Letzter Eintrag im Kapitel Andarra:
"Wie werden uns die zukünftigen Generationen dieses Landes wohl sehen? Was werden sie von uns denken? Von all denen, die in diesem Krieg gekämpft, geblutet und gestritten haben? -
Die Chronisten sagen, der Sieger würde die Geschichte schreiben, so dass wir wohl darauf hoffen können nicht all zu schlecht bei den Geschehnissen wegzukommen.
Wir alle, die wir in diesen Krieg verwickelt sind, haben große Schuld auf uns geladen. Wir haben gute Freunde und Kameraden verloren. Wir haben Dinge getan, die wir nicht hätten tun sollen, doch am Ende haben die Götter uns offensichtlich von der Schuld freigesprochen, die auf uns liegt, denn an diesem einen schicksalhaften Tag im Jahre 257 n.J. schenkten sie uns den Sieg! -
Alles begann damit, dass der Lupus wider erwartend eine große Streitmacht über die Beransader gesetzt hatte, die unsere unvorbereiteten Vorposten binnen weniger Stunden hinwegfegten. Aus strategischer Sicht ein wirklich genialer Zug, das muss selbst ich ihnen zugestehen. Wir hätten mit vielem gerechnet, doch dass sie uns über den Fluss hinweg angreifen würden, hätten wir nicht gedacht. Hierzu benötigten sie Hilfe! Hilfe von denen, die in diesem Gebiet leben und die es schon bald bereuen werden, sich für die falsche Seite entschieden zu haben!
Unsere Kundschafter berichteten uns, dass der Lupus allein zwei Tage beschäftigt war, lediglich seine Infanterie über den vereisten Fluss zu schaffen! Wir müssen daher annehmen, dass die feindliche Armee, der wir uns stellen müssen, um einiges größer ist, als wir annahmen. Sofort erteilte ich in Übereinkunft mit Tannjew unserer Vorhut den Befehl die Nachschublinien des Feindes zu attackieren. Unser Ziel war es, ihn dazu zu bewegen, sich festzusetzen, bis er sicher sein konnte, genügend Mann und Material auf der Ostseite der Beransader stehen zu haben, um einen Marsch nach Caer Conway wagen zu können. Dies gelang uns jedoch erst nach Tagen. Schließlich legten wir den Tross der feindlichen Armee soweit lahm, dass sie gezwungen war, ein befestigtes Lager zu errichten und sich einzugraben. Dies bot uns die Zeit, ein Heer aufzustellen, das wir ihnen entgegen werfen konnten.
So kam es dann am 22. Tag des 12. Mondes 257 n.J. zur Schlacht nahe der Beranheide. Der Lupus hatte mittlerweile den Vorteil eines befestigten Brückenkopfes, doch die Stammeskrieger Andarras schmälerten diesen Vorteil dank ihrer Ortskenntnisse beträchtlich. Trotzdem erschütterte unsere Soldaten der Anblick der feindlichen Stellungen in hohem Maße! Selbst Tannjew und mir lief ein Schauer über den Rücken, als wir sahen, welche Macht der Lupus hier aufgeboten hatte! Reihe um Reihe schwer gerüsteter Infanterie, die Flanken geschützt durch eine beachtliche Zahl Kavalleristen. Das eigentliche Problem jedoch, war der Brückenkopf selbst, dessen hölzerne Wehrgänge von Bogenschützen und Ballisten wimmelten, und in dessen Mitte sich die Silhouetten großer Belagerungsmaschinen vor dem Dämmerungsschweren Himmel abzeichneten.
Wie sollten wir gegen eine solche Macht bestehen? Tannjew, die anderen Kommandeure und ich überlegten fieberhaft, welche Möglichkeiten uns offen standen. Doch schließlich mussten wir zu dem Schluss kommen, dass diese Schlacht nur mit Hilfe der Götter gewonnen werden würde. Eine Tatsache, die nicht unbedingt dadurch besser wurde, dass der Schutzpatron des Feindes der Engonische Kriegsgott war!
Der Kriegsrat wogte hin und her. Tannjew drängte darauf nach Caer Conway zurückzumarschieren, unsere Truppen dort aufzustocken, zu sammeln und uns auf eine Belagerung vorzubereiten. Harte Worte fielen, nicht zuletzt von mir, und schließlich konnte ich Tannjew davon überzeugen, dass ein Kampf, hier und jetzt, unsere einzige Option darstellte, diesen Krieg vor Einbruch des Winters zu beenden. Daraufhin unterband Tannjew alle weiteren Debatten und schwor uns mit grimmigem, doch von Erkenntnis geprägtem Blick, darauf ein, auf diesem Feld entweder zu siegen oder zu sterben. Ein Schwur, den wir alle nur zu gerne leisteten! Auch die Männer unter unserem Kommando schlossen sich dem Schwur an und während Tannjew und ich die Reihen unserer Soldaten abschritten, sahen wir nichts als Entschlossenheit in ihren Gesichtern. Mit Stolz kann ich behaupten, niemals tapfere und bessere Männer in die Schlacht geführt zu haben. Trotz der Aussicht des sicheren Todes gab es kein Verzagen, kein Wehklagen oder Feigheit! Nur der sichtliche Drang dem Feind entgegenzustürmen und ihn kalten, blanken Stahl schmecken zu lassen! Kein dreckiges Salmar Blech, sondern guten, ehrlichen Andarranischen Stahl!
Da waren die Lodrier in ihren gelb-roten Uniformen und polierten Panzern! Neben ihnen Reihe um Reihe Andarranischer Stammeskrieger in den traditionellen Rüstungen ihrer Heimat. Und meine eigenen Landsleute. Drei volle Regimenter Valkensteiner Reichsgarde, die im Zentrum der Armee dafür Sorge tragen würde, dass kein Lupus Umbra unsere Formationen aufbricht. Besonders stolz machte mich der entschlossene Ausdruck in den Gesichtern des Jugendcorps, dessen Männer und Frauen heute endlich die Gelegenheit bekommen würden, sich im Feuer der Schlacht ihre Sporen zu verdienen um vollwertige Reichsgardisten zu werden.
Die Nacht unserer Ankunft nahe der Beransader ließ uns ein letztes Mal die trügerische Ruhe des Friedens verspüren, während es lediglich nahe der Befestigungen zu kleineren Scharmützeln zwischen Kundschaftergruppen und Lupus Wächtern gab. Kurz vor Sonnenaufgang marschierten wir schließlich los. Nun würde sich das Schicksal Andarras entscheiden! Ebenso wie das Unsrige!
Der Lupus reagierte schnell und schickte uns, kaum dass unsere Truppen in Sicht waren, eine Armee entgegen, die der unsrigen mindestens vier zu eins überlegen war. Offensichtlich erhoffte sich der Wolfslord einen schnellen Prestigeträchtigen Sieg.
Kurz nach Sonnenaufgang prallten unsere Formationen dann aufeinander. Tannjew und ich standen im Zentrum und kommandierten den Hauptstoß. Sasha und Miguel hielten die rechte Flanke zusammen und Sir Ralf führte die Reiterei, die in einer Zangenbewegung den Feind umgehen und von hinten aufreiben sollte. Sir Simon marschierte mit seinen Truppen auf der linken Flanke auf und würde dafür sorgen, dass dort kein feindlicher Soldat unsere Reihen durchbricht. Zu unserem Glück reagierte der Lupus genau so, wie er immer reagiert, wenn er bedroht wird, ein großer Pulk schwer gerüsteter Infanteristen und Reiter im Zentrum und die in den Dienst gepressten Landsknechte auf den Flanken. Hinter ihren Reihen hatten sie die schwere Artillerie stationiert, Steinschleudern, Triböcke und Ballisten, die aus der Sicherheit ihrer befestigten Stellungen heraus den eigenen Vormarsch decken sollten.
Der Kampf wogte hin und her, doch schließlich setzten sich unsere disziplinierten Formationen durch. Die Offiziere des Lupus erkannten, dass sie uns mit einer bloßen Sturm-Strategie nicht ohne weiteres zerschmettern konnten. Also zogen sie die Gardisten wieder zurück in die Sicherheit der eigenen Befestigungen, während sie die eigentlichen Krieger des Lupus Umbra in der Schlacht beließen, damit diese den Regimentern die Zeit erkauften, einen geordneten Rückzug durchzuführen. Wobei ich mir sehr sicher bin, dass der Großteil der Krieger sich vielmehr weigerte sich zurückzuziehen. So überstanden wir diese erste Konfrontation. Aber unsere Reihen hatten bereits schwere Verluste hinnehmen müssen und im Gegensatz zum Lupus kam uns ein jeder tote Soldat teuer zu stehen.
In den folgenden Stunden der Schlacht blieb uns nicht viel mehr zu tun, als die Köpfe einzuziehen und zu den Göttern zu beten, während die steinernen Geschosse der Triböcke unsere Reihen beharkten. Es erscheint mir noch immer wie ein Wunder, dass wir keine größeren Verluste erlitten und unsere Reihen hielten. Ein Umstand. der nicht zuletzt der guten Mika zu verdanken ist, die schnellen Schrittes durch unsere Stellungen ging und scheinbar überall zugleich den Andarranischen Stammeskriegern mit Worten der Nedra Trost und Hoffnung spendete.
Dann schwiegen plötzlich die Geschütze und durch den seichten Nebel konnten wir erneut die Reihen der blau-schwarz gewandeten Krieger erspähen, die schnellen Schrittes auf uns zustürmten. Die wirkliche Schlacht hatte begonnen! -
Ich weiß nicht wie lange wir kämpften oder wie viele Male wir an diesem Tag beinahe gestorben wären. Nur die Standhaftigkeit unserer Leute und die Verzweiflung ob eines Sieges des Lupus ließ uns ausharren. Nach Stunden des Blutvergießens erkannte ich jedoch, dass ein Fortsetzen der Kampfhandlungen hier und jetzt einem Massaker gleichkommen würde. Also empfahl ich Tannjew mit einiger Dringlichkeit, dass wir unsere verbliebenen Soldaten schnellstmöglich sammeln und in einem geordneten Rückzug nach Norden ausweichen müssten. Zuerst wollte er von einem Rückzug nichts hören, doch mit einigem Nachdruck meinerseits, für den ich mich wohl noch vor einem Kriegsgericht zu verantworten haben werde, erließ er schließlich den Befehl zum Rückzug. Erneut schlug er vor die Truppen nach Caer Conway zurückzuziehen, um sich dort für den Rest des Winters zu verschanzen, aber nach einem weiteren heftigen Disput zwischen uns, gelang es mir, ihn davon zu überzeugen, dass es sinnvoller war nach Norden zurückzuweichen, die Beranheide als Deckung zu nutzen und die Truppen des Lupus soweit auszudünnen, dass wir die Möglichkeit erhielten, an den Schwachstellen der Front durchzubrechen.
Während sich also unsere erfahrenen Regimenter schnell auf den geordneten Rückzug einstellten, riss unsere Formation zumeist an den Stellen, an denen die nur rudimentär ausgebildeten Andarraner stationiert waren, vor allem die Stammeskrieger der Kogar, Bregonen und Torana erlitten furchtbare Verluste, als ihre Formationen in sich zusammenbrachen. Ebenso erlitten die Krieger der Skaldir schwere Verluste, doch nicht etwa durch Verwirrung, sondern aufgrund der Tatsache, dass sie sich viel zu lange weigerten ihre gegen eine deutliche Übermacht erkämpfte Stellung wieder preis zugeben. Ihr Mut in dieser Situation weiterzukämpfen ist beachtlich, allerdings hätte er uns auch beinah der völligen Vernichtung anheim fallen lassen. Nur dank der Hilfe Mikas, der es mit eindringlichen Worten gelang, den Anführer der Skaldir umzustimmen, konnte dieses Schicksal abgewendet werden. Es kostete uns viel zu viel Zeit und eine große Menge Leben, bis dass die Armee erneut ausgerichtet war.
Der Feind erkannte schnell unsere neue Strategie, so dass aus unserem geordneten Rückzug schon bald eine unkoordinierte Flucht wurde. Schlussendlich waren es nicht mehr wir, die zurückwichen, sondern der Feind, der unsere Truppen immer weiter nach Norden in Richtung der Bucht von Timara zurückdrängte. Wohl wissend, dass seine zahlenmäßige Überlegenheit uns spätestens dort, mit der See im Rücken, zerschmettern werde.
Der Tag verging in blutigen Scharmützeln. Als die Nacht hereinbrach konnten wir gerade einmal noch ein Drittel unserer einstigen Streitmacht um unser Banner scharen. Der Lupus hingegen schien über eine nahezu endlose Zahl von Soldaten zu verfügen. Hunderte hatten wir heute schon getötet und für jeden unserer Gefallenen hatten ein halbes Dutzend Lupus Krieger ihr Leben gelassen. Auch während der Nacht wurden wir weiter in Richtung Küste getrieben. Gegen Mitternacht gelang es uns mit einigen Sturmgrenadieren, Dragoons und zwei Andarranischen Kundschaftern die Vorhut der Lupus Armee anzugreifen und aufzureiben, woraufhin der Haupttross des Feinds damit Zeit vergeudete im nahen Umland nach weiteren Truppen zu suchen, die ihm womöglich auflauern würden. Mittlerweile hatte unsere Armee einen kleinen, aber wichtigen Vorsprung herausgeholt, der unseren geschundenen Soldaten erlaubte, eine kurze Rast einzulegen.
Der Anblick der Soldaten die dort im Dunkeln verharrten war erschreckend. Alles war voller Blut und Dreck. Kaum einer hatte noch Wasser oder Verbände. Und trotzdem schienen alle gewillt zu sein, diesen Kampf bis aufs Letzte weiterzukämpfen. Es gab niemanden in den Überresten unserer Armee, der am heutigen Tage nicht Freunde, Bekannte, vielleicht sogar Familie verloren hatte, doch allen war vor allem eines gemeinsam, der Durst nach Rache!
Mit den ersten Sonnenstrahlen zogen wir weiter, stets auf der Suche nach einem geeigneten Terrain, das uns eine Verteidigung und vielleicht sogar einen Gegenangriff erlauben würde. Vergeblich!
Schließlich erreichten wir die Ausläufer der Bucht von Timara. Hier ließen wir das Heer halten und bereiteten uns auf das unausweichliche Ende dieser Schlacht vor. Viele Götter wurden in diesen Stunden angerufen, letzte Grüße und hoffnungsvolle Wünsche geteilt, Hände geschüttelt, salutiert und auf Schultern geklopft.
Gegen Mittag meldeten uns die verbliebenen Kundschafter, dass der Feind nur noch wenige Kilometer entfernt sei. Ein Raunen ging durch unsere Soldaten als die Armee des Lupus in Sichtweite kam. Erst jetzt erkannten wir, dass sie noch immer eine riesige Streitmacht war, die kaum merklich von ihrer Schlagkraft eingebüßt hat. All das Blutvergießen, der Kampf und das Schlachten erschien uns nun, als hätte eine Mücke versucht einen Sylvanaischen Löwen niederzuringen.
Erneut kam es zur Schlacht. Erneut rechnete der Wolfslord, der dieses Mal seine Armee selbst befehligte, auf einen schnellen Sieg. Woge um Woge blau-schwarzer Soldaten prallte auf unsere Schilde, die nach und nach unter dem Sturm nachgeben mussten.
Doch dann, es muss bereits später Nachmittag gewesen sein, während die Reste unserer wankenden Armee zu einem letzten verzweifelten Gefecht sammelten, als plötzlich neue Hoffnung am Horizont erschien.
Jenseits der Küste, doch nah genug, als dass wir ihrer gewahr wurden, tauchten Schiffe auf. Erst wenige, dann immer mehr, eine Armada, angeführt von zwei schweren Valkensteiner Kreuzern, deren schwarze Segel sich im Wind blähten. Zwischen ihnen erschienen schlanke Trieren mit den Flammen Ignis’, deren schmale Schiffskörper mit hoher Geschwindigkeit auf den Strand zuhielten. Weitere Schiffe unterschiedlichster Bauart näherten sich der Bucht, darunter selbst einige Fregatten mit dem goldenen Wappen Askalons, die sich um ein weiteres Schlachtschiff scharten.
Dann brach die Hölle los. Ein mächtiges Horn ertönte an Bord des führenden Kreuzers und im nächsten Moment flogen auch schon Hunderte Geschosse über unsere Köpfe hinweg und landeten inmitten des in vollem Marsch befindlichen Lupus. Feuer walzte durch dessen Reihen und ganze Armeeblöcke wurden unter riesigen Stahl- und Steinblöcken zerquetscht. Doch auch in unseren Reihen schlugen Geschosse ein, als eines der nahenden Kriegsschiffe durch eine Unaufmerksamkeit seiner Besatzung auf Grund lief und in Schräglage geriet.
Tannjew und ich sahen die Gunst der Stunde. Sofort riefen wir einen Melder heran, der den Schiffen signalisierte, wo wir uns befanden und wo sie anlanden sollten.
Währenddessen erholte sich der Lupus von seiner anfänglichen Überraschung und ließ sich geordnet zu seiner Nachhut zurückfallen. Als auch schon die ersten Rümpfe der Trieren auf dem Sand des Strandes anlandeten und ihre Fracht entließen.
Reihe um Reihe Soldaten marschierte aus den hölzernen Schiffskörpern und nahm Schlachtformation ein.
Tannjew und ich kamen gerade rechtzeitig am Strand der Bucht an, als ein halbes Dutzend dunkelrot lackierter Landungsboote das Festland erreichten und ihre Sturmrampen niederfuhren. Sofort erkannte ich, wer da auf mich zu gestapft kam, als würde er gemächlichen Schrittes durch den Park einer alten Jungfer spazieren. Sir Cormack hatte sein Versprechen gehalten. Mit einem kurzen Salut begrüßten wir ihn und wiesen ihn dann umgehend in die aktuelle Situation ein. Weitere Askalonier erschienen währenddessen am Strand und begannen sofort damit ihre Boote zu vertäuen um einen provisorischen Brückenkopf zu erschaffen an dem kurz darauf einer der behäbigen Valkensteiner Kreuzer anlegte, um ebenfalls seine Fracht zu entlassen.
Endlich hatte sich das Blatt zu unseren Gunsten gewendet. Nun war es der Lupus, der sich eiligst unter schwerem Feuer nach Süden in Richtung seines Brückenkopfes zurückziehen musste. Nachdem wir die frisch eingetroffenen Truppen in Formation gebracht hatten, verloren wir keine Zeit und rückten dem Lupus eiligen Marsches hinterher.
Schon hatten wir den ersten feindlichen Brückenkopf erreicht, als auch die Artillerie des Lupus damit begann uns nun ihrerseits unter Feuer zu nehmen. Die Geschütze der Schiffe konnten uns nun nicht mehr helfen und unsere Reihen zahlten einen hohen Blutzoll. Doch die Götter waren auf unserer Seite und mit der Unterstützung der neu formierten Kavallerie, der Entsatztruppen und der Veteranen, die sich geweigert hatten, sich in ein Lazarett jenseits der Front zurückzuziehen, gelang es uns schließlich die Verteidigungsanlagen des Feindes zu brechen und bis in seine Artilleriestellungen vorzudringen. Dort kämpfte der Lupus weiterhin verbissen um jeden Meter Boden, aber nachdem die meisten ihrer Landsknechte tot oder geflohen waren, konnten sie der nun gegen sie gerichteten Übermacht nicht standhalten.
Wenn ihr jemals gesehen habt, wie ein stählerner Hammer ein Stück Metall auf dem Amboss zerschmettert, dann wisst ihr, wie es dem Lupus erging, der seine eigenen Befestigungen, samt der Beransader im Rücken hatte und von der Armee Andarras, der Armee des Widerstands – Tannjews Armee, zerquetscht wurde.
Gegen Abend war es dann soweit. Die Reste der einstmaligen Lupus Armee flohen über die vereiste Beransader. Der Wolfslord, der bis zuletzt gegen uns gekämpft hatte, lag erschlagen inmitten eines riesigen Haufens toter Soldaten. Und wir… -
Wir sammelten die verbliebenen Soldaten um unsere Standarte und begannen langsam zu verstehen, dass wir gesiegt hatten! Doch der Sieg hatte einen fahlen Beigeschmack!
Kein Jubel war zu hören, kein freudiges Lachen! Überall um uns herum lagen Leichen, tote und sterbende Soldaten! Das ganze Gelände, ein einziger, dreckiger, von Unrat und den Überresten der einstmals stolzen Armeen bedeckter Flecken Erde! Krähen und anderes Getier kam zum Vorschein und begann ihren Teil des Sieges einzufordern!
Langsam streiften wir durch die Überreste der Befestigungen. Nach und nach fanden wir uns alle wieder zusammen. Cormack, Galoria, Mika, Miguel, Sasha, Gorix, Tannjew, Simon, Ralf, Gregory und viele andere Kameraden und Freunde, Brüder und Schwestern im Kampfe, zusammengeschweißt im Feuer der Schlacht. Niemand sprach, niemand grinste, ein jeder nickte dem Anderen lediglich zu. Man nahm zur Kenntnis, dass man noch lebte!
…und während wir unsere Blicke noch über Tod und Verwüstung schweifen ließen, fiel plötzlich der erste Schnee und binnen kurzer Zeit bedeckte ein weißer, friedlich wirkender Schleier das Elend, das sich hier zugetragen hatte!"