Nesrine sah sich um. Überall um sie herum waren Leute, die sich ihr Essen schmecken ließen, miteinander plauderten und lachten. Madame saß oben am Tisch und blickte wohlwollend auf sie alle herab. Der Saal wurde von Kerzen und Öllampen erhelllt, während draußen langsam aber sicher die Dämmerung Einzug hielt. Es roch nach vielen Menschen, kaltem Rauch, heißem Eintopf und frischem Brot. Sie fühlte die Wärme, die von den Personen um sie ausging und welche Eintopfschalen und Flammen verströmten. Dicht neben ihr saß Julienne, die sich mit ihrem Bruder über für Reiter geeignete Waffen unterhielt.
Nesrine blickte auf die andere Gardistin. Unter dem Zipfel ihrer Bundhaube konnte sie im Schatten die Narbe an ihrem Hals sehen, wo sie der Untote in Middenfelz gebissen hatte. Im Geiste sah sie all die anderen Narben - die Verbrennung am Oberarm, die vielen Kratzspuren auf dem Rücken, der Pfeiltreffer an der Hüfte, der Schnitt am Bein. Sie erinnerte sich an das fiebernde Gesicht, auf das sie so viele kühle Lappen gelegt hatte.
Als die Erinnerung zu schmerzhaft wurde, wandte Nesrine ihren Blick nach rechts und sah Grégoire - le Borgne - der auch nicht unversehrt war.
Sie hörte den Weibel jemanden um Bier bitten und fragte sich, ob es ihnen allen vergönnt sein würde, auch in Zukunft so beisammen zu sein...