"Die Nekaner ließen die Caldrier zuerst ewähren, doch als sie sahen, dass diese sich hier ein neues Reich erschufen, verlangten sie danach, dass es sich wieder Neka und damit Pydrakor unterwarf. Es kam zu dem, was wir heute als großen Bruderkrieg kennen. Tiotep war der Prinz des Krieges, ein wahrer Feldherr, voller Leidenschaft und Ehrgefühl, getrieben in dem Gedanken nie zu verlieren..."
Jelenas Stimme verlor sich ebenso wie ihr Blick, als sie Tioteps Gestalt stolz und aufrecht vor ihrem inneren Auge sah, dann trübte sich der Blick wieder und mit Trauer blickte sie wieder Albert an.
"Das Haus Middenfels herrschte bereits damals über großes Land und setzte sich gegen die Nekaner zur Wehr. Der Krieg zog sich über Jahre hin und in den späten Kriegsjahren ging die Herrschaft über Middenfels an eine junge, wunderschöne und ebenso wehrhafte Fürstin über. Destrutep, der göttliche General verlangte von Tiotep die Unterwerfung der Caldrier und Tiotep schickte sich an seinem Vater zu gehorchen, obwohl er insgeheim die Caldrier bewunderte. Doch wie konnte er seinem Vater und General widersprechen?"
Wieder verstummte Jelena und schien durch Albert durchzublicken. Eine seltsam unwirkliche Ruhe hatte sich in der Kammer breitgemacht, die geschäftigen Geräusche auf dem Flur waren gedämpft und im Raum selbst war nur das Flackern des Feuers und der Atem der beiden zu hören.
"Tiotep hatte einige Zeit zuvor sein Herz verschenkt... nein, das ist das falsche Wort. Er hat es im Zorn von sich geschleudert, das trifft es besser. Wie es dazu kam, das werde ich euch später berichten. Wichtig ist nur, das er es zu diesem Zeitpunkt nicht besaß. Tiotep trat nun an der Spitze seiner Roten Schwadron vor Burg Middenfels und verlangte die Unterwerfung. Die Middenfelser erzitterten, wie sollten sie sich einem Gott gegenüber behaupten? Doch wie konnten sie all das für das sie über Jahre hin gekämpft und Blut vergossen hatten, einfach aufgeben, ihre Freiheit opfern? Die Fürstin scharte an Kriegervolk um sich, was sie noch besaß und trat Tiotep gegenüber. Sie sprach mit großer Ehrerbietung, doch auch mit stählerner Entschlossenheit. Wie konnte sie sich dem Prinz des Krieges einfach ergeben und somit all seine Achtung verlieren? Sie würde Kämpfen, auch wenn die Aussicht auf Erfolg gering war. Tiotep fühlte sich gegen seinen Willen zu ihr hingezogen und als sie aufeinander trafen, da erfüllte ihn Leidenschaft und Liebe für diese Kriegerin und er beschloß an ihrer Seite für und nicht gegen die Caldrier zu streiten."
Jelena seufzte und trank einen kleinen Schluck Tee. Das Reden strengte sie immer noch an und ihre Stimme hatte einen heiseren Unterton bekommen.