Autor Thema: Kontor im Frühjahr 269 n.J  (Gelesen 29105 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline Jelena

  • Engonier
  • Usurpator
  • ***
  • Beiträge: 5413
  • In girum imus nocte et consumimur igni
Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
« Antwort #30 am: 08. Sep 19, 11:18 »
Jelena sah ihn abschätzend an. Sie schien abzuwägen wie viel Wahrheit genau Ulrich vertragen würde.
Schließlich zuckte sie ein wenig mit den Achseln, ganz so als ob sie sagen würde:
Wer A sagt...

"Damian starb im Taurelilorian... oder war es der Wald von Arden? Ich erinnere mich nicht mehr an den genauen Ort, ich müsste in meinen Notizen nachschlagen. Die Tatsache, dass er aktuell lebend unter uns weilt, ist der Opferbereitschaft seiner engsten Freunde zu verdanken, namentlich Talon Himmelssturm, der sein Leben dafür gab... ich war damals nicht dabei, ich habe erst hinterher davon erfahren. Aber wie es scheint, handelte es sich um eine Prüfung der Götter und Szivar deckte Lorainnes Lüge auf... Simon war außer sich. Bedenke, dies war nicht der Simon den du Jahre später kennen gelernt hast. Simon konnte sich damals nur an einige wenige Dinge klammern die ihn davon abhielten völlig im Suff zu versinken und eines davon war seine Ehre. Es kam zu einem Standesgericht. Es ging hin und her, aber letztlich akzeptierte Simon Lorainne als Knappen, da sie ihre Schwüre ihm gegenüber ausnahmslos gehalten hatte. Aber er konnte ihr nicht vergeben, dass sie ihn angelogen hatte, also verkündete er, dass er sie zum Ritter ausbilden würde. In dem Augenblick aber, in dem sie ihren Ritterschlag erhielt, würde er sie fordern in einem Kampf auf Leben und Tod, um die Götter entscheiden zu lassen wer von ihnen im Recht war..."
"Schmuggeln? Ich bin reich genug um zu bestechen, ich muss nicht Schmuggeln!"

Offline Ulrich

  • Engonier
  • Abenteurer
  • ***
  • Beiträge: 393
  • Ulric Alriksson
Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
« Antwort #31 am: 10. Sep 19, 07:45 »
Er war einige zeit sprachlos.
 Damian lebte also nur weil ein anderer Tod war.... genau wie er selbst.
Er riss sich aus seinen Gedanken und dachte an die weiteren Worte von Jelena.

"Auf Leben und Tod? Das ist etwas was ich noch nie verstanden habe. Eine junge Frau verfolgt ihren Traum und würde dafür alles tun und soll am in einem Zweikampf mit ihrem Lehrer sterben?! Ich kann dieses Ehrverhalten einfach nicht verstehen...."
Im Krieg werden mutige Menschen Helden.
Feiglinge kehren lebendig nach Hause zurück.
(Andrija Talic)

Offline Jelena

  • Engonier
  • Usurpator
  • ***
  • Beiträge: 5413
  • In girum imus nocte et consumimur igni
Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
« Antwort #32 am: 10. Sep 19, 11:04 »
Jelena sah ihn an als ob er etwas Blöde sei:
"Dir ist aber schon klar, was Knappe sein bedeutet, ja?"
"Schmuggeln? Ich bin reich genug um zu bestechen, ich muss nicht Schmuggeln!"

Offline Ulrich

  • Engonier
  • Abenteurer
  • ***
  • Beiträge: 393
  • Ulric Alriksson
Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
« Antwort #33 am: 11. Sep 19, 20:31 »
Sein Miene wurde ernst.

"Ja ich weiß was es heißt. Das heißt aber nicht diese Art von Ehre verstehen muss. Ehre ist in jedem Land etwas anderes...ach sogar in jeder verdammten Stadt kann Ehre schon etwas anderes bedeuten. Ich kenne Simon nicht ausreichend genug um mir auzumalen warum er diese Entscheidung getroffen hat. "
Im Krieg werden mutige Menschen Helden.
Feiglinge kehren lebendig nach Hause zurück.
(Andrija Talic)

Offline Jelena

  • Engonier
  • Usurpator
  • ***
  • Beiträge: 5413
  • In girum imus nocte et consumimur igni
Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
« Antwort #34 am: 12. Sep 19, 01:14 »
Jelena sah ihn weiterhin etwas verzweifelnd an.
Warum muss ich mich eigentlich um so etwas kümmern? Wären da andere nicht geeigneter für?
"Du hast insofern recht, als das der Ehrbegriff in vielen Ländern was anderes bedeuten kann. Und du hast auf spektakuläre Weise Unrecht, wenn du vom Rittertum sprichst. Egal aus welchen Teilen der weiten Welt die Ritter kommen, die dir zukünftig begegnen werden, sie alle werden im Kern den selben Tugenden folgen. Seien sie nun aus Liebenstein, aus Allerland, aus Caldrien oder Karkow. Sie mögen die Tugenden anders benennen, es wird unterschiedliche Kodizes geben und andere Götter, die über sie wachen, aber sie werden sich immer im Kern gleichen und einander erkennen. Und eine dieser Tugenden ist die Ehrlichkeit. Lorainne wollte den Pfad des Ritters einschlagen und begann diesen Weg mit einer Lüge. Dies musste gesühnt werden, denn sonst wäre ihre gesamte Ausbildung eine Farce gewesen. Verstehst du das?"
"Schmuggeln? Ich bin reich genug um zu bestechen, ich muss nicht Schmuggeln!"

Offline Ulrich

  • Engonier
  • Abenteurer
  • ***
  • Beiträge: 393
  • Ulric Alriksson
Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
« Antwort #35 am: 12. Sep 19, 19:45 »
"Ja, aber sind nicht  auch Barmherzigkeit und das Maß Tugenden des Ritters? Ist es das rechte Maß jemanden vielleicht zu töten für eine Lüge und wäre es nicht Barmherzig gewesen eine andere Art der Bestrafung zu wählen... aber wie gesagt dafür kenne ich Simon nicht gut genug.
Aber wie verlief dieses Duell und wer gewann?"
Im Krieg werden mutige Menschen Helden.
Feiglinge kehren lebendig nach Hause zurück.
(Andrija Talic)

Offline Jelena

  • Engonier
  • Usurpator
  • ***
  • Beiträge: 5413
  • In girum imus nocte et consumimur igni
Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
« Antwort #36 am: 17. Sep 19, 12:10 »
"Barmherzigkeit kann viele Gesichter haben, Ulrich. Es wäre in Simons Recht gewesen Lorainne zu verstossen und sie der Schimpf und Schande ihres gesamten Standes auszusetzen, sie und ihre gesamte Familie mit Schmach zu überziehen. Das hat er nicht getan. Er hat den Weg gewählt, der sie alle in dem Augenblick ihre Ehre wahren ließ: sie in ihrem Stand als Knappe und erste Frau Firngards seit Generationen die ihn tragen durfte und er in seinem Stand als Ritter, der sich seiner Verantwortung wohl bewusst ist und zeigt, dass ihn niemand ungesühnt narren darf. Du vergisst, dass wir von Firngard sprechen, Ulrich. Simon konnte seinen Namen genau so wenig riskieren, denn sonst wären beide zu Ausgestoßenen geworden."
Sie groß noch einmal Tee nach und nippte an ihrem Becher, offenbar überlegte sie wie sie weiter machen sollte.
"Schmuggeln? Ich bin reich genug um zu bestechen, ich muss nicht Schmuggeln!"

Offline Jelena

  • Engonier
  • Usurpator
  • ***
  • Beiträge: 5413
  • In girum imus nocte et consumimur igni
Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
« Antwort #37 am: 17. Sep 19, 12:28 »
"Die Schlacht um Engonia wurde geschlagen. Sie war... furchtbar. Wir waren nicht bei der eigentlichen Schlacht, wir haben dafür gesorgt, dass das Kraftfeld, hinter dem sich die Stadt befand, ausgeschaltet wurde. Es war wie durch Melasse waten, bis wir endlich erreichten was wir erreich wollten. Der falsche Kaiser starb und Kassos trennte seinen Kopf ab und spießte ihn auf... damit auch jeder sah, was mit ihm geschehen war und keiner Legenden über seine vermeintliche Flucht spinnen konnte."
Sie schauderte leicht und begann sich die Ärmel runter zu rollen. Weniger weil ihr kalt war, als vielmehr weil die Erinnerungen sie überrollten.
Sie war bereit gewesen dort zu sterben. Bereit ihren jahrelangen Kampf gegen Tior aufzugeben, ihm endlich zu geben wonach ihm jahrelang gelüstet hatte. Aber Kassos hatte das nicht akzeptieren können und stattdessen eine Verbindung zwischen ihnen geschmiedet die nicht einmal der Tod aufheben würde.
"Nachdem die Kämpfe vorbei und die Verwundeten gesichtet waren, ließ Simon Lorainne nieder knien und schlug sie zum Ritter. Sie stand auf als Chevalier Lorainne de la Folie des Joux und nahm die doch sehr verhaltenen Gratulationen entgegen. Denn wir alle wussten was als nächstes geschehen würde: Simon schlug ihr ins Gesicht und forderte sie zum Kampf bis zum Tode, auf das die Götter entschieden wer von ihnen beiden die größere Sünde begangen habe."
"Schmuggeln? Ich bin reich genug um zu bestechen, ich muss nicht Schmuggeln!"

Offline Ulrich

  • Engonier
  • Abenteurer
  • ***
  • Beiträge: 393
  • Ulric Alriksson
Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
« Antwort #38 am: 25. Okt 19, 21:01 »
"Ich habe von dem Duell natürlich von Simon erfahren. Allerdings wusste ich nie das es dabei um beider Leben ging. Wie kam es nun das beide lebend daraus kamen? "

Inzwischen waren die Sterne am Himmel zu erkennen und ein leichter Wind fuhr durchs Blattwerk der nahen Bäume.
Im Krieg werden mutige Menschen Helden.
Feiglinge kehren lebendig nach Hause zurück.
(Andrija Talic)

Offline Jelena

  • Engonier
  • Usurpator
  • ***
  • Beiträge: 5413
  • In girum imus nocte et consumimur igni
Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
« Antwort #39 am: 28. Okt 19, 10:03 »
Jelena rieb sich die Stirn und stützte ihr Gesicht schließlich in ihrer Hand, sie wirkte müde und ausgelaugt von den Erinnerungen.
"Der Kampf fand auf der Grenzwacht nach dem Fall von Engonia statt. Simon hatte Gorix das Versprechen abgerungen, dass er dafür sorgen würde, dass niemand in den Kampf eingreifen konnte. Und Gorix hielt sein Wort. Er nahm zwei seiner Magierkollegen und sie bauten ein Kraftfeld um den Duellplatz: niemand konnte hinein, niemand konnte hinaus, bis das Duell eindeutig entschieden war. Der Kampf wogte hin und her, die beiden schenkten sich nichts..."
Ihre Stimme verlor sich und Ulric konnte ihr ansehen, dass sie wieder da war, vor den Toren Engonias: der laue Frühsommerabend, der auf einen heißen Tag folgte, der Geruch von Lagerfeuern und vielen Menschen in der Luft, die Kakophonie von Feiernden und Betrunkenen...
Sie räusperte sich und fuhr fort:
"Schließlich ging eine Parade fehl und Lorainnes Schwert sauste mit ungebremster Kraft auf Simons Schädel herab. Er fiel in das blutgetränkte Gras und stand nicht mehr auf, Lorainne wie von Sinnen schreiend über ihm... es waren vielleicht nur ein paar Augenblicke bis das Kraftfeld fiel, aber sie waren wie eine Ewigkeit. Als wir endlich zu ihnen herankamen, stürzten sich Damian und Leonie und Kassos auf Simon und versuchten zu retten was zu retten war... ich riss Lorainne von ihm fort, damit sie in ihrer Verzweiflung keine Dummheit machte, hielt sie fest, während sie sich wand um ihre Schreie in meinen Ohren gellten... Ich weiß nicht ob der Segen der Geweihten ihn tatsächlich im Leben hielt oder Lavinia selbst ihre Hände im Spiel hatte, aber Simon war nicht tot."
Sie seufzte tief.
"Er war nicht tot, aber in den nächsten Tagen zeigte sich, dass er es vielleicht besser gewesen wäre, denn er wachte nicht auf. Kein Gebet, keine Magie, kein Trank brachte ihn dazu die Augen zu öffnen. Seine Seele hatte seinen Körper verlassen und konnte, oder wollte, nicht zurück kehren."
"Schmuggeln? Ich bin reich genug um zu bestechen, ich muss nicht Schmuggeln!"

Offline Ulrich

  • Engonier
  • Abenteurer
  • ***
  • Beiträge: 393
  • Ulric Alriksson
Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
« Antwort #40 am: 29. Okt 19, 19:35 »
"Aber wie kann er dann .....?" brachte Ulric leise hervor.
Im Krieg werden mutige Menschen Helden.
Feiglinge kehren lebendig nach Hause zurück.
(Andrija Talic)

Offline Jelena

  • Engonier
  • Usurpator
  • ***
  • Beiträge: 5413
  • In girum imus nocte et consumimur igni
Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
« Antwort #41 am: 31. Okt 19, 14:16 »
"Tja."
Jelena schauerte und rieb sich die Arme, es war kühl geworden.
"Komm, wir gehen in die Küche, es wird Zeit das Essen vorzubereiten."
Sie nahm das benutzte Geschirr mit und führte Ulric um die Ecke in das Haupthaus. Unmittelbar hinter der Haustür ging links eine Tür zur Küche ab, die fast das gesamte Erdgeschoss einnahm: hier stand ein riesiger Kamin und eine gemauerte Feuerstelle, an den Wänden hingen Kochgeschirre und Regale mit Vorräten. An der Fensterseite standen lange Bänke und Tische die mit Fellen belegt waren, wo der gesamte Haushalt Platz finden konnte.
Jelena tauschte ein paar Worte auf Medvjedstani mit ihren Mägden aus und setzte sich schließlich an einen Tisch auf dem ein Berg mit Gemüse lag, welches geschält und geschnipselt werden sollte.
Sie wies Ulric einen Platz neben sich und reichte ihm ein Küchenmesser. Nachdem sie zufrieden damit war wie er Pastinaken und Möhren putzte und würfelte, widmete sie sich den Kräuterbündeln vor sich.
"Simon lag fast ein halbes Jahr im Schlaf. Lorainne hatte ihn nach Blanchfleur in das dortige Kloster gebracht, wo Verwandte von ihr dienten. Du weißt, dass er der Vetter 1. Grades der Baronin von Goldbach ist?"
"Schmuggeln? Ich bin reich genug um zu bestechen, ich muss nicht Schmuggeln!"

Offline Ulrich

  • Engonier
  • Abenteurer
  • ***
  • Beiträge: 393
  • Ulric Alriksson
Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
« Antwort #42 am: 06. Nov 19, 21:28 »
"Nein, woher auch? Aber im für gwöhnlich interssiert mich so etwas auch nicht. Mir kommt es auf die Person an nicht mit wem sie verwandt ist. Also war er noch am leben und erholte sich in Blanchefleur? "
Im Krieg werden mutige Menschen Helden.
Feiglinge kehren lebendig nach Hause zurück.
(Andrija Talic)

Offline Jelena

  • Engonier
  • Usurpator
  • ***
  • Beiträge: 5413
  • In girum imus nocte et consumimur igni
Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
« Antwort #43 am: 07. Nov 19, 09:55 »
Jelena hob eine Augenbraue.
"Du kommst aus Andarra, aus einem Clan der auf Familienbeziehungen aufgebaut ist und sagst mir, dass du nichts darauf gibt wer mit wem verwandt ist?"
Sie schnaubte etwas abfällig:
"Na ja, nicht mein Problem. Jedenfalls, die Tatsache ist deswegen wichtig, weil Simon wahrscheinlich die ganze Zeit nur deswegen überlebt hat, weil die Baronin von Goldbach dafür sorgte, dass er die beste Pflege erhielt, die denkbar war. Jeder andere wäre nach drei Wochen verdurstet. Irgendwann wurde ersichtlich, dass er nicht von alleine aufwachen würde. Und auch, dass es keine Prüfung der Götter war. Das war der Punkt als sie mich baten einen Weg zu finden in seine Seele blicken zu können..."
"Schmuggeln? Ich bin reich genug um zu bestechen, ich muss nicht Schmuggeln!"

Offline Ulrich

  • Engonier
  • Abenteurer
  • ***
  • Beiträge: 393
  • Ulric Alriksson
Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
« Antwort #44 am: 07. Nov 19, 20:29 »
"Bei Askar, natürlich ist die Familie für mich wichtig.... aber ich beurteile niemanden nach seinen Verwandten.. du drehst mir die Worte im Mund herum. Aber lassen wir das. So wie sich deine Geschichte entiwckelt vermute ich das Simon nicht auf "normale" Weise wieder zu sich gekommen ist oder?"
Im Krieg werden mutige Menschen Helden.
Feiglinge kehren lebendig nach Hause zurück.
(Andrija Talic)