Die Löwenburg - Runas Vorbereitungen für die Reise 269nJ.

[Jelena]

Jelena hatte Runas Brief mehrfach gelesen, aber egal wie oft sie ihn las, es wurde nicht besser.
Sie hatte die Adepta zu sich in die Ordensburg bestellt und hatte ein bisschen Angst davor was sie finden würde.

[Anders]

Sie war erst seit einer kurzen Weile auf der Ordensburg und noch bevor sie sich die Abläufe hatte einprägen könnten wurde sie von der Magistra zu sich auf ihre Kammer bestellt.
Sie wusste was auf sie zukommen würde. Jeder der neu über die derzeitige Situation informiert wurde reagierte gleich. Sie alle sagten das selbe. Ihre eigenen Wünsche schienen dabei nicht von Belang zu sein. Sich zu widersetzen würde allerdings nichts bringen. Wenn die Magistra wollte würde sie Mittel und Wege finden sie zur Not in Ketten zu legen um sie zu sich kommen zu lassen.
Ruhig durchschritt Runa die Gänge der Ordensburg bis sie vor der Tür der Magistra angekommen war.
Sie verspürte weder Aufregung noch Angst und ihr Gesicht war ausdruckslos und leer. Sie hob die Hand, die Fingerknöchel verharrten kurz über dem Holz der Tür dann klopfte sie dreimal rythmisch gegen das Holz.
Nach einem kurzen "Herein." legte sie die Hand an die Klinke und öffnete sie.
"Guten Tag Magistra. Ich habt nach mir rufen lassen."
Es war keine Frage, nur eine nüchterne Feststellung.

[Jelena]

Jelena saß an einem Tisch auf dem Notizen und verschieden Folianten verstreut waren.
Es war angenehm warm ohne stickig zu sein und der Geruch von Räucherwerk lag in der Luft.
"Adepta Runa, schön euch zu sehen. Bitte, nehmt Platz."
Sie wies auf einen Stuhl ihr gegenüber und schob ihr eine Teeschale hin.
"Ich möchte mit euch über den Brief sprechen, den ich bekommen habe."

[Anders]

"Ich verstehe."
Runa durch querte den Raum und nahm mit geradem Rücken auf dem ihr angewiesenen Stuhl platz. Dannach wartete sie ab. Dann wartete sie ab. Die Fragen würden kommen. Das taten sie immer.

[Jelena]

"Wenn ich mich an die Geschehnisse während der Hochzeit von Magister Feuerklinge und der Ricke Svenja erinnere, dann fällt mir ein erheblicher Unterschied in eurem Wesen und Gebaren auf. Mögt ihr mir erklären was genau geschehen ist?"

[Anders]

"Das ist eine sehr offene Frage für einen sehr langem Zeitraum. Ich habe den Rat von Magister Balerian befolgt und bin auf Reisen gegangen. Die wichtigsten Ereignisse die sich zutrugen und die mir wichtig für dieses Unterfangen erschienen habe ich in meinem Brief erwähnt. Um es zusammen zufassen: Ich habe mich verändert, aber das ist wohl nichts ungewöhnliches bei Personen die eine Reise antreten."

[Jelena]

"Durchaus nicht" stimmte Jelena ihr zu.
"Allerdings ist es meine Erfahrung, dass solche Veränderungen dazu führen, dass die Menschen mehr fühlen und nicht weniger."
Sie musterte Runa vor sich mit einem stechenden Blick, als ob sie durch alle Ausflüchte durchblicken würde.

[Anders]

"Das möchte ich nicht bestreiten."
Sie erwiederte Jelenas Blick ausdruckslos.
"Gibt es ein Ereignis welches besondere Relevanz für die Reise besitzt und zu dem ihr mehr Auskünfte benötigt? Oder wie kann ich euch weiter helfen Magistra?"

[Jelena]

Jelena verschränkte die Arme und schien sah die vor ihr sitzende junge Frau eine Zeit lang sinnend an. Ihre Befürchtungen hatten sich bewahrheitet und sie fragte sich, was zur Hölle eigentlich alles bei diesem Zusammenstoß mit der Inquisition geschehen war.
Es schien, als ob der Tod Lorainnes und Gorix Zustand manches überschattet hatte, was offensichtlich dazu geführt hatte, dass Runas Zustand vollkommen übersehen worden war.
"Wann genau habt ihr euch entschieden nichts mehr zu fühlen, Adepta?"

[Anders]

"Ich habe mich nicht entschieden. Oder wenn ich mich entschieden habe, habe ich es vergessen. Allerdings halte ich den letzteren Fall für sehr unwahrscheinlich." Diese Annahme war ebenfalls nicht neu. Sie erinnerte sich wie Magister Balerian sie bei den Schultern gepackt und augenscheinlich entsetzt gefragt hatte was sie getan hatte.
" Deshalb ist es für mich schwierig einen genauen Zeitpunkt fest zu legen, aber nach den Reaktionen meines Umfeldes auf mich würde ich den Zeitraum nach dem der Vizekanzler den wuchernden Spalt verschlossen und vor der Entdeckung der toten caldrischen Ritterin wählen."

[Jelena]

"Ich verstehe. Was glaubt ihr ist passiert?"

[Anders]

Eine Frage die ihr in dieser Form noch nicht gestellt worden war. Nicht das sie nicht darüber nachgedacht hätte.
"Ich habe getan was benötigt wurde. Ich habe geholfen die Verletzten im Lazarett zu versorgen, habe für Stella die an der Seite des Magister geblieben war jemanden geholt der ihm helfen konnte. Ich habe mich dort nützlich gemacht wo Arbeit angefallen ist um die Schäden zu beseitigen, die in den Arm genommen bei denen ich dachte das es nötig war oder oder die meines Erachtens nicht allein sein sollten und ansonsten habe ich versucht nicht im Weg herum zu stehen."
Kurz schien die Adept zu überlegen.
" Wahrscheinlich ist die gesuchte Antwort das ich entschieden habe zu Handeln und es mir möglich war dies zu tun. "

[Jelena]

Jelena nickte.
"Und wie fühlt ihr euch jetzt, wo ich euch bitte mit das alles zu erzählen?"

[Anders]

Wieder diese unsinnige Frage.
"Da ihr eben folgerichtig geschlossen habt, dass ich nicht fühle sehe ich wenig Sinn darin diese Frage zu beantworten. Was meinen allgemeinen Zustand angeht: Es geht mir sehr gut. Ich schlafe ausreichend, esse normal und erledige alle meine Aufgaben mit der gebührenden Sorgfalt und pünktlich."

[Jelena]

Die Heilerin verschränkte die Hände auf dem Tisch vor sich und fing Runas Blick ein. Als sie sprach, da war es nicht unnett, aber der Stahl in ihrer Stimme zeigte, dass sie keinerlei Diskussion dulden würde.
"Euer gegenwärtiger Zustand ist besorgniserregend, Adepta und wenn wir nicht unter Zeitdruck stehen würden, dann käme es für mich überhaupt nicht in Frage, dass ihr an dieser Reise teilnehmt. So wie die Dinge stehen, seid ihr euch nicht einmal bewusst, dass ein Problem vorliegt, geschweige denn, dass ihr bereit seid es zu lösen."
Sie machte eine kurze Pause um einen Schluck Tee zu trinken.
"Uns bleibt keine Möglichkeit diesen Zustand vor der Reise anzugehen. Sofern ihr eurem Magister zur Seite stehen wollt, müsst ihr mir erlauben euch genau zu analysieren und euch einen Befehl einzupflanzen, der verhindern wird, dass ihr unkontrolliert weiter dissoziiert. Versteht ihr das?"