Autor Thema: Sinerra, 9. Monat, 268 n.J.  (Gelesen 5053 mal)

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Offline Jeremias

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Sinerra, 9. Monat, 268 n.J.
« am: 19. Okt 18, 18:22 »
Ein leichter Wind machte den immer noch heißen Spätsommer für den kleinen Trupp gerüsteter Männer erträglich, die die Hügelkuppe erreicht hatten, von der man kilometerweit gen Norden und Osten sehen konnte. In der Ferne glitzterte die Droor, die Grenze nach Nordcaldrien, hinter der die berühmte Baronie Goldbach liegt.

Johann von Mühlenbruch, treuer Diener des Grafen Heinrich von Voranenburg, zügelte sein Pferd. Vor ihm lag der Ort Sinerra, gewachsen um die Burg des Barons von Sinerra. Es war keine große Stadt, vielleicht 500 Einwohner, aber sie war nach der Entführung der Tochter seines Herrn in die zentrale Aufmerksamkeit von Voranenburg gerückt. Hinter ihm hielt das halbe Dutzend Gardisten an, die ihn begleiteten.

Er seufzte leicht. Zum Glück konnte die Herrin Agnes ja ihrem Schwager gut zureden und ihn dazu bewegen, notfalls mit Gewalt die Inquisition zur Herausgabe der Tiorsritterin zu zwingen. Er sollte sie dann sicher nach Voranenburg geleiten, dort würde sie dann vom Tiorsorden empfangen werden. Er ließ seinen Blick nach Norden schweifen, dort, an der Droor hatte er vor einigen Jahren wie viele andere Ritter seinen Dienst im letzten Bürgerkrieg getan. Innerlich befürchtete er, dass dieser Angriff auf die Grafenfamilie den nächsten Krieg heraufbeschwören konnte. Um so wichtiger seine Mission.

Aus seinen Gedanken wurde er von seinen Gardisten rausgerissen, die ihn auf einen heranpreschenden Reiter aufmerksam machten. Als dieser näherkam, erkannte man die Farben von Sinerra. Ohne Pause sprach dieser ihn sofort an, als er das Pferd zum Stehen gebracht hatte. "Herr Johann? Mein Herr bittet euch sofort zu euch. Es ist etwas geschehen."

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"... und so konnten wir heute morgen nur noch einen leeren Alamartempel vorfinden. Irgendein Mitglied meines Hofes muss die Inquisition unterrichtet haben und sie sind in der Nacht abgerückt. Ich habe Männer ihren Spuren hinterhergeschickt, diese führen gen Südosten."

Johann saß in dem kleinen Zimmer des Barons, Roderick vor ihm. Mit jedem weiterem Wort sackte der Ritter weiter zusammen. Seine Mission war gescheitert. Irmgard war von der Inquisition wenige Stunden vor seiner Ankunft weggeschafft worden. Er schaute den Baron an, der genauso wie er selber kraftlos da saß.
"Ich werde dem Grafen berichten. Aber euer Hochwohlgeboren, ihr wißt genauso wie ich, das wird den Konflikt weiter eskalieren lassen." Müde nickte Roderick.

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Zwei Tage später ritt Johann wieder zurück. Inzwischen hatten die zurückgekehrten Männer des Barons berichtet, dass offenbar die Inquisitoren einen größeren Trupp getroffen hatten und nach Pfauengrund geritten waren. Pfauengrund, das in seiner Loyalität schon immer zwischen Hanekamp und Voranenburg schwankte. Johann schaute schwermütig zur Droor. Vor seinem inneren Auge sah er den nächsten Krieg in Engonien.