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Autor Thema: Auf dem Weg nach Silbertor  (Gelesen 2458 mal)

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Offline Vanion

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Auf dem Weg nach Silbertor
« am: 28. Feb 11, 19:28 »
Kassos und Vanion hatten den Abend im Goldkrug genossen - und doch erfüllten Vanion mehr als zwiespältige Gefühle. Sein kurzes Gespräch mit dem Tiorspriester hatte ihn nicht weitergebracht, also hatte er das Angebot, mit ihm nach Silbertor zu reisen, angenommen. Sie waren am nächsten Tag mit der Sonne aufgestanden und hatten sich Pferde besorgt, dann waren sie im schnellen Kanter aufgebrochen. Als die Sonne sich zum Horizont neigte, saßen die Reisenden ab und schürten ein kleines Feuer am Wegesrand. Vanion stieß einen Pflock in den weichen Boden und band sein Pferd daran fest. Ein paar Handvoll Hafer mussten als Futter reichen. Dann brach er auf, um für Abendessen zu sorgen. Als er aus dem nahen Wald zurückkehrte, hatte er zwei Kaninchen über der Schulter. Nachdem Vanion ihnen das Fell abgezogen hatte und sie ausgenommen hatte, hängte er sie an einem Spieß über das Feuer. Der junge Mann setzte sich neben Kassos und schlag seine Arme um die Knie.
"Nun, Kassos - es wird Zeit. Wir sind gradewegs auf dem Weg nach Engonia, und ich weiß immer noch nicht, was ich von gewissen ... Bildern zu halten habe. Auch wenn du ein Priester Tiors bist und wohl kaum Lavinias Stimme vernimmst, du bist wenigstens hier. Was habe ich von alledem zu halten? Und was wird mich vor Engonia erwarten?"
« Letzte Änderung: 28. Feb 11, 19:58 von Vanion »
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Offline Dominic

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Re: Auf dem Weg nach Silbertor
« Antwort #1 am: 28. Feb 11, 19:54 »
Kassos hatte am Feuer PLatz genommen und hörte dem jungen Mann sehr genau zu,  blickte ihm fest in die Augen, als er zu sprechen begann. "Dich erwartet ein Krieg! Und da du ja bereits beschlossen hast daran Teil zu nehmen, weißt du ja was dich erwartet. Was dich danach erwartet, kann ich dir nicht mit Gewissheit sagen, doch eins weiß ich: Lavinia sandte dir diesen Traum, um dich zu beruhigen! Wie auch imer dieser Krieg endet, Lavinia wird ihre Hand über dich halten. Solltest du leben, wird sie an deiner Seite sein und solltest du fallen, wird sie dich zu sich nehmen. Was ich dir raten kann ist folgendes: Bekämpfe nicht deine Angst, denn sie macht dich vorsichtig und besonnen im Kampf. Bekämpfe nur die Zweifel und die Lähmung, die mit der Angst einher gehen! Nutze deine Gaben, wie auch immer sie geartet sind, denn die Göter hatten sicher gute Gründe, als sie dich zm Pilgerzug brachten. Vielleicht bist du es, der die entscheidende Tat vollbringt und den Krieg für uns entscheidet. Glaube an dich, wie Lavinia an dich glaubt." Ein Lächeln stahl sich in Kassos´ Gesicht. "Und dieses, "Ich rede nur mit dir weil kein anderer da ist", werde ich einfach übergehen."
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Offline Vanion

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Re: Auf dem Weg nach Silbertor
« Antwort #2 am: 28. Feb 11, 20:07 »
Vanion musste nun seinerseits grinsen. In solchen Zeiten eine lustige Bemerkung von einem Tiorspriester zu hören war... seltsam.
"Das ist doch nicht alles. Weißt du, ich habe viele Fehler begangen, und das obwohl ich noch nicht viele Winter gesehen habe. Allein mein Verhalten Jelena gegenüber.
All das, was Marius mir einst in Lavinias Namen sagte, scheint nun leer und fad zu sein. Seine Worte liegen trocken auf meiner Zunge, und doch glaube ich daran! Als ich nach Engonien kam, war Marius derjenige, der mir Lavinia nahegebracht hat. Er sprach von Idealen wie Liebe, wie Freundschaft! Und nun ist er auf und davon." Vanions blick versank in der Glut. "Ich war ein leichtsinniger Mann, der in den Tag hineingelebt hat und das tat, worauf er Lust hat. Selbst jetzt stelle ich mich den Leuten noch als 'Vanion Bachlauf, Glücksritter und Tunichgut, ganz zu Euren Diensten!' vor - doch diese Leichtlebigkeit ist vorbei. Ich fühle mich schwermütig, und nun fange ich auch noch an, von Göttern zu träumen! Versteh mich recht, es war ein wunderbarer Traum. Solch Geborgenheit hab ich noch nie erfahren. Aber ich gehe ins Ungewisse, und dieser Weg ist - fremd. Ich gehe nicht länger den Weg von Kneipe zu Kneipe, von Arbeit zu Arbeit - sondern ich gehe von Scharmützel zu Schlacht, von Krieg zu Gemetzel. Und ich habe Angst, mich selbst zu verlieren. Ich finde die derben Scherze in den Kaschemmen nicht mehr lustig, die Nacht mit der Schankmaid ist...befriedigend, aber nicht erfüllend. Ich verändere mich, Kassos. Und ich hab Angst davor."
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Offline Dominic

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Re: Auf dem Weg nach Silbertor
« Antwort #3 am: 28. Feb 11, 21:35 »
"Marius ist ein Verräter!", sagte Kassos etwas zu schnell und zu zornig. Er atmete tief durch. "Aber auch wenn er nicht mehr an das glaubt was er einst sagte, so heißt es nicht, dass er nicht Recht hatte. Lavinia hat Ihr Wort durch ihn an dich gerichtet und du hast sie vernommen, das ist alles was zählt!" Der Priester legte sich auf den Rücken und starrte zu den Sternen. "Was die Kriege und Scharmützel angeht, so ist dies eine Entwicklung, die jeder von uns durch gemacht hat. Das macht es nicht viel einfacher, aber so ist es nun mal. Und dein Humor wird wieder kommen, da bin ich mir sicher. Wir haben die größte Schlacht unserer Zeit vor uns, das verändert uns alle."
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Offline Vanion

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Re: Auf dem Weg nach Silbertor
« Antwort #4 am: 01. Mär 11, 16:50 »
"Ich nehme das nicht auf die leichte Schulter, Kassos. Ich hab hier in Engonien eine Heimat gefunden, und ich stehe für diese Heimat ein.
Ich glaube, dass sich vor Engonia zeigen wird, was die Ideale, die Marius mir zeigte, wirklich wert sind - oder ob es doch nur ein reines Gemetzel, ganz im Sinne dieses alten Weges ist.
Was vertrittst du eigentlich genau? Ich hab von einem aus dem Söldnerbanner viel über den alten Weg erfahren - wenn du mich fragst, ein Haufen blutrünstiges Gewäsch. Der Kerl ist irre im Kopf,
das sag ich dir!"
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Offline Dominic

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Re: Auf dem Weg nach Silbertor
« Antwort #5 am: 01. Mär 11, 17:25 »
"Was ich vertrete? Ich verehre Tior ebenso als Kriegsgott, der er nun mal ist, aber nicht als Monster. Tior ist nicht gut, oder böse, wenn es doch so einfach wär. Ich predige Ehre und Stärke, sie Mord und dumme Opfer! Wenn das größte für sie ist, auf Tiors angebliche Ketten ein zu schlagen, warum bringen sie sich nicht alle gegenseitig um? Diese Dummköpfe. Tior gefällt es, wenn sich seine Diener messen und Stärke zeigen, aber nicht, indem sie andere von Hinten nieder stechen. Die sind alle Wahnsinnig und Grender ist der Oberirre! Ich vertrete also folgendes: Kämpfe um dich zu stärken, kämpfe nicht um aus Spaß zu morden, aber wenn du kämpfst, kämpfe um zu siegen!"
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Offline Vanion

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Re: Auf dem Weg nach Silbertor
« Antwort #6 am: 02. Mär 11, 22:16 »
"Und genau das ist doch .. sagen wir, eine Überzeugung, die ich nicht nachvollziehen kann. Krieg ist nichts Gutes! Krieg ist nur ein Mittel zum Zweck. Weißt du, das ist genau das, was Marius immer gesagt hat! Wir kämpfen, um zu Verteidigen! Wir kämpfen, um zu schützen! Wir töten, um zu bewahren, wir verstümmeln, um zu bewahren! Wir sind doch die Guten, oder nicht? Wir kämpfen nicht, um einen falschen Anspruch zu vertreten, wir kämpfen nicht, um Beute zu machen, wir kämpfen nicht für Geld! Gerhardt sagte zu mir, dass die Götter die Menschen als Schwerter einsetzen - und dass selbst Lavinia in diesen Zeiten einen Schild braucht. Konar als Tiors Auserwählter hat für Tausende Tote, für notleidende Kinder gesorgt, ja, Konar hat dafür gesorgt, dass selbst diejenigen, die gegen ihn sind, nicht einig sein können! Und dafür wird er bestraft werden! Wir werden ihn nicht töten, weil er Engonien beherrscht hat, wir werden ihn nicht töten, weil er nicht länger Tiors Auserwählter ist! Nein, wir werden ihn töten, weil er andere getötet hat. Und je mehr wir töten, desto mehr werden wir wie dieses Monstrum. Davor, und vor nichts anderem, habe ich Angst! Wahre Angst! Ob ich vor Engonia sterben werde oder nicht, wissen die Götter oder es steht in den Sternen oder..was auch immer! Aber all das Töten stumpft uns ab, es macht uns zu Ungeheuern. Das ist die Veränderung, von der ich spreche! Und ich weiß nicht, wohin mich das bringt und zu was mich das macht." Vanion war immer lauter geworden. Ein unheimlicher Glanz aus Härte, erstaunlicher Milde und fast panischer Unsicherheit erfüllte seine Augen, in denen sich das Feuer wider spiegelte. "Kassos, ich weiß nicht, inwiefern du dich verändert hast, seit du...seit du nicht mehr Albert bist, aber kannst du das nicht verstehen? Gerade du! Der neue Weg Tiors ist doch eben nicht mehr dieses Metzeln und Sieg um jeden Preis. Gib mir eine Antwort! Was erwartet mich vor Engonia? Was bei den Göttern erwartet mich?!"
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Offline Dominic

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Re: Auf dem Weg nach Silbertor
« Antwort #7 am: 03. Mär 11, 11:49 »
Der Priester wandte sich im Sattel und fixirte Vanion. "Dich erwartet all das, was du gerade gesagt hast! Das ist gewiss, doch erwartet dich dort auch, die Gnade der Götter! Der Grund ist, dass du eben nicht des töten Willens tötest, so wie es Konars Leute tun. Uns unterscheidet die Tatsache, das wir Gnade zeigen werden, auch wenn wir keine Gnade zu erwarten haben. Das ist es was dich erwartet und die Ruhe die sich auf deinen Geist legt, wenn alles vorbei ist. Wenn es endlich vorbei ist." Kassos blickte immer weiter durch Vanion hindurch, bis sein Blick in weite Ferne reichte. Dann schüttelte er den Kopf, als wolle er sich wieder ins Hier und Jetzt bringen. "Das ist die einzige Antwort die ich dir geben kann, Vanion, aber ich habe auch eine Frage an dich: Was war das für ein Verhalten Jelena gegenüber?"
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