Langsam dämmerte es in dem kleinen Raum, in den man Gorix verbracht hatte. Genau wie Svenja hatte auch Stella den Großteil der Nacht kein Auge zugemacht, doch irgendwann hatte sie einfach die Müdigkeit und Erschöpfung übermannt und ihr Körper sich einfach genommen, wonach er verlangte.
Neben der Kraft, die die Geister und das Wirken in dieser Umgebung ihr abverlangt hatten hatte sie all ihre Kraft dazu verwendet, Gorix’ verbliebenen Astralleib zumindest daran zu hindern, sich weiter aufzulösen bis schließlich nur noch ihre Verzweiflung sie bei Bewusstsein gehalten hatte, bis Hilfe gekommen war und tiefe Schwärze sie gefangen nahm.
Der Schlaf war dabei weniger gnädig und ließ sie die Situationen des vergangenen Tages erneut durchleben.
“Fast geschafft, noch ein letztes Mal…Sehr gut, es ist zu!” gab sie ihm Rückmeldung über den Zustand des Portals, das Gorix gerade zu schließen versuchte. Wenigstens zeigte der von ihnen entwickelte Gegenzauber Wirkung.
In diesem Moment sackte Gorix vor ihren Füßen zusammen, mitten in die restlichen chaotischen Astralfäden.
Mit einem Satz war sie selbst über die Fäden, die ihre Position eingeschlossen hatten hinweg und versuchte, ihn so schnell es ging aus dem Raum und den Fäden zu ziehen.
Dann der Versuch, ihm etwas von ihrer Kraft zu geben, der fehlschlug und die anschließende Analyse, die ihr den Grund verriet, ein schreckliches Bild darüber, was er getan hatte…
Schweißgebadet und schwer atmend schreckte sie auf und ein kurzer Moment der Orientierungslosigkeit folgte, während die Realität in Form von Schmerzen sie einholte.
Nicht nur, dass sie in einer furchtbaren Position auf einem der Sofas eingeschlafen war, sondern auch all die Marter der vergangenen zwei Tage meldete sich zu Wort.
Ihr Brustkorb war dank Brotos’ hervorragender Arbeit zum Glück ziemlich gut verheilt, doch die leichteren Verletzungen, die am vergangenen Abend einfach im Schrecken und der Notwendigkeit schlimmere Verletzungen zu behandeln untergegangen waren, erinnerten sie nun an die Kämpfe.
Ihr rechter Arm pulsierte vom Ellenbogen ausgiebig, wo dieser Bekanntschaft mit einem großen Hammer gemacht hatte, der zu ihrem Glück auf den zu dem Zeitpunkt noch völlig intakten Schutzzauber getroffen war. Gebrochen war nichts, aber er war über Nacht nun gut angeschwollen.
Ihre Hände waren rot und an ein paar Stellen blutig. Während die Handflächen vor allem noch ein wenig wund von ihrem Eiszauber waren, sahen vor allem ihre Handknöchel rot und blau aus von den Faustschlägen, die sie diesem Inquisitionsabschaum verpasst hatte.
Stöhnend setzte sie sich auf und drückte den Rücken durch.
Ihr Blick ging zu Gorix, dann zu Svenja. Sie hatte wohl ähnlich schlecht und wenig geschlafen.
Vorsichtig stand sie auf, wankte kurz als tanzende Sterne vor ihren Augen aufblitzten und vergewisserte sich gemeinsam mit Svenja, dass Gorix nicht nur schlief und weiterhin atmete. Keine Veränderung zum Vorabend.
Seufzend und mit Sorge im Blick sah sie die Freundin an und einen kurzen Moment kämpfte sich das Gefühl vom vergangenen Abend zurück. Verzweiflung und Machtlosigkeit. Als sie nicht mehr wusste, wohin mit sich und alles in ihr schrie, dass sie nur noch weg wollte. Sie war kurz davor gewesen, einfach aufzubrechen, ungesehen im Trubel des Abends… Es war gut gewesen, dass Mina sie davon abhalten konnte - nachher wäre sie noch weiteren Szivarsanhängern oder der Inquisition in die Arme gelaufen - doch jetzt war es kurz wieder da. Ein Blick, den Svenja von Tieren kannte, die kurz davor waren, zu flüchten.
Dann hatte die Magierin sich wieder gefangen, atmete tief ein und fragte: “Auch was zu trinken bevor wir ihn runter bringen und aufbrechen?”