Der Städtebund von Tangara > Fanada

Angekommen

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Mel:
Lucien nickte und verbeugte sich vor Vanion. Fanada schien doch kleiner als er dachte, so schnell konnte sich seine Anwesenheit doch sonst nicht rumgesprochen haben?!
"Oui, je le suis. Bonsoir monsieur." Er griff an seine Brust und zog einen zerknitterten Brief hervor, sauber mit Lorainnes Siegel gesiegelt und eine grünes Schnur herum, wie sie es sich in Knappenzeiten bei Simon angewöhnt hatte.
"Dieser ist für Euch, von der Herrin. Ich werde mich jetzt verabschieden und später wiederkommen, dann können wir reden. Scheint eine lange Nacht zu werden."
Er grinste und verbeugte sich noch einmal vor Sonja :"Madame!" und an Vanion gewandt deutlich leiser:"Bonne chance!"

Vanion:
Vanion nahm den Brief entgegen, dann schloss er die Tür hinter Lucien. Dann drehte er sich wieder zu seiner Mutter um.

Jelena:
Die Dunkelheit umschloss sie wie ein schützender Kokon, nur unterbrochem vom flackernden Herdfeuer. Falls Vanio versuchte im Gesicht seiner Mutter zu lesen, dann sah er nur unregelmäßig beleuchtete Ausschnitte die ihren Zügen etwas fratzenhaftes verliehen. Die Stille wurde von tapsigen Schritten unterbrochen als ein etwa 5 Jahre altes Mädchen aus dem hinteren Teil der Hütte auf sie zukam. Sie zog eine Decke hinter sich her und bemühte sich nicht über den Saum des Nachthemdes zu stolpern.
"Mama?"
Sonja schien aus ihrer Starre zu erwachen und zog das Kind zu sich auf den Schoß. Sie bereitete die Decke über ihr aus und begann sie zu wiegen. Mit einem Stich im Herzen konnte Vanion erkennen, dass es die gleiche, aus Stoffresten genähte Decke war, unter der er auch schon geschlafen hatte. Sonja selbst hatte sie aus den Resten ihres Hochzeitskleides und alten, vom vielen Tragen weich gewordenen Hemdes des Vaters genäht.
"Schlaf, Kleines... Mama ist da." murmelte sie ihrer Tochter zu ohne die Augen von ihrem Sohn zu nehmen.

Vanion:
Regungslos betrachtete Vanion das verletzliche kleine Wesen, das da so müde auf seine Mutter zugeschritten war. Es war ein deutlicher Kontrast - diese rosige Haut, die dunklen, gelockten Haare, das Unschuldige - gegenüber Vanions Erscheinung. Sein abgeranzter, schmutziger Gambeson, sein ungepflegtes Gesicht, seine notdürftig geflickten Hosen und nicht zuletzt das lange Schwert, das nur allzu deutlich sichtbar von seinem Gürtel herabhing, all das brachte Vanion dazu, sich wie ein Eindringling zu fühlen.
Umsichtig, kein allzu lautes Geräusch zu verursachen, löste er sein Schwert mitsamt Scheide vom Gürtel und lehnte es an die Wand. Die gesamte Szene erschien Vanion unwirklich und surreal.
Vorsichtig streckte er eine Hand aus. Zitternd bewegte er sie voran, bis seine schmutzige, dicke Hand den Kopf seiner kleinen Schwester berührte. Unendlich sanft strich er ihr übers Haar.
Ohne die Hand wegzuziehen, kniete er sich zu seiner Mutter nieder, sodass ihre Augen auf der gleichen Höhe waren. Langsam schob Vanion seine freie Hand auf die seiner Mutter zu und umfasste sie fest. Kein Wort fiel.

Jelena:
Sonja hielt die Tochter in der rechten Armbeuge und den Sohn mit der linken Hand zu sich heran, bis auch sein gelockter Kopf in ihrem Schoß lag. Sie strich ihm über das Haar, so wie sie es früher immer getan hatte, wenn er mal wieder Blödsinn angestellt hatte und von seinem Vater mächtig ausgeschimpft worden war oder sich sogar Ohrfeigen eingefangen hatte.
Ein trockener Husten durchbrach die Stille und dauerte eine Zeit lang an bis er wieder zu schweren, regelmäßigen und ein wenig pfeifenden Atemzügen geworden war.
"Er ist kein schlechter Mann, weißt du?" durchbrach Sonjas leise Stimme die Stille.
"Streng. Und Stur. Tief verwurzelt in seinen Ansichten. Aber sieh nur welch einen Mann er aus dir gemacht hat. Wie hätte er das schaffen können wenn er voller Schlechtigkeit wäre?"

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