Der Städtebund von Tangara > Fanada

Angekommen

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Jelena:
Sonja nickte stumm und stand mit Vania im Arm auf. Sie brachte sie zurück ins Bett, das Bett, in welchem Vanion früher geschlafen hatte, und deckte sie gut zu. Dann schürte sie das Feuer im Herd und winkte Vanion schließlich ihr zu folgen.
Der Bauernhof der Bachlaufs mochte nur klein sein, aber sie hatten hier immer gut gewirtschaftet und Hunger war ein seltener Gast vor dem Krieg gewesen. Es war sogar genug Geld gewesen um das Haus zu erweitern und so waren Vanions Eltern einige der ganz wenigen die ein Haus mit mehreren Zimmern besaßen. Das Zimmer in dem das Bett der Eltern stand war hinter den Herd gebaut worden, so dass ein kleiner Kamin die Wärme des Küchenfeuers weiterleiten konnte.
Verglichen mit den Räumen und Häusern die Vanion auf seinen Reisen in den letzten Jahren gesehen hatte war es bescheiden, aber das große Bett war von seinem Vater handgefertigt worden und er wusste das es im ganzen Haus kein Stück Leinen oder Wolle gab, welches seine Mutter nicht von Hand genäht oder bestickt hatte.
Sonja entzündete ein kleines Talglicht und trat leise an das Bett heran.
"Barak? Wach auf, bitte. Es ist jemand wichtiges gekommen."

Vanion:
Vanion trat ans Bett seines Vaters. Mit Bestürzung sah er das eingefallene Gesicht. Sein Vater war rasiert, was den jungen Mann überraschte - früher hatte er Barak immer nur mit einem satten Vollbart gesehen. Die Decke war von Baraks Oberkörper gerutscht, ein Verband verbarg die recht frische Wunde auf seinem Brustkorb. Instinktiv fasste Vanion an sein Knie, das von einer großen Narbe nun 'verziert' wurde, die er einem Soldaten vor Engonia zu verdanken hatte. Im flackernden Licht der Talgkerze beobachtete Vanion regungslos, wie sein Vater langsam aus seinem unruhigem Schlaf erwachte.
Barak sah ihn einfach nur ungläubig an, dann wandte er seinen Kopf Sonja zu. "Was...?", dann drehte er sich wieder zu Vanion. "Du.."
"Ja, Vater. Ich bin zurückgekommen." Vanion warf einen Blick zu Sonja, die nur den Kopf schüttelte. Vanion sank vor dem Bett seines Vaters auf ein Knie.
"Vater, es tut mir Leid. Es tut mir alles so Leid." Eine Träne floss aus Vanions Auge. "Ich - ich - hätte niemals.." Vanion verstummte und zog die Nase hoch, dann riss er sich zusammen.
"Ich bin zurück, Vater, und ich bitte dich um Verzeihung. Ich bitte dich, mich zurückzunehmen."

Jelena:
Barak schwieg eine Zeit lang, als ob er sich nicht sicher war ob er noch schlief oder schon aufgewacht war.
Schließlich legte er eine Hand auf Vanions Kopf und strich ihm fast schon schüchtern durch das Haar:
"Es ist gut dich zu sehen... Wir... sprechen morgen."
Er nahm die Hand zurück und schien wieder einzuschlafen.
Sonja legte ihre Hand auf Vanions Schulter und bedeutete ihm leise wieder mit nach vorne zu kommen.
"Vergiss nicht von wem du deinen Stolz und deine Sturheit hast." meinte sie mit einem kleinen Lächeln und versuchte im Gesicht ihres Sohnes zu lesen ob er sich abgewiesen fühlte.
"Du bleibst doch bis morgen, ja?"

Vanion:
Es war unbefriedigend, jetzt auf morgen vertröstet zu werden. Aber Vanion konnte seinen Vater verstehen. Zusammen mit Sonja ging er wieder die Treppe hinunter. Die beiden setzten sich vor den heimeligen Kamin, Vanion reichte seiner Mutter eine weitere Decke. Während Sonja Vania in ihrem Arm wiegte, begann Vanion zu erzählen. Vollkommen offen erzählte er seiner Mutter seine Geschichte, angefangen bei Abstürzen in Kneipen mit Marius, über die Anfangszeit mit den Sturmrufern, die Ereignisse in Tiefensee, bis er beim Pilgerzug und dem Kampf um Engonia angekommen war. Er erzählte, wie er mit Simon und Lorainne gemeinsam gekämpft hatte, von dem Auftreten der Szivarsgestalt, die Konar erschlug. Dann berichtete er von der eigentlichen Eroberung Engonias, wie er damals kühlen Kopf bewahrt hatte und Feinde, die sich ergeben hatten, vor wütendem Pöbel beschützt hatte, der einfach nur Rache nehmen wollte. Zu guter Letzt sprach er über die Ereignisse, die ihn zum Knappen gemacht hatten, und seine Reisen durch Engonien und darüber hinaus, im Namen Alamars. Es wurde später und später, Sonja blieb jedoch wach.
"Nun...mit dem endgültigen Eintritt in die Dienste von Lorainne werde ich Königin Leona von Donnerheim von Caldrien die Treue schwören. Vater wird daran schwer zu kauen haben, fürchte ich."

Jelena:
Sonja hatte Vanion geboren als sie 17 war. Barak war ein guter Ehemann, aber er war auch gute 15 Jahre älter als sie und verstand selten ihre Sehnsucht mehr zu sehen als den bekannten Weiler und alle paar Monate den Besuch bei der Schwägerin in der Stadt.
Bestürzt stellte sie so etwas wie Neid fest als ihr Sohn von all den fernen Orten und Erlebnissen sprach die ihr auf immer verschlossen bleiben würden. Ihr Blick fiel auf das inzwischen so erwachsene und auch harte Gesicht ihres Sohnes und von da auf das noch unschuldige ihrer Tochter. Es stimmt, sie hätte viel dafür gegeben die weite Welt sehen zu können, außer der einen Sache: ihre Kinder.
Damit zufrieden hörte sie weiter Vanions Geschichten zu und litt mit ihm als er gezwungen wurde die harsche Realität des Lebens in so kurzer Zeit und allein zu lernen.
Sie legte ihre Hand an seine Wange und zog ihn zu sich herunter um ihm einen Kuss auf die Stirn zu geben:
"Es tut mir leid das ich nicht für dich dasein konnte, mein Sohn. Aber du erzählst von Menschen die dir nahe gekommen sind, von neuen Freunden oder zumindest Weggefährten. Es ist mir egal in wessen Dienst du treten wirst aber ich könnte es nicht ertragen zu wissen das du in der Fremde alleine sein wirst!"

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