Das Gasthaus an der Handelsstraße, die sie in Richtung Engonien führte hatte einen großen und gemütlichen Schankraum, im Kamin prasselte ein warmes Feuer und der Geruch von Braten hing in der Luft.
Stella stieß die Tür auf, ging auf den Tresen zu und schlug die Kapuze zurück, während Regen von ihrer Gugel und aus dem Saum des Umhangs tropfte.
Der vollbärtige Mann am Tresen hob den Kopf. “Willkommen im Gasthaus “Zum Eber”. Was darf’s sein?”
“Etwas vom Braten, heißen Met und ein Zimmer für die Nacht bitte.”
Als sie gezahlt hatte, ließ sie sich an einem der Tische in der Nähe des Feuers nieder und zog einen Brief aus der Tasche, den ihr ein Bote überbracht hatte.
Man brachte ihr eine kleine Kanne Met, von dem sie sich etwas in den Krug füllte und das Siegel des Briefes brach.
Jelena hatte sich mit Gorix’ Zustand vertraut gemacht und einen Plan entwickelt, weshalb sie sich mit ihr an der Löwenburg treffen sollte.
Vieles hatte sie sich bereits denken können, manches ließ ihr ein flaues Gefühl im Magen zurück, doch wusste Jelena bereits vom kritischsten Punkt. Das würde sie jedoch gegebenenfalls noch einmal vor Ort besprechen.
Schon kam der Wirt mit dem Essen herüber und mit einem Seufzen faltete Stella den Brief zusammen und ließ ihn in einer Tasche verschwinden, um sich zunächst den Magen mit heißem Met und einer guten Speise zu füllen und im Anschluss eine Antwort zu formulieren, denn die Strecke die bis Engonien noch vor ihr lag wäre per Eilbrief immer noch schneller als sie selbst.
Nachdem sie aufgegessen hatte, nahm sie nachdenklich den Krug in die Hand, trank einen kräftigen Schluck und drehte anschließend das Gefäß zwischen den Fingern während sie über ihre Antwort nachdachte.
Einige Schlucke später war der Krug geleert und sie goss aus der Kanne nach, holte ihr Schreibzeug heraus und begann, eine Antwort zu formulieren.
Die Tinte schimmerte in nassem Zustand beinahe schwarz auf dem Papier, als die Adepta die Zeilen an Jelena verfasste und wandelten sich dann zu einem kräftigen rot.
Stella pustete noch einmal die letzten Stellen trocken ehe sie den Brief zusammen faltete.
In einem kleinen Löffel hatte sie bereits Siegelwachs bereitgelegt, welchen sie nun über die Kerze vor sich hielt, bis der Lack vollständig geschmolzen war und kleine Blasen sichtbar wurden.
Sie goss den Siegelwachs in einer silbernen Pfütze auf den Brief und drückte kräftig ihre Petschaft hinein, welche ein verschlungenes “S” dort hinterließ.
Als sie zum Wirt hinüber ging, sah dieser sie interessiert an, sein Blick auf den Umschlag in ihrer Hand gerichtet.
“Dieser Brief muss so schnell wie möglich nach Caldrien im früheren Engonien.”
Kurz lachte der Wirt darüber, dass am Abend noch nach einem Boten verlangt wurde, doch sein Blick wurde schnell ernst, als Stella ein paar Münzen aus der Tasche holte und es klar war, dass sie gut dafür zahlen würde.
Nach einer kurzen Unruhe war ein Bote mit einem Pferd im Sohn eines der Männer des Dorfes im Wirtshaus gefunden, der sich auch gleich noch auf den Weg durch die Nacht machte während Stella sich noch einen heißen Met geben ließ bevor sie sich in das kleine Zimmer zurückzog.