshalb behielt sie ihre verlockend freundliche Miene - was mit dem verbranntem Gesicht schon eine Quall war - und antwortete:

"Oh, in der habe ich diese Steine hier gehabt. Möchtest du sie haben? Hier, bitte schon. Nun komm mal, wir sollen ein paar Tropfen Blut vergießen, damit wir den Pakt schließen können. Sie werden den Ritualkreis aktivieren und dann kannst du meinen Körper schon im Besitz nehmen. Möchtest du, dass ich das Blut vergieße?"

"Mach dassss." sagte der Dämon.

Drakonia nahm ihn in die Hand und sie traten neben dem Kreis. Sie zog einen Dunklelfenwurfdolch, ballte die Hand vom Dämon und schnitt die Händen von den beiden. Der letzte Kampfschutz erfüllte seine Aufgabe und auf ihrer Hand erschien keine Wunde... Aber auf der Hand des Dämons schon. Es tropfte auf die Spitze des Dreiecks, was den restlichen Teil des Kreises aktivierte, dann grinste Drakonia gruselig, wobei dem Dämon klar wurde, dass er einen Fehler begangen hatte, und schob ihn in den Kreis.

"Kindchen, ich habe Firas belogen, dass ich nie die weggelaufene Nekromantin in Rabenfels zurück ziehen werde, um sie zu töten... Und du glaubst, ich würde keinen Dämon belügen können? Ein Hinweis... Du hättest wissen sollen, dass man einen Dämonenpakt auf einer Kreuzung schließt, und das ohne Mehlkreise. Jetzt blebe hier, bis ich meine Prüfungskommission hole."

Sie musste jetzt schnell handeln - sie hatte noch weniger als eine Viertelstunde, bis der Ritualkreis von selbst zerfallen würde. Sie ging schnellstmöglich zurück zur Tavensa, öfftene die Tür mit aller Kraft, wobei alle Blicke sich auf sie richteten, und ging direkt zum Tisch, wo ihre Prüfer saßen und sich unterhielten. Sie schaute der Aventurischen Magier direkt in den Augen und sagte mit einer Stimme, die klar machte, dass sie keine Proteste dulden würde:

"Ihr vier kommt jetzt mit mir.

Der Magier wollte ihr wahrscheinlich sagen, dass ihre Prüfung schon vorbei war, dass sie durchgefallen hatte und dass sie diese nicht jetzt wiederholen durfte, aber die eisigen Flammen in ihren grauen Augen, die neben der verbrannten Haut ihres Gesichtes grausam und gnadlos brannten, zwangen ihn wortlos aufzustehen und zusammen mit den drei anderen Prüfungskomiteemitgliedern der Elfe hinterherzugehen.

Sie brachte die vier zu dem Kreis, wo der wütende Dämon immer noch stand - sie war unbeschreiblich erleichtert zu sehen, dass des Wesen immer noch drin war, sie zeigte das aber nicht und behielt ihren eisigen Blick.

"Was soll das sein?..."

"Meine Klausurnachholung. Dieses Mal habe ich mich abgesichert, dass das Viech nicht rauskommt."

"Scolaria, Ihr scheint nicht verstanden zu haben, dass die Prüfung zu Ende ist. Ihr habt beim ersten Versuch versagt, einen zweiten wird nicht abgelegt. Wenn Ihr mich entschuldigt, ich würde mich zurü..."

Drakonia schaute ihn wieder in die Augen und sagte mit emotionsloser Miene:

"Ihr bleibt hier und benotet das Ritual. Und Ihr scheint nicht gehört zu haben, als ich euch in den letzten zwei Tagen mehrmals gesagt habe, dass ich Dämonenjägerin bin, keine Hermetikerin. Bei mir ist die Jagd erst dann am Ende, wenn die Beute besiegt ist. Manchmal zieht sich die Jagd jahrelang in die Zeit. Aber keine Sorge, das hier dauert nicht länger als zehn Minuten."

Mehr Zeit hatte sie nicht, aber das sagte sie nicht. Der Druide kam nähen und schaute sich den Kreis durch den astralen Blick.

"Ach ja... Wenn jemand versucht, die Schutzkreise runterzunehmen, ist er für seine Verletzungen selbst schuld."

Dann fing sie an, den Exorzismus noch mal zu ritualisieren. Sie konnte fühlen, dass ihre Kraft in den letzten Monaten ziemlich gewachsen war. Früher hätte sie so was nicht machen können, jetzt hatte sie aber genug Kraft für den Exorzismus und vielleicht noch ein paar kleine Zauber. Sie ging davon aus, dass etwas tatsächlich schiefgehen würde, hatte aber dafür ihre Waffen bei sich und hatte ihr Schwert mit dem geweihtem Wasser vom Paladin gegossen.

Ihre Zauberweise war, im Gegenstaz zu ihren Jagdmethoden, sehr präzis, da sie mit Eis arbeitete. Das hieß aber längst nicht, dass sie keine Emotionen reinließ. Die Eisfläche war zerbrochen und der ganze Ozean von Grausamkeit, Gnadlosigkeit, Gleichgültigkeit, Wut, Zorn, Hass floß in den Zauber. Sie hatte gelernt, wie sie ihre Emotionen trotzdem noch benutzen konnte, ohne dass diese störten, sonder Hilfe leisteten. Sie hatte sie noch nicht völlig unter Kontrolle, aber auf dem Weg dahin war sie schon. Und dieses Mal sollte es der richtige Weg sein.

Der Leid vom Dämon war auch für die Prüfer viel zu gruselig um beizusehen. Sie blieben trotzdem. Der Körper vom Dämon, geschwächt vom Dreieck im Ritual, schmolz in furchtbaren Schmerzen wie Wachs und das einzige, was auf dem Boden blieb, war Asche. Wenige Sekunden danach war die Zeit vorbei und die Magie im Kreis brach zusammen. Drakonia nahm mit ihren Handshuhen die Kristalle vom Boden und drückte sie in die Hand von Arkatosh - der einzige von den vier Prüfern, der Handshuhe trug.

"Ihr habt gemeint ich sei stur - so ist es. Sonst wäre ich längst nicht mehr am Leben. Aber ich kämpfe solange, bis die Götter auf mich zusehen und sagen "Hab es nach deinem Kopf!"."

« Letzte Änderung: 20. Mär 17, 02:21 von Drakonia Noximera »
Das Schwierigste nach einer Con - die Mitbewohner zu überzeugen, dass das arme, nasse, graue Ding, dass im Badezimmer hängt, eigentlich eine Cosplay Perücke ist und keine vergewaltigte Ratte.

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Antw:Das Exil - Drakonias Reise in den Mittellanden
« Antwort #11 am: 20. Mär 17, 01:45 »
Die Tore der Rabennest waren zu dieser Zeit geschlossen, und egal was passierte, würden sie sich vor Morgenrot nicht aufmachen. Drakonia fiel auf ihren Knien vor dem Tor und ihre heiße Tränen tropften auf die Steine. Sie erinnerte sich an das erste Mal, als sie diese Akademie betreten hatte - ein noch unschuldiges Kind, dass die Gruseligkeit des Krieges nicht gesehen hatte. Jetzt kam sie zurück, als Magistra der elmentaren Kraft, aber sie fühlte sich naiver als damals, als sie noch ein Kind war. Sie hatte kein Vertrauen zu den Leuten, die sie traf, und trotzdem hatte sie jemanden zu nah gelassen.

Kaan war, laut die Leute in der Tavensa, in den Wald verschwunden - nach einer Streit mit Finja war er verschwunden und die anderen vom Imperium machten sich Sorgen. Cornelius wollte mit Kaan reden, wusste aber nicht, wo er war. Drakonia sagte ihm, sie würde den Heiler finden, und ng zusammen mit Finja und Riccard zum Wald.

Sie fanden Kaan etwa eine Viertelstunde später, tief in den Wald. Glücklicherweise in Menschenform, obwohl es den drei klar war, dass er in so einem emotionellen Zustand war, dass er sich n jedem Moment verwandeln würde. Und im Gegensatz zu Werwölfen zum Beispiel, konnten Drachen ihre Metamorphose bewusst kontrollieren. Selbst in Menschengestalt war er nicht der nette, gut erzogene und ziemlich ängstliche Heiler, sondern voller Wut und Zorn. Er verlangte, dass Finja bei ihm bleibt, während Riccard und Drakonia Cornelius holen, Riccard wollte die junge Knappin aber nicht alleine mit einem Drachen lassen. Und so wurde beschlossen, dass Drakonia mit ihm bleibt, während die anderen zwei Cornelius holen.

Lady Drakonia, Euer Mann hat mir mitgeteilt, er wäre glücklicher, wenn ihr nicht mehr mit ihm seid, sagte Kaan auf einmal.

"Nachdem ich ihm gesagt habe, dass ich ihn hasse, glaube ich das gerne."

Und dann erzählte ihr Kaan etwas ganz interessantes. Und es wurde ihr klar, was sie zu tun hatte. Dann kamen Cornelius und noch welche Leute und redeten mit Kaan. Drakonia ging zurück zur Tavensa. Es war tief in der Nacht, die meisten schliefen. Drakonia wartete trotzdem einige Zeit, bis alle von draußen zurückkamen und in ihre Betten gingen. Sie verabschiedete sich von Cornelius, Kaan und Finja und ging nach draußen, ging dann aber zu ihrem Pferd, kletterte auf seinen Rücken und ritt leise weg von dem Dorf. Dann ritt sie zum ersten Portal, kam irgendwo raus und wechselte mehrere Portale, bis sie in der Nähe von Rabennest auftauchte - sie wollte nicht verfolgt werden können. Das war vor weniger als zwei Stunden.

Sie hatte einen guten Grund wegzurennen. Arkatosh hatte einen Kopfgeld auf sie aufgesetzt. Und er hatte dem Drachen angeboten, die Aufgabe zu übernehmen. Der Drache, zu ihrem Glück, war viel zu ehrlich um aufzunehmen und hatte ihr alles erzählt. Sie erinnerte sich an die Worte von Cai, der ehemalige Reisegefährte von Arkatosh: "Arkatosh ist ein Beschwörer."

Sie hatte Arkatosh vertraut, und sie konnte es kaum glauben, dass er ihren Tod gewünscht hatte. Aber das hatte er. Nun war sie aber stark genung, um sich ihm widerstellen zu können.


Einige Stunden später fanden sie einige Akademieangehörigen vor dem Tor, wo sie das Bewusstsein verloren hatte. Sie war älter, ihr Gesicht war fies verbrannt, ihre Energie fühlte sich anders an, aber einige Magister erkannter ihre ehemalige Schülerin und Enkelin des Prorektors Vermillion Aladrin, der vor einigen Wochen verschwunden war und seitdem nicht mehr gesehen wurde. Sein Amulett im Form eines silbernen Feders mit einem blauen Stein hing aber am Hals von seiner Enkelin.
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Offline Drakonia Noximera

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Antw:Das Exil - Drakonias Reise in den Mittellanden
« Antwort #12 am: 12. Mai 17, 20:09 »
Akademie zu Rabennest, 267 n.J.

"Ich verstehe, dass es Euch nicht danach ist, und es tut mir leid, dass ich die Frage immer wieder stelle, Verminaar," sagte der Rektor Weeltrin Nevhocker ruhig, aber irgendwie beharrend, "aber das müssen wir wissen und kein anderer kann das wissen. Sagt mir bitte, wo Euer Großvater ist."

Drakonia seufzte genervt, ignorierte die Frage und schaute weiter aus dem Fenster in Richtung Meer. Es war gerade die Zeit, als die Sonne unterging und der Himmel brannte. Das Meer war schon dunkel. Etwas Nostalgisches gab es in dem Ganzen, etwas, dass sie nicht ruhig sitzen ließ, aber ihr auch nicht erlaubte, sich zu bewegen. Sie mochte und hasste das Gefühl in gleicher Masse. Sie hörte wie die neue Prorektorin, eine ehemalige Konkurrentin von Vermillion Aladrin, Magistra Evanora Leyenbach, sich nach vorne bewegte, um zu versuchen, Augenkontakt mit ihr aufzubauen, ignorierte das aber auch. Sie hatte die Frage gefühlt tausend Mal gehört und konnte nicht begreifen warum die Akademieleitung jetzt eine andere Antwort erwartete, als diese, die sie schon mehrmals wiederholt hatte. Dachten diese Leute etwa, für sie wäre es einfach, den letzten Mitglied ihrer Familie zu verlieren?...

"Verminaar, wenn jemand das wissen würde, dann Ihr. Also Ihr lügt..."

Nevhocker gab seiner Vertreterin ein zeichen, dass sie aufhören muss, und sie schwieg in der Mitte des Satzes. Drakonia zeigte nicht, dass sie das bemerkt hatte. In den vergangenen Tagen wurde sie mehrmals ins Arbeitszimmer vom Akademieleiter gerufen und wurde immer wieder mit denselben Fragen konfrontiert. Was mit ihr passiert sei. Wo sie ihre Wunde bekommen habe. Warum sie zu der Akademie gekommen sei, nach all diesen Jahren. Und vor allem, wo ihr Großvater sei. Irgendwann hatte sie die Nase voll und hatte kein Wort mehr gesagt.

Sie befand sich schon seit einigen Wochen in der Akademie. Die ersten Tagen hatte sie im Lazarett verbracht, die Heiler konnten aber nichts für die Brandwunde tun. Eine fiese Narbe verdeckte die Hälfte von ihrem Gesicht. Dann wurde sie zu einem Gastzimmer gebracht und ihr wurde alles besorgt, was sie brauchte, aber sie saß am Fenster und schaute nach draußen und wollte weder etwas essen, noch mit jemandem reden. Ein paar Tagen danach hatte sie sich getraut, in die Fluren zu gehen. Die Schüler gingen ihr aus dem Weg noch als sie sie sahen - mit ihrem emotionslosen, blassen und verunstalteten Gesicht erschreckte sie die jungen Magier erfolgreich. Das machte ihre Laune nur noch schlimmer.

Der Rektor wechselte erneut die Taktik. "Verminaar, wenn ihr Zeit braucht, nimmt Euch ruhig die Zeit. Wir zwingen Euch zu nichts. Aber wenn es nicht hilft, dann erlaubt uns, Euch zu helfen."

Sie brauchte keine Hilfe. Nur wollte ihr keiner glauben.

"Ich weiß nicht wo mein Großvater ist." Ihre eigene Stimme klang als wäre sie fremd.

"Ah so, reden konnte sie ja!", sagte Navaar Vem, der zweite Prorektor, ein Mensch, der sie immer an eine Wildkatze erinnert hatte – ruhig, ehrenhaft, aber dennoch zu jeder Zeit bereit, anzugreifen und in der Lage, seine Gegner schnell zu vernichten. Ironischerweise war er immer ihr Vorbild für ein Kampfmagier gewesen. Wie viele andere Menschenmagier, sah er unveraltet, obwohl er älter als sie war.

"Ich glaube Eure Bemerkung hilft keinem hier weiter, Magister." sagte eine etwa bissige Stimme in der Ecke. Ein blasser, schwarzhaariger Elf mit einem in grün leuchtenden Stab, der bisher in den Schatten gestanden war, kam ein paar Schritte näher. Sein Name war Celran Helsir, Meister für Heil- und Beeinflussungsmagie, Leiter des Lehrstuhls für Heilmagie und einer der Lehrer, die Drakonia einmal unterrichtet hatten. "Sie hat sich offensichtlich von einem psychologischem Tiefpunkt nicht erholt und sie in einen weiteren zu stürzen wäre sinnlos für uns und gefährlich für sie."

"Wäre magische Beeinflussung dann in der Situation nicht viel nützlicher?"

"Wie ich schon gestern gesagt habe - ohne ihre Zustimmung werde ich nicht arbeiten. Ihr Kampfmagier scheint aber ziemlich hartnäckig zu sein, wenn ihr etwas wollt."

Dass Vem und Leyenbach lange gewartet hatten, bis sie die Position von Vermillion Aladrin bekommen konnten, war kein Geheimnis. Drakonia wunderte sich nur warum die beiden Prorektoren jetzt plötzlich so großes Interesse hatten, ihren Vorläufer zu finden.

"Und ohne ihre Zustimmung werde auch nicht zulassen, dass Magie auf sie gewirkt wird, außer es ist notwendig, wie die Analysen der Heilmagier." Nevhocker wand sich dann wieder zu Drakonia. "Wenn Ihr wirklich nichts wisst, dann ist alles in Ordnung, wir glauben Euch, dass es die Wahrheit ist. Ich verstehe, dass es für Euch nicht leicht war, als Euer Großvater auf einmal verschwunden ist. Wie schon mehrmals gesagt - Hilfe bekommt ihr von uns immer, nur sollt Ihr uns sagen was wir machen könnten."

"Er war einfach weg. Hat mir das silberne Feder hinterlassen und ist verschwunden. Ich konnte ihn seitdem nicht mehr nachverfolgen. Mehr weiß ich nicht."

"Und das ist auch völlig genug. Wir danken Euch für das, was Ihr uns mitgeteilt habt."

"Darf ich gehen?"

"Keiner hält Euch auf. Allerdings würde ich bitten, dass ihr auf dem Weg zu Eurem Zimmer kurz in das Lazarett vorbeikommt. Habt Ihr in den letzten Tagen mehrmals vergessen trotz meinem Rat." sagte Halsir ruhig.

"Vergessen habe ich nicht. Ich wollte einfach nicht meine und eure Zeit verschwenden."

Der Elf stellte sich vor der Tür, als sie ausgehen wollte. Sie versuchte, an ihn vorbeizugehen, wurde aber aufgehalten.

"Habe ich doch gemeint. Sarkasmus ignorieren funktioniert nur bei Leuten, die einem nicht genau Sarkasmus ignorieren beigebracht haben. Ich begleite Euch."

Drakonia versuchte wieder, an ihn vorbeizugehen. Die anderen drei Magier sagten nichts und beobachteten die Konfrontation ruhig, offensichtlich ohne Absichten, sich einzumischen. Helsir war für sie verantwortlich, als Heiler und als einer ihrer einmaligen Lehrer, außerdem war er guter Freund von Vermillion Aladrin gewesen und als solcher sah man ihn als  verantwortlich für die Enkelin des alten Prorektors.

"Ich dachte, ich wäre nicht gegen meinen Willen hier gehalten."

"Außer es ist notwendig, und erlaubt mir die Anmerkung, in diesem Zustand lasse ich Euch nicht das Akademiegebäude verlassen. Ich bereue es schon ein bisschen, Euch vom Lazarett entlassen zu haben. Mitkommen, bitte."

Drakonia schaute ihn eiskalt in die Augen, aber das half nicht. Sie seufzte und folgte ihm, als er ihr ein Zeichen dafür gab. Sie hatte eben keine Lust, sich kindisch zu verhalten - nach der Prüfung durfte sie das nicht mehr. Er führte sie zu seinem Arbeitszimmer einige Etagen unten, machte die Tür auf und sagte ihr, sich hinzusetzen und zu warten, dann schloss die Tür und ließ sie für einige Minuten alleine.

Als er kurz danach zurückkam, war sie zum Fenster gegangen und schaute nach draußen. Die Sonne war schon untergegangen und das letzte Tageslicht war weg. So dunkel war es, als sie vor Wochen gekommen war. Magister Halsir lenkte den Stab mit dem zerbrochenen Stein, den er gerade ins Zimmer gebracht hatte, an die Wand.

"Also trotz allen Druckmittel der Akademieleitung hast du so lange geschwiegen - ich bin beeindruckt von dieser Sturheit. Setz dich hin, bitte. So. Drei Sachen sollen wir besprechen und ich fange mit dem kompliziertesten an.“
“ Mein Großvater? Wenn jemand Bescheid wissen würde, dann Ihr. Aber anscheinend habt Ihr die Akademieleitung gut getäuscht.“ Ein bisschen Wut war schon in ihrer Stimme zu hören.

"Um genauer zu sein – ich habe weder eine Ahnung wo er ist, noch warum er jetzt gegangen ist. Alles, was ich habe, sind meine Vermutungen. Aber um sie dir zu erklären, muss ich dir erzählen, was die Situation genau war, die das Ganze zu diesem Ergebnis dazu gebracht hat.

Wie du bereits weißt, besaß dein Großvater seit längerer Zeit keinen physischen Körper mehr. Du weißt aber vermutlich nicht genau, wie er den verloren hat. Inzwischen ist es fast zu einer Legende geworden, dass er mit einem Drachen gekämpft hat, aber das stimmt nicht vollkommend. Drachen sind einige der wenigen Gestalten, die in der Lage sind, sich zwischen den Ebenen zu bewegen und dein Großvater als Seelenwanderer hat erfahren können, wie er selbst das macht. Ein Drache hat ihn angegriffen, als er sich dort befand, und er hat versucht, in seinen Körper zurückzukehren, der Drache hat den Körper aber verletzt. Als er zurück zu der Akademie gebracht wurde, war sein Zustand bereits so schlecht, dass es klar war, dass er nicht lange leben würde, dafür war der Körper zu beschädigt und konnte nur mit mehreren Artefakten und einem zu großen magischen Kraftaufwand am Leben gehalten werden.

Da seine Seele aber unbeschädigt war – und in der Lage war, auch außerhalb des festen Körpers weiter zu existieren, solange eine Verbindung zwischen Seele und Körper bestand, haben wir etwas anderes gemacht. Sein Körper wurde verbrannt und die Asche wurde zu einem kleinen Kristall gemacht, den wir an den silbernen Anhänger, den du im Moment trägst, befestigt haben. Als seine Seele dann genug Kraft dafür gesammelt hat, hat er sich mit Illusionsmagie einen neuen Körper erschaffen, der zu seinem identisch war. Er war in der Magie gut genug, dass der Körper sich fest anfühlte und von einem echten nicht zu unterscheiden war, dank einer einfachen magischer Analyse konnte man aber sofort feststellen, dass der Körper eine Illusion war und die Seele sich in dem Anhänger befand, den dieser Illusionskörper immer bei sich hatte. Ähnlich zu einem Lich halt, allerdings bestanden Unterschiede, die du leicht erkennen kannst. Egal. Dein Großvater hat aber den Anhänger bei dir gelassen und ist daher nicht mehr in der Lage, sich einen Körper durch Illusionsmagie zu bauen. Wo sich seine Seele befindet, können wir auch nicht feststellen. Er hat anscheinend nicht vor, bald zurück zu kommen, und mir hat er auch letztens gesagt, er wolle nicht nachverfolgt werden.

Mich wundert bloß, warum er das gemacht hat. Und gerade jetzt… Du hast sicherlich keine weiteren Elfen als mich und ein paar Schüler gesehen. Die Akademieleitung hat alles Mögliche gemacht, nichtmenschlichen Angehörigen der Akademie das Leben schwer zu machen. In der letzten Jahren sind keine elfischen Schüler mehr aufgenommen, Dozenten wurden weggetrieben ich bin nur in Ruhe gelassen worden, weil ich als Dekan der Heilungsmagiefakultät und als Arzt noch brauchbar für die Akademie bin. Dein Großvater war allerdings der mächtigste Vertreter für die Elfen in Rabennest, wenn er aber weg ist, werden wir es noch schwieriger haben.“


“Was?... Warum? Er hat mir gesagt, ich wäre hier immer willkommen…“

“ Wenn ich ehrlich sein soll, ich habe keine Ahnung was er gedacht hat, als er dir das erzählt hat.“

“ Heißt das, ich habe keine Chancen, hier als Forscherin oder Dozentin zu arbeiten?“

Der Elf seufzte etwa enttäuscht. “ Verminaar, auch ohne diese Schwierigkeiten wäre das mit deiner Prüfungsnote schwer möglich. Du hast nämlich nicht den meistens beeindruckenden Abschluss, den ich gesehen habe. Was uns zum zweiten Punkt des Gesprächs bringt – Rabennest, wie vermutlich jede andere Akademie, wird verlangen, dass du eine Nachprüfung ablegst, damit dir überhaupt einen Titel über Adept anerkannt wird. Im Moment bist du unter meinem Schutz als Patientin vom Lazarett, allerdings wird erwartet, dass du das machst, wenn du dich erholt hast.“

Drakonia seufzte und presste ihre Zähne zusammen. Schon wieder stellte sie sich die Frage ob sie nicht tatsächlich noch einige Zeit warten können hätte, bevor sie die Prüfung abgelegt hatte. Irgendwie hatte sich zu viele negative Faktoren gesammelt – sie war nicht sicher in sich selbst, wollte den Titel haben, um die Munde von etlichen Leuten zu schließen – egal wie oft sie sich selbst gedacht hatte, dass sie es nur für sich selbst machte – das Komitee war höchst ungeeignet und sie hatte den Dämon falsch eingeschätzt. Aber sie war noch am Leben. Und solange sie lebte, konnte sie weiter versuchen.

“ Ich bin bereit, das noch morgen zu machen.“

Sie war nicht und sie wusste es. Aber sie wusste auch ganz genau, dass man nie völlig bereit für etwas sein konnte.

“ Nicht so schnell. Du kannst dir Zeit lassen. Und davor brauchst du einen neuen Stab – deinen haben wir zerbrochen gefunden.“

Er ging zurück zur Tür, neben der er den neulich gebrachten Stab gelassen hatte, nahm diesen in der Hand und schaute ihn an mit deutlich erkennbarer Trauer im Gesicht. Drakonia konnte sehen, dass der zerbrochene Stein am Stab der gleiche war, wie die der Stein am Stab von Halsir. Der Elf kam mit dem Stab zurück zu ihr und sagte leise, mit einer Stimme, in der einen großen, nicht vergessenen Schmerz zu spüren war:

“ Ich hätte da vielleicht etwas, dass dir… vom Nutzen sein könnte. Im Moment etwa beschädigt und vielleicht unpassend für dein Magielement, aber du könntest ihn entsprechend umbauen. Hat einmal einem Kampfmagier gehört…“

Er schwieg, bevor seine Stimme gebrochen war. Drakonia folgte seinem Blick bis zum Wand, wo ein Gemälde hing. Sie konnte einen Elf sehen, der dem Magister sehr ähnelte, allerdings junger war und deutlich als Militärmagier und Feuerelementarist zu erkennen war.

“ Mein Sohn.“ sagte Halsir ruhig. “Er war ein bisschen wie du – ungehalten, impulsiv, würde eher Dinge zerstören als versuchen, sie in Ordnung zu bringen… Unnötig zu sagen, wir haben uns nicht gut verstanden, und als seine Mutter gestorben ist, ist er zur Armee gegangen, da er es zu Hause nicht mehr ertragen konnte. Er über zwanzig Jahren gedient, bis er in einer Schlacht ums Leben gekommen ist. Mir wurde nur sein Stab gebracht.“

Drakonia schaute den Magier schweigend und mit Respekt an. Sie wusste nicht, was sie sagen soll. Sie hatte selbst erlebt, wie ihre Familie ausgestorben war, aber irgendetwas in ihr sagte, dass kein Vater sein Kind begraben sollte. Egal wie schlecht sich die beiden verstanden hatten – der Vater hatte sich Sorgen um seinen Sohn gemacht. Er fühlte nun immer noch die Reue, Jahrzehnte, vielleicht Jahrhunderte später. Seit sie sich erinnern konnte, war Magister Halsir einer der wenigen Leuten, die sie immer mit ihren Mut und Stärke beeindruckt hatten. Sie vergaß immer wieder, dass man stark nur durch vielen Schlägen vom Schicksal wurde. Und sie wunderte sich wie viele von ihren Freunden und Bekannten wegen Verlusten litten, ohne dass jemand davon wusste – alleine, schweigend, erschrocken, dass jemand sie für schwach halten würde. Sie hatte bei mehreren gesehen, wie abends, während alle anderen feierten, ihre Blicken traurig und nostalgisch wurden und wie sie sich an vergangenen Schlachten und gefallenen Freunden erinnerten. Manchmal wunderte sie sich auch, ob jemand überhaupt ihren Tod trauern würde, wenn sie am nächsten Tag auf dem Kampffeld fiel.

“ Egal. Der Stab kann noch gebraucht werden, wenn man den zerbrochenen Stein austauscht. Die kupfernen Tele würde ich an deiner Stelle auch mit silbernen ersetzen, da Kupfer besser zu Feuer passt uns Silber zu Eis. Wenn das Ding bei mir bleibt, bringt es nur noch Erinnerungen. Und ich habe meinen Sohn auch gut genug gekannt – ihm wäre es lieber, wenn sein Stab wieder im Kampf getragen wird, statt in meinem Keller zu verstauben.“

“ Ich… weiß nicht was ich sage soll, Magister. So was habe ich nicht erwartet. Es tut mir Leid für Euer Sohn. Und ich bin dankbar für die großartige Geste.“

Der Elf nickte kurz.

“ Mach nur sicher, dass der Stab nicht in kurzer Zeit wieder bei mir landet, zusammen mit der Nachricht, dass auch du gestorben bist. Ich habe deinem Großvater ja versprochen, ich würde mich um dich kümmern.“
« Letzte Änderung: 12. Mai 17, 20:19 von Drakonia Noximera »
Das Schwierigste nach einer Con - die Mitbewohner zu überzeugen, dass das arme, nasse, graue Ding, dass im Badezimmer hängt, eigentlich eine Cosplay Perücke ist und keine vergewaltigte Ratte.

"Das ist KEIN Kreis! Kehre diese KARTOFFEL sofort wieder weg!!!"

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Antw:Das Exil - Drakonias Reise in den Mittellanden
« Antwort #13 am: 12. Mai 17, 20:10 »
* * *

Im großen, hellen Ritualraum waren nur der Rektor, seine beide Vertreter, noch ein paar Lehrer und aus irgendwelchen Grund der Lehrling von einem von denen. Drakonia schaute Magister Helsir nervös an, er nickte kurz und sie betrat den Raum. Ein paar Tagen waren vergangen, seit sie den neuen Stab bekommen hatte. Sie hatte ihn umgebaut und den zerbrochenen Stein zu Magister Helsir gebracht, als Erinnerung von seinem Sohn.

Die versammelten Magier deuteten ihr zur Mitte eines bereits vorbereiteten Ritualkreises. In Rabennest machten nicht die Prüflinge das Ritual, sondern die Prüfer. Der Prüfling musste mit dem, was auf ihn wartete, zurechtkommen. Es gab auch Fälle von Schülern, die während der Prüfung gestorben waren.

“ Seid Ihr bereit, Verminaar?“ fragte der Akademieleiter und nachdem sie ihm die Frage kurz positiv beantwortet hatte, redete er weiter: “ Wenn wir den Kreis aktivieren, werdet Ihr in einer simulierten Situation versetzt, in der Ihr eine Lösung für ein Problem findet musst. Ihr dürft alle Sprüche nutzen, die ihr kennt, bis auf diese von Eurem auserwählten Fachgebiet – beziehungsweise vom meistens ausgeprägten Fachgebiet, wenn Ihr mehrere gewählt habt. Alle Leute, die Ihr dort trifft, sind Teil einer von uns erschaffenen Illusion, allerdings werdet Ihr das nicht wissen, während Ihr Euch dort befindet, sondern werdet Euch erst wieder erinnern, wenn das Ritual zu Ende ist. Wir können das Ritual nicht abbrechen, wenn wir einmal angefangen haben, deswegen besteht der Risiko, dass ihr schwer verletzt oder sogar getötet werdet, bis jemand zu Hilfe kommt, sollte etwas schief laufen.“

“ Ich bin mit den Bedingungen einverstanden.“

Sie betrat den Kreis und die Magier fingen an, das Ritual zu aktivieren. Sie drehte sich kurz zu Helsir, der sie schweigen zurück anschaute, dann schloss ihre Augen und konzentrierte sich auf die Energie. Langsam begann sie, eine andere Realität wahrzunehmen, wie wenn man im Schlaf verfällt.

Sie trug ihre Lehrlingsrobe, ihre Haare waren kürzer, an ihrer Seite hing ihr altes Elfenschwert und an ihrem Rücken war ihr alter Stab befestigt. Sie befand sich in irgendeiner Akademie, konnte lediglich nicht sagen, welche. Alles schien ihr bekannt zu sein, nur an konkretere Details erinnerte sie sich nicht. Alles war in Chaos verfallen, alle liefen irgendwohin, als wäre die Akademie angegriffen worden. Alle riefen etwas durcheinander, aber sie konnte kein Wort wahrnehmen, genau wie in einem Traum.

Um sich herum konnte sie viele bekannte Gesichter sehen. Ammenor, Maarja, Arkadin, Falke, Redannter, Corres, Tanatos, Fey, Orin, Nilfir, Nahira, Gracelin, Leyla, Cataleya, Kydora, Stella, Lyra, Kadegar, Arkatosh, Kellermaus, Finna, Julius, Freja, Kay, Fir, Deron, selbst Scheme, ihr erster Verlobter, und viele andere. Sie folgte den Leuten in einen riesengroßen Raum, anscheinend eine Aula, und sah den wilden Sturm durch die hohen Fenster. Nicht nur die Natur war im Spiel draußen, sondern auch Magie – mächtige Energien waren zu spüren und etwas oder jemand versuchte, die Akademie anzugreifen. Die Magier um sie herum zauberten schon Schutzsprüche aus.

Jemand schob sie kräftig vor sich, bevor sie das selbst machen konnte, und ein schlimmes Gefühl tief in ihr sagte ihr, dass sie laufen musste. Sie hatte aber keine Zeit – kaum hatte sie sich hinter dem großen und stabilen Experimentiertisch versteckt, als ein mächtiger magischer Schlag von draußen die Fenster zu Scherben machte und eine tiefe männliche Stimme in der Aula donnerte:

“ Ihr könnt Euch nicht wehren.“

Leise und langsame Schritte waren dann zu hören – jemand hatte die Aula von einem der zerbrochenen Fenster betreten. Keiner von ihren Freunden und Bekannten war zu hören und die eiskalte Angst hielt sie auf einmal im Griff. Was, wenn sie tot waren?... Vom hinter dem Experimentiertisch konnte sie nichts sehen, und sich zu bewegen wagte sie auch nicht. Selten in ihren Leben hatte sie solche Angst verspürt. Sie saß einfach da, Rücke gegen dem soliden Holz, wagte kaum zu atmen und bat zu allen Göttern, dass die Gestalt, die die Aula betreten hatte, sie nicht fand. Dann sah sie eine Kristallkugel, die langsam neben dem Tisch fuhr und dann zurück. Sie wusste, dass sie gefunden worden war.

Ein alter, weißhaariger Mann in einer hellen Magierrobe kam zum Tisch und kniete nieder, um sie zu sehen.

“ Ah, ein kleiner Elf. Wie allein du bist… Komm, du musst keine Angst vor mir haben.“

Sie beschimpfte den Mann in Gedanken und krabbelte schnell von der anderen Seite, dann lief zu den in allen Richtungen geworfenen, kaputten Tischen rum herum. Viele von den Personen, die mit ihr in der Aula waren, konnte sie nicht finden. Der Rest lagen bewusstlos und blutend auf dem Boden, zwischen Glasscherben und kaputtes Holz. Sie versuchte, keine Panik zu zeigen. Alle, die sie beschützen konnten, waren tot oder verletzt. Sie war ganz allein diesem Magier ausgeliefert und ihre Freunde waren am Sterben.

Der Magier trat ein Schritt näher zu ihr, sie schrie zu ihm, sich zurück zu halten und hob einen Schutzwall vom einen Wand bis zum anderen, sodass sie und die Verletzten vom Magier getrennt waren. Dann wand sie sich um mit Tränen in den Augen. Fünf Personen waren es, um genauer zu sein. Falke, der einmalige Leibwächter ihrer Schwester; Orin, der Nekromant, der sich um sie wie um seine eigene Tochter gekümmert hatte; Lyra und Kadegar, die Magier, die ihr eine neue Hoffnung gegeben hatten und ihr bei den ersten Schritten auf dem neuen Weg geholfen hatten; und Arkatosh, ihr Ehemann, das einzige Lebewesen, zu dem sie noch Gefühle hatte. Sie war wütend auf allen fünf aus verschiedenen Gründen, sie hatte geschworen, dass sie sie verrecken lassen würde, wenn sie ihre Hilfe brauchten – und jetzt waren sie hilflos und sie konnte sie nicht einfach so lassen.

Dann passierte etwas Interessantes. Von der anderen Seite ihres Schutzwalls öffnete sich ein Portal und ein Mann kam raus. Sie vermutete mindestens von der Figur der Gestalt, dass es ein Mann war – er trug eine Kapuze und sein Gesicht war tief im Schatten versteckt. Der weißhaarige Magier versuchte, ihn anzugreifen, aber die dunkle Gestalt zerstörte seinen Spruch mit einem Fingerschnips.


“ Was war das, zum Teufel?!“

“ Woher soll ich das wissen? Es ist nicht von uns!“

“ Unterbricht das verdammte Ritual, verdammt noch mal!“

“ Können wir nicht...“

Ein magischer Einfluss griff die Struktur von ihrem Schutzwall an und ihr wurde klar, dass sie diesen nicht noch lange halten können würde. Sie musste die Verletzten wegschaffen. Aber wie… Und warum waren es nur diese fünf Leute?...

Plötzlich wusste sie, was die Lösung war. Das waren die einzigen von den Leuten, die hier waren, denen sie irgendetwas nicht vergeben hatte. Sie sah die fünf irritiert an. Sie hatte gedacht, sie würde nichts spüren, wenn sie sterben würden, aber sie konnte sie jetzt nicht sterben lassen. Konnte sie in diesem Fall vergeben? Sie wand sich erstmals zu Falke.

“ Du hast mich weggezogen, als ich zu meiner Schwester laufen wollte, als sie mit der Armbrusterschossen wurde. Dann hast du mich zu jenem Waisenhaus gebracht und dort verlassen. Hast gesagt, du wirst mich abholen, bist aber nie zurückgekommen. Egal. Gehe in Frieden weg von hier. Du hast ja letztendlich mein Leben damals gerettet.“

Im nächsten Moment war er nicht mehr da. Sie wand sich zu Orin.

“ Ihr habt mich beherrscht und für Eure Zwecke benutzt. Aber wo wäre ich, wenn ihr mich nicht in Eurem Schutz genommen hättet? Und obwohl ich Leute wie Euch jetzt jage und vernichte, habt Ihr Euch von mir nicht gewendet. Ich kann es Euch nicht mehr übel nehmen. Was geschehen ist, ist geschehen.“

Lyra und Kadegar sprach sie zusammen an.

“ Ihr habt mir gesagt, ich würde in Engonien eine Familie finden, aber alles, was ich fand, war Angst und Misstrauen. Ihr wart die einzigen, die mir halbwegs trauten und sogar ihr beide habt andere lieber bevorzugt, wenn es ernst wurde. Ihr habt mir das Leben gerettet, das stimmt. Aber als es dazu kam, sich noch einmal für mich zu setzen, habt ihr die Seite von Klara gewählt. Ihr habt mich weggetrieben, mitten im Winter, als ich für Atos und seine Untote, die Inquisition und die Lichttaler eineeinfache Beute wäre. Da ich euch unbequem geworden war, habt ihr mich sterben gelassen.“ von ihren Augen liefen schon Tränen. “ Aber erst nachdem ich weg war, habe ich für mich selbst festgestellt, dass ich nicht wegen euch Dämonenjägerin geworden bin. Ihr habt mir nur den Weg gezeigt und mir geholfen, die ersten Schritte zu machen. Und ich weiß jetzt, dass dieser Krieg nicht zu Ende ist. Ich bin nicht fertig mit diesen Wesen. Ich danke Euch, dass ihr mich von Beute zu Jägerin gemacht habt.“

Die beiden waren dann auch weg. Nur Arkatosh blieb.

“ Du hast nur entsprechend deinem Stand gehalten, Arkatosh. Ich sollte dich nicht als mein Ehemann sehen, sondern als Meistermagier. Ich habe mich kindisch verhalten, ich weiß. Und nicht nur ich soll dir etwas vergeben, sondern du mir auch. Lass es gut sein. Wir sehen uns irgendwann mal.“

Sie stand jetzt alleine gegen die beiden Magier. Der dunkle zeichnete irgendwelche Runen in die Luft, um den hellen anzugreifen, und sie erkannte die Runen auf einmal. Es waren alte magische Runen, die sie irgendwann in ihrer Kindheit gelernt hatte zu lesen. Auf einmal wusste sie was sie machen sollte.

Du musst eine Klinge erschaffen, hatte ihr Großvater einmal gesagt. Ihr elfisches Schwert hatten die Kultisten im Kampf bei der Mühle zerbrochen und sie hatte nun eine neue Klinge – kein Zahnstocher, sondern ein richtiges Schwert, das jetzt in ihrer Hand erschien. Eine Waffe, auf der kein Blut blieb, als sie tötete. Sie hatte der Waffe noch keinen Namen gegeben, aber auf einmal wusste sie, wie sie sie nennen würde. Sie flüsterte ein Wort und die Runen brannten mit blauem Licht, als sie auf der Klinge erschienen und das Wort
Unschuld schrieben.

Ihr Stab war nach der Prüfung zerbrochen und sie hatte diesen von einem verstorbenen Kampfmagier bekommen. Nun hielt sie diesen Stab in der Hand, statt ihren alten.

Sie schloss die Augen und ließ den Energiewal fallen. Sie stand vor den beiden kämpfenden Magiern alleine – mit ihrem Schwert mit den Runen, den neulich reparierten Stab, in ihrem Meistergewand, mit ihrem verbrannten Gesicht und mit eiskalten Flammen in ihren Augen – gnadlos und bereit zu zerstören.


Sie öffnete ihre Augen und sah sich um. Sie konnte die erschrockenen Magier um sich herum sehen. Der Lehrling half ihr, vom Boden aufzustehen. Jemand fragte sie etwas, sie hrte aber nicht zu. Ihr Blick war zum Rektor Nevhocker gerichtet, der gerade außer Atem am Rand des Ritualkreises kniete, blass als hätte das ganze Blut seinen Körper verlassen. Er hatte die Tradition gebrochen, indem er das Ritual unterbrochen hatte. Drakonia hatte nie über einen anderen Fall gehört, als das gemacht wurde.

Magistra Leyenbach tauchte vor ihr auf und Drakonia fing sofort an zu fragen:

“ Was war das zum Teufel? Der dunkle Magier hat sich verdammt echt angefühlt… Was wolltet ihr bezwecken?“

“Weil er echt war… Wir wissen nicht, wie er den Weg zu der Illusion gefunden hat, aber er hat unseren Schutz gebrochen.“

Keiner von den Magiern im Raum schien, wirklich zu wissen was passiert war, aber alle waren in Panik geraten.

“Es ist jetzt genug!“ rief Helsir. Er und der Lehrling waren die einzigen, die am Ritual nicht teilgenommen hatten und im Moment klar denken konnten. “Egal wie, das hat er geschafft. Erstmals beruhigen sich alle und lassen mich um Weeltrin kümmern, während ihr diesen verdammten Kreis kehrt.“

Der Elf eilte dann zum Akademieleiter. Drakonia sah sich irritiert um. Jemand wollte sie irgendwohin leiten, sie befreite sich aber etwa grob. Sie konnte die Energie von der dunklen Gestalt nicht mehr spüren und seine magische Präsenz hatte sich nicht bekannt angefühlt, aber sie hatte das Gefühl, dass dies nicht ihre letzte Begegnung mit der Gestalt war.
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Offline Drakonia Noximera

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« Antwort #14 am: 01. Jun 17, 00:32 »
Das Haus von Arkatosh Melwasul,
Land der Bergensteinfalken, 267 n.J.

Arkatosh war am Anfang kalt zu ihr, genauso kalt wie sie zu allen anderen. Sie hatte ihn im Dämmerlandtal gefunden, nachdem sie die Nachricht erhalten hatte, dass das Kopfgeld eine Lüge war, und tagelang von Rabennest nach Nordwesten geritten hatte. Auf dem Weg hatte sie sogar zwei kleinere Aufträge erledigt, obwohl sie sich immer noch nicht ganz wohl fühlte.  Sie spürte aber, dass die Kräfte, die sie im „Unfall“ während der Prüfung verloren hatte, langsam zurückkamen.

Ihren Mann konnte sie auch gut verstehen. Sie hatte großes Disrespekt gezeigt, hatte ihn angeschrien, beleidigt, aus ihrem Weg geschoben, und war dann mitten in der Nacht weggelaufen, ohne eine Nachricht für ihn zu hinterlassen. Inzwischen war es ein bisschen besser geworden, aber immer noch konnte sie merken, dass er etwa sauer auf sie war.

Sie zog den Bettbezug über ihre Schulter und schloss ihre Augen zu. Arkatosh saß immer noch an seinem Schreibtisch und war in seinen Forschungen vertieft. Eine Kugel aus grünen Flammen hängte in der Luft über die Seiten, die er gerade lies, und warf schwaches, mattiertes Licht ins Zimmer. Drakonia seufzte. Manchmal wunderte sie sich, warum sie ausgerechnet einen Hermetiker heiraten sollte. Als intuitive Kampfmagierin war sie in den Magierkreisen oft als inkompetent bezeichnet und alle sahen sie wie ein unwissendes Kind an, als wäre sie…

Als wäre sie keine Magierin, sondern einfach eine Soldatin, die zufällig auch zaubern konnte. Und das war nicht fair. Sie hatte dieselbe Theorie wie die anderen gelernt. Sie verstand alles, was sie ihr nicht zutrauten, dass sie verstehen könnte. Sie baute auch komplexe Strukturen auf, wenn sie zauberte. Die Unterschiede waren bloß, dass sie erstmals wusste, wo die Energie hin musste, und kontrollierte sie nicht durch mathematische Zusammenhänge, sondern durch Emotionen und Elementarkräfte und Runen, und zweitens, sie setzte Magie hauptsächlich für Zerstörung ein. Ihre Kräfte waren nicht klein, nur war ihre Arbeitsweise anders und das konnten – oder wollten – Hermetiker nicht akzeptieren. Selbst Arkatosh sah sie als inkompetent, auch wenn er ihr immer erzählte, das würde nicht stimmen. Sie wusste es gut genug. In den Augen von allen Magieforscher und Wissenschaftler sah sie ein Mitleid, das sie hasste, und sie konnte es auch in den Augen von Arkatosh nicht übersehen. Sie schimpfte in ihren Gedanken.

“Ich habe die verdammte Prüfung geschafft!“ , dachte sie sich. “Was für Beweise braucht ihr noch?!

Langsam vermischten sich die Bilder in ihrem Kopf und wurden zu einem Nebel, in dem sie sank, als sie einschlief.



Als die beiden Elfen die Stadt erreichten, war es schon dunkel draußen, aber die Stadt war nicht weniger lebendig. Irgendwelches Fest fand in diesen Tagen statt und die Städte und die Dörfer in der ganzen Gegend waren die ganze Zeit hell und laut wie brummende Bienenstöcke. Mit ihren Stäben konnten Arkatosh und Drakonia ihren Weg durch die Menschenmasse machen, als sie in die Richtung einer Taverne gingen. Sie wäre auch überfüllt und sie hofften nicht, freie Betten für die Nacht zu finden, aber Hauptsache, sie könnten etwas trinken, bevor sie weiter gingen.

Die Leute rum herum hatten Laternen, Kerzen und Fakel, tanzten, sangen, schrien froh und verhielten sich, als gäbe es auf dieser Welt keine einzige Gefahr. Drakonia hatte in Vardara nie so ein Fest erlebt – Mondelfen hielten nicht viel davon – und sie konnte solche Feier nicht ganz verstehen, aber sie hatte inzwischen auch begriffen, dass Leute ihre Feste brauchten, und behielt ihre Meinung für sich. Aber ein schlechtes Gefühl hatte sie. Vielleicht nicht schlecht, aber komisch auf jeden Fall.

Die Steinwege der Stadt waren eng und überfüllt. Kaum waren sie auf der Hauptstraße gekommen, als sie feststellte, dass es hier auch genauso kuschlig war. Genau deswegen wusste sie eine Sekunde früher als alle um sich, dass etwas passieren würde, als die Menschenmasse vor den beiden plötzlich zu beiden Seiten ging. Und dann fühlte sie genau dieselbe magische Präsenz, wie auf der gestellten Situation in Rabennest – und dann war er da. Der komische Magier in dunklen Klamotten und mit einer Kapuze. Dieses Mal konnte sie aber etwas mehr an ihn ausmachen – sie konnte merken, dass er keine Magierrobe trug, sondern einen zerrissenen, verbrannten Umhang und eine sehr alte Kampfausrüstung. Auf dem langen Wappenrock sah man einen Widderschädel und unter der Kapuze langen, dunkelgrauen Haare. Die Waffe, die er trug, war auch kein Stab, sondern ein Speer. Die Leute auf der Straße tan so, als würden sie nichts sehen und machten mit ihrem Fest weiter.

Der Mann sah sie und ging in ihrer Richtung, bereit für einen Kampf, aber bevor sie reagieren konnte, stand Arkatosh schon mal in seinem Weg und der Speer traf seinen Stab.

”Lauf!”, rief er zu ihr, mit einer Stimme, die klar machte, dass er keinen Widerstand dulden würde.

Sie weigerte sich aber, und blieb stehen. Die beiden kämpften eine Weile, bis sie sah, wie Arkatosh ein Portal aufmachte und seinen Gegner da rein hinter sich zog. Eine Sekunde später waren die beiden weg. Drakonia schrie frustriert und lief zurück. Ein Gefühl zeigte ihr den Weg.

Sie lief durch die Menschenmasse, den engen Straßen entlang, bis sie in den Hof einer Kneipe reinkam. Da stand sie plötzlich auf Augenhöhe gegen einer sehr jungen Frau. Sie war fast ein Kind, mit einem etwa erschrockenen Gesicht, blonde Haare im Zopf, blaue Augen und trug einen Gambeson und Schulterplatte, aber kein Wappen. Musste Söldnerin sein. Oder Knappin.

Drakonia knurrte genervt und das Mädchen versuchte ihr aus dem Weg zu gehen, da sah die Elfe aber, wie Panik auf das Gesicht des Kindes kam. Ein Krieger hinter ihr, den Drakonia erst jetzt sah, hatte seine Hand an ihre Schulter getan. Und dann merkte die Elfe dass ein paar mehr Krieger hinter dem Mädchen standen. Und alle trugen den komischen Wappen mit dem Widderschädel.


Sie erwachte mit einem stummen Schrei und sah sich um. Im Zimmer war es dunkel. Arkatosh lag neben ihr und schlief tief und ruhig. Drakonia atmete ein paar Mal tief durch, dann legte sich zurück hin und kuschelte sich an ihren Ehemann. Egal, dass er wütend auf sie war – sie freute sich, dass er bei ihr war. Und schon wieder hatte sie das Gefühl, dass dies nicht ihre letzte Begegnung mit dem komischen Magier oder Krieger, oder was er auch immer sein mochte, war.
Das Schwierigste nach einer Con - die Mitbewohner zu überzeugen, dass das arme, nasse, graue Ding, dass im Badezimmer hängt, eigentlich eine Cosplay Perücke ist und keine vergewaltigte Ratte.

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