Autor Thema: Zlaticas Tränen  (Gelesen 11100 mal)

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Offline Jelena

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Zlaticas Tränen
« am: 11. Aug 07, 16:32 »
Einige Wochen nach Beginn ihrer Reise kehrte Anica in einer Karawanserei am Wege ein. Engonien zu verlassen war relativ einfach gewesen, auch wenn die Reise über den Rothornpass anstrengend gewesen war. Nun, in den Mittellanden angekommen und stetig nach Süden reisend, hatte sich eine gewisse Routine aufgebaut.
Anica reiste mit Handelskarawanen mit, ihre Herrin hatte ihr Empfehlungsschreiben für alle wichtigen Handelsherren auf ihrere Route mitgegeben, sowie Geldwechsel und Edelsteine, die sicher im Futter ihres Unterkleides vernäht waren.
Es wäre schneller gegangen direkt gen Osten, durch die Einöde und Lodrien hindurch zu reisen, aber Jelena hatte sich standhaft geweigert dies auch nur in Betracht zu ziehen, denn die Chancen Silvanaja unbeschadet zu durchqueren lagen bei Null.
Also würde sie gen Süden reisen, bis sie zum großen Wasser kam und sich dann auf einem der Schiffe, die den Kaffee brachten, einschiffen. Wenn sie Turkmenistan erreichte, würde sie sich wieder einer Karawane anschließen und stetig gen Nordosten ziehen. Wenn alles gut verlief, würde sie in 4 bis 6 Monden wieder die endlosen Steppen sehen.
Der Abschied von Jelena war herzzerreissend gewesen, denn beide wussten, dass die Möglichkeit bestand, dass sie sich niemals wiedersehen; in Engonien tobte der Krieg und die Reise war alles andere als gefahrlos. Jelena hatte ihrer Magd ein robustes Pferd geschenkt, das sie selbst ausgebildet hatte, damit es sie sicher wieder zurück brachte.
"Gib ihm einen Namen und beginne so die bevorstehende Reise!" waren ihre Worte gewesen.
"Schmuggeln? Ich bin reich genug um zu bestechen, ich muss nicht Schmuggeln!"

Offline Jelena

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Re: Zlaticas Tränen
« Antwort #1 am: 14. Aug 07, 19:21 »
"Wenn Du die südlichen Länder erreichst, dann nimm Dir eine Dienerschaft. Wähle einen zuverlässigen Krieger als Leibwächter und eine Magd. Die Menschen in dieser Gegend haben eine etwas seltsame Auffassung von Männern und Frauen. Wenn du alleine reisen würdest, würde man dich unweigerlich belästigen und dich für eine käufliche Frau halten... nun ja, ich habe schon vor langem aufgehört das verstehen zu wollen! Also weise ich dich an, dies zu deinem Schutz zu tun. Ich weiß, dass du gut in anderen Menschen lesen kannst, deshalb wird es kein großes Problem für dich sein, treue Diener zu finden, aber dennoch...nimm diese Phiole. Sie enthält ein mildes Wahrheitsserum, falls du der Meinung bist jemanden tiefer ergründen zu müssen, gib einige Tropfen in seinen Wein und die ersten zwei Fragen wird er wahrheitsgemäß beantworten."
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Offline Anica

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Re: Zlaticas Tränen
« Antwort #2 am: 08. Sep 07, 05:15 »
Mittlerweile waren schon einige Wochen vergangen seit Anica sich von ihrer Herrin verabschiedet hatte, um die weite Reise in die Heimat anzutreten. Sie befand sich wieder auf dem Weg in das Land ihrer Geburt, dass sie vor noch nicht mal drei Jahren verlassen hatte. Aber so viel hatte sich seit dem verändert. Es kam ihr wie eine halbe Ewigkeit vor. Bisher verlief die Reise ohne Probleme, da sie im Moment mit einer großen Karawane reiste. Mehrere Händler hatten sich zusammen getan, einer davon ein Bekannter der Herrin. Die Karawanserei die sie diesen Abend erreicht hatten war recht groß, und gut befestigt.
Nachdem sie ihr Pferd Nazaren versorgt hatte, und sicher war, dass er hier Ruhe und gutes Futter bekam, machte sie sich auf die Suche, nach etwas zu Essen. Sie wusste wo die meisten Mitreisenden der Karawane essen würden - sie konnte sie jetzt schon über den Hof hören. Aber heute war ihr nicht nach Singen und Reden zu Mute. Sie wollte irgendwo hin, wo es etwas ruhiger war, und wo sie in Ruhe über alles was bisher gewesen war, und was vielleicht noch kommen sollte, nachdenken konnte. Von den beiden Schankräumen, die es hier gab, war der eine zu gut besucht und zu laut, und der andere zu dunkel als das sie dort einkehren wollte. Also schnappte sie sich zwei Äpfel, etwas Brot und Käse aus ihrem Proviantbeutel und machte sich auf den Weg zu den Ställen. Hier war sie zwar auch nicht alleine, aber wenigstens würde sie hier keiner zum Mitsingen bringen wollen, und sie konnte in Ruhe ihren Gedanken nachhängen. Sie setzte sich zu Nazaren in den Stall und biss herzhaft in einen Apfel. Wie erwartet stupste der Braune sie mit dem Maul am Kopf an, und sie gab den zweiten Apfel ihrem treuen Freund.
Sie saß lange einfach da und dachte über die Aufgabe nach, die vor ihr lag. Über den Abschied von der Herrin Jelena, über die Gefahren und die Chancen. Zlaticas Tränen - eine verantwortungsvolle Aufgabe. Sie hoffte, wie so oft, dass sie sie erfüllen könnte. Und dann die Anweisungen der Herrin. Eine Magd und ein Leibwächter einstellen! Naja, wenigstens kam sie bei der Sache mit dem Lesen langsam voran. Seit einer Woche reiste ein junger Gelehrter in der Karawane mit, der ihr das Lesen und Schreiben beibrachte (er versuchte es), und sie half ihm im Gegenzug mit seinem Pferd. So profitierten beide davon, und es war nicht ganz so langweilig während der Reiserei. Das Lesen ging langsam voran, zu langsam ihrer Meinung nach, aber wenigstens ging es voran. Sie konnte immerhin schon ihren Namen lesen, und das war doch schon mal nicht schlecht für den Anfang.
Sie wachte auf, als es noch dunkel war, anscheinend hatte sie fast die ganze Nacht hier verbracht. Auf dem Hof waren die ersten (oder die letzten?) Helfer schon wieder (oder immer noch?) an der Arbeit. „Tja, dann wollen wir mal sehen spät es ist, nicht wahr Nazaren? Und wir kommen unserem Ziel immer näher.“ Wie zur Bestätigung schnaubte der Braune einmal. Anica stand auf, klopfte sich den Staub vom Rock und begann ihr Morgenritual.

Offline Jelena

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Re: Zlaticas Tränen
« Antwort #3 am: 09. Sep 07, 14:33 »
Nachdem Anica ihr Ritual beendet hatte hörte sie ein leises Räuspern. Es war der junge Gelehrte mit Namen Otto, mit dem sie in den letzten Tagen Bekanntschaft geschlossen hatte.
"Verzeiht, wenn ich frage, aber was genau macht ihr da eigentlich?" legte er sofort los, nachdem er sich ihrer aufmerksamkeit sicher war, während er sich mit der rechten Hand die Nase rieb. Eine angewohnheit, die er immer zeigte, wenn er etwas interessantes vor sich hatte. Für solche Dinge wie Begrüßungen blieb bei seinem Wissensdurst meistens keine Zeit, etwas das Anica bereits häufiger aufgefallen war. Für jemanden, der die strenge Förmlichkeit der Steppen gewohnt war ein Unding.
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Offline Anica

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Re: Zlaticas Tränen
« Antwort #4 am: 10. Sep 07, 10:00 »
Nach dem Ritual saß sie noch kurz still da und ging in Gedanken die Stationen des heutigen Tages durch, als sie auf einmal das Räuspern hörte. Es war zwar ein leises, aber in der Stille des Morgens und nach der Ruhe des Rituals erschien es recht laut. Sie schaute Richtung Stalltür und sah Otto dort stehen. Kaum schaute sie in seine Richtung fing er auch schon wieder mit seinen Fragen an. "Einen guten Morgen Euch auch, Otto!" antwortete Anica auf seine Frage. Sie mochte den jungen Gelehrten, keine Frage! Die Tage in der Karawane waren angenehmer, wenn man sich mal mit jemandem unterhalten konnte. Und dafür, dass Otto ihr das Lesen beizubringen versuchte, war sie ihm auch auf jeden Fall was schuldig - aber es war auch schwierig mit jemandem zu reisen, der so ... nun... so neugierig war. Und der dabei an nichts anderes dachte, außer an die Befriedigung der eigenen Neugier. Sie schloss kurz die Augen und atmete einmal tief durch. Dann schaute sie ihn an, und wartete auf seine Erwiederung.

Offline Jelena

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Re: Zlaticas Tränen
« Antwort #5 am: 10. Sep 07, 18:29 »
"Öhm..." Otto hatte bemerkenswerte Ähnlichkeiten mit einem Jungen der mit der Hand im Marmeladentopf erwischt worden war. "Verzeiht mir, ich wünsche euch natürlich auch einen guten morgen und hoffe ihr habt gut geschlafen." Er schien im Geiste bis drei zu zählen, holte noch einmal Luft und: "Könnt ihr mir erklären was ihr da tut? bitte?" schoß es wieder aus ihm heraus, wobei er Anica verlegen anlächelte.
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Offline Anica

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Re: Zlaticas Tränen
« Antwort #6 am: 12. Sep 07, 10:25 »
Sie schaute Otto an und musste innerlich seufzen. Wie kann ein erwachsener Mann so neugierig sein, und so wenige Umgangsformen kennen? Immerhin ist er ein Gelehrter. Aber wahrschienlich war genau das auch die Antwort auf die Frage. "Ja, vielen Dank. Auch wenn ich sagen muss auch schon bequemer geschlafen zu habe. Und gerne beantworte ich auch eure Frage Otto. Ich habe gerade mein Morgenritual beendet. In diesem Ritual bitte ich um einen erfolgreichen Tag und eine sichere Reise zu meinem Ziel. Ich sammle meine Gedanken und ... man könnte sagen, auch Kraft für den kommenden Tag und seine Ereignisse. Hat das eure Neugier erst mal befriedigt? Wir können ja später noch weiter reden, die Reise ist noch lang. Aber erst mal sollten wir uns aufbruch bereit machen. Die Karawane wartet nicht."

Offline Jelena

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Re: Zlaticas Tränen
« Antwort #7 am: 12. Sep 07, 11:04 »
"Das ist also eure Art zu beten? Was meint ihr mit Gedanken sammeln? Machen das bei Eurem Volk alle so?" sprudelte es aus dem mann heraus, bis er den ungeduldigen Blick bemerkte, den die junge Frau ihm zuwarf. "Was? Oh, die Karawane, ja, ich muß noch m eine Rechnung begleichen... bis später!"
Er zog sein geduldiges Pferd am Zügel hinter sich her und band es vor der Tür zum Schankraum fest, in dem er kurz darauf verschwand.

Anica hörte ein leises Lachen, es war die Stimme eines der Söldner, der die Bewacher der Karawane kommandierte. Er neigte den Kopf vor Anica und wünschte ihr einen Guten Morgen.
"Ich bewundere eure Geduld, Maid! Und ich bedanke mich im Namen aller Soldaten, die er vor eurer Ankunft mit seinem Mundwerk gepiesackt hat!"
Anica erinnerte sich, das dies einer der Männer war, die ihre Herrin ihr besonders vorgestellt hatte.
Dies ist Nazir ibn Mahmoud, Bewacher der Karawane. Ich bin bereits manches Mal mit ihm gereist. Er ist ein furchteinflößender Krieger und einer der besten Schachspieler, gegen die ich je angetreten bin. Sein Wissen über die südlichen Länder ist umfassend. Zögere nicht, dich an ihn zu wenden, wenn du nicht mehr weiterweisst! Bedenke nur dies: er kommt aus einer Kultur, in der es Männern strikt verboten ist Frauen, die nicht zu ihrer Familie gehören, mit bloßer Haut zu berühren. Bedenke dies in deinem Umgang mit ihm!
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Offline Anica

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Re: Zlaticas Tränen
« Antwort #8 am: 19. Sep 07, 09:27 »
Anica drehte sich um, als sie das Lachen hörte.
Auf die freundliche Begrüßung des Söldners erwiederte sie ebenso freundlich: "Auch Euch einen guten Morgen, Meister Nazir." Sie erinnerte sich an die Worte, die die Herrin Jelena ihr gesagt hatte. "Ich freue mich, dass ich euch ein bisschen Ruhe vor Otto verschaffen konnte. Er ist eigentlich gar nicht so schlimm, und sehr gescheit, nur seltsamer Weise hat er gar keine Wahrnehmung, was Gebräuche und Sitten angeht. Naja, falls er euch zu sehr bedrängt mit Fragen, schickt ihn zu mir. Ich werde ihn dann einfach bitten mir weiter das lesen und schreiben beizubringen. Das wird ihn dann einige Zeit ablenken."
Anica merkte plötzlich, dass seit dem Aufwachen mehr Zeit vergangen war, als sie gedacht hatte. "Sagt, wisst ihr vielleicht, wann die Karawane heute morgen aufbricht? Ich sehe kaum einen Händler oder Träger hier, nur die Stallburschen und einige  Söldner." 

Offline Jelena

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Re: Zlaticas Tränen
« Antwort #9 am: 19. Sep 07, 16:27 »
"Ihr müsst gestern abend sehr müde gewesen sein, sonst hättet ihr bestimmt mitbekommen wie der Karawanenherr einen Tag Ruhe bestimmt hat. So wie es aussieht strolchen im Süden Straßenräuber und er will den Tag nutzen um an mehr Wissen zu kommen. Wir müssen uns hier entscheiden ob wir die Route am Fluß entlang oder durch das Hinterland nehmen. Er wird es von den Meldungen über die Sicherheit abhängig machen." Er lächelte Anica freundlich an: "Ihr habt also einen ganzen Tag Zeit um die Stadt zu erkundigen oder um sich auszuruhen. Was wollt ihr tun?"
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Offline Anica

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Re: Zlaticas Tränen
« Antwort #10 am: 23. Sep 07, 11:47 »
Man sah Anicas Gesicht an, dass es ihr gar nicht zu passen schien, hier einen Tag festzusitzen. "Mhh, ehrlich gesagt, weiß ich nicht genau was ich machen werde. Ich denke ich werde hier im Stall bleiben, und nach dem Sattel und der Trense sehen, ob noch alles in Ordnung ist. Die Stadt reizt mich im Moment nicht sonderlich. Glaubt ihr wir wissen heute abend vielleicht schon was genaueres über die Straßenräuber? Vielleicht können wir morgen dann ja schon weiter."

Offline Jelena

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Re: Zlaticas Tränen
« Antwort #11 am: 26. Sep 07, 15:48 »
"Vielleicht, aber nicht sehr wahrscheinlich. Meiner Erfahrung nach werden wir hier einige Tage festsitzen, bevor es weitergeht. Diese Stadt ist groß und es gilt einige Ratsherren zu... beschenken."  Nazirs Stimme war genauso neutral wie sein Gesichtsausdruck, aber es bestand nur geringer Zweifel über was er redete.
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Offline Anica

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Re: Zlaticas Tränen
« Antwort #12 am: 09. Okt 07, 14:13 »
 "Dann werde ich mich wohl auf einen längeren Aufenthalt einrichten, auch wenn ich hoffe, dass es so kurz als möglich gehalten wird. Ich danke euch auf jeden Fall für die Informationen. Wenn ihr mich entschuldigt, ich werde mich mal nach weiteren Informationen umhören!“

Die Karawane saß ganze vier Tage in der Karawanserei fest. Erst dann konnte der Handelszug weiter, die Gefahr der Straßenräuber sollte gebannt sein.
Anica blieb die meiste Zeit in der Nähe der Ställe, kümmerte sich um Nazaren, und versuchte so gut es ging unsichtbar zu sein. Das fiel nicht weiter schwer in der großen Oase, die voller Leben nur so zu pulsieren schien. Gerade jetzt, wo die meisten Händler hier festsaßen, versuchten sie das Beste aus der Sache zu machen und handelten und boten ihre Waren feil. Ab und zu setzte sie sich mit Otto zusammen und versuchte sich weiter im Lesen und Schreiben lernen. Sie begenete Nazir am dritten Tag wieder. Er hatte Informationen über die Lage an der Karawanenroute. Am nächsten Tag wird es weiter gehen, die Route ist frei.
Erleichterung zeigt sich auf Anicas Gesicht. Endlich weiter, ihrer Aufgabe entgegen.
Nach einer kurzen und kühlen Nacht ging es am nächsten Morgen schon früh weiter. Richtung Heimat. Richtung Zlaticas Tränen.

Offline Jelena

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Re: Zlaticas Tränen
« Antwort #13 am: 26. Okt 07, 14:14 »
Nach und nach wurde der Weg beschwerlicher, die satten, grünen Hügel immer höher und die Straße kurvenreicher. Am Horizont zeichnete sich eine große, düstere Wand ab, die von Tag zu Tag höher zu werden schien. Nachts wurde es inzwischen empfindlich kühl und morgens fand man Rauhreif auf den Schlafrollen.
Anica hörte immer wieder die sorgenvollen Gespräche der Handelsherren, ob sie es noch rechtzeitig vor Wintereinbruch schaffen würden den Chrit-Jal-Pass zu überqueren, wenn sie dort der Schneefall überfiel, dann waren sie alle in höchster Gefahr. Andererseits, das Wetter war noch erstaunlich mild und wer von ihnen konnte es sich schon leisten 4 Monate in der Stadt am Fuße des Passes festzusitzen?
Sie würden zwei Tage in der Stadt verbringen, ihre Ausrüstung überprüfen und die Wetter-Auguren befragen. Wenn die Zeichen günstig standen, dann würden sie es versuchen und die erste Etappe der Route durch die Berge noch vor Wintereinbruch hinter sich bringen. Sobald das erste Massiv bewältigt war, würde es einfacher und man konnte sogar im Schnee relativ sicher reisen.

Die Stadt war riesig! Die einzige Vergleichsmöglichkeit, die Anica hatte war Fanada und die Geschichten über Zarigrad, aber selbst Fanada verblasste angesichts der schieren Größe, die diese Stadt, Knotenpunkt der Handelswege von Norden und Süden, im Laufe der Zeit erreicht hatte.
Die Stadt war voll und die Karawansereien vor den Toren ebenfalls, man hatte dein Eindruck als ob sich mehrere Zeltstädte gebildet hätten. Das waren Karawanen, die die strapaziöse Reise über die Berge bereits hinter sich hatten oder aber Handelsherren, die es aufgrund der Besonderheit ihrer Waren nicht wagen würden einen Gewaltmarsch über den "Pass der eisblauen Blumen", wie er von den einheimischen genannt wurde, anzugehen.
Die Reise durch das Gebirge würde mehrere Wochen in Anspruch nehmen, aber sobald man das letzte Massiv hinter sich gelassen hatte, eröffnete sich einem die grüne Oase des Südens mit seinen phantastischen Stätten aus weißem Stein und den sanften Hügeln, die bereits seit Jahrtausenden Weinstöcke trugen.
All dies erinnerte Anica daran, das sie hier die letzte Möglichkeit hatte ihre Ausrüstung und ihr Pferd winterfest zu machen und dem ausdrücklichen Wunsch ihrer Herrin nachzukommen und Bedienstete anzuheuern.
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Offline Anica

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Re: Zlaticas Tränen
« Antwort #14 am: 31. Okt 07, 10:23 »
Langsam ritt die Handelskarawane durch die Zeltansammlungen, Menschen und Tiere, die sich vor den Stadtmauern ausbreiteten. Von überall her drangen unterschiedlichste Gerüche, Bilder, Stimmen und Sprachen auf Anica ein. Nach außen hin bewahrte sie Ruhe, und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie die schiere Größe der Stadt Eindruck auf sie machte. Die Karawane brauchte eine geraume Zeit um die Stadtmauer zu erreichen. Kurz vor den Toren wendete sich die Karawane nach links, einer Karawanserei zu, die direkt unter der Stadtmauer lag. Auch wenn Anica auf ihrer Reise bisher schon viele große Herbergen gesehen hatte, übertraf diese hier die vorherigen um Einiges. Nach längerem Hin und Her konnte die Karawane auf den Hof, absitzen und die Pferde versorgen. Anica sah, dass Otto zu Recht kam und kümmerte sich um Nazaren.

Am selben Abend hielt sie Ausschau nach Nazir. Sie erhoffte sich Informationen über die Stadt. Auf der bisherigen Reise hatte sie sich gut mit ihm verstanden und einiges über die Südlichen Lande in Erfahrung gebracht. Vielleicht konnte er ihr bei ihrer jetzigen Aufgabe ja helfen.