Jelena rieb sich die Stirn und stützte ihr Gesicht schließlich in ihrer Hand, sie wirkte müde und ausgelaugt von den Erinnerungen.
"Der Kampf fand auf der Grenzwacht nach dem Fall von Engonia statt. Simon hatte Gorix das Versprechen abgerungen, dass er dafür sorgen würde, dass niemand in den Kampf eingreifen konnte. Und Gorix hielt sein Wort. Er nahm zwei seiner Magierkollegen und sie bauten ein Kraftfeld um den Duellplatz: niemand konnte hinein, niemand konnte hinaus, bis das Duell eindeutig entschieden war. Der Kampf wogte hin und her, die beiden schenkten sich nichts..."
Ihre Stimme verlor sich und Ulric konnte ihr ansehen, dass sie wieder da war, vor den Toren Engonias: der laue Frühsommerabend, der auf einen heißen Tag folgte, der Geruch von Lagerfeuern und vielen Menschen in der Luft, die Kakophonie von Feiernden und Betrunkenen...
Sie räusperte sich und fuhr fort:
"Schließlich ging eine Parade fehl und Lorainnes Schwert sauste mit ungebremster Kraft auf Simons Schädel herab. Er fiel in das blutgetränkte Gras und stand nicht mehr auf, Lorainne wie von Sinnen schreiend über ihm... es waren vielleicht nur ein paar Augenblicke bis das Kraftfeld fiel, aber sie waren wie eine Ewigkeit. Als wir endlich zu ihnen herankamen, stürzten sich Damian und Leonie und Kassos auf Simon und versuchten zu retten was zu retten war... ich riss Lorainne von ihm fort, damit sie in ihrer Verzweiflung keine Dummheit machte, hielt sie fest, während sie sich wand um ihre Schreie in meinen Ohren gellten... Ich weiß nicht ob der Segen der Geweihten ihn tatsächlich im Leben hielt oder Lavinia selbst ihre Hände im Spiel hatte, aber Simon war nicht tot."
Sie seufzte tief.
"Er war nicht tot, aber in den nächsten Tagen zeigte sich, dass er es vielleicht besser gewesen wäre, denn er wachte nicht auf. Kein Gebet, keine Magie, kein Trank brachte ihn dazu die Augen zu öffnen. Seine Seele hatte seinen Körper verlassen und konnte, oder wollte, nicht zurück kehren."