Autor Thema: Der Tag des Wolfes (Egidius von Barebury - Aus Sicht des Lupus Umbra)  (Gelesen 2627 mal)

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Mein Name ist Egidius von Barbury, Priester der Aine und ich will euch von diesem Tag berichten, der in die Geschichte Engoniens als der Tag des Wolfes eingehen sollte und eingehen wird.

Aureus Karston war ein imposanter Mann und nichts anderes konnte man von dem Wolf des Südens erwarten. Mit eiserner Miene und zusammengebissenem Kiefer trat er in die kühle Morgenluft und beobachtete seine Truppen, die sich versammelten. Gestern Abend war Kriegsrat mit allen Anführern gehalten worden und nun sollte der große Angriff auf die Stadt beginnen. Es gab kleinere Schwierigkeiten, aber im Allgemeinen waren sich alle Anführer über den Plan sicher. Gerüchte sprachen davon, dass Grenzbrueck in den Krieg auf Seiten des Widerstandes eintreten würde, aber die wären sicherlich nicht mehr rechtzeitig hier um den Sturm zu verhindern. Mehrere Truppen und Banden hatten sich in den Bergen versteckt und plagten die Kundschafter und Pfadfinder der Armee, aber alles zusammen waren es nicht mehr als zweihundert, unorganisierte Kämpfer, also ein Problem, dass man vernachlässigen konnte. Berichten zufolge waren es Truppen des Widerstands, wie die Sturmrufer, die Askarier und die Wächter des schwarzen Mondes, die mit ihren jeweils ca. 50 Kriegern der Stadt zu Hilfe kommen wollten, aber erst eintrafen, als der Belagerungsring schon geschlossen war und sich nun auf Überfälle aus dem sicheren Schutz der Berge verlegt hatten. Nachdem die Stadt gefallen war müssten sie noch ausgeräuchert werden, aber das sollte dann auch kein größeres Problem mehr sein.

Als die Morgengebete zu Tiors Ehren begannen fingen die Katapulte schon an unentwegt Steine gegen ausgewählte Stellen der Stadtmauer zu schleudern. Der Hohepriester hatte diesen Tag zum Tag des Wolfes erklärt und alle Tiorspriester und Novizen hatten mit eingestimmt. Heute würde sich mit Tiors Gunst entscheiden, wer den Krieg in Engonien gewinnen sollte. Zu diesen Ehren hatten die Priester der Armee eine besondere Messe geplant und zur Begleitung der Katapultschüsse erhoben sich die Stimmen des Lupus Umbra über den Talkessel.
Jeder der 2000 Lupus Umbra wurde mit Blut aus Opferschalen im Gesicht gezeichnet, auf dass er den Segen des Herrn der Schlachten erhalten möge und jede Legion ließ ihre jeweils beiden besten Kämpfer gegeneinander antreten um einen Champion des Gottes zu erwählen. Den 4000 Bauern Soldaten und dem Troß wurden solche Ehrungen natürlich nicht zu Teil, aber auch sie würden heute voll Inbrunst in die Schlacht ziehen, dafür würden ihre Lupus Umbra Anführer sorgen.

6000 Mann, davon 2000 schwer gerüstete Lupus Umbra, Veteranen aus dem Andarra Feldzug standen mit Kriegsmaschinen gegen vielleicht 400 Reichsgardisten und wie viele Flüchtlinge es auch immer gewagt hatten eine Waffe in die Hand zu nehmen. Der Sieg würde kurz, aber bestimmt werden. Trotz der großen Überlegenheit hatte der Wolf des Südens alle Vorsichtsmaßnahmen ergriffen und umsichtig geplant. Er hatte sich Zeit gelassen, Belagerungsgerät gebaut und die Umgebung erkundet. Die meisten Kundschafter waren zwar von den versprengten Truppen besiegt worden, aber es konnte genug Holz geschlagen werden für Rammen, Katapulte und Schildkröten. Die Stadtmauer würde nicht viel Schutz bieten, wenn erst einmal genug Breschen geschlagen worden waren und selbst wenn sich die bestenfalls 200 Mann aus den Bergen entscheiden sollten den Belagerern in den Rücken zu fallen hatte er Lupus Umbra in ausreichender Menge für genau diesen Fall zurückgehalten. Sie würden mit ihnen kurzen Prozess machen.

Die Bedingungen der Kapitulation waren nach anfänglichen Problemen doch noch überbracht worden, aber Richard Brin von Fingara hatte sie erwartungsgemäß abgelehnt. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, weder der Kaiser, noch sein Kommandant hatten ernsthaft gedacht, dass sie angenommen werden würden, aber das war wohl auch seine Absicht.
An Fanada sollte ein Exempel statuiert werden für alle, die sich noch mit dem Gedanken trugen Widerstand zu leisten. Diese Stadt sollte brennen, mit allem drum und dran.
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Die Legionen wurde jeweils aufgeteilt. Jeweils eine griff die Breche im Süden und im Westen an, eine attakierte unter dem Schutz der Schildkröte das große Tor und die letzte Hälfte wurde in Reserve gehalten um auf Besonderheiten reagieren zu können und vor den Räubern in den Bergen zu schützen, die uns noch von hinten angreifen könnten.
Währeddessen fächerten die Milizen weit auf und stürmten mit Leitern und Kletterhaken die Mauern. Die Stadt war zu groß um jedes Mauerstück gut verteidigen zu können. Das wusste unser Kommandeur, aber der Widerstand wusste dies auch. Die Truppen des Kaisers wurden mit einem Pfeilhagel in Empfang genommen, sobald sie in Schussweite der Mauern kamen. Ich hörte vom Feldherrentisch die Kommentare. Offensichtlich hatte man mit viel leichtem Beschuss gerechnet, denn man wusste ob der vielen Andarrianer unter den Flüchtlingen, aber das koordinierte Zielen war überraschend, auch wenn sich niemand ernsthaft Gedanken machte.

Dann erreichten die Truppen die Mauer und alles geschah gleichzeitig. An der Westbreche wurden Grenzbrueckbanner entrollt, es gab Fanfahrenstöße und die gefürchteten Grenzbruecker Kanonen donnerten los und hüllten den gesamten Abschnitt in ein Meer aus Pulverdampf. Das war eine der großen Katastrophen, die an den vorherigen Tagen am Feldherrentisch diskutiert worden waren. Eigentlich hatten alle gehofft, dass nur wenige Grenzbruecker Truppen in der Stadt wären und sie keine Kanonen besäßen, aber diese Hoffnungen wurden mit dem jäh einsetzenden Donner zunichte gemacht.
Offenbar waren es viel mehr Truppen, als die Spione uns zugetragen hatten und besser bewaffnet waren sie anscheinend auch. Aber der Wolf des Südens war nicht in dieser Position, wenn er dafür nicht einen Reserveplan in der Hinterhand habt hätte und so schwenkten mehrere Einheiten der Milizionäre zu der Breche über um wie geplant durch reine Zahlenstärke doch dort den Durchbruch zu erringen und die horrenden Verluste, die die Kanonen anrichten würden zu kompensieren. Barad Konar selbst hatte oft an der Seite der Grenzbruecker gekämpft und ihre Strategien und beherzten Ausfälle in jeder Situation waren allen Lupus Umbra bestens bekannt.

An der Südbreche lief auch nicht alles nach Plan, denn dort waren die Stadtbewohner entgegen aller Voraussagen zum Gegenangriff übergegangen. Sie führten Wolfbanner in gelb/rot in die Schlacht und stürmten ohne Koordination in die Ränge der Lupus Umbra. Nun ja, ein verzweifelter Ausfall, so wie allen schien. Man war sich sicher, dass dort keinerlei Adaption der Pläne erforderlich sein würde.

Als man von der Kommandatur aus zufrieden beobachtete, wie der Ausweichplan für die Grenbruecker in die Tat umgesetzt wurde griffen wie erwartet, die Räuber aus den Bergen an. Ich selber sah die armen Todgeweihten aus den Bergen kommen und betete schnell zu den Göttern ihnen einen schnellen Tod zu bescheren und wurde erst durch die Minen und entsetzten Ausdrücke auf den Gesichtern der Feldherren darauf aufmerksam, was dort wirklich vor sich ging. Die Strategen hatten sehr viel schneller verstanden, als ich, dass dort nicht, wie geplant hundert, oder vielleicht zweihundert schlecht organisierte Räuber aus den Wäldern kamen, sondern Tausend. Außerdem nicht Räuber und einzelne kleine Einheiten, sondern Reichsgardisten in Wappenrock, mit Wolfsbannern und Fellen über den Schultern. Achthundert Reichsgardisten aus Silvanaja und die unterstützenden Einheiten, die man erwartet hatte stürzten sich auf die Reserve.

Selbst den kampferprobtesten Strategen stockte kurz der Atem, bevor sie die Fassung wiedererlangten. Ein paar Augenblicke wurde beraten und dann der Entschluss gefasst zwei Milizeneinheiten das Kommando zu geben die Erstürmung abzubrechen, zu wenden und der unterlegenen Reserve zu Hilfe zu kommen. Die Kommandos wurden gegeben und Signalhörner und Flaggen übermittelten sie an die entsprechenden Einheiten, doch diese schienen es gar nicht warzunehmen. Eine der Einheiten war schon fast über der Stadtmauern und die andere in hellem Aufruhr, da auf ihrem Mauerabschnitt ein riesigen brennendes Auge erschienen war und Feuer und Schwefel auf sie herunterregnen ließ.
Die Veteranen konnten nur dabei zusehen, wie die Reserve weiter von der Übermacht zerstört wurde und suchte nach Auswegen und Kommandos, die sie geben konnten. Aureos Karston, der Wolf des Südens befehligte die Reserve und auch wenn man den Kampf gewinnen würde, wovon zu dem Zeitpunkt noch jeder der Strategen ausging, würde der Verlust des Generals doch sehr schwer wiegen. Man hoffte einfach, dass er würde aushalten können.

Sie erwägten kurz eine Breche aufzugeben, aber die Kommandos würden die Südbreche in dem heillosen Durcheinander dort nicht erreichen und bei den Grenzbruecker Kanonen an der Westbreche würde jede Person gebraucht werden.
Die letzte Möglichkeit war die Erstürmung des Tors abzubrechen, doch als der Blick der Kommandanten dort hin schwang, erkannten sie, das es längst gefallen und eingenommen war und damit die Soldaten in der Stadt weit entfernt von jedem Kommandoposten waren. Es wurde überlegt einen Botenreiter zu senden, doch noch während dieser Überlegungen ritt eine riesige Reihe gepanzerter Krieger auf Schlachtrössern in blau/gelb mit blutigen Kriegslanzen aus dem Stadttor.
Den Strategen stockte der Atmen. Die Reichgardisten ritten und kämpften wie Ritter mit Schild und Lanze gegen die letzten Lupsu Umbra, die sie vor sich hertrieben. Sie selbst waren in schwere Plattenpanzer gehüllt und saßen auf gepanzerten Schlachtrössern, nicht auf leichten Botenpferden, wie sie sonst nur von der Reichsgarde benutzt wurden.
Dies war schwere Kavallerie, Ritter, wie sie sonst in Engonien nur die Königin ins Feld hätte führen können. Niemand wusste Rat und die Diskussionen brachen gerade los, als wir alle gleichzeitig erkennen mussten, dass sie genau auf uns zu hielten.

Das muss man den Strategen zugestehen. Auch wenn sie gerade noch mit ihrem Wissen am Ende waren, so wusste sie doch mit einer direkten Bedrohungssituation unzegehen. Das Feldlager war bestens befestigt und auch, wenn nicht viele Soldaten zu Verteidigung übrig waren, so konnte man sich doch hinter den Holzwällen gut verteidigen. Die Kommandos wurden gegeben und die Strategen zogen sich von dem Holzturm in Innere der Palisaden zurück.
Die grüne Fahne wurde gehisst, dass jeder wusste, dass der Strategieposten temporär nicht mehr in Betrieb war und es wurden Waffen an den Troß und die Unterstützer ausgegeben.

Als alle gerade dachten, die Verteidigung würde gut laufen bemerkten die Strategen und ich gleichzeitig, dass das Haupttor sperrangelweit offen stand. Das blanke Entsetzen ergriff Besitz von uns und die Strategen gaben ihrer persönlichen Leibgarde von harten Lupsu Umbra Veteranen den Befahl sie nicht weiter zu schützen, sondern das Tor zu schließen. Sie gehorchten direkt und eilten zum Tor, an dem, wie ich sehen konnte, ein dicker Koch, ein paar grüne Küchengehilfen, Troßhuren und dergleichen herumstanden.
Ich begann mich gerade zu wundern, was diese Gestalten dort machten, als der erste Elitekrieger von einem Armbrustbolzen in den Rücken gefällt wurde. Der Schuß kam offensichtlich von einem jungen dünnen Mann, mit schwarzen mittellangen glatten Haaren, der mit einer lehrgeschossenen Armbrust im Eingang eines Schlafzeltes stand. Eine kurze Verwirrung unter den Soldaten und zwei begannen die Verfolgung, als der erste schon im Gefecht mit dem übermäßig dicken Koch verwickelt war.

Statt einer Pfanne trug dieser nämlich plötzlich einen verdammt spitzen Säbel und einen Buckler, während die anderen schaurigen Gestalten ebenfalls mit Armbrüsten das Feuer aus kürzester Distanz auf unsere Leibgarde aufnahmen. Ich habe leider schon viele nromale Bürger gesehen, die den Schwertern unserer persönlichen Garde zum Opfer gefallen waren, aber dieser Koch war gänzlich anders. Mit einer atenberaubenden Geschwindigkeit wich er den Schwerthieben aus, wartete, parierte einmal mit dem Buckler und dann als sich die Möglichkeit bot stach er zu. Direkt mit dem Säbel unter die Achsel ins Herz des Soldaten.

Dann war es auch schon vorbei, unser Troß hatte sich unter Kommando gesammelt und marschierte die hundert Schritt auf das Tor zu, als die Reiter durch die geöffneten Türen mitten in sie hereinpreschten. Ich wendete mich ab und floh ins Felherrenzelt zusammen mit den Strategen.
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