Autor Thema: Jelenas Kontor  (Gelesen 9103 mal)

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Re: Jelenas Kontor
« Antwort #15 am: 14. Jul 09, 22:31 »
Jelenas Gesicht verwandelte sich in eine Sturmwolke und ihre Faust ließ die Phiolen auf ihrem Tisch tanzen und klirren.
Als sie sah, wie Luthor den Kopf noch weiter senkte, sprach sie ihn an und ihre Stimme hatte die Qualität des Windes, der durch die Eisöde fegte:
"Sieh mich an!"
Als Luthor sie anblickte, bohrten sich ihre Augen in seine und er wusste, dass sie durch ihn durchsah, als ob er aus Glas wäre.
"Es ist nicht deine Schuld!"
Ihre Stimme war ausdruckslos und Luthor wusste, dass all diese furchtbare Wut nicht auf ihn gerichtet war.
"Es ist meine. Ich hätte dich nie zu mir nehmen dürfen. Seitdem dein Schicksal mit meinem verbunden ist, wächst du auf Schlachtfeldern auf und wirst zum Spielball der Mächtigen. Wenn ich wüsste, dass ich dich dadurch schützen könnte, dann würde ich dich fortschicken... aber es ist zu spät..."
"Schmuggeln? Ich bin reich genug um zu bestechen, ich muss nicht Schmuggeln!"

Offline Luthor Kaaen

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Re: Jelenas Kontor
« Antwort #16 am: 14. Jul 09, 22:41 »
Er hielt den Blick auf sie gerichtet und ließ einige Zeit verstreichen, eher er zu sprechen begann.
"Wäre mein Schicksal nicht mit dem Euren verbunden, würde ich auf einem Schlachtfeld sterben anstatt auf einem aufzuwachsen. Das Land befindet sich im Krieg, ebenso wie viele anderen, die Zeiten sind unruhig. HIER man hat die Wahl zwischen drei Dingen. Erstens, die Hände in den Schoß zu legen und wie ein Kaninchen auf ein Ende zu warten, immer in der Angst, von den dreckigen Umbra oder schlimmeren niedergemacht oder eingenommen zu werden. Zweitens, zu fliehen, das Land zu verlassen und seinen Stolz zu verlieren und an alles, an was man geglaubt hat, oder, der dritte Weg, man steht auf und kämpft. Ich bin kein Mensch, der irgendetwas bereut, vorallem nicht wenn es um etwas geht, worum es sich zu kämpfen lohnt. Diese Lehre ist mein Lebensweg, und ich bereue sie nicht."
Er machte eine Pause "Und man kommt ja gut rum" fügte er dann hinzu und grinste dann bitterlich.
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"Die besten Heiler sind die schlimmsten Patienten. Luthor ist ein sehr guter Heiler!" - Simon de Bourvis

Offline Jelena

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Re: Jelenas Kontor
« Antwort #17 am: 14. Jul 09, 22:59 »
Dieses Mal ließ ihn der Blick aus ihren Augen zusammenzucken.
"Mach dich nicht lustig! Du bist zu jung um so verbittert zu sein. Wenn du das zulässt, dann wird deine Seele aus Eis und dein Gewissen wird nicht lange danach folgen."
Ihre Augen wurden schmaler und sie sah Luthor bohrender an, als ohnehin schon:
"Was hast du mir nicht erzählt?"
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Offline Luthor Kaaen

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Re: Jelenas Kontor
« Antwort #18 am: 16. Jul 09, 15:18 »
Nun versank auch seine Nase unter der Wasseroberfläche, seine Augen schlossen sich halb und Blasen stiegen aus seinen Mund auf. Dann kam er wieder hoch, spuckte das ölige Wasser aus und fuhr sich mit der Hand durch die nassen Haare und auch über die Platzwunde, was einen Schmerz durch seinen gesamten Körper jagte.
"Das, was ich selbst noch nicht verstanden habe. Und solange es so ist, möchte ich in Ruhe darüber nachdenken, Meisterin" meinte er fest.
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Offline Jelena

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Re: Jelenas Kontor
« Antwort #19 am: 16. Jul 09, 15:27 »
Seine Meisterin sah nicht so aus, als ob sie das für eine gute idee halten würde und einen Augenblick war es so, als ob ihr Lehrling ihre Zähne knirschen hören könnte.
Schließlich gab sie sich einen Ruck und ging zum Feuer, wo sie ein Leinentuch über eine Stuhllehne legte, damit es sich aufwärmte.

"Wenn du fertig bist, trockne dich ab. Eine der Mägde hat dir frische Sachen gebracht." Sie deutete auf ein Bündel Wäsche neben dem Tuch.
"Im Nebenzimmer ist dein Bett bereitet, schlaf dich aus. Wir reden später."

Sie musterte Luthor noch einmal und in ihren Augen war so etwas wie Angst zu erkennen, aber es verschwand so schnell, dass er sich nicht sicher sein konnte. Sie nickte ihm noch einmal zu und verließ das Zimmer.
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Offline Luthor Kaaen

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Re: Jelenas Kontor
« Antwort #20 am: 16. Jul 09, 15:33 »
"Ich danke Euch..."

Nachdem er das Nicken erwiedert hatte und sich die Tür geschlossen hatte, ließ er Luft aus seiner Lunge entweichen und kratze sich an der Narbe auf seinem Brustbein, die sich im warmen Wasser leicht gerötet hatte. Er gönnte sich noch einige Moment im Wasser, dann stand er auf, trockente ab und zog sich die einfachen Gewänder an, die für ihn rausgelegt worden waren.
Das Bett fand er schon fast im Schlaf, ließ sich darauf fallen und schlief augenblicklich auf seine gekreutzen Armen ein. Dass sich zwei kleinere Brandwunden dabei wieder öffneten, bekam er schon gar nicht mehr mit.
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Offline Jelena

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Re: Jelenas Kontor
« Antwort #21 am: 16. Jul 09, 15:40 »
Luthor schlief den Abend und die Nacht hindurch wie ein Toter. Jelena sah alle paar Stunden nach ihm, rieb die offenen Stellen mit heilender Salbe ein und zog die Decke über ihm zurecht. Von all den Schülern und wenigen Lehrlingen, die bisher durch ihr Leben gegangen waren, war ihr dies einer der liebsten.
Sie sah inzwischen mehr eine Mischung aus geliebtem Neffen und Lieblingsschüler in ihm, als einem gewöhnlichen Lehrling und ihr Herz schmerzte bei dem Gedanken, durch was für eine harsche Schule er bisher gegangen war, aber wenn Milosti so entschieden hatte, dann gab es wenig was sie dagegen tun konnte.

Sie setzte sich neben das Bett und strich ihm das unordentliche und viel zu lange Haar aus der Stirn.
"Luthor? Du musst aufwachen!"
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Offline Luthor Kaaen

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Re: Jelenas Kontor
« Antwort #22 am: 16. Jul 09, 15:51 »
Seine Augen öffneten sich mit einem Ruck und seine Hand fuhr an eine Stelle neben ihn, wo er seinen Dolch aufbewahrt hatte, als er in den Verschlägen Pandors übernachten musste, nur von einem dünnen Holzbrett links und rechts von all den zwielichtigen Gestalten getrennt, die ebenfalls angeschwemmt worden waren.
Als er ihr Gesicht erkannte, realisierte er auch, wo er war. Er schloss die Augen wieder, sank zurück in die Kissen und räusperte sich. "Bin wach" murmelte er.
Er fühlte sich schon um einiges besser, die Wunden waren nun alle mindestens schon so weit verkrustet, dass sie nicht mehr bei jeder Bewegung aufrissen und auch die Prellungen und Quetschungen waren zu blauen Flecken zurüclgegangen...
Dann setzte er sich kerzengerade auf und sah sie an, nachdem er sich noch einmal durchs Gesicht gefahren war.
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Re: Jelenas Kontor
« Antwort #23 am: 16. Jul 09, 15:56 »
"Ruhig, du bist zu Hause..." murmelte Jelena, die den reflexartigen Griff sofort erkannte, schließlich schlief sie immer mit einer Waffe unter dem Kopfkissen.
"Du musst aufstehen, bevor du steif wirst und es noch mehr schmerzt als ohnehin schon." meinte sie und stand auf.
"Komm, wenn du fertig bist, aufs Dach. Es ist noch früh und die Hitze hat noch nicht eingesetzt. Wir können im Zelt frühstücken."
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Offline Luthor Kaaen

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Re: Jelenas Kontor
« Antwort #24 am: 16. Jul 09, 15:59 »
Zu Hause. Ja, zu dem war die Gesellschaft Jelenas ohnehin schon lange für ihn geworden.
Er bewegte probehalber die Schultern und wär fast aus dem Bett gefallen, als er den Kopf zu dem Fenster drehen wollte und es hörbar knackte. Er kam ächzend auf die Beine und folgte ihr umgehend, wenn auch mit vorsichtigen Schritten. Er hatte noch einige Fragen im Kopf, aber das konnte jetzt noch warten, bis sie das Frühstück beendet hatten.
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Offline Jelena

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Re: Jelenas Kontor
« Antwort #25 am: 16. Jul 09, 16:05 »
Luthor war am Abend zuvor viel zu müde gewesen um den Pavillon zu bemerken, der auf dem Dach aufgebaut war, auch wenn er sich daran erinnerte, dass er zu Beginn des Frühlings geholfen hatte das Gerüst zu errichten. Jetzt bestand das Dach aus festem Leinen und die Wände aus verschiedenen Lagen leichtem, bunten Stoff, die in der ständigen Brise wehten und das Innere kühl ließen.
Der Boden war mit Teppichen und Fellen ausgelegt, auf den niedrigen Tischen wartete ein Frühstück.
Jelena setze sich auf einen der Divane und begann Tee in die Schalen zu gießen. Sie reichte Luthor eine und zeigte dann mit dem Kinn auf die verschiedenen Gerichte, die entweder mit der Hand oder mit sehr dünnem Fladenbrot gegessen wurden.
"Greif zu, es muss lange her sein, dass du anständig gegessen hast. Hattest du wenigstens genug Kupfer bei dir um auf dem Weg von Andarra hierhin Brot zu kaufen?"
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Offline Luthor Kaaen

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Re: Jelenas Kontor
« Antwort #26 am: 16. Jul 09, 16:14 »
Der vergleichsweise hohe Luxus erschlug ihn ersteinmal, als er auf das Dach getreten war und in den Pavillon kam.
Etwas unsicher nahm er Platz und nahm eines der Gerichte mit dem Brot und begann zu essen, ehe er mit einem finsteren Blick, der die Erinnerung betraf, antwortete.
"Genug Kupfer schon, die Wache in diesem Land zahlt gut, aber auf dem Weg von Caer Cornway hierhin habe ich gesehen, was mit einzelnen Höfen geschieht, die unter den Lupus Umbra stehen ... als ob es nicht schon reicht, sie zum Kämpfen zu zwingen ..." Er nahm noch eine Bissen, ehe er weitersprach. "Anstatt dann über den Memoria nach Fanada zu kommen, bin ich auf der südlichen Seite des Drachenrücken entlanggereist. In Darkov habe ich Dörrfleisch und etwas Brotähnliches kaufen können."
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Re: Jelenas Kontor
« Antwort #27 am: 16. Jul 09, 16:18 »
"Du warst in Silvanaja?!?"
Jelenas Gesicht wurde bleich, als sie daran dachte, dass Luthor völlig alleine durch Silvanaja gewandert war.
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Offline Luthor Kaaen

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Re: Jelenas Kontor
« Antwort #28 am: 16. Jul 09, 16:26 »
Der Lehrling sah sie an, etwas verdutzt und fast so, wie als hätte sie ihn gefragt ob er Stiefel tragen würde.
"Ja, das bin ich. Ich hatte die Wahl südlich und nördlich des Drachenrückens entlang zu reisen, aber nördlich wären Falkenrücken, vielleicht Gulrav und noch einige andere Orte gewesen... Ehm ... war das dumm?"
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Offline Jelena

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Re: Jelenas Kontor
« Antwort #29 am: 16. Jul 09, 16:58 »
Jelena schlug die Hände vor dem Gesicht zusammen und murmelte etwas in ihre Handflächen. Luthor kannte seine Meisterin nun lang genug um einige Worte medvjedstani zu verstehen und wusste, dass sie ihre Göttin anrief, aber um ihr zu danken oder um mehr Geduld für sich und Verstand für Luthor zu bitten, das war etwas unklar.

Sie lies die Hände von ihrem Gesicht gleiten und sah Luthor ungläubig lächelnd an, schließlich nahm sie einen Schluck Tee und meinte nur: "Erinnere mich daran, dir bei Gelegenheit Yakhati und Rogar vorzustellen. Versprich mir, dass du dich in Zukunft an die Handelsstraßen hälst, wenn du alleine unterwegs bist. Die Lupus Umbra kennen weder dein Gesicht noch deinen Namen. Es kann sein, dass du dir üble Witze gefallen lassen musst, oder auch dein Geld wegen Zöllen verlierst, aber zumindest wirst du nicht aus versehen getötet, weil irgendein Barbar dir beim Vorbeilaufen den Hals umdreht."
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