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Autor Thema: Rückkehr vom Knollenfest  (Gelesen 4193 mal)

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Offline Luthor Kaaen

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Rückkehr vom Knollenfest
« am: 04. Okt 10, 12:44 »
Ratniks sanfter Galopp schickte jedes Mal ein neues betäubendes Kribbeln durch Luthors Knie. Trotz der Schonfrist in der Taverne in Brega, dem stützenden Stoffstreifen und der dicken Satteldecke hatte es sich scheinbar noch immer nicht richtig erholt, auch wenn er es langsam ignorieren konnte.
Dennoch war die Erleichterung groß, als Fanada vor ihnen auftauchte, und noch größer war sie, als sie den Kontor erreichten. Wie auch schon bei der Ankunft in Brega kümmerte er sich persönlich um die Versorgung der Pferde ehe er selbst an dem Pflaumenbaum vorbei in die Küche des Kontors stiefelte, wo er sich seufzend auf einer der robusten Bänke niederließ und die Beine ausstreckte und das kleine Notizbuch hervorholte, welches beachtlich an Seiten zugenommen hatte, seitdem er sich auf seine Gesellenprüfung vorbereitete.
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Offline Jelena

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Re: Rückkehr vom Knollenfest
« Antwort #1 am: 04. Okt 10, 12:57 »
Jelena dankte allen Inkarnationen, an deren Namen sie sich im Augenblick erinnern konnte, dass sie endlich angekommen waren.
Sie ließ absatteln und übergab Sudbina an einen der Knechte, bevor sie das schattige Innere des Hauses betrat und Markus begrüßte. Der Prokurist hatte sich in ihrer Abwesenheit vorbildlich um die Geschäfte gekümmert und ihr regelmäßg Botschaften gesandt, von denen glücklicherweise die Hälfte auch angekommen war.
Sie begrüßte ihn mit einem festen Händeschlag und einem Lächeln, ab morgen früh würden sie wieder gemeinsam über den Listen hocken.

Sie trat in die Küche und sah Luthor. Seufzend trat sie auf ihn zu und nahm ihm das Buch aus der Hand. Bevor er protestieren konnte setzte sie sich neben ihn und legte das versehrte Knie auf ihren Schoß.
"Du sollst dich schonen, Luthor!"
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Offline Luthor Kaaen

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Re: Rückkehr vom Knollenfest
« Antwort #2 am: 04. Okt 10, 21:45 »
"Ich denke, mein Knie wird das Lesen schon überstehen ..." zwang er sich mit einem Lächeln ab, wusste er doch genau, wie sie es meinte, beließ es aber dabei und schaute der Sammlung hinterher, die auf der anderen Seite des Tisches abgelegt wurde, dann blickte er von seinem Knie zu ihr.
"Aber es freut mich, dass es dir deutlich besser geht, auch wenn es dich auch damals nicht davon abgehalten hat, dich mehr um andere zu kümmern als um dich selbst." seufzte er und spielte mit den Federn des Hutes, der auf seinem Schoß lag. "Wie es aussieht, beruhigt sich die Lage ... bis zu der finalen Schlacht um Engonien?"
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Offline Jelena

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Re: Rückkehr vom Knollenfest
« Antwort #3 am: 04. Okt 10, 21:50 »
Jelena legte ihre Hände um Luthors geschwollenes Knie und begann vorsichtig die Muskelansätze zu massieren.
Den Kommentar ihre eigene Gesundheit betreffend ignorierte sie wie gewöhnlich.
"Die finale Schlacht... die Belagerung von  Engonia wird vermutlich den Winter über dauern, aktuell haben wir eine Pattsituation. Ich habe vor so lange es geht hier in Fanada zu bleiben und dafür zu sorgen, dass wir alle wieder zur Ruhe kommen, bevor alles wieder ins Rollen kommt."
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Offline Luthor Kaaen

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Re: Rückkehr vom Knollenfest
« Antwort #4 am: 04. Okt 10, 22:01 »
Er zuckte kurz zusammen, aber sofort zeigte Jelenas Behandlung wie immer sofort Wirkung und der Schmerz wich samt dem dumpfen Gefühl langsam aus dem Gelenk.
Der Lehrling wollte nicht mehr über Politik sprechen. Seit er vor 5 Jahresläufen dieses Land betreten hatte, lag der Schatten des Krieges über seinem Leben. Nicht dass er es nicht gewohnt war, Konflikte auszutragen, aber er war kein Krieger und schon lange kein Feldherr.
"Ich bete zu Prah dass das Land etwas Zeit zum Durchatmen bekommt ... hoffen wir, dass es noch etwas dauert. Was viel wichtiger ist: Was wird in nächster Zeit geschehen?"
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Offline Jelena

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Re: Rückkehr vom Knollenfest
« Antwort #5 am: 04. Okt 10, 22:06 »
"So Milosti will, gar nichts!"
murmelte Jelena während sie das Knie vorsichtig durchbewegte.
"Geschäfte, Unterricht, Besuch von alten Freunden... ich habe vor den gesamten morgigen Abend im Zuber zu verbringe, falls es dich interessiert." grinste sie ihren Lehrling an.
"Es wird schwierig für uns sein, aber ich hoffe, dass wir uns wieder an den Alltag gewöhnen werden. In einigen Wochen öffnet die Ayd'Owl sich wieder für die Tage des Lernens, ich denke, dass wir alle daran teilnehmen sollten."
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Offline Luthor Kaaen

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Re: Rückkehr vom Knollenfest
« Antwort #6 am: 04. Okt 10, 22:16 »
"Tage des >Lernens<, jaja" murmelte Luthor leise und ein flaues Gefühl breitete sich in seinem Magen aus, eines, was er bis dahin noch nicht kannte.
Ein Stück Hackfleisch im Feld so wieder zusammenzusetzen, dass es lebens- und wieder einsatzfähig war, vielleicht sogar wieder nett anzusehen, war die eine Sache. Vor eine Prüfung gestellt zu werden, in der man mit richtigen und falschen Antworten handelte, eine andere. Unauffällig schielte er zu dem Notizbuch hinüber. Er schüttelte den Kopf, wie um den Gedanken loszuwerden und blickte sie wieder an, dann fiel ihm etwas ein "Jelena ... Die Sache mit Temris ... gibt es da etwas Neues?" Er sorgte sich um Schwefel, der Adept machte einen immer angespannteren und verfolgten Eindruck. Die Vision seines Bildes und Jelenas Kehle verfolgte Luthor noch Heute im Traum.

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Offline Jelena

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Re: Rückkehr vom Knollenfest
« Antwort #7 am: 04. Okt 10, 22:23 »
Jelenas Hände stoppten einen Augenblick, bevor sie wieder ihre gleichmäßigen Bewegungen aufnahmen.
"Ja und Nein."
Sie machte wieder eine Pause, offenbar suchte sie die richtigen Worte.
"Es wird immer offensichtlicher, dass wir ihn dringend von den Ketten befreien müssen, an die Tristan ihn gelegt hat. Aber das ganze ist kompliziert und mehr als nur gefährlich... wir machen uns bereits Gedanken darüber, aber es muss wohl durchdacht sein und sorgfältig geplant."
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Offline Luthor Kaaen

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Re: Rückkehr vom Knollenfest
« Antwort #8 am: 04. Okt 10, 22:35 »
Luthor nickte ernst. Er biss die Zähne zusammen sodass die Kieferknochen hervortraten und seufzte dann. "Es gibt dort wohl nicht viel, was ich tun kann." murmelte er.
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Offline Jelena

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Re: Rückkehr vom Knollenfest
« Antwort #9 am: 04. Okt 10, 22:53 »
Jelena lehnte sich zurück und sah Luthor an.
"Du tust das, was niemand sonst von uns tun kann, Braco. Du bist einfach für ihn da. Du bist sein Bruder. Also tu das, was Brüder tun: geh mit ihm einen trinken und verliert ein paar Münzen beim Kartenspiel. Gib ihm das Gefühl, dass alles in Ordnung ist. Ich denke, dass wird ihm mehr helfen als alles andere."
Sie setzte Luthors Bein wieder ab und erhob sich, um eigentlich die Küche zu verlassen. Sie überlegte es sich offenbar anders und ging zur Feuerstelle.
"Milosti sei Dank für Anica und das ich mich nicht ums Auspacken kümmern muss..." meinte sie seufzend und hängte den Kessel für den Tee über das Feuer.
« Letzte Änderung: 05. Okt 10, 17:54 von Jelena »
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Offline Luthor Kaaen

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Re: Rückkehr vom Knollenfest
« Antwort #10 am: 05. Okt 10, 17:17 »
Er sah seiner Meisterin gedankenverloren dabei zu, wie immer hatte sie damit Recht. Und viel zu lange war es her, dass er die Krüge mit Temris gehoben hatte. Seine Mundwinkel hoben sich, als er sich an den einen oder anderen Streit erinnerte, der sich in eine herzhaften Prügelei hochschraubte, nur um am Ende mit ihm lachend und den Flaschen in der Hand im Grad zu liegen und sich gegenseitig den ein oder anderen Hieb hoch anzurechnen.
Er senkte den Blick, als ihm bewusst wurde, dass die Tage immer dunkler geworden waren und Krieg, Leid und Tod seine Welt überschatteten. Oder wurde er einfach nur alt genug, um es zu begreifen? Er schob diese Gedanken beiseite und half seiner Meisterin, den Tee zuzubereiten und ging auf ihr Seufzen ein, um das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken "Wir haben uns die Tage der Ruhe verdient. Toll, dass du sie auch einmal nutzen wirst." lächelte er und goss ihre den Tee in die Schale.
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Offline Jelena

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Re: Rückkehr vom Knollenfest
« Antwort #11 am: 05. Okt 10, 18:00 »
Jelena lächelte schief, als sie die Teeschale akzeptierte und sich an den Tisch setzte.
"Natürlich werde ich sie nutzen. Ich muss die Jahresabrechnung anfertigen, Anteile am Gewürzhandel verkaufen, uns auf den Winter vorbereiten..."
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Offline Wassilij

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Re: Rückkehr vom Knollenfest
« Antwort #12 am: 05. Okt 10, 18:25 »
Wassilij war mit den anderen angekommen, doch hatte er sich zu nächst um Matsch gekümmert und ihn versorgt, danach um Saum- und Sattelzeug.
Mit einer Deckenrolle über der Schulter, war er schließlich in seinem Schlafraum angekommen. Mit geübten Handgriffen, öffnete Wassilij die Deckenrolle und begann die Kleidungsstücke für die Wäsche vorzubereiten. Zum Schluss entkleidete Wassilij sich selbst und legte die Kleidung zu der anderen verschmutzen Kleidung. Kurz blieb er einfach nur in seiner Kammer stehen und sah sich um. Er war "zuhause" oder jedenfalls an jenem Ort, der bis auf weiteres seine Heimat sein sollte...

Wenige Augenblicke später schüttelte er den Kopf, kniete sich hin und bündelte die dreckige Kleidung, damit sie gewaschen werden konnte. In lockere Kleidung gehüllt, aber das Schwert an der Seite und frische Kleidung in der anderen Hand, brachte Wassilij zunächst die schmutzige Kleidung fort und danach besorgte er sich heißes Wasser um sich in Ruhe und ausgiebig zu waschen.
Well I can't tell you where I'm going, I'm not sure of where I've been / But I know I must keep travelin' till my road comes to an end / I'm out here on my journey, trying to make the most of it / I'm a puzzle, I must figure out where all my pieces fit / Like a poor wayfaring stranger that they speak about in song / I'm just a weary pilgrim trying to find what feels like home / Where that is no one can tell me, am I doomed to ever roam / I'm just travelin', travelin', I'm just traveling through

Offline Jelena

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Re: Rückkehr vom Knollenfest
« Antwort #13 am: 17. Okt 10, 22:41 »
Der Tag danach


Jelena zerbrach drei Federkiele bevor sie sich soweit im Griff hatte, dass sie den Brief verfassen konnte.
Am Abend zuvor waren Gäste im Kontor gewesen: die Askarier und die Valkensteiner hatten seit langer Zeit endlich einen ruhigen Abend verbringen können.
Bis zu dem Zeitpunkt, an dem Robert entschied sich wie ein Idiot zu verhalten...

Jelena schnaubte wütend und zerbrach eine weitere Feder. Daraus resultierte, dass ein großer Klecks Tinte auf dem Papier landete. Mit einem wüsten Fluch zerriss sie das Schreiben und warf es in den Kamin, bevor sie einige Minuten lang aufgebracht auf und ab lief und dabei halblaut vor sich hin murmelte.
Nachdem sie sich halbwegs wieder beruhigt hatte, nahm sie erneut Platz und verfasste ein kurzes Schreiben.
Sie siegelte es sorgfältig und übergab es einem Botenjungen:

"Bring das zur alten Taverne am Stadtrand. Es ist für Robert McManahugh bestimmt. Du brauchst nicht auf Antwort zu warten."
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Offline Wassilij

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Re: Rückkehr vom Knollenfest
« Antwort #14 am: 17. Okt 10, 23:06 »
Wassilij war Jelenas Stimmung nicht entgangen, und eigentlich wollte er einen guten Moment abwarten, aber verflucht, den wird es wohl nicht geben. Kaum das der Botenjunge Jelenas Raum verlassen hatte, klopfte Wassilij an die Tür.
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