Nachdenklich besieht Svenja das helle Blau des Himmels und ihr entfährt ein kleiner Seufzter bevor sie zu sprechen beginnt. "Nun, werte Linnea. Zunächst möchte ich anmerken, dass Nedra die Enttäuschungen, welche ein Mann einer Frau beibringen kann, sehr gut kennt. Männer sind in vielen Dingen trotz ihrer Muskeln das schwächere Geschlecht. Und ich denke so verhält es sich auch mit deinem Vater. Es tut mir sehr leid, dass du diese Neuigkeit nicht von ihm selbst erfahren hast und noch viel mehr, dass Wydh ihr Versprechen gebrochen hat.
Nun solltest du diese beiden Aspekte jedoch getrennt voneinander betrachten. Zunächst: Stelle dir die Frage, ob du dich mit der Thematik, dass du nun weißt, wer dein Vater ist, auseinandersetzten möchtest? Möchtest du es jetzt oder vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt nach dem Pilgerzug. Nedra hilft den Suchenden ihr Ziel zu finden und ich kann dir gerne dabei eine Stütze sein. Doch ich denke du solltest auch das höhere Ziel - den Pilgerzug - nicht aus den Augen verlieren. Du musst stark sein, für deine Männer und dich nicht durch mangelnde Konzentration angreifbar machen lassen.
Denn du bist der Kopf des Rudels und dir obliegt eine Verantwortung. Eine Verantwortung die dein Vater nicht getragen hat. Du jedoch bist eine Frau und somit stärker!
Was Whyd betrifft, so kann ich deine Enttäuschung verstehen, doch einen Baum oder Busch kann man nicht einfach entwurzeln, und die kleine Whyd ist nunmal, wie sie ist. Höre in dein Herz und überlege dir, was genau du an Wydh liebst und was nicht. Dünge und gieße die verwelkten stellen und stelle das grüne Blattwerk ins Licht. Kannst du dies nicht, so wird eure Freundschaft welken wie Blattwerk ohne Wasser. Und vielleicht mag auch dies nicht der falsche Weg sein, denn auch an dieser Stelle wird etwas Neues wachsen. Doch höre in dein Herz hinein und trage die Entscheidung, ob du ihr verzeihen kannst oder nicht, von Innen heraus. Ich weiss du wirst das Richtige tun. Dessen bin ich gewiss."
Während ihrer Antwort hatte Svenja mit der linken Hand stetig über das Grün der Wiese gestrichen und nun pflückte sie ein kleines, zartes Gänseblümchen und reichte es Linnea. Ihr Lächeln bezeugte von Aufmunterung und sie wollte ihr nun Zeit geben die Antwort zu überdenken.