Pferdehufen eines kräftigen Hengstes zerpflügten den Teil der Straße, der nur aus festgestampfter Erde bestand. Der Reiter, ein junger Mann in einen braunen Steppenmantel, weiter Reisekleidung und einem darunter liegenden Kettenhemd duckte sich tief in den Sattel und jagte mit dem Pferd dahin. Luthor war nicht der geübteste Reiter, und das schwere Metall des Ringhemdes machte es nicht leichter, mehrere Male verlor er bei dem Tempo fast das Gleichgewicht. Doch er wagte nicht so kurz nach der Schlacht völlig ohne Schutz zu reisen, zu groß war die Gefahr dass sich noch versprengte Truppen des Feindes oder Plünderer in den weiteren Kreise herum trieben, ganz zu schweigen von den sonstigen Gefahren eines Rittes von fünf Tagen. Die Rüstung war ihm zuwider und er ersehnte den Moment, in dem er vom Pferd steigen konnte und sich dieses Hemdes entledigen konnte. Es lastete schwer auf seinen Schultern und Oberschenkeln.
Doch daran verschwendete er nun keine Gedanken mehr. Alvias Brief lag immer noch an dem schmalen Tisch, an dem er ihn gelesen hatte. Unmittelbar nach der letzten Zeile (hatte er überhaupt zu Ende gelesen?) war er aufgesprungen, hatte eilig seine Sachen gepackt und war losgeritten.
Saß er während den ersten Tagen und Nächten fast regungslos in seiner Kammer, ab und zu von Zitteranfällen oder hysterischem Lachen geschüttelt, immer und wieder die Hände in Essig waschend, hatte er sich langsam mit Hilfe der Meditationslehren von seiner Meisterin wieder beruhigt. Umso verbissener hatte er sich dann wieder in die Arbeit gestürzt, fast wie um sein geistiges Versagen irgendwie wieder gut zu machen. Er hatte damit begonnen, seine Habseligkeiten mit dem Geld aufzustocken, was er bei Tavernenspielen gewonnen oder bei Heilungen unwillig zugesteckt bekommen hatte. Der Gedanke, an die Familienschatulle zu gehen, kam ihm gar nicht erst in den Sinn. Als er alles soweit beisammen hatte, verbrachte er unzählige Stunden mit der Alchemie, und wenn seine Augen von dem Lesen brannten oder er das ein oder andere Mal einen Kessel verrauchte, nutzte er die Zeit um sich wieder zu sammeln damit, Kleidung zu flicken und zu nähen, Kranken zu helfen oder Hausarbeiten mit zu erledigen.
Nur donnerten die Pferdehufen über den Boden, die beiden Taschen und der große Beutel auf seinem Rücken rammten sich bei jedem Satz des Pferdes in seinen Rücken und Hüften, doch das spürte er nicht wirklich, teils wegen dem Kettenhemd, teils wegen seiner Gedanken. Trotz seiner Unsicherheit mit den Zügeln hielt die behandschuhte Linke das kleine Pferd aus Stein, welches er von Jelena als Meditationshilfe geschenkt bekommen hatte.
Endlich, am 5 Tage tauchte Ahrnburg vor ihm auf, und auch das Lager mit dem Pilgerzug. Er fiel mehr aus dem Sattel, da der meiste Schlaf fehlte und er eigentlich nur wegen dem Pferd gerastet hatte und fragte sich bis zu seiner Meisterin durch. Er brauchte nicht viele zu fragen, und endlich erreichte er das etwas distanzierte Lager mit dem Zeichen Askars. Völlig überladen stolperte er ins Hauptzelt.