Autor Thema: Maugrims letztes Gebet  (Gelesen 23548 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline Jeremias

  • Administrator
  • Usurpator
  • *****
  • Beiträge: 6130
    • www.blackandgold.de/gallery
Antw:Maugrims letztes Gebet
« Antwort #45 am: 07. Nov 17, 06:00 »
Damian nickte Anders nur zu. "Gerne." Dann bereitete er sich ebenfalls einen Schlafplatz und legte sich hin.

Offline Jelena

  • Engonier
  • Usurpator
  • ***
  • Beiträge: 5413
  • In girum imus nocte et consumimur igni
Antw:Maugrims letztes Gebet
« Antwort #46 am: 07. Nov 17, 10:32 »
Jelena nahm den Eintopf dankbar an und schüttelte nur müde den Kopf auf Anders Frage hin. Sie hatte keine Worte mehr nachdem sie die letzten Stunden ununterbrochen auf Sasha eingesprochen hatte.
Sie deutete auf den Stapel Feuerholz, den sie am Nachmittag zusammengetragen hatte, und auf die Kanne mit Tee, die für alle bereit stand. Nachdem sie aufgegessen hatte, wusch sie sich noch einmal sorgfältig die Hände, Arme und das Gesicht und zog sich ihren warmen Wollmantel an. Sie legte sich neben Sasha und schlug die Decken und Felle über sie beide.
Es dauerte nicht lange und sie war eingeschlafen, einen Arm auch um Schlaf um die Wölfen gelegt.
"Schmuggeln? Ich bin reich genug um zu bestechen, ich muss nicht Schmuggeln!"

Offline Akela

  • Engonier
  • Usurpator
  • ***
  • Beiträge: 2055
Antw:Maugrims letztes Gebet
« Antwort #47 am: 07. Nov 17, 18:50 »
So sehr die Wölfin sich gegen den Schlaf wehrte um nicht träumen zu müssen, irgendwann musste sie aufgeben und ihrem Körper das Kommando überlassen.
Und der nahm sich das, was er brauchte...sie schlief praktisch im selben Augenblick ein in dem Jelena fertig war.


Noch vor dem Morgengrauen wachte sie mit einem Ruck aus einem Schlaf auf, den man getrost als „Scheintod“ hätte bezeichnen können.

Kein Traum....seltsam.

Und irgendetwas hatte sie geweckt. Sie konnte nur nicht benennen, was es gewesen war...

Etwas verwirrt schlüpfte sie vorsichtig unter Jelenas Arm hervor um sie nicht zu wecken, setzte sich auf und knurrte leise, als die Wunden sich wieder bemerkbar machten.
Das Lager war still, nur von den Pferden hörte man hin und wieder ein Geräusch. Erst Anders und dann Damian hatte immer wieder Holz nachgelegt, so dass das Lagerfeuer in einer steten Flamme brannte.

Mit schief gelegtem Kopf betrachtete die Wölfin Jelena, die erschöpft neben ihr eingeschlafen war, eine ganze Weile.

Dann hob sie den Kopf, ihre verstümmelten Ohren bewegten sich rastlos und ihr Blick huschte über die Baumreihen, als versuche sie etwas zu orten, dass sich außerhalb ihres Blickfeldes befand.
Ihr ganzer Körper schien einer unhörbaren Stimme zu lauschen.

Etwas rief sie....

Die Wölfin riss sich von der Stimme los, rückte dann vorsichtig ganz nah an die Heilerin heran, schloss die Augen und atmete ihren Geruch ganz tief in sich hinein.

Bevor sie das Lager verließ, musterte sie noch kurz die beiden anderen Gestalten, als wollte sie sicher gehen, dass sie alle noch da waren und dass es ihnen gut ging. Anders schlief tief und fest, Damian beobachtete die Wölfin mit einem Blick, als wüsste er ganz genau, was sie vor hatte.

Sie stand auf, durchquerte das Lager, wobei sie einen großen Bogen um das Lagerfeuer machte und kniete sich dann am Rande des Lagers an einer gut sichtbaren Stelle hin, wo sie mit einer ihrer Klauen etwas in den Boden ritzte.

Ein letzter Blick auf Damian, dann huschte sie auf leisen Sohlen davon.

Ich brauche noch Zeit. Wir sehen uns wieder.


An der Stelle, an der sie gekniet hatte, waren einige Zeichen gut sichtbar im festgetretenen lehmigen Waldboden zu sehen:
Die nordische Runen für Treue und für Reise und daneben eine Pflanze, die stark an eine Eselsdistel erinnerte....
Sasha Timberlore Schattenwolf
1. Paladin Askars

Offline Anders

  • Engonier
  • Drachentöter
  • ***
  • Beiträge: 1825
Antw:Maugrims letztes Gebet
« Antwort #48 am: 07. Nov 17, 21:36 »
Die Nacht war ruhig, aber verdammt kalt gewesen. Deshalb was die doppelt dankbar für den Tee gewesen. Er wärmte von innen und das Feuer immerhin von einer Seite. Man musste sich nur regelmäßig im Kreis drehen wie ein Ferkel am Spieß. Es hatte keine Anzeichen für Zombies oder Untote gegeben, nicht das leiseste Stöhnen oder Schlurfen war zu hören und auch kein anderes Tier traute sich wirklich in die Nähe des Feuers. Nachdem der Mond, der sich immer mal wieder durch Wolkenfetzen hatte blicken lassen, die Hälfte seiner Wanderung um ein gutes Stück überschritten hatte weckte sie Damian und legte sich selbst schlafen. Eng um die kleine Kiste zusammen gerollt, das Feuer im Rücken und die Kaputze über die Ohren gegen den Wind war sie kurz darauf in einem traumlosen Schlaf gefallen. Wie froh sie war keine Glöckchen gehört zu haben.

Als Anders erwachte war Sasha längst verschwunden. Ihre Glieder waren kalt und und ihr Körper steif. Murrend streckte sie den Rücken und schaute sich verschlafend um. Laub hing ihr aus den wirren Haaren als sie sich den Sand aus den Augen rieb. Dann realisierte sie erst das Sasha weg war. Erstaund blickte sie sich um. Wo war sie hin? Aber Damian schien nicht in Alarmbereitschaft deswegen zu sein. //Er hat sie gehen lassen.// Eine Weile saß Anders stumm da. Sie war traurig, schon wieder, aber sie verstand auch warum Sasha gehen musste. Nach Benjens Tod und Lorainnes Verbannung hatte sie Engonien ebenfalls den Rücken gekehrt für einige Zeit. Damals hatte auch niemand nach ihr gesucht. Es musste so sein.
Vorsichtig schob sie das kleine Kästchen das das herzstück ihres Bündels gewesen war wieder unter ihren Umhang und hockte sich näher ans Feuer um sich zu wärmen. Wie gut das beim Bau ihrer Hütte so viel Holz über geblieben war. Sie würde trotzdem noch ein wenig sammeln um damit auch sicher über den Winter zu kommen.
~~~~~~Der Wächter La Follyes ~~~~~~

Nur im Dunklen kann man Glühwürmchen beobachten.

Offline Jelena

  • Engonier
  • Usurpator
  • ***
  • Beiträge: 5413
  • In girum imus nocte et consumimur igni
Antw:Maugrims letztes Gebet
« Antwort #49 am: 07. Nov 17, 21:54 »
Jelena erwachte, wie immer, im Morgengrauen. Sie wusste sofort, dass Sasha weg war, dafür brauchte sie nicht einmal die Augen aufmachen. Sie bewegte sich vorsichtig und stöhnte leise als ihr steifer Rücken und die schmerzenden Gelenke sich bemerkbar machten. Zumindest hatte sie heute Nacht nicht gefroren, sonst hätte sie sich jetzt überhaupt nicht mehr bewegen können.
Sie streckte sich bis die Rippen es mit einem *plop* quittierten und schürte dann das Feuer um Tee zu kochen.
Sie unterhielt sich wortkarg mit den beiden anderen, aber das war normal für sie, sie sprach in der ersten Stunde kaum mehr als 10 Worte und wenn doch, dann Gnade demjenigen, der Schuld war.
Teewasser und Frühstücksbrei waren bald fertig und Jelena verteilte es an Anders und Damian.
Sie besah sich die Runen im Boden und fuhr sie mit dem Finger ab.
Schließlich strafte sie die Schultern und atmete noch einmal tief durch.
Sie wird zu mir zurück kommen. Sie kommt immer zu mir zurück.
Sie seufzte und klopfte sich die Hände ab:
„Zeit zu packen.“
"Schmuggeln? Ich bin reich genug um zu bestechen, ich muss nicht Schmuggeln!"

Offline Anders

  • Engonier
  • Drachentöter
  • ***
  • Beiträge: 1825
Antw:Maugrims letztes Gebet
« Antwort #50 am: 08. Nov 17, 12:25 »
Anders hatte sich nach dem Frühstück neben Jelena und die Runen gehockt. Sie konnte sie nicht lesen, wusste aber das diese Runen eine besondere Bedeutung hatten jede für sich. Was nichts daran änderte das sie nicht verstand was dort auf dem Boden stand. Nur ein Symbol erkannte sie. Die Distel. Wie hätte sie sie nicht erkennen können. Als Jelena aufstand blieb sie noch kurz hocken. In ihrem Kopf rattert es. Der Weg nach La Follye zurück würde zu Fuß sehr lange dauern und es war Herbst. Die Nächte wurden länger die Tage kürzer... Und sie reiste allein. Es wäre besser schneller voran zu kommen zumal sie noch einen Auftrag zu erledigen hatte. "Jelena?" Sie sah zur Heilerin auf und kam dann ebenfalls auf die Beine. Sie wusste wie viel der Heilerin ihre Pferde bedeuteten. "Würdest du mir eines deiner Pferde ausleihen falls du eines entbehren kannst? Ich muss zurück nach La Follye. Ich habe noch einen Auftrag den ich erledigen muss... Und ich habe keine Münzen um ein Pferd an einer Wegstation zu holen. Ich würde es dir sobald ich kann zurückbringen nach Fanada."
~~~~~~Der Wächter La Follyes ~~~~~~

Nur im Dunklen kann man Glühwürmchen beobachten.

Offline Jelena

  • Engonier
  • Usurpator
  • ***
  • Beiträge: 5413
  • In girum imus nocte et consumimur igni
Antw:Maugrims letztes Gebet
« Antwort #51 am: 08. Nov 17, 16:04 »
Jelena sah sie etwas verdattert an: ihr eines ihrer kostbaren Pferde zu leihen???
"Äh..." sagte sie etwas unintelligent.
Sie warf einen Blick zurück auf die Runen und dann wieder auf Anders. Dann von Anders zu ihren Pferden und wieder zurück. Sie wollte Anders schon Geld in die Hand drücken, aber...
Sie zuckte innerlich die Achseln, wenn je ein Augenblick gekommen war um Anders zu vertrauen, dann jetzt. Und wenn sie ihr schon Sasha anvertraute, dann konnte sie das auch mit einem ihrer Pferde tun.
Wahrscheinlich.
Sie winkte Anders zu sich und ging herüber zu den Pferden. Da war einmal Sudbina, das große Schlachtroß, welches langsam in die Jahre kam und von Jelena nur noch selten auf weite Reisen mitgenommen wurde. Sie würde ihn bald aufs Altenteil schicken müssen und ihn nur noch zur Zucht verwenden, aber sie zögerte diese Entscheidung immer wieder hinaus.
Er kam auf sie zu und legte seinen Kopf mit einem großen Pferdeschnaufer auf ihrer Schulter ab um sich ein paar Liebkosungen abzuholen. Jelena klopfte ihm auf den Hals und wisperte ihm ein paar Koseworte zu bevor sie sich den Packpferden zuwandte. Es waren kräftige Arbeitstiere, für das Lasttragen und lange Strecken gezüchtet und ausgebildet. Sie waren bei weitem nicht so temperamentvoll wie Sudbina und deutlich genügsamer.
Jelena schnalzte mit der Zunge und die beiden kamen zu ihr um sich einen Apfel und ein paar Streicheleinheiten abzuholen. Das kleinere von den beiden schnaubte Anders an und befühlte sie mit seinem weichem Maul.
"Das ist Oblak. Das bedeutet Wolke. Scheint mir, als ob sie uns die Entscheidung abgenommen hat. Ich habe keinen Sattel für dich. Steig auf und zeig mir wie du reitest."
"Schmuggeln? Ich bin reich genug um zu bestechen, ich muss nicht Schmuggeln!"

Offline Anders

  • Engonier
  • Drachentöter
  • ***
  • Beiträge: 1825
Antw:Maugrims letztes Gebet
« Antwort #52 am: 08. Nov 17, 19:56 »
Anders strahlte erleichter, als Jelena sich dazu entschied ihr ein Pferd zu überlassen. Spätestens seit dem sie eine längere Zeit bei ihr im Kontor verbracht hatte wusste sie wie viel Pferde ihr bedeuteten und sie ahnte das es eine große Entscheidung zu ihren Gunsten gewesen war, dass Jelena es ihr erlaubte. Sie beeilte sich der Heilerin zu folgen und beobachtete die Tiere jetzt eingehender und auch neugieriger. Das erste Pferd war... groß. Sehr groß, aber zu Jelena sanft und lieb wie ein Lamm. Die Kenderin hielt lieber respektvollen Abstand. Wenn die Hufe eines Tieres fast so groß wie dein Gesicht sind ist es klug erstmal das Temperament des Tieres heraus zu finden bevor man etwas falsches macht. Die beiden anderen Pferde waren kleiner und erinnerten von Statur und Wesen an Springer. Eines von ihnen schien die Neugier von ihr zu erwiedern und Anders schloss sie sofort ins Herz. "Hallo Wölkchen.", sagte sie und kraulte die weiche Schnauze leicht mit den Fingerspitzen. Jelenas Aufforderung folgend ging sie zur Seite des Pferdes und schwang sich mit einem kleinen Hau Ruck auf den Rücken des Tieres. Seit sie vor drei Jahren, dass erste mal ein Pferd alleine geritten hatte, hatte sie viel Übung bekommen. Manchmal im Sattel, manchmal ohne. Wenn sie mit Springer unterwegs war im Umfeld von La Follye verzichtete sie auch gerne auf den alten Sattel der im Gut für sie lag. Sie rutschte sich ein wenig zurecht und legte ihre Waden sachte an die Flanken des Pferdes. Dann beugte sie sich leicht vor und drückte vorsichtig mit den Beinen. Bei Springer war das das Zeichen für losgehen und hier funktionierte es auch ganz gut. Langsam trottete sie mit dem Pferd in einem Bogen um Jelena herum.
~~~~~~Der Wächter La Follyes ~~~~~~

Nur im Dunklen kann man Glühwürmchen beobachten.

Offline Jelena

  • Engonier
  • Usurpator
  • ***
  • Beiträge: 5413
  • In girum imus nocte et consumimur igni
Antw:Maugrims letztes Gebet
« Antwort #53 am: 08. Nov 17, 22:14 »
Jelena stemmte die Hände in die Hüfte und beobachtete sie.
"Deine Haltung ist erbärmlich und wenn du nicht aufpasst wird Oblak dich zu einem Ausritt mitnehmen und nicht andersherum." meinte sie wenig ermutigend, "Aber ich schätze... na, du wirst schon nicht herunterfallen und sie mir in einem Stück zurück bringen."
Ob Jelena jetzt das Pferd oder Sasha meinte war offen zur Interpretation.
Sie machte eine Handbewegung um Anders wieder absteigen zu lassen und wandte sich wieder dem Packen zu. Sie musste die gesamte Ausstattung jetzt auf weniger Tiere verteilen und dabei keines überlasten.
Sie ließ sich von Anders und Damian helfen und innerhalb einer Stunde war alles verpackt und abreisebereit.
« Letzte Änderung: 10. Nov 17, 10:25 von Jelena »
"Schmuggeln? Ich bin reich genug um zu bestechen, ich muss nicht Schmuggeln!"

Offline Anders

  • Engonier
  • Drachentöter
  • ***
  • Beiträge: 1825
Antw:Maugrims letztes Gebet
« Antwort #54 am: 08. Nov 17, 22:25 »
"Dann muss ich wohl mal Reitstunden bei dir nehmen.", feixte die Kenderin amüsiert und kam wieder vom Pferderücken. "Ich glaube Oblak und ich werden uns aneinander gewöhnen. Ich muss sie ja erstmal kennen lernen. Und natürlich bringe ich sie dir in einem Stück zurück. Ich weiß wie viel sie dir bedeutet."
Dannach wurde das provisorische Lager abgebrochen. Anders schnürrte ihr kleines Bündel erneut, die Kiste im Mittelpunkt und ging dann den beiden anderen zur Hand. So kamen sie gut voran und nach einiger Zeit hieß es Abschied nehmen.
~~~~~~Der Wächter La Follyes ~~~~~~

Nur im Dunklen kann man Glühwürmchen beobachten.

Offline Jelena

  • Engonier
  • Usurpator
  • ***
  • Beiträge: 5413
  • In girum imus nocte et consumimur igni
Antw:Maugrims letztes Gebet
« Antwort #55 am: 10. Nov 17, 10:34 »
Nachdem alles verstaut und verpackt war, das Feuer sorgfältig gelöscht und die Runen verwischt, standen die drei sich einen Augenblick lang schweigend gegenüber.
Jelena straffte sich und verabschiedete sich von beiden mit einem Handschlag.
Es war alles besprochen und die Verabschiedungen erfolgt. Sie stieg mit Hilfe eines umgefallenen Baumstamms auf Sudbinas Rücken und bewegte sich dabei so steif wie sie sich auch fühlte.
Mit einem letzten Grußwort und der Hoffnung auf eine sichere Reise winkte sie Anders und Damian zu und machte sich dann auf den Weg nach Uld.

Zeit ein paar Einkäufe zu tätigen...
"Schmuggeln? Ich bin reich genug um zu bestechen, ich muss nicht Schmuggeln!"