Während sie wartete bemerkte sie, dass einige Gäste des Guten wohl zuviel getan hatten und sehr heftig aufstießen. Sie runzelte etwas die Stirn und blickte verstohlen zur Baronin.
Nur um Festzustellen, dass sie von ihr genau so beobachtet wurde wie sie selbst alles um sich herum.
Die Baronin lächelte etwas entschuldigend:
"Ich weiß, Mademoiselle Sayo, dass ihr andere Sitten gewohnt seid. Aber hier ist das Aufstoßen ein Zeichen für gutes und reichhaltiges Essen und eine Art verkapptes Kompliment für den Gastgeber."
Humor tanzte in ihren graublauen Augen, auch wenn die Haut um sie herum müde und angespannt aussah. Sie nahm einen Becher aus grünem Glas, an dem lustige Noppen zur Verzierung aufgesetzt waren und prostete Sayo zu:
"Noch einmal willkommen, Mademoiselle! Ich freue mich sehr euch hier zu sehen und würde euch gerne zum Dessert in meine Gemächer bitten. Dort können wir uns in Ruhe unterhalten."
Sie winkte Maître Gustav und dieser begann sofort seine Leute durch die Gegend zu scheuchen um einen
assiette de dessert zusammenzustellen, heißen gewürzten Wein, eiskalten Fruchtwein und eine Menge anderer Dinge deren Bedeutung Sayo nicht klar war.
Die Baronin hob die Tafel formell auf und verabschiedete sich von ihrem Gesinde in dem sie ihnen eine Gute Nacht wünschte. Alle erhoben sich uns murmelten "Bonne nuit" während Isabeau mit einer Leibmagd die Halle verließ. Der Waibel folgte diskret mit einigen Schritten Abstand.
Sayo wurde höflich gefragt ob sie zu Ende gegessen habe und auf ihr zustimmendes Nicken hin wurde das Geschirr abgeräumt und der Holztisch saubergewischt.
Das Gesinde verteilte sich in der Halle, es wurden Spiele und Handarbeiten herausgeholt und bald schon hörte man Rufe nach Musik.
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Auf dem Gang zu ihren Gemächern ließ Isabeau den Waibel aufschließen. Ihre Stimme klang müde und auch etwas enttäuscht als sie sprach:
"Dieser Botengang ist nicht so gelaufen wie ich es mir gewünscht habe."