Autor Thema: Kontor im Herbst 269 n.J.  (Gelesen 19846 mal)

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Offline Anders

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Kontor im Herbst 269 n.J.
« am: 22. Okt 19, 20:24 »
Beschwingt hüpfte Anders zwischen den Pfützen auf den Straßen Fandas hin und her. Immer wieder musste sie vorbeigehenden Passanten ausweichen, die recht wenig darüber amüsiert schienen, dass sie mit Schlammspritzern um sich warf. Anders bemerkte die Feuchtigkeit nicht. Sie hatte die letzen Tage in der Alchemistengilde verbracht und mittlerweile war sie überzeugt davon, wenn sie noch etwas mehr lesen würde, würden ihre Augen quadratisch wie die Bücher werden. Ihr Kopf rauchte und sie wusste nicht mehr ein noch aus. Deshalb hate sie beschlossen ihrem Brief folge zu leisten und Jelena einen Besuch abzustatten.
Mit einer letzten Drehung bog sie in die Straße zu Jelenas Kontor ein. Ob die grummelige Torwächterin noch da war?
Sie hielt vor dem Tor an und klopfte an das Holz.
"Hallo? Ist Jelena zu hause?"
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Offline Jelena

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« Antwort #1 am: 23. Okt 19, 15:53 »
Das Guckloch im Tor öffnete sich und eine bekannte Stimme krakelte:
"Wer da? Geh einen Schritt zurück, damit ich dich sehen kann oder verpiss dich! Wenn das wieder ein Streich vom Bäckersjungen ist..."
"Schmuggeln? Ich bin reich genug um zu bestechen, ich muss nicht Schmuggeln!"

Offline Anders

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« Antwort #2 am: 23. Okt 19, 15:56 »
"Ha ha du bist immer noch da."
Anders gluckste fröhlich und sprang zwei Schritte zurück. "Ich bins. Erinnerst du dich an mich?"
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« Antwort #3 am: 23. Okt 19, 16:14 »
"Du."
Irgendwie klang dieses Wort nicht so wirklich einladend, aber nach kurzer Zeit öffnete sich die Tür und die mürrische Alte winkte sie herein.
"Geh in die Küche. Keine Ahnung wo die Meisterin ist, sie wird schon hören, dass du da bist."
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Antw:Kontor im Herbst 269 n.J.
« Antwort #4 am: 23. Okt 19, 16:24 »
"Danke." Anders Lächeln blieb unverändert freundlich und offen. Sie kannst die grummelig Art ja schon von früher. "Es freut mich zu sehen, dass es dir gut geht. Du hast dich gar nicht verändert.", rief sie über die Schulter während sie sich zielstrebig in die Küche begab um zu sehen ob sie irgendwo mit anpacken konnte.
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« Antwort #5 am: 24. Okt 19, 16:30 »
"Vorlautes Etwas!"
rief die Alte ihr hinterher bevor sie grummelnd wieder in ihrem Verschlag neben dem Tor verschwand. Man konnte es kaum glauben, aber sie schien in den letzten Monaten noch grummeliger geworden zu sein, als ohnehin schon. Warum Jelena sie weiterhin in dieser Position beschäftigte schien allen ein Rätsel zu sein, aber wie so oft im Kontor akzeptierte man einfach den Willen seiner Herrin.
Der Innenhof des Kontors war geschäftig: der Herbst hatte Einzug gehalten und mit ihm kamen die letzten Karavanen aus dem entfernten Osten, beladen mit Gewürzen und Spezereien, bevor die Stürme eine Passage durch die Eisebenen östlich von Andarra unpassierbar machten. Der Rothornpass würde noch länger passierbar sein, aber spätestens mit dem ersten Schnee im November waren auch diese Wege versperrt und so häuften sich die Kaffeelieferungen in diesen Wochen besonders.
Eigentlich ließ Jelena den Kaffee immer via Schiff nach Stejark liefern und hatte auch eigens einen Ableger des Kontors dort eröffnet, aber durch die Befehderei und die diversen Grenzübergänge zwischen Stejark und Fanada lohnte es sich nicht den gesamten Bedarf von Norden nach Süden transportieren zu lassen.
Also kamen diverse Ladungen aus dem Südwesten über Land und die Lagerhäuser des Kontors barsten vor Kaffeesäcken bis sie in die umliegenden Kontore abverkauft wurden.
All das führte dazu, dass der Geruch von frisch geröstetem Kaffee wie ein wohlriechender Nebel über dem gesamten Stadtviertel lag und für viele Nachbarn erst richtig die kalte Jahreszeit einläutete.
Der Innenhof war eine große, freie Fläche, begrenzt durch eine kleine Koppel und die Gebäude des Kontors, bis auf eine Ausnahme: mitten drin stand ein Pflaumenbaum und darunter war eine Bank, die gerade zu zum sitzen und ausruhen einlud. Eigentlich wäre es klüger gewesen den Baum zu fällen, um eine große, ebene Fläche zu erhalten, aber jedes Mal wenn jemand mit dieser Idee zu Jelena kam, bekam er einen vernichtenden Blick zur Antwort. Die paar armen Irren, die das Thema immer noch nicht ruhen lassen konnten, wurden schließlich irgendwann zur Seite genommen und bekamen nur einen Satz gesagt:
"Gerhardt liebte das Pflaumenmus."
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« Antwort #6 am: 24. Okt 19, 18:40 »
Die Kenderin strebte kurz um den Baum herum und sammelte zwei frisch herunter gefallene Pflaumen auf. Die säuerlichen Früchte verspeisend schlängelte sie sich durch das dichte Gedränge auf dem Hof. Vielleicht hätte sie ein paar Pflaumen zur Torwächterin bringen sollen. Vielleicht hätte sie Hunger und war deshalb so schlecht drauf.
Anders betrat die geschäftigen Küche und grüßte in die Runde.
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« Antwort #7 am: 24. Okt 19, 18:58 »
Die Küche war immer geschäftig, schließlich galt es einen großen Haushalt zu versorgen und man wusste nie wann Jelena das nächste Mal zu einem Notfall gerufen werden würde.
Als Anders den großen Raum betrat, traf sie auf Anica, die gute Seele des Hauses, die einen riesigen Berg Kartoffeln schälte:
„Hallo Anders! Was führt dich zu uns?“
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« Antwort #8 am: 24. Okt 19, 19:02 »
"Ich will Jelena besuchen. Brauchst du Hilfe?"
Die Kenderin gesellte sich neben Anica und nahm sich eine Kartoffel. "Zum einen habe ich sie schon lange nicht mehr besucht und zum zweiten möchte ich sie ein paar Dinge fragen. Außerdem sollte sie über diese Dinge bescheid wissen und ich weiß nicht ob das schon passiert ist. Aber es ist wichtig."
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« Antwort #9 am: 24. Okt 19, 19:09 »
Anica reichte ihr ein Schälmesser:
„Gerne! Meistrin Jelena und ich haben uns auf Kartoffelpuffer geeinigt. Wir machen sie nur selten, weil hinterher das ganze Haus wie eine billige Garküche stinkt, aber wenn, dann müssen es auch genug für alle sein!“
Sie zeigte auf einen riesigen Kessel in dem Apfelmus kochte:
„Das habe ich gestern angesetzt, den Rest werde ich für den Winter abfüllen, vorausgesetzt es bleibt was über. Die Meistrin wollte eigentlich helfen, aber sie sitzt über den Büchern. Ich bin sicher sie wird sich freuen dich zu sehen.“
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« Antwort #10 am: 24. Okt 19, 19:19 »
"Dann werde ich dir zur Hand gehen. Zusammen kriegen wir die Kartoffeln schon klein. Und wenn Jelena noch über ihren Büchern brütet will ich sie auch nicht stören."
Anders begann die Schale der Kartoffel abzuschälen. "Ich bin froh wenn ich heute kein Buch sehen muss. Ich hab in den letzten Tagen sehr, sehr, sehr viel gelesen."
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« Antwort #11 am: 25. Okt 19, 10:47 »
Anica schob den Eimer für die Schalen zwischen die beiden, sie würde damit nachher die Schweine füttern.
"Du kannst lesen? Was liest du denn so?"
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« Antwort #12 am: 25. Okt 19, 11:49 »
Anders nickte. "Ich hab es gelernt, als ich mit Lorainne herum gezogen bin. Es ist nützlich, strengt aber auch an weil ich nicht so viel Übung habe."
Anders lies die Schale in den Eimer fallen und griff nach der nächsten Kartoffel. "Im Moment les ich alles was ich über Wundheilung in die Finger bekommen kann und über Mittel die diese beschleunigen oder ganz verhindern oder was die Vorgänge sonst noch so begünstigen oder verschlechtern kann." Die Augen der Kenderin wurden dunkel. "Aber langsam bin ich mit meinem Wissen am Ende und auch deshalb bin ich hier."
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« Antwort #13 am: 25. Okt 19, 17:01 »
Anica guckte sie mit staunenden Augen an: einfach so lesen lernen!
"Ich bin mir sicher, dass die Meistrin weiterhelfen kann! Wahrscheinlich hast du eh die Traktate gelesen, die sie verfasst hat." meinte sie mit einem Grinsen und widmete sich erneut der Arbeit.
Nach vielleicht einer Stunde gemütlichen beisammen Sitzens und Arbeitens öffnete sich die Tür zu Jelenas Arbeitszimmer und die Heilerin kam mit einem Stapel Depeschen heraus.
"Anica, daj Momcima ova pisma, neka ih odma odnesu do poste... Huch! Hallo Anders! Wo kommst du denn her?"
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« Antwort #14 am: 25. Okt 19, 18:23 »
"Der Wind hat mich zum Tor rein gewehrt.", gluckste Anders vergnügt. "Hast du meinen Brief nicht bekommen? Ich wollte dich doch eh besuchen. Und im Moment bin ich viel in der Alchemistengilde unterwegs."
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