Autor Thema: 269 n.J., Voranenburg  (Gelesen 6742 mal)

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Offline Vanion

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  • Vanonien, ich komme!
269 n.J., Voranenburg
« am: 17. Sep 19, 16:27 »
Diese Nacht war ruhig. Zu ruhig, wie Johann fand. Der Herr von Mühlenbruch stand im Eingang seines großen, gelb-roten Zeltes und starrte grübelnd in die Nacht.

Den Kettenpanzer wagte er nicht abzulegen, zu oft hatte es in den letzten Nächten Alarmrufe gegeben. Das Lager, das er mit seinen Gardisten aufgeschlagen hatte, lag jenseits der Frontlinie, recht nah an den Befestigungen der Pfauengrunder, und war eine offene Provokation. Die letzten Monate waren von Muskelspiel geprägt gewesen. Drohgebärden, Aufmärsche, es war zu einigen Geplänkeln gekommen, doch keine Seite hatte einen echten Zug gemacht, niemand hatte etwas riskiert. Zu unsicher war die Gemengelage. Würden Hanekamper Truppen die Pfauengrunder verstärken? Was war mit den Inquisitoren, die hier und dort gesichtet worden waren?

Die Unsicherheit schien für beide Seiten zu gelten, denn auch Pfauengrund griff nicht an. Doch Johann hatte es in den Fingern gejuckt. Der alte Mann hatte den Bürgerkrieg überlebt und sich dort wacker geschlagen. Im Kriegsrat des Grafen hatte seine Stimme Gewicht, und er hatte sich für harte, schnelle Schläge eingesetzt.

Nun war er hier, auf vorgeschobenem Posten, und hielt einen Engpass, durch den sonst Händler und andere Reisende kamen. Jede Nacht gab es Sichtungen. Sie wussten genau, dass sie beobachtet wurden. Es war zermürbend, diese Ruhe, diese angespannte Ruhe, die keinen Frieden versprach. Als Johann sich grade umwenden und in sein Zelt gehen wollte, schallte der Ruf der Wache. Sofort herrschte disziplinierte Geschäftigkeit – alle wussten, wo ihre Plätze waren, und einmal mehr wurden die Posten eingenommen. Sein Knappe kam herbeigeeilt, brachte seinen Schild, schnallte ihn um seinen linken Arm.

Minuten vergingen, während das Fackellicht unruhige Schatten warf. Absolute Stille erfüllte das Lager, die Anspannung war fast zu schmecken.

Dann ein schriller Schrei: "Auf den Felsen! Sie sind auf den Felsen!"

Chaos brach aus. Ein Sirren kam aus der Dunkelheit heran, Pfeile schlugen tief in Johanns Schild ein und blieben stecken. Der Ritter rief eilig seinen Knappen heran, doch der kam nicht: Seine Augen starrten weit geöffnet in den Sternenhimmel, aus seiner Brust ragte ein Pfeilschaft.



Tage später erreichte ein Bote die Tore der Voranenburg. Abgekämpft, das Pferd gehetzt und blutend, ließ man ihn ein, und unter Keuchen berichtete er: "Der Herr von Mühlenbruch wurde schwer geschlagen! Seine Stellung ward überwältigt, viele seiner Mannen liegen tot in Pfauengrund. Sein Knappe weilt bei Lavinia, und der Herr Ritter will einfach nicht mehr aufwachen!"

Noch am selben Tag verließen andere Reiter die Stadt, auf dem Weg nach Mühlenbruch – und auf dem Weg zu Johanns Tochter. 




Arienne war durch das Schicksal ihres Vaters schwer getroffen, und bald schon bat sie Vanion, auf den Sitz ihrer Familie zurückkehren zu dürfen und sich um ihren Vater und ihre Familie kümmern zu dürfen. Sie versprach, bald zurückzukehren, doch Vanion hob die Hand und bat um einen Moment der Einkehr. Nach einer kurzen Weile sprach er dann: "Dein Vater liegt schwer verletzt daheim, dein Ritter ist zu einem Vogelfreien erklärt. In diesem Feuer wird das Eisen zu heiß, so kann es nicht geschmiedet werden. Ist das Herz fern, kann der Kopf nicht folgen."

Und so sollte der Eid, den Ritter und Knappin einander geschworen hatten, für eine Zeit ruhen.
"LARP ist nicht ein Hobby, es sind mindestens acht oder so. Ich betreibe etwa fünf davon." RalfHüls, LarpWiki.de