"Narr!"
Widukind beginnt wieder auf seinem Süßholz zu kauen, welches ihm aus dem Mund ragte. Er hatte Ulrics Ausführungen unerwartet unentspannt gelauscht und dabei jede Bewegung, auch des Kiefers, schlicht vergessen. Schlachtgeschichten war er gewohnt. Jeder hat immer den größeren, gemeineren und tödlicheren Feind geschlagen und er selbst war natürlich nur durch Götterhand zu richten....so malt man sich die Geschichten aus, die jeden von eines Heldenmut überzeugen sollten.
Dies jedoch war anders. Es schien ihm kein Stolz in Ulrics Erzählungen, kein Heldenethos für Maugrimm, den er in rechter Schlacht sterben haben sehen wollen. Es war Entsetzen, das den Raum erfüllte. Eines, das er nicht wirklich zu teilen gedachte.
"Ich habe vielleicht die Hälfte verstanden. Etagen, Treppen, unsere ganze Welt ein Keller? Oder war das anders gemeint? Also wenn wir im Keller leben, gibts hier eindeutig zu wenig Weinfässer." , er schwiff von dem Gedanken ab, den er gerade ansetzen wollte. Dann sah er Ulric an und fing sich wieder. "Warum stehst du wieder in erster Reihe? Niemanden ist geholfen wenn du die Übersicht verlierst und die Äxte wieder eine Großaxt kostest. Du sprichst von solch großer Gefahr in dem Kampf und dann gedenkst du zurück zu gehen? Warum? Damit wir gegen unsere eigenen gefallenen Waffenbrüder ziehen dürfen? Sollen wir auf anderer Seite die Knochenäxte gründen?"
Widukind wusste nicht recht, was er Ulric vorwerfen sollte, also versuchte er es mit allem, was ihm gerade einfiel. Klar war sein Frust. Auch wenn sein alter Axtpate durchaus Grips und Arm für eine Schlacht besaß, ein Narr blieb er und das er sterben konnte, das bewies er unlängst in Haubach.
"Sieh dich doch um, diese Zunft, unsere Kameraden, die Ausrüstung und der Klang unseres Schlachtrufs, den jeder zu kennen und zu schätzen weiß. Und bedenke, was es davon gab, als wir uns in Runland trafen. ULRIC, wir haben es weit geschafft, du dummer Schmiedebursche. Eine solche Schlacht ist weder ehren- noch sinnvoll."
Das Bedürfnis mancher Kameraden ihr Leben möglichst früh in einer nassen Wiese an Blut ertickend zu beenden, hat er noch nie verstanden.
Er atmete tief und sprach dann ins Leere starrend weiter. Und sie würden ihn nie verstehen.
"Was ich sagen will: Bleib hier, bilde neue Krieger aus und tu es richtig. Erzähl ihnen von den Gefahren und bereite sie vor. Wenn sie ziehen wollen, ihre Sache, aber du hast ihnen mehr gegeben, als wenn du irgendwo im Dreck liegst. Du verdienst hier deinen Sold, hast kühlen Met, ein warmes Bett und ein gesundes Leben. Sollte der Feind in die Hallen kommen, in denen wir hier sitzen, ist immernoch genug Gelegenheit den Heldentod zu versuchen. Auch wenn du gehst, du hast eine Verpflichtung zurückzukommen, zu führen und zu lehren." Er biss so kräftig zu, dass das Holz zwischen seinen Zähnen zerbrach und auf den Boden fiel. "Dein Platz," , ein Blick traf Ulrics Augen. " ist nirgens als bei den Äxten...und vielleicht bei einem Weib. Wenn du wieder ziehst gefährdest du nicht nur dein Projekt hier, sondern du zwingst uns mitzukommen. Kannst du deine Männer wieder nach Hause bringen?"
Unverstanden greift sich die Streitaxt an den Kopf und lässt diesen in seiner Hand, die Schläfe massierend ruhen.